Star-Winds
It is a certain hour of twilight glooms,
Mostly in autumn, when the star-wind pours
Down hilltop streets, deserted out-of-doors,
But showing early lamplight from snug rooms.
The dead leaves rush in strange, fantastic twists,
And chimney smoke whirls round with alien grace,
Heeding geometries of outer space,
While Fomalhaut peers in through southward mists.
This is the hour when moonstruck poets know
What fungi sprout in Yuggoth, and what scents
And tints of flowers fill Nithon's continents,
Such as in no poor earthly garden blow.
Yet for each dream these winds to me convey,
A dozen more of ours they sweep away.
H. P. Lovecraft
Sternenwinde
Es gibt die Stunde, wenn die Dämmerung sinkt,
Zumeist im Herbst, wenn Sternenwinde wehen
Den Hügelweg herab und durchs verlassene Feld
Und früher Lampenschein die Zimmer sacht erhellt.
Wenn tote Blätter sich in wilden Kreisen drehen
Und Rauchfahnen in sachten Schwaden treiben
Und Bahnen, nicht von dieser Welt, beschreiben
Und Fomalhaut im Süden durch den Nebel blinkt.
Das ist die Zeit, wenn irre Dichter träumen
Von Pilzen auf dem Yuggoth, wenn sie die Farben sehn,
den Duft der Blumen riechen, die Nithons Gestade säumen,
Wie sie in keinem Garten hier auf Erden stehn.
Und doch: mit jedem Traum, den mir die Winde bringen
Lassen sie ein Dutzend von den unseren verklingen.
(Lovecraft, "Star-Winds," Manukript. Digitalisat der Lovecraft Colldection der Brown Univsersity.)
* * *
I.
Als ich vor einer Woche, am Sonntag, dem 7. Mai 2023, mit der Materialsichtung für diesen Beitrag begonnen habe, gab es dafür keinen „aktuellen“ Anlaß. Auslöser waren vielmehr zwei Fundstücke im Zusammenhang mit dem Werk des heute fast völlig vergessenen englischen Zeichners astronomischer Sujets. Scriven Bolton (1883-1929), dessen Darstellung der Südpolregion des Erdmondes den meines letzten Beitrag hier gebildet hat. Am Montag nun ist die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA so freundlich gewesen, einen solchen „aktuellen Aufmacher“ nachzuliefern.
(Scriven Bolton in seinem Garten in Leeds 1907 bei der Sonnenbeobachtung)
(Scriven Bolton, Saturn am 18. Dezember 1910)
(Aurora borealis, gesheen von Leeds, am 8. November 1915)
Wie ich in meinem letzten Beitrag geschrieben habe, war Thomas Simeon Scriven Bolton,, der sein ganzes Leben in Leeds, auf halber Strecke zwischen London und Schottland gelegen, verbrachte, im Zivilstand wie sein Vater im Mineralölhandel tätig. Seine Passion galt allerdings der Astronomie, und seine (bescheidene) Bekanntheit zu Lebzeiten verdankt sich den zahlriechen Illustrationen zu astronomischen Themen, als er als einer der ersten Zeichner versuchte, solche Motive „realistisch,“ nach den Vorgaben der Erkenntnissen der Wissenschaft, umzusetzen. Sie erschienen unter anderem in den drei massiven Bänden des Referenzwerks „Splendour of the Heavens: A Popular: A Popular Authoritative Astronomy,“ die von T.E.R.Phillips und W.H.Steavenson zwischen 1923 und 1928 im Verlag Hutchinson herausgegeben wurden. Zwischen 1918 und 1924 erschienen zudem dreizehn Beiträge von ihm in der amerikanischen Zeitschrift „Popular Science.“ Aber die meisten seiner Zeichnungen erschienen in der wöchentlich erscheinenden „Illustrated London News,“ die seit 1842 dem aufkommenden Massenlesepublikum vorgeführt hatte, was man unter einer „Illustrierten“ zu verstehen hatte. Die „ILN“ war zwar zu Beginn des 20 Jahrhunderts längst von der Photographie beherrscht – außer in solchen Fällen, in das Motiv den Einsatz einer Kamera ausschloß, wie in diesen drei Beispielen aus der Ausgabe vom 4. Mai 1912 zu sehen ist, die vollständig dem Tagesgespräch jener Wochen gewidmet war, dem Untergang der R.M.S. „Titanic“ vor den Great Banks von Neufundland am 15. April 1912.
Bei Boltons Beiträgen handelte es sich in der Regel um Kohlenzeichungen, in schwarzweiß oder Farbe, die eine gesamte Seite der Zeitschrift im Format 30 mal 40 Zentimeter füllten und eine kurze, zumeist tagesaktuelle Meldung oder Neuentdeckung aus dem Bereich der Sternkunde illustrierten – wie in der Ausgabe vom 11. Juli 1923, in der Hypothese illustriert wird, bei der Oberfläche des Jupiter könnte es sich um ein Meer aus geschmolzenem Gestein handeln, mit „Wellen von einer Höhe von 100 Meilen“ - eine Idee, die schon vor 100 Jahren leicht abenteuerlich anmutete, als man bei den vier Gasriesen des Sonnensystems noch allgemein davon ausging, daß sie feste Oberflächen besäßen.
Oder in der Ausgabe vom 22. April 1922, in der kurz die Frage angerissen wird, ob die Erde einen „Schweif,“ vergleichbar dem Schweif eines Kometen, nur wesentlich lichtschwächer, besitzt – eine These, die 1899 vom Astronomen John Evershed (1864-1956) am Observatorium Kodaikanal im indischen Madras vorgeschlagen worden war, um das Phänomen zu erklären, das auch im Englischen den Namen „Gegenschein“ trägt. Während die meisten Astronomen wie Edward Everett Hale diese sehr schwache Leuchterscheinung, das der Position der Sonne genau entgegengesetzt auftritt, für die Reflektion von Sonnenlicht an interplanetarem Staub, deuteten, schlug Everard vor, hochenergetische Strahlung von der Sonne könnte Gas in den obersten Bereichen der Atmosphäre so aufheizen, daß sie sich aus der Erdanziehung lösen und wie bei Kometen zum Leuchten angeregt würden.
