26. Oktober 2013

Fukushima und kein Ende: Eine Meckerecke

"Schweres Erdbeben erschüttert Fukushima" hieß es gestern in den Nachrichtentickern und Eilmeldungen deutscher Medien. Vor der japanischen Küste hatte sich ein Erdbeben der Stärke 7 ereignet. Zwar ist das ganze dann erwartungsgemäß glimpflich abgelaufen, aber dennoch macht die gestrige Nachrichtenlage einiges deutlich: Fukushima ist zum Nullpunkt des  politischen und offenbar auch des geographischen  Koordinatensystems vieler Journalisten geworden, und dies erfüllt freilich einen politischen Zweck.
­Der Zweck liegt in der Legitimierung der so genannten "Energiewende", die in ihrem Lauf weiterhin weder Ochs noch Esel aufhalten soll, insbesondere da das Murren über die Konsequenzen dieses energiepolitischen Husarenrittes zunehmend vernehmbar wird. Fukushima ist vor diesem Hintergrund enorm wichtig, eben zur Legitimation der Fortsetzung dieser aberwitzigen Politik. Inzwischen wissen sogar die Sprecher des demokratieabgabehungrigen öffentlich-rechtlichen Fernsehens den Begriff -japanisch korrekt- auf der zweiten Silbe zu betonen. Fukushima also statt des öden eingedeutschten Fukushima: Ein Begriff wird zur Institution. Sie fragen sich, wo das mit den Strompreisen noch enden soll? "Fukushima!" raunt es dunkel drohend im sinistren Chor. Sie sorgen sich um die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland? "Fukushima!" gellt es hysterisch kreischend und klingelnd in den Ohren. Ihr Gedächtnis narrt Sie, indem Sie sich fragen, woran doch gleich mehr als 60.000 Menschen im Frühjahr 2011 in Japan gestorben sind? "Fukushima!".

Als Angela Merkel 2011 die "Energiewende" ausrief, nahm ich zunächst an, daß sie aus demoskopischen Gründen die Nerven verloren hatte. Ich war sicher, daß diese Sau bis zur nächsten Bundestagswahl längst durchs Dorf getrieben sein und keine Rolle mehr spielen würde. Ich habe mich geirrt. Das Thema bildet seit nunmehr bald drei Jahren gleichsam einen roten Faden in der deutschen Berichterstattung. Jeder einzelne Liter belasteten Wassers wird auf seinem Weg in die annähernd unendliche Verdünnung des Ozeans sorgenvoll begleitet. Merkel hat damals nicht die Nerven verloren, ganz im Gegenteil. Sie hat -mutmaßlich sehenden Auges- eine wirtschafts- und industriepolitisch völlig falsche und in ihren absehbaren Konsequenzen fatale Entscheidung getroffen, damit aber absurderweise ihre Macht gesichert. Respekt.
 
Andreas Döding


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