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1. April 2009

Zehn Wörter, die man gegenüber Moslems vermeiden sollte. Das Neueste zur Political Correctness. Sprache als politische Waffe

Der Westen hat es vorgemacht, vor allem die USA haben uns das vorgemacht, als in den siebziger, den achtziger Jahren die Sprache gereinigt wurde.

Wörter wie "Neger", "Zigeuner", "Eskimo", "Behinderter", "Blinder", "Tauber", ja sogar das deutsche "Fräulein" oder die "Frau Professor" wurden tabuisiert. Man konnte sie nicht mehr unschuldig verwenden. Wer sie entgegen der Tabuisierung benutzte, der setzte sich dem Verdacht aus, ein Rassist, ein male chauvinist, ein Elitärer, wenn nicht Schlimmeres zu sein.

Aufgrund dieses Drucks war es schließlich auch so, daß nur noch solche Leute diese Begriffe verwendeten. Diejenigen, die die Sprache als Waffe einsetzten, hatten auf der ganzen Linie gesiegt.

Denn die Sprache ist eine mächtige Waffe beim Kampf um kulturelle Dominanz. Das haben inzwischen auch die Moslems erkannt.

Oder jedenfalls hat es ein Autor erkannt, Chris Seiple, der sich am Wochenende im Christian Science Monitor Gedanken darüber machte, welche Begriffe und Ausdrücke man im Umgang mit Moslems vermeiden sollte. Titel: "10 terms not to use with Muslims", zehn Begriffe, die man gegenüber Moslems nicht verwenden sollte.

Er wolle, schreibt Seiple, "share the advice given to me from dear Muslim friends worldwide regarding words and concepts that are not useful in building relationships with them", die Ratschläge weitergeben, die ihm liebe moslemische Freunde aus aller Welt gegeben hätten, was Wörter und Begriffe angehe, die für den Aufbau einer Beziehung zu ihnen nicht von Nutzen seien.



Was dann in der Liste der zehn Begriffe kommen würde, habe ich zum Teil erwartet. Andere Begriffe, die ich erwartet hatte - "Kreuzzug" zum Beispiel, oder "Kolonialvölker" - kommen nicht darin vor. Bei der Mehrzahl der Begriffe hat es mir aber doch sozusagen die Sprache verschlagen.

Hier ist sie, die Liste der zehn Wörter, die man beim Umgang mit Moslems laut Chris Seiple vermeiden sollte; er ist übrigens Präsident eines Institute for Global Engagement, das für weltweite Religionsfreiheit eintritt:
1. "The Clash of Civilizations."

2. "Secular"

3. "Assimilation"

4. "Reformation"

5. "Jihadi"

6. "Moderate"

7. "Interfaith"

8. "Freedom"

9. "Religious Freedom"

10. "Tolerance"
Mit anderen Worten, Seiples "liebe Freunde" wünschen sich, daß wir auf so ungefähr alle Begriffe verzichten, die sich auf die Werte unserer Kultur beziehen - von Freiheit und Säkularität bis zu Toleranz und dem interreligiösen Dialog ("Interfaith").

Wie begründen sie das, die lieben Freunde? Nehmen wir zwei Beispiele:
8. "Freedom." Unfortunately, "freedom," as expressed in American foreign policy, does not always seek to engage how the local community and culture understands it. Absent such an understanding, freedom can imply an unbound licentiousness. The balance between the freedom to something (liberty) and the freedom from something (security) is best understood in a conversation with the local context and, in particular, with the Muslims who live there. "Freedom" is best framed in the context of how they understand such things as peace, justice, honor, mercy, and compassion.

8. "Freiheit". Leider sucht "Freiheit", wie es in der amerikanischen Außenpolitik zum Ausdruck kommt, nicht immer zu erfassen, wie die örtliche Gemeinschaft und Kultur sie versteht. Fehlt ein solches Verständnis, dann kann Freiheit unbegrenzte Beliebigkeit bedeuten. Die Balance zwischen der Freiheit für etwas (Handlungsfreiheit) und der Freiheit von etwas (Sicherheit) läßt sich am besten im Gespräch mit dem lokalen Kontext und vor allem den Moslems begreifen, die dort leben. "Freiheit" sollte am besten im Zusammenhang mit der Art und Weise gefaßt werden, wie sie Dinge wie Frieden, Gerechtigkeit, Ehre, Gnade und Mitleid verstehen.