("Lifting the Veil from Venus," Popular Science Magazine, November 1924)
* * *
II. Das erste Fundstück
Oder in der Ausgabe Nr. 4295 der ILN vom Samstag, dem 30. September 1921. Dort sind auf Boltons Darstellung helle Schleier zu sehen, die leuchtend den Nachthimmel erhellen. Unter der Überschrift „Eine himmlische Überraschung“ heißt es kurz und bündig:
„Der Schweif eines geheimnisvollen Kometen, wie er 'frontal' von der Sternwarte auf dem Königstuhl in der Nacht vom 8. auf den 9. August gesichtet wurde, als er augenscheinlich die der einhüllte.“
Als jemand, der mit der Geschichte der Himmelskunde nicht ganz unvertraut ist, stutzt man an dieser Stelle. Daß die Erde im Jahr 1921 den Staub- oder Gasschweif eines Kometen passiert haben soll, davon wissen die diversen Titel zum Thema Kometen, die hier als Referenzwerke auf den Regalen stehen, nichts. Anders ist es mit der berühmtesten – und einzigen - Passage dieser Art, die 12 Jahre vorher beim Erscheinen des Halleyschen Kometen stattfand. Die damalige „Kometenpanik“ gehört zur verläßlichen Folklore der Astronomiegeschichte. Der berühmteste aller Kometen war am 10. April zuerst mit bloßen Auge sichtbar geworden, zehn Tage bevor er den sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreichte. Aus den Bahnberechnungen bei dieser Annäherung ergab sich, daß die Erde am 19. Mai durch den Schweif des Kometen fliegen würde, und am 10. Februar meldete die New York Times, daß Beobachtungen auf dem Yerkes-Observatorium die Absorbtionsbanden nachgewiesen habe, die auf das Vorhandensein von Blausäure hindeutete – oder genauer: auf die Präsenz von Dicyan, von dem befürchtet wurde, es könne sich mit dem Wasserdampf in der Erdatmosphäre zu Blausäure verbinden. („Yerkes Observatory Finds Cyanogen in Spectrum of Halley’s Comet”). Für die Medien war die Androhung des Weltuntergangs natürlich ein gefundenes Fressen, auch wenn so gut wie überall die Skepsis überwiegte und die Karikaturisten vom Londoner „Punch“ bis zum Münchner „Simpliccissimus“ das als Steilvorlage nutzten, um Witzzeichnungen panischer Spießbürger zu bringen, denen Scharlatane Regenschirme und Fluchtgelegenheiten per Zeppelinflug zum Mond anzudrehen. (Daß diese Cartoons als Beleg dafür herhalten müssen, daß es einer solche „Kometenpanik“ tatsächlich gegeben haben soll, ist wohl nur folgerichtig. Es ändert aber nichts daran, daß sie ebenso ein Phantom ist wie die „Panik“ vor der Invasion der Marsianer, die zu Halloween 1938 fünf Millionen US-Bürger - oder wahlweise „die halbe Ostküste“ - in Angst und Schrecken versetzt haben soll, als Orson Welles den „Krieg der Welten“ von H. G. Wells im Stil einer aktuellen Radioreportage inszenierte.)
Bei der Beobachtung des tatsächlichen Durchgangs, der sechs Stunden dauerte, vermeldeten die Zeitungen anderntags, daß nicht einmal die geringste Leuchterscheinung oder eine Schwankung des Magnetfelds aufgetreten war. In Prag, in den die Gazetten im Vorfeld groß berichtet hatten, notierte Franz Kafka in seinem Tagebuch: „Kometennacht 17./18. Mai. Mit Blei, seiner Frau und seinem Kind beisammengewesen, mich aus mir heraus zeitweilig gehört, wie das Winseln einer jungen Katze beiläufig, aber immerhin. Wieviel Tage sind wieder stumm vorüber; heute ist der 28. Mai. Habe ich nicht einmal die Entschlossenheit, diesen Federhalter, dieses Stück Holz täglich in die Hand zu nehmen. Ich glaube schon, daß ich sie nicht habe. Ich rudere, reite, schwimme, liege in der Sonne. Daher sind die Waden gut, die Schenkel nicht schlecht, der Bauch geht noch an, aber schon die Brust ist sehr schäbig.“ Nicht nur, daß Kafka sich hier im Datum irrt – offenkundig konnten ihn weder Weltuntergang noch der Ausbruch des Weltkriegs („nachmittags Schwimmschule“) aus seiner Lethargie reißen.
Näheres zur mysteriösen Leuchterscheinung vom August 1921 fördert eine kurze Suche im Gedächtnis des Weltarchivs zutage, in Gestalt einer Miszelle des Heidelberger Astronomen August Kopff (1886-1960), der als Entdecker von 28 Asteroiden im Gedächtnis geblieben ist, in den „Naturwissenschaften“ vom 3. März 1922 (Jg. 10, Heft 9), unte dem Titel Die Kometenerscheinung vom 7. Und 8. August 1921.
Mitte August gingen durch die Tagespresse Meldungen über zwei astronomische Wahrnehmungen verschiedener Art, die mit größter Wahrscheinlichkeit in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Einmal wurden in der Nacht vom 8. auf den 9. August an der Königstuhlsternwarte in Heidelberg und auch an einigen anderen Stellen helle Streifen beobachtet, die *M. Wolf* in den Astronomischen Nachrichten Bd. 214 S. 69 genauer beschreibt. Auch *C. Hoffmeister* in Sonnenberg gibt an derselben Stelle eine ähnliche Beschreibung.
Der sternklare Himmel war von mehreren breiten, geraden, parallelen leuchtenden Bändern überquert, die sich von OSO nach WNW erstreckten. Die Streifen strahlten in mildem, weißem Licht und nachten den Eindruck hoher Cirrusstreifen. Das Licht der Sterne schien ungeschwächt durch die Bänder hindurch. Die hellsten Stellen besaßen etwas die Helligkeit der Milchstraße in Sobieskis Schild. Um 13 Uhr 30 Minuten (M.E.Z.) wurden in Heidelberg drei Bänder besonders hell wahrgenommen. Das südlichste Band war am hellsten und schnitt die Milchstraße senkrecht, wodurch de Anblick eines mächtigen Kreuzes hervorgerufen (216) wurde. Die hellen Bänder bewegten sich äußert langsam quer zu ihrer Erstreckung. Gegen Morgen verblaßten sie mehr und mehr.
