"Jeder vierte Deutsche sieht einer Umfrage zufolge auch gute Seiten des Nationalsozialismus – bei Befragten über 60 sogar mehr als jeder Dritte. In einer am Mittwoch vorab veröffentlichten Forsa-Umfrage für den "Stern" bejahten 25 Prozent der Teilnehmer diese Aussage." So berichtet Focus-Online; so berichten viele andere Medien.
Ein Viertel der Deutschen also heimliche Sympathisanten der Nazis? Nein. Glücklicherweise nicht.
Sehen wir uns die Formulierung der Fragestellung an, nachzulesen im gedruckten "Stern" auf Seite 36: "Hatte der Nationalsozialismus auch seine guten Seiten (Bau der Autobahnen, Beseitigung der Arbeitslosigkeit, niedrige Kriminalität, Förderung der Familie)?"
Suggestiver geht's nimmer. Da wird den Befragten eine Liste dessen vorgelegt, was man - Sebastian Haffner hat das in dem Kaptitel "Leistungen" seiner "Anmerkungen zu Hitler" beschrieben - durchaus als Leistungen der Nazis betrachten kann; auch wenn Historiker Gründe haben, das zu relativieren. Gründe, deren Kenntnis man beim durchschnittlichen Befragten aber kaum voraussetzen kann.
Erstaunlich jedenfalls scheint mir, daß bei einer derart suggestiven Formulierung der Frage drei Viertel der Befragten der Suggestion widerstanden und trotzdem "nein" gesagt haben.
Ein bemerkenswerter Hinweis auf die demokratische Reife der Deutschen.
Oder doch nicht? Es gibt da noch andere Daten. Am 24. September berichtete die "Welt" über eine Umfrage, die gemeinsam von Infratest dimap und dem Institut für Politikwissenschaft der Martin- Luther- Universität Halle- Wittenberg in Sachsen- Anhalt durchgeführt wurde. In dieser Umfrage urteilten laut dem Bericht "96 Prozent, dass in der DDR 'nicht alles schlecht' gewesen sei."
Fast alle Sachsen- Anhaltiner verkappte Kommunisten? Keineswegs. Denn die meisten sind zufrieden mit der Bundesrepublik; nicht weniger als 79 Prozent bejahten die Aussage, daß die Demokratie die "beste aller Staatsideen" sei.
Die Aussage "Es war nicht alles schlecht in (dem Nazi- Reich, der DDR)" kann offensichtlich unterschiedlich verstanden werden:
Daß aber die 96 Prozent in Sachsen-Anhalt, daß die 25 Prozent bundesweit, die an der DDR bzw. am Nazi-System "nicht alles schlecht" gefunden haben, das in diesem dritten Sinn gemeint haben - dafür sehe ich keinen Anhaltspunkt.
Ein Viertel der Deutschen also heimliche Sympathisanten der Nazis? Nein. Glücklicherweise nicht.
Sehen wir uns die Formulierung der Fragestellung an, nachzulesen im gedruckten "Stern" auf Seite 36: "Hatte der Nationalsozialismus auch seine guten Seiten (Bau der Autobahnen, Beseitigung der Arbeitslosigkeit, niedrige Kriminalität, Förderung der Familie)?"
Suggestiver geht's nimmer. Da wird den Befragten eine Liste dessen vorgelegt, was man - Sebastian Haffner hat das in dem Kaptitel "Leistungen" seiner "Anmerkungen zu Hitler" beschrieben - durchaus als Leistungen der Nazis betrachten kann; auch wenn Historiker Gründe haben, das zu relativieren. Gründe, deren Kenntnis man beim durchschnittlichen Befragten aber kaum voraussetzen kann.
Erstaunlich jedenfalls scheint mir, daß bei einer derart suggestiven Formulierung der Frage drei Viertel der Befragten der Suggestion widerstanden und trotzdem "nein" gesagt haben.
Ein bemerkenswerter Hinweis auf die demokratische Reife der Deutschen.
Oder doch nicht? Es gibt da noch andere Daten. Am 24. September berichtete die "Welt" über eine Umfrage, die gemeinsam von Infratest dimap und dem Institut für Politikwissenschaft der Martin- Luther- Universität Halle- Wittenberg in Sachsen- Anhalt durchgeführt wurde. In dieser Umfrage urteilten laut dem Bericht "96 Prozent, dass in der DDR 'nicht alles schlecht' gewesen sei."
Fast alle Sachsen- Anhaltiner verkappte Kommunisten? Keineswegs. Denn die meisten sind zufrieden mit der Bundesrepublik; nicht weniger als 79 Prozent bejahten die Aussage, daß die Demokratie die "beste aller Staatsideen" sei.
Die Aussage "Es war nicht alles schlecht in (dem Nazi- Reich, der DDR)" kann offensichtlich unterschiedlich verstanden werden:
Wer der Aussage in diesem dritten Sinn zustimmt, dem wird man Sympathien für das jeweilige System zuschreiben können. Aber nur ihm.Erstens kann man das so verstehen, daß auch unter einem solchen Regime das Leben seine angenehmen Seiten hatte - man feierte, hatte Urlaub usw. Das ist in jeder Diktatur der Fall; selbst über die Zeit unter Saddam Hussein habe ich solche Berichte gelesen, wie man Abends am Euphrat dinierte usw. Zweitens kann gemeint sein, daß auch das betreffende System, obwohl insgesamt verbrecherisch, positive Leistungen - beispielsweise im sozialen Bereich - vorzuweisen hatte. Ob man das bejaht, dürfte von der, sagen wir, Tiefe der Analyse abhängen. Bei oberflächlicher Betrachtung wird man das leicht bejahen wollen. Wer genauer überlegt, wird meist zu dem Ergebnis kommen, daß diese "Leistungen" durch negative Seiten des Regimes erkauft wurden. Und drittens kann gemeint sein, daß das System in seinem Wesen positive Elemente hatte - daß also, sagen wir, das "Führerprinzip", der "demokratische Zentralismus", daß die Unterdrückung von Dissidenten, daß die von beiden Regimes betriebene "Erfassung" aller Bürger in Massenorganisationen etwas Positives seien.
Daß aber die 96 Prozent in Sachsen-Anhalt, daß die 25 Prozent bundesweit, die an der DDR bzw. am Nazi-System "nicht alles schlecht" gefunden haben, das in diesem dritten Sinn gemeint haben - dafür sehe ich keinen Anhaltspunkt.
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