9. "Religious Freedom." Sadly, this term too often conveys the perception that American foreign policy is only worried about the freedom of Protestant evangelicals to proselytize and convert, disrupting the local culture and indigenous Christians. Although not true, I have found it better to define religious freedom as the promotion of respect and reconciliation with the other at the intersection of culture and the rule of law – sensitive to the former and consistent with the latter.

9. "Religionsfreiheit". Leider vermittelt dieser Begriff allzu oft die Wahrnehmung, daß die amerikanische Außenpolitik sich nur um die Freiheit protestantischer Evangelikaler kümmert, Abtrünnige zu gewinnen und zu bekehren und damit die örtliche Kultur und die das Christentum der Einheimischen zu zerstören. Zwar stimmt das nicht, aber ich finde es besser, Religionsfreiheit als die Förderung des Respekts und der Versöhnung mit dem Anderen zu definieren; und zwar an der Schnittstelle zwischen Kultur und Gesetzlichkeit - sensibel für die erstere und in Übereinstimmung mit der letzteren.
Wenn ich Seiple nicht ganz falsch verstehe, dann will er mit dem letzten Satz sagen: Wir müssen sensibel für die Kultur der Anderen sein, auch wenn ihnen die Scharia vorschreibt, angebliche oder tatsächliche Ehebrecherinnen bis zum Hals einzugraben, die Ehebrecher bis zur Hüfte, und dann solange Steine auf sie zu werfen, bis sie eines qualvollen Todes gestorben sind. Und wir müssen die dortige Gesetzlichkeit respektieren, die nun einmal - auch wenn das nicht unbedingt unseren Wertvorstellungen entspricht - dies verlangt.



Wer ist schon Chris Seiple? Man könnte ihn vergessen, wenn er nicht eine Meinung bis zu ihrern absurden Konsequenzen vertreten würde, die im linken Lager, bis zu den "Linksliberalen", weit verbreitet ist: Kulturen sind nun mal verschieden. Wir respektieren, daß fromme Moslems Ehebrecherinnen steinigen. Dafür erwarten wir, daß sie es respektieren, wenn bei uns den Männern nur eine Ehefrau erlaubt ist.

Was schon etwas seltsam ist. Aber in Wahrheit ist es ja noch schlimmer. Denn während Leute wie Seiple dafür eintreten, die unmenschlichen "Werte" der Scharia zu respektieren, denken deren Verfechter natürlich überhaupt nicht daran, die westlichen Werte der Freiheit des Individuums, der Trennung von Staat und Religion, der Achtung von Minderheiten, kurz: der Aufklärung zu respektieren.

Mit anderen Worten: Seiple möchte gern, daß wir Toleranz im westlichen Sinn üben, und daß wir zugleich diesen westlichen Begriff der Toleranz gegenüber den Moslems verleugnen.



Für Kommentare bitte hier klicken. Mit Dank an Daniel Pipes. Titelvignette: Suleiman der Prächtige, zeitgenössische Darstellung. Public Domain.

28. März 2008

Zettels Meckerecke: Geert Wilders und die "besonnenen Reaktionen"

Ein Film wird ins Internet gestellt. Darauf passiert das, was Dirk Schümer in der FAZ so beschreibt:
Alarmstufe Rot in den Niederlanden. Ein Fax geht vom Innenministerium in Den Haag an alle Gemeinden im Land: Wilders' Film steht im Internet. Die holländischen Polizeicorps werden in Alarmbereitschaft versetzt, bei den Botschaften in muslimischen Ländern tritt ein lange ausgearbeiteter Stufenplan in Kraft, der Notrufrichtlinien, Reisewarnungen und für den äußersten Fall sogar Evakuierungen umfasst.
Was ist da los?