Daß im Allgemeinen der Erscheinung nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt wurde, liegt wohl zum größten Teil daran, daß die beobachteten Bänder große Ähnlichkeit mit Cirrusbändern besaßen und für solche gehalten werden konnten. Da sie aber selbst um Mitternacht am Südhimmel wahrgenommen wurden, so wäre man bei dieser Deutung zu ganz unmöglich großen Wolkenhöhen gekommen.
Ein Weg für die Erklärung der außergewöhnlichen Himmelerscheinung ergab sich sofort durch eine aus Amerika auf telegraphischem Weg eingetroffene und ebenfalls zuerst durch die tagepresse verbreitete Nachricht (vgl. Astronomische Nachr. Bd. *214*, S. 69 und S. 135). Danach war am 7. August am Lickobservatorium (Californien) bei Sonnenuntergang in der Nähe der Sone (3° östlich und 1° südlich) ein sternartiger Himmelskörper gesehen worden, der die Venus an Helligkeit übertraf. Außer dieser Beobachtung liegen weitere Meldungen über ein in der Nähe der Sonne gesehenes helles Objekt aus Deutschland und Amerika vor. Jedoch stehen diese unter sich im Widerspruch und bedürfen weiterer Aufklärung. Am wahrscheinlichsten ist nach Ansicht der Astronomen des Lick-Observatoriums, daß das beobachtete Gestirn der Kopf eines Kometen war. Die in der Nacht des 8. August wahrgenommenen hellen Bänder waren dann als Teile von dessen Schweif anzusehen.
Diese Auffassung steht durchaus in Einklang mit unseren Kenntnissen über die Bahnen und die physische Beschaffenheit der Kometen. Es können Kometen in Sonnenähe gelangen und darauf den Bereich der Planeten wieder verlassen, ohne daß wir sie von der Erde aus wahrnehmen, sobald nämlich die für die Beobachtung überhaupt in Frage kommende Bahnstrecke ganz in den Taghimmel fällt. Nur ausnahmsweise wird ein solcher Komet in der Nähe der Sonne eine derartige Helligkeit erreichen, daß er das Tageslicht überstrahlt. Das am 7. August beobachtete Himmelsobjekt gehört zweifellos zu dieser besonderen Gruppe von Kometen.
Dem mysteriösen Kometen war allerdings kein langes Leben beschieden. Die New York Times meldete am 21. August 1921 berichtete die New York Times aus Paris: „Astronomen aus ganz Europa haben jede Nacht nach dem Lick-Stern gesucht. Bisher ist es ihnen nicht gelungen, einen Stern, einen Kometen oder einen anderen Himmelskörper zu finden, auf den die Beschreibung in irgendeiner Weise zutreffen könnte. Mehrere französische Astronomen bitten um weitere Informationen.“ Am 30. Oktober las man, ebenfalls in der New York Times, „die geheimnisvolle Erscheinung vom 7. August sei von Professor Henry Norris Russell aus Princeton definitiv als ein großer Komet identifiziert worden.“ Aber da bis dahin und in der Folgezeit keine weiteren Beobachtungen eingingen, die die Natur der Erscheinung endgültig aufzuklären, entschieden sich die Herausgeber des offiziellen Registers der Kometenerscheinungen am 3. Januar 1922, sie nicht in ihre Liste aufzunehmen. Zu der Heidelberger Leuchterscheinung vom 8. August 1921 heißt es abschließend in J. A. Pearces Miszelle „The Unidentified Bright Object Seen Near the Sun, August 7, 1921,“ die im Dezember 1921 im Journal of the Royal Astronomical Society of Canada (Band 15, S.364-67) erschienen ist: “Astronomische Nachrichten Nr. 5116 enthält eine vollständige Beschreibung der Bänder, die jetzt für eine Nordlichterscheinung angesehen werden.“ (“Astronomische Nachrichten No 5116 contains full particulars oft he luminous bands seen and which now are believed to have been auroral.”)
(Marcel Duchamp. Photo: Man Ray)
Aber an anderer Stelle hat dieser geheimnisvolle Komet seine Spur hinterlassen – und auch hier ist er in der Literatur oft als etwas anderes gedeutet worden, als er „in Wirklichkeit“ war. Nämlich auf dem Hinterkopf des Dadaisten und notorischen Avantgardefexes Marcel Duchamp, der sich im Spätsommer 1921 von seinem Bekannten und Künstlerkollegen Georges de Zayas eine fünfzackige Tonsur rasieren ließ, die von Man Ray im Bild festgehalten worden ist. In den Büchern zur Kunstgeschichte ist dieser Stern immer wieder als Sowjetstern gedeutet worden – verständlich bei der Provokationslust jener Künstlercliquen und ihrer notorischen Sympathie für den blutigen Umsturz in Russland und die Zerstörung aller „bourgeoisen Kultur.“ Aber die breite Spur, die sich von diesem hellen Fleck nach vorn über Duchamps Schädeldach zieht, macht klar, daß es sich hier nicht um diese Variante des „roten Sterns“ handelt.
Der „Geisterkomet“ vom 7. und 8. August war aber nicht der einzige Komet, der in diesem Jahr der Menschheit mit Ungemach drohte. Am 6. Mai 1921 machte der „Ulk,“ die Wochenbeilage des Berliner Tageblatts, mit einer „Der Zusammenstoß“ überschrieben Titelseite auf, in der es zur Erklärung hieß: „Nach den Zusicherungen unserer ‚Ulk‘-Astrologen wird der Pons-Winnecke-Komet, von den paradiesischen Zuständen auf unserer Erde unwiderstehlich angezogen, am achten Mai mit ihr unsanft zusammenprallen, wodurch alle bestehenden Konflikte ihre radikalste und einfachste Lösung finden dürften. Sollte aus diesem Anlaß das Erscheinen unserer nächsten Nummer eine Verzögerung erleiden, bitten wir unsere geehrten Leser bereits heute um Entschuldigung.“
Der Komet Pons-Winnecke zählt zu den kurzfristigen Kometen; seine Umlaufzeit beträgt 6,31 Jahre – er hält sich also innerhalb des Asteroidengürtels auf, wenn er nicht der Sonne auf 1,2 Astronomische Einheiten nahe kommt. (Es bedeutet auch, daß er erst seit einigen Jahrhunderten auf dieser Bahn laufen kann, weil sonst sein Gasvorrat aufgebraucht wäre und wir ihn nur noch als normalen Asteroiden sehen würden). Bei seiner ersten Sichtung verlief das Perihel noch deutlich innerhalb der Erdbahn; das blieb auch bis 1921 so. Bei den ersten Bahnberechnungen für die Sichtbarkeit in jedem Jahr sah es so aus, als würde der Komet im Juni 1921 mit der Erde zusammenstoßen – erst die genauen Positionsbestimmungen von Edward Emerson Barnard (1857-1923) am 10. April ergaben, daß keine Gefahr bestand und der Komet sich nicht weiter an 1,04 AU an die Sonne annähern würde.
