14. August 2006

Zettels Meckerecke

Vom armen B.B.

Gerade ging die Brecht-Nacht in der ARD zu Ende; die Aufzeichnung einer Veranstaltung im Theater am Schiffbauerdamm.



Mein Haupteindruck: Rührend, entsetzlich. Wie eine Veranstaltung von Wagnerianern, die darauf beharren, den "Ring des Nibelungen" genauso zu spielen, wie es dem Meister vorgeschwebt hatte.

Wie er sich räuspert und wie er spuckt, so haben sie ihm das abgeguckt. Bis hinein in die Aussprache - alles streng brechtianisch. Gespenstisch kam mir das vor, wie eine Sekte, die ihre Rituale zelebriert.

Alles xfach gehört, und nun wieder mit gespielter Frische dargeboten; wie eine Versammlung ergrauter Berufsjugendlicher, die ihr "Im Frühtau zu Berge wir ziehn, Fallera ..." schmettern.



Lichtblicke in dieser Grufti-Veranstaltung? Ja! Milva! Die hat Brecht so gesungen, als hätte sie sich nie von Brecht instruieren lassen, wie man Brecht singen muß.

Angela Winkler, auch sie kein Gemeindemitglied, konnte halt nicht verbergen, daß sie eine gute Schauspielerin ist.

Und noch weniger konnte das Klaus Wowereit, der die Knallcharge so gab, wie man das kurz vor den Landtagswahlen von jemandem erwarten kann, der keine Schamschwelle kennt.

Sogar ein Brecht-Hemdlein hatte er angetan, der Klaus Wowereit.