24. August 2006

Randbemerkung: Die NPD und der Islamismus

Anläßlich der versuchten Kofferbomben-Attentate ist eine islamistische Organisation namens Hisb ut-Tahir in die Schlagzeilen geraten. Die Familie eines der mutmaßlichen Täter soll im Libanon Verbindung zu dieser Organisation haben. Daß die Attentäter selbst mit der Hisb ut-Tahir Kontakt haben, ist zwar bisher nicht bestätigt worden. Aber man interessiert sich nun jedenfalls für die Hisb ut-Tahir.

Dabei ist etwas Interessantes ausgegraben worden: Die NPD scheint der Hisb ut-Tahir durchaus nicht so unfreundlich gesonnen zu sein, wie man das angesichts der Fremdenfeindlichkeit der Rechtsextremen vermuten könnte.

Die "Tagesschau" der ARD hat dazu recherchiert, und Spiegel-Online hat es berichtet: Der NPD-Chef Voigt habe 2002 an einer Veranstaltung der Hisb ut-Tahir teilgenommen, und die Jugendorganisation der NPD "Junge Nationaldemokraten" habe Anfang 2003 in Duisburg eine Veranstaltung durchgeführt, auf der ein gewisser Shaker Assem als Redner aufgetreten sei.



Wer ist dieser Shaker Assem? "Shaker Assem, 38 Jahre, verheiratet, ein Sohn, derzeit wohnhaft in Duisburg. Geboren in Kairo; Vater Ägypter, Mutter Österreicherin. (...) Bis zum jüngst ausgesprochenen Verbot Repräsentatives Mitglied von "Hizb ut-Tahrir", einer islamistischen Partei, die weltweit, vor allem in Zentralasien, über bis zu 80.000, in Deutschland aber nur ca. 200 Mitglieder verfügen soll."

Diese Angaben entnehme ich - nein, nicht einer islamistischen Quelle, sondern der "Deutschen Stimme", herausgegeben vom NPD-Parteivorstand, Chefredakteur Holger Apfel, Stellvertretender Bundsvorsitzender der NPD. Sie stehen im Begleittext zu einem langen Interview, das Apfel mit Shaker Assem Anfang 2003 geführt hat. Überschrift des Interviews: "Palästina von den Zionisten befreien". Und dieses Interview ist nun wirklich lesenswert. Es ist lesenswert wegen der Punkte, in denen sich die beiden augenscheinlich einig waren.

Der eine liegt auf der Hand: Es ist ihre gemeinsame Haltung gegenüber den "US-Machthaber(n)" und dem "israelischen Staatsterrorismus" (beides Formulierungen von Holger Apfel). Interessanter ist aber die folgende Passage aus dem Interview, die sich mit der moslemischen Einwanderung nach Deutschland befaßt:
Deutsche Stimme: (...) Nun streben alle Parteien im Bundestag mit ihrer Integrationspolitik quasi die Zwangsgermanisierung der Zuwanderer an. Wie stehen Sie zu dieser Politik, die dazu führt, daß sowohl Deutsche als auch Ausländer ihre nationale Identität verlieren, indem sie ihrer Heimat, Kultur und Tradition systematisch entfremdet werden ? und wie stehen Sie zu der bekanntlich von der NPD propagierten Forderung »Ausländerrückführung statt Integration«?

Assem: (...) Ich kenne sehr viele Muslime in diesem Land und nur sehr wenige von ihnen fühlen sich wirklich wohl hier. Sobald sich die wirtschaftliche Situation in ihren Heimatländern durch die Gründung des islamischen Staates gebessert hat, werden die meisten von ihnen meiner Meinung nach wieder zurückkehren. (...) Anstatt in Deutschland wegen ihres Kopftuches angepöbelt und vom Arbeitsmarkt weitgehend ausgeschlossen zu werden, haben sie in ihren Ursprungsländern dann die Möglichkeit, ihren Glauben in allen Bereichen auszuleben. (...)



Da haben wir's: Der extremistische Islamist Assem und der extremistische deutsche Nationalist Apfel sind sich nicht nur in ihrer Gegnerschaft zu den USA und zu Israel einig, sondern auch, was die moslemische Einwanderung nach Deutschland angeht.

Sie sind sich einig in ihrem Kampf dagegen, daß die islamischen Zuwanderer sich integrieren. Die NPD, weil sie diese ja "zurückführen" will. Assem begrüßt es ebenfalls, daß moslemische Einwanderer wieder in moslemische Länder zurückkehren.



Eine bemerkenswerte Übereinstimmung zwischen rechten und islamistischen Extremisten.

Den Begriff "Zwangsgermanisierung" wiederum benutzt NPD-Apfel gemeinsam mit der extremen Linken; siehe beispielsweise diesen Aufsatz von Ulla Jelpke in der "Jungen Welt".

"Les extrèmes se touchent", sagt man in Frankreich - die Extreme berühren sich. Nicht nur, wenn es um die Stellung zur Politik Israels geht.