In einer kurzen Mitteilung in der Zeitschrift „Popular Science Monthly“ vom Juli 1921 hieß es dazu: „Ein Kometenschweif besteht aus so dünn verteilter Materie, daß er völlig verschwindet, wenn er sich der Erde nähert oder sie berührt. Unsere Atmosphäre bildet einen Schutzschild vor dem Auftreffen von Kometenmaterie, indem sie sie als Gas verteilt, bevor sie die Oberfläche der Erde erreicht. Ansonsten wäre eine Begegnung mit dem Kopf eines Kometen eine ziemlich unangenehme Sache.“
Die ganzseitige Zeichnung, die diese Miszelle begleitete, stammte übrigens von Scriven Bolton.
III. Das zweite Fundstück
… findet sich in der Ausgabe der „Illustrated London News“ vom Samstag, dem 12. Januar 1929. Dort erschien auf S. 53 eine kleine Meldung unter der Überschrift: „Ein ‚X‘ des Himmels – der hypothetische Planet“:
Herr Scriven Bolton schreibt: „Die mathematischen Untersuchungen von Professor W. H. Pickering haben zur Suchen nach einem neuen Planeten geführt, der im äußeren Bereich des Sonnensystems vermutet wird. Seine Position ist aus den Störungen in der Längenbewegung errechnet worden, die bei den drei Planeten aufgetreten sind, die am weitesten von der Sonne entfernt sind – Saturn, Uranus und Neptun. Die Abweichung dieser Planeten von ihren vorausberechneten Positionen im Lauf der letzten hundert Jahren ist auf die Anziehung eines unbekannten Planeten zurückgeführt worden, dessen Position aus den Änderungen der Länge und den Zeitpunkten der drei genannten Planeten errechnet worden ist. Sein Durchmesser wird auf 7000 Meilen (also erheblicher Kleiner als der der Erde) geschätzt; und sollte deshalb als ein Stern zwölfter Größenklasse, und in einem kleinen Teleskop schwach sichtbar sein. Bei einem Planeten dieser Größe in dieser Entfernung von der Sonne bedeutet es, daß seine Temperatur möglicherweise unter minus 300 Grad Fahrenheit liegt. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es der kälteste Planet unseres Sonnensystems und weist keine Spur von Leben auf. Wie es scheint, umkreist der die Sonne einmal in 165 Jahren. Während der Hälfte seines Jahres befindet er sich weiter entfernt als der Neptun, und verlegt damit die Außengrenze des Sonnensystems um 460 Millionen Meilen jenseits der Neptunbahn. Wie oben zu sehen, sollte er im Sternbild Krebs aufzufinden sein. Seine Position ist wie folgt berechnet worden: am 1. Januar: Länge 8 Stunden und 29 Minuten; am 1. Februar: Länge 8 Stunden, 27 Minuten. Breite 18,5 Grad Nord.
(Ausschnittsvergrößerung: Wo sich der Planet X nach den Berechnungen von Percival Lowell befinden sollte)
(...und wo sich Pluto am 1. Januar 1929 tatsächlich befand)
Fast auf den Tag genau 14 Monate später, am Dienstag, den 14. März 1930, umriß die New York Times auf ihrer Titelseite den Inhalt der Pressemitteilung, die das Lowell Observatory in Arizona am Vortag herausgegeben hatte, in ungewohnt blumiger Phrasierung:
“In the little cluster of orbs which scampers across the sidereal abyss under the name of the solar system there are, be it known, nine instead of a mere eight, worlds.”
„In der kleinen Schar von Weltkugeln, die unter dem Namen Sonnensystem die gestirnten Abgründe durcheilen, finden sich, es sei euch gesagt, neun statt nur acht Welten.“
Weiter im Text hier es, der neue Planet könnte möglichweise die Größe des Jupiters aufweisen und befinde sich in einer Entfernung von vier Millionen Meilen. In den ersten Meldungen der NYT (und dem Rest der Weltpresse) hieß das neue Familienmitglied des Sonnensystems zunächst noch „Planet X,“ wie es Percival Lowell, auf den die systematische Suche danach zurückging, 1906 vorgeschlagen hatte. Am 25. März 1930 tauchte der Name „Pluto“ zum ersten Mal in der Zeitung auf, nachdem Vesto Slipher, der Direktor der Lowell-Observatoriums, diese Namensentscheidung bekanntgegeben hatte – um sowohl an die Tradition anzuknüpfen, Planeten nach griechischen Göttern zu benenne, und zugleich, weil im Namen des Herrschers der Unterwelt die Initialen von Percival Lowell vorkamen.
Die Existenz eines massiven Planeten jenseits der Neptunbahn war in den Jahren zwischen 1877 und 1890 vermutet worden, als sich die Unregelmäßigkeiten, von denen Bolton in seiner Meldung schreibt, zeigten (oder zu zeigen schienen). Die Entdeckung des Uranus durch Herschel im Jahr 1786 war noch dem Zufall geschuldet; die Auffindung des nächsten Planeten, Uranus, durch den französischen Astronomen Urbain le Verrier, beruhte auf exakten Bahnberechnungen. Le Verrier hatte seine aus den Newtonschen Gleichungen ermittelte Positionsbestimmung am 18. September 1846 brieflich an seinen Kollegen Johann Gottfried Galle geschickt, der seit 1835 Beobachtungen an der Neuen Sternwarte in Berlin durchführte, und als die Post 5 Tage später in Berlin eintraf, entdeckte Galle den neuen Planeten noch am selben Abend mit dem Fraunhofer-Refraktor der Sternwarte, gerade eine Bogenminute von der errechneten Position entfernt. (Das Teleskop, heute im Deutschen Museum in München, besitzt einen Objektivdurchmesser von 24,9 Zentimetern und eine Brennweite von 4,32 m; ein gewisser Alexander von Humboldt hatte die Order zum Ankauf des Instruments am 9. Oktober 1828 nach München geschickt und sechs Tage darauf bei seinem König Friedrich Wilhelm 8500 Taler lockermachen können, um die Rechnung auch bezahlen zu können.)