Ein Filmemacher, der auch Politiker ist, hat eine bestimmte Meinung zum Islam und drückt sie in diesem Film aus. So, wie andere eine vielleicht ebenso negative Meinung zum Christentum, zum Kapitalismus, zum Kommunismus, zu sonst einer Religion, einem Gesellschaftssystem oder was immer haben und das künstlerisch, agitatorisch oder - wie anscheinend hier - künstlerisch- agitatorisch umsetzen. (Das NRC Handelblad hat laut Schümers den Film in dieselbe Kategorie gestellt wie die Filme Michael Moores oder Gores "Eine umbequeme Wahrheit").

Also ein normaler, ja ein banaler Vorgang: Ist das ein Grund, die Polizei in Alarmbereitschaft zu versetzen?

Es scheint so.

Denn spätestens seit dem Streit um die "Mohammed- Karikaturen" wird eine intolerante, aufgeregte, ja gewaltsame Reaktion von Moslems auf derartige Kritik an ihrem Glauben offenbar nicht nur befürchtet, sondern nachgerade in Rechnung gestellt.

So daß es nun schon einen Aufmacher wert ist, wenn das Selbstverständliche zu berichten ist: Daß jemand seine Meinung in dieser filmischen Form ausgedrückt hat, ohne daß es sofort zu Demonstrationen und Aufruhr gekommen ist. Im Augenblick macht Welt Online mit der Schlagzeile auf: "Muslime reagieren besonnen auf Anti-Koran-Film".

Na toll. Da dürfen wir uns aber freuen.

So, nicht wahr, wie wir uns darüber gefreut haben, daß die amerikanischen Konservativen besonnen auf die Anti- Bush- Filme Michael Moores reagiert haben.

Und sogar die Umweltskeptiker haben besonnen auf das "Machwerk", auf "ein plumpes und pauschales Propaganda- Video" (so in der "Frankfurter Rundschau" Stephan Hebel über den Film von Wilders) von Al Gore reagiert.

Allerdings brachten diese besonnenen Reaktionen keine Schlagzeilen.



Alter Witz: "Heute habe ich meinem Hund eine Freude gemacht. Ich habe ihn erst geschlagen. Dann habe ich aufgehört. Da hat er sich gefreut".

Mit ihrer Intoleranz, mit ihren Reaktionen auf Rushdie, auf die Mohammed- Karikaturen haben es radikale Moslems fertiggebracht, daß wir uns wie der Hund im dem Witz schon freuen, wenn sie einmal nichts tun.

Zumindest nichts in Form von Demonstrationen und Aufruhr, zumindest bisher. Hinter den Kulissen allerdings scheinen Islamisten nicht untätig zu sein.

In Zettels kleinem Zimmer hat C. heute Abend um 19.53 Uhr zwei Sites verlinkt, die den Film zur Verfügung stellten. Eine davon tut es nicht mehr.

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13. März 2008

Zitat des Tages: "Faustrecht in Berlin"

In Berlin kann man sehr anschaulich studieren, was es mit jener Art von Toleranz auf sich hat, die sich vor allem darin zeigt, dass weit und breit kein Polizist zu sehen ist, der die Regeln durchsetzen und Verstöße sanktionieren würde: Das läuft auf das Gesetz des Stärkeren hinaus, aufs Faustrecht, auf den Krieg aller gegen alle - auf jene Zustände also, die durch die Begründung des Rechtsstaats eigentlich beendet werden sollten. (...)

Man muss angesichts solcher Zustände nicht gleich nach der Polizei rufen - es hilft aber, wenn man einen Blick in amerikanische Großstädte wirft, wo man lernen kann, dass Toleranz nichts ist, wenn sie nicht mit Zivilisiertheit einhergeht.


Claudius Seidl, ehemaliger "Spiegel"-Redakteur und heute Kulturchef der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" in einem lesens- und nachdenkenswerten Artikel über Toleranz und Intoleranz allgemein, über das Leben in Großstädten im Besonderen und über Berlin im ganz Besonderen.

In dem Städte-Ranking, in dessen Kontext der Essay von Seidl heute publiziert wurde, liegt Berlin übrigens auf Platz fünf unter zehn Städten.

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