Daß sich Lowell und Slipher, der seit 1901 an der Sternwarte tätig war, während der letzten 10 Jahre von Lowells Leben so intensiv auf die Suche nach dem neunen Planeten kapriziert hatten, war nicht zuletzt dem Bedürfnis Lowells geschuldet, seinen Ruf als ernstzunehmender Forscher in den Augen der Fachkollegen zu retten. Für die Zeitgenossen war Lowell der bekannteste und eifrigste Popularisator der Theorie von den „Marskanälen,“ vom roten Planeten als Heimat einer hochentwickelten Zivilisation, die auf dem austrockenden Planeten ums Überleben kämpfte und mit diesen Kanälen das lebensnotwendige Waser von den Polkappen bis zum Äquator leitete. Was in den Büchern „Mars“ (1895“), „Mars and Ist Canals“ (1906) und „Mars as the Abode of Life” (1908) genau den Nerv des Publikums traf und uns bis heute immer neue außerirdische Heimsuchungen beschert, stieß bei seinen notorisch nüchternen und bis in die fünfte Nachkommastelle kalkulierenden Kollegen auf beachtliche Skepsis. Lowell hatte sein Observatorium in Flagstaff in Arizona 1894 errichtet in der Hoffnung, sichere Nachweise für die Existenz der feinen Linien zu erhalten, die sich alle zwei Jahre bei der Opposition des Mars zeigten. Daß wie winzigen runden Negative der Photographien, die angeblich die Existenz der Kanäle zweifelsfrei belegen sollten, nichts dergleichen erkennen ließen, machte die Sache nicht eben besser. (“New photographs of Mars: taken by the astronomical expedition to the Andes and now first published,” Century Magazine , Band 75, 1907, S. 303–11.)
(Lowell-Observatorium, Beobachtungskuppel für den Clark-Refraktor, noch mit provisorischer Schutzkuppel. Aufnahme 1897 oder 1898)
1906 begann Lowell eine – mehr oder minder – systematische Sucher nach dem Planeten X. Eine erste Durchmusterung von 200 Himmelsaufnahmen entlang der Ekliptik (also der Ebene, in der die Planeten ihr Zentralgestirn umlaufen) mit einer Belichtungszeit von jeweils 3 Stunden, in der Hoffnung, daß sich das langsam bewegende Ziel als Strich zeigen würde, blieb ohne Ergebnis, ebenso eine zweite Suche in den Jahren 1914 bis 1916 mit einem Linsenfernrohr von 23 Zentimetern freier Öffnung, das die Sproul-Sternwarte zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt hatte. Zudem schaffte Lowell einen Blinkkomparator der Firma Carl Zeiss an, der es erlaubte, zwei Aufnahmen des selben Himmelsareals, im Abstand von Wochen oder Monaten aufgenommen, schnell übereinander zu blenden und jedes sich bewegende Objekt als Punctum saliens, als springenden Punkt, sofort ins Auge, nun, springen zu lassen. Die Ironie des Schicksals will es, daß auf zwei der 1000 Aufnahmen dieser zweiten Durchmusterung , aufgenommen am 19. März und am 7. April 1915, Pluto am unteren Bildrand zu sehen ist - bei der Sichtung der Platten aber übersehen wurde, da das Team nach einem Lichtpunkt von 12 bis 13. Größenklasse suchte – gut hundertmal heller als der Lichtpunkt auf den Aufnahmen vom Januar und Februar 1930, die zur Entdeckung führten.
1915 veröffentlichte Lowell seine Monographie „Memoir of a Trans-Neptunian Planet,“ in der er zu dem Schluß kam, das gesuchte Objekt habe die siebenfach Masse der Erde – der Hälfte des Neptun -, befinde sich in einer Entfernung von 43 Astronomischen Einheiten und sollte eine Helligkeit von 12 bis 13 Größenklassen aufweisen. Als Lowell im November 1916 im Alter von 61 Jahren an einem Herzinfarkt starb, war dieses Scheitern dieser Suche die größte Enttäuschung seines Lebens.
Nach Lowells Tod verwickelte seine Witwe Constance (1861-1954) die Leitung der Sternwarte in guter Witwentradition in endlose Rechtshändel um Lowells Testament, den Verbleib des Nachlasses und die Übernahme der entstehenden Prozess- und Anwaltskosten, so daß das Projekt Planet-X für das nächste Jahrzehnt infolge finanzieller Dürre sowenig gedieh wie die Bewohner des roten Planeten. Erst nachdem Lowells Neffe Roger Lowell Putnam 1927 zum alleinigen Diirektor des Trusts für die Finanzierung der Sternwarte geworden war, konnten Slipher und Pickering sich wieder der Erforschung des Himmels widmen. Putnam konnte seinen Onkel A. Lawrence Lowell, den jüngeren Bruder von Percival Lowell und zu jener Zeit Präsident von Harvard, überreden, die fehlenden 10.000 Dollar zum Bau einer speziellen Plattenkamera zu spenden, die zu neuen photographischen Durchmusterung des Himmels vorgesehen war.
(Clyde Tombaugh am Blinkkomparator)
Für die herkulische Aufgabe der Sichtung dieser Aufnahmen heuerte Slipher den damals 22-jährigen Bauernsohn Clyde William Tombaugh an, der sich ab 1926 mehrere Spiegelteleskope selbst gebaut hatte und im Herbst 1928 ein par Zeichnungen, die er mit seinem 9-Zoll-Reflektor von Mars und Jupiter angefertigt hatte, an die Sternwarte in Flagstaff eingesandt hatte: zunächst für eine Probezeit von drei Monaten. Tombaugh hat später beschrieben, wie nervös und unsicher er war, als er am 15. Januar 1929 nach 28 Stunden Bahnfahrt in in der Wüste von Santa Fe in Arizona eintraf, ohne zu wissen, was von ihm erwartet wurde und ohne das Geld für Fahrkarte für die Rückfahrt in der Tasche.
Die neue 13-zöllige Objektivlinse, die von der Firma Alvin Clark speziell für diese Aufgabe geschliffen worden war, traf am 11. Februar 1929 ein. Nach ein paar Wochen Tests für die fertig montierte Optik begann die Reihe der Himmelsaufnahmen auf photographischen Platten im Format 35x44 Zentimetern – wobei es zur Sicherstellung der Abbildungsqualität nötig war, daß die Fokussierung des Lichtstrahls auf die Platten auf einen Fünftel Millimeter genau stimmte.
(Ein kleines Beiseit: diese eeue Suche ist wegen des völlig ungewissen Ausgangs nicht groß in den Journalen angekündigt worden. Daß Scriven Bolton dies am 12. Januar 1929 aufgegriffen hat, ist einer jener Zufälle, die ich an dieser Stelle schon des öfteren als „Webfehler in der Matrix“ bezeichnet habe.)
(Die Platten vom 23. und 30. Januar 1093, auf denen Pluto entdeckt wurde.)
Im September 1929 arbeitete sich Tombaugh systematisch durch das Himmelsareal im Sternbild des Fische und verglich die Bilder im Blinkkomparator während der Zeit, in der der Vollmond weitere Aufnahmen verhinderte. Die Milchstraße, die im Bereich des Sternbilds Stier die Ekliptik schneidet, sorgte für ein Sterngewimmel, daß das Vorwärtskommen beträchtlich aufhielt. Im Januar 1930 war er bis zum Sternbild Zwillinge gekommen, und am 18. Februar, um 4 Uhr Nachmittags Ortszeit, stieß er auf zwei Platten, die am 23. Und am 29. Januar belichtet worden waren, auf einen hin- und herhüpfenden schwachen Lichtpunkt, gut 6 Grad westlich der Position, die Lowell vorherberechnet hatte – nachdem er über 1000 Platten und mehr als eine Million Sterne gegeneinander abgeglichen hatte. Auf manchen Aufnahmen des Westbereichs der Zwillinge waren auf den Platten bis zu 400.000 einzelne Sterne zu sehen; Vesto Slipher und sein Bruder Earl hatten bereits im April 1929 die Aufnahmen dieses Himmelsareals überprüft und hatten in ihrer Hast, 700.000 Sterne in einem Zeitraum von 14 Tagen auf Standorttreue zu überprüfen, auf diesen Bildern -zum zweiten Mal – das „obskure Objekt ihrer Begierde“ übersehen.
* * *
IV. „Yuggoth“
Eine gehörige Portion Ironie liegt darin, daß es sich bei Pluto gar nicht um den gesuchten „Planeten X“ handelte, der die Störungen in den Bahnen von Saturn, Uranus und Neptun verursacht hatte. Lowell stützte sich bei seinen Berechnungen ausschließlich auf die Bahndaten des Uranus, auf den der unbekannte Himmelskörper natürlich die größten Störeinflüsse ausüben mußte. Von Anfang an wurden Zweifel in dieser Hinsicht laut – nicht am Status des Pluto als neunter Planet – denn hier waren die Bahndaten eindeutig. Auch im Lowells Kalkulationen waren noch vier weitere mögliche Positionen aufgetaucht, an denen ein Planet mit dem richtigen Abstand und der richtigen Masse vermutet werden konnte. Da das gefundene Objekt gut 100 Mal so lichtschwach war wie vorausberechnet, blieb nur die Annahme, daß es sich um ein außergewöhnlich dunkles Objekt handelt. Ein halbes Jahrhundert konnte alles, was über diesen Planeten sicher bekannt war, auf dem Rand eines Bierdeckels festgehalten werden. Bis 1977 gab es keine verläßlichen Abschätzungen über den Durchmesser, die Dichte oder die Rotationsdauer des Planeten. Erst als James Christie im Juni 1978 auf hochauflösenden Aufnahmen des United States Naval Observatory, ebenfalls in Flagstaff, aber gut 12 Kilometer westlich vom Lowell-Observatorium gelegen, eine periodisch auftretende Ausbuchtung entdeckte, konnten die Masse (0,002 Prozent der Erdmasse), der Durchmesser (2320 Kilometer) und die Tageslänge (6,9 Tage) genauer bestimmt werden. Statt eines kohleschwarzen Objekts erwies sich Pluto als äußerst reflektiv, mit einer Albedo von 0,52 – d.h. die Hälfte des Sonnenlichts, das er erhält, wird auch zurückgestrahlt.
Das absolute Nichtwissen über die Verhältnisse „dort draußen vor Ort“ machte den Pluto für die frühe Science Fiction zu einem so unattraktiven Reiseziel für die anderen Etappen der „Grand Tour,“ von denen ich an dieser Stelle in meinem Beitrag zu „Uranus“ (Zettles Raum vom 12. April 2023) berichtet habe. Stanton Coblentz verlegte die Handlung seines Romans in Wonder Stories Quarterly im Frühjahr 1931 in Windeseile „Into Plutonian Depths“ – es ging ihm offenkundig nur darum, der erste Autor gewesen zu sein, der dort sein Banner aufgepflanzt hatte. Stanley Weinbaums „The Red Peri“ (Astounding Stories, Dezember 1935) läßt seinen Helden ohne Raumanzug fünfzig Meter über die luftlose, dunkle Oberfläche zur rettenden Luftschleuse sprinten – und nimmt damit Dave Bowmans „extravehikuläre Aktivität“ aus „2001 -Odyssee im Weltraum“ um 33 Jahre vorweg. Aber ansonsten bot das kleine Weltchen erheblich weniger Reize als der „Transpluto,“ der gleich nach der Bekanntgabe von Tombaugh Entdeckung die Rolle des Störenfrieds im Grenzland des Sonnensystems übernahm. Mit einer Ausnahme.
(Providence, Rhode Island, Barnes Street Nr. 10. Google Street View mit Stand vom Dezember 2022. Lovecraft bewohnte die linke Hälfte des Untergeschosses.)
Drei Wochen, bevor sich die New York Times rhetorisch in „gestirnten Abgründe“ verirrte, hatte sich am 24. Januar gut 300 Kilometer weiter im Norden und Osten an der Küste des Atlantiks, in Rhode Island im Bundestaat Providence, der „alte Gentleman“ Howard Phillips Lovecraft, an seinem Schreibtisch im linken Untergeschoß des geräumigen Hauses aus den 1880er Jahren in der Barnes Street Nr. 10, daran gemacht, die bislang längste Erzählung aus seinem Zyklus um die „großen Alten,“ um Cthulhu & Co., zu Papier zu bringen. Als HPL die erste Fassung von „Der Flüsterer im Dunkeln“ („The Whisperer in Darkness“), am 7 Mai bei einem Besuch in Charleston in South Carolina abschloß, war das Konvolut erheblich umfangreicher als die 26.000 Worte umfassende Endfassung. Im Juni begann Lovecraft den Text gründlich zu überarbeiten, nachdem ihn sein Brieffreund Bernard Austin Dwyer ihn bei einem Besuch in Kingston im Juni einer gründlichen Kritik unterzogen hatte. „Mein ‚Flüsterer‘ befindet sich gerade im gründlichen Umbau. Er wird erheblich zusammengestrichen, und das Ende um einiges subtiler gestaltet“ (aus einem Brief an August Derleth vom 7. Juni). Als er die überarbeitete Fassung am 24. September abgeschlossen und ins Reine getippt hatte, umfaßte diese Version 52 engbeschriebene Seiten und 69 Schreibmaschinenseiten. Interessanterweise zeigt ein Blick auf diese Fassung, daß Lovecraft für die handschriftliche Version zumeist die Rückseiten der Briefe seiner Brieffreunde als Schreibmaterial benutzt hat. Farnsworth Wright, der Herausgeber von Weird Tales, akzeptierte den Text unverzüglich und zahlte Lovecraft das höchste Honorar, das er je in seinem Leben erhielt: 750 Dollar. Ursprünglich sollte die Erzählung als zweiteilige Fortsetzung erschienen, aber das „das einzigartige Magazin“ infolge der Weltwirtschaftskrise Anfang 1931 auf zweimonatiges Erscheinen umstellen mußte, wurde er geschlossen im August 1931 gedruckt.
(H. P. Lovecraft im Juni 1928 in Brattleboro, Vermont, vor dem Haus, das im "Flüsteter" zu Akeleys Wohnhaus wurde. Links Lovecrafts Bekanter Vrest Orton aus dem New Yorker Literaturzirkel Kalem Club, mit dem er das Haus für eine Woche mietete.)
In Lovecrafts Novelle geht es um die Entdeckung, daß in der ländlichen Wildnis von Vermont eine ganze Kolonie außerirdischer Wesen im Verborgenen lebt, die Mi-Go, von denen einige der Überschwemmung im November 1927 zum Opfer fallen. Professor Albert Wilmarth von der Miskatonic University erklärt in seinen Leserbriefen die Zeitungsberichte über die monströsen Kadaver zum üblichen Humbug von Revolverblättern. Daraufhin schreibt ihm Henry Wentworth Akeley eben aus Vermont, der die Verhältnisse über Jahrzehnte erkundet hat, daß diese Wesen nicht nur existieren, sondern „von dem jüngst endeckten neuen Planeten stammen, der in alten okkulten Schriften Yuggoth genannt wird.“ Ihr Aufenthalt auf der Erde dient dazu, hier Metalle zu schürfen, die auf dem Yuggoth nicht vorkommen. Als Akeley Wilmarth Photographien und Tonaufnahmen schickt, die seine These zu beweisen scheinen, ist dieser überzeugt.
Daß die Handlung daraufhin einen bedauerlichen Bruch ins Unlogische durchläuft, geben auch Parteigänger des Alten Gentleman gern zu. Während Akeley zu der Überzeugung kommt, daß ihm die Mi-Go auf die Schliche gekommen sind und nachts sein einsames Landhaus belagern, erhält Wilmarth kurz darauf einen Brief in völlig verändertem Ton: die Mi-Go haben Kontakt zu Akeley aufgenommen; sie sind keineswegs die Bedrohung, vor der er gewarnt hat; sie sind in der Lage, Menschen das Gehirn zu entfernen und es künstlich am Leben zu erhalten und so ausgewählte Gäste mit auf Reisen durch den Weltraum mitzunehmen; Akeley hat ihre Einladung zu einer Reise auf den Yuggoth angenommen und bitte Wilmarth, ihm vorher alle Briefe und Dokumente doch persönlich vorbeizubringen – eine Bitte, der Wilmarth bedenkenlos nachkommt. Der Akeley, der in am Ziel seiner Reise einläßt, ist von Kopf bis Fuß in Bandagen gehüllt, die nur Gesicht und Hände freilassen, und spricht mit einem seltsam hohen, mechanischen Krächzen, während er ihm von den Wundern des Alls, des Yuggoth und der galaktischen Weiten jenseits davon erzählt; er ist der Flüsterer, von dem der Titel spricht. Als Wilmarth nachts die pfeifenden, unmenschlichen Laute vernimmt, die er vom den Tonbändern her kennt, schleicht er sich in Akeleys Zimmer, ergreift er - endlich! – die gebotene Flucht: „Denn die Gegenstände in dem Sessel waren, perfekt bis zum letzten, feinsten Detail mikroskopischer Ähnlichkeit – oder Identität – das Gesicht und die Hände von Henry Wentworth Akeley.“
Beim Lesen stört diese Begriffstutzigkeit, die Akeley mit fast allen „Nicht-Helden“ Lovecrafts teilt, weniger als erwartet – zumal es dem Autor einzig und allein und die Erzeugung eines düsteren , sich bedrohlich und ausweglos verdichtenden Atmosphäre geht. Wer glaubt, daß einer seiner Protagonisten seiner Nemesis entgehen könnte, ist beim falschen Autor gelandet. Thematisch bildet „Der Flüsterer im Dunkeln“ im Zyklus der Cthulhu-Erzählungen aber einen thematischen Wendepunkt. Während die frühen Texte, angefangen mit „Cthulhus Ruf“ („The Call of Cthulhu“) aus dem Jahr 1926 das Personal der „Großen Alten, die vor Äonen aus den Tiefen des Alls gekommen sind,“ noch als dämonische Kräfte, fast als chaotische Elementarkräfte schildert, denen zu begegnen für Menschen Wahnsinn und Tod zur Folge hat, sind die Mi-Go zwar immer noch eine Bedrohung, weil sie auf die Eroberung der Erde aus sind, wie Akeley erkennen muß) – aber ihnen gehen alle übernatürlichen Attribute ab. Sie sind „Außerirdische,“ wie Leser und Zuschauer sie aus diesem Genre seit jetzt drei Generationen kennen. Sie sind das Produkt einer biologischen und kulturellen Evolution, und was sie können, verdankt sich nicht der Macht verbotener Scharteken wie dem Nekronomikon, sondern eine Technik, wie unverständlich sie auch erscheinen mag. Genau dieser Tonus grundiert auch die - wenigen – späteren Erzählungen dieses Zyklus, die Lovecraft vor seinem Tod 1937 noch schrieb: „At the Mountains of Madness“ (1931), „The Dreams in the Witch-House“ (1932) und „The Shadow Out of Time“ (1935). Bei beiden letzten Kurzromane statten die Großen Alten mit einer komplexen Geschichte aus, die zwar 100 Millionen Jahre in die Vergangenheit der Erde zurückreicht, die aber diverse Paralleluniversen von der Hysterie des Chaos trennt, die Lovecrafts frühe Erzählungen grundiert. Lovecraft selbst sah es übrigens ähnlich: je älter er wurde, desto abfälliger klingen die Urteile über die eigenen frühen Elaborate, die sich in seiner voluminösen Korrespondenz finden.
("The Whisperer in Darkness." Erste und letzte Seite der korrigietren Reinschrift. Digitalisat aus der Lovecraft Colleciton der Brown University, Providence, Rhode Island.)
* * *
V.
In der von J. T. Joshi und David E. Shultz verfaßten „An H. P. Lovecraft Encyclopedia,” 2001 bei Greenwood in New York erschienen, schreiben die Autoren im Lemma zum „Whisperer“: „Man kann nicht sagen, daß die Entdeckung des Pluto die Inspiration für das Schreiben der Erzählung darstellte“ (An H.P. Lovecraft Encyclopedia, S. 298) und rekapitulieren die Daten: die Entdeckung am 18. Februar 1930, die erste öffentliche Bekanntmachung am 14. März (dem 147. Jahrestag der Entdeckung des Uranus und an Percival Lowells 75. Geburtstag). An dieser Stelle muß der Kleine Pedant dem namhaftesten Experten in Sachen Lovecraft allerdings vehement widersprechen. Der Name „Yuggoth“ taucht bei Lovecraft zuerst in zweien der 36 Sonette des Zyklus „Fungi from Yuggoth“ auf, die Lovecraft zwischen dem 26. Dezember 1929 und dem 4. Januar 1930 niedergeschrieben hat, also vier Gedichte am Tag. Der gesamte Zyklus ist geschlossen erst von Lovecrafts Nachlaßverwalter August Derleth in dem Band „Beyond the Walls of Sleep“ (Arkham House) abgedruckt worden, in dem sich „Verstreutes“ wie Fragmente, eine Auswahl an Gedichten und die bahnbrechende literaturhistorische Abhandlung „Supernatural Horror in Literature“ aus dem Jahr 1927 finden. In Sonnet 4, „Recognition“ (zuerst im Dezember 1936 in dem kleinen hektographierten Magazin „Driftwind“ erschienen, von dem der Herausgeber in den Jahren 1926 bis 1950 230 Nummern hat drucken lassen, die sich mit lokahistorischen Belangen in Vermont befassen), heißt es: „In Yuggoth, past the starry voids…“; und in Nr. 14, „Star-Winds,“ dem dritten der 11 dieser Sonette, die Farnsworth Wright zwischen Mai 1930 und April 1931 in Weird Tales abdruckte (in diesem Fall im September 1930), heißt es, wie oben zu lesen ist: „…what fungi sprout in Yuggoth.“ Es handelt sich also bei dieser ersten Erwähnung des Namens nur um einen möglichst exotisch-evokativen Namen, ohne Kontur, ganz genau wie der „Mount Yaanek,“ über dessen Hänge den Lovecrafts literarisches Idol Edgar Allen Poe „in den Beriechen des nördlichen Pols“ Lavaströme fließen läßt, oder „dim Carcosa,“ das Ambrose Bierce 1886 in seinem Prosagedicht „An Inhabitant of Carcosa“ stimmungsvoll aber völlig detaillos beschwört.
Im “Flüsterer” wird Yuggoth explizit mit Pluto gleichgesetzt. In dem Brief, den Akeley am Donnerstag, den 6. September 1928 an Professor Wilmarth schreibt, heißt es über die Mi-Go:
“Ihr wichtigster Aufenthaltort ist zur Zeit ein noch unentdeckter und fast lichtloser Planet am äußersten Rand unseres Sonnensystems – jenseits von Neptun und neunmal so weit entfernt wie die Sonne. Es ist, wie wir schon vermutet hatten, jener Himmelskörper, der in gewissen uralten Geheimschriften unter dem Namen ‚Yuggoth‘ erwähnt wird; und er wird bald der Schauplatz einer seltsamen Konzentration von Geisteskräften auf unseren Planeten sein, die dazu dienen soll, geistige Beziehungen zu erleichtern. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Astronomen diese Denkströme so deutlich spüren würden, daß sie Yuggoth entdeckten, sobald die Außerirdischen dies wünschen. Aber Yuggoth ist natürlich nur das Sprungbrett. Die Mehrzahl dieser Wesen bewohnt seltsam beschaffene Abgründe, die völlig außerhalb der kühnsten menschlichen Vorstellungen liegen.” (Alle Zitate aus Lovecrafts Erzählung entnehme ich der deutschen Übersetzung durch Rudolf Hermstein, erschienen im „Berge des Wahnsinns. Zwei Horrorgeschichten,“ erschienen in Frankfurt am Main 1970 im Insel Verlag im Rahmen der von Kalju Kirde herausgegebenen „Bibliothek des Hauses Usher,“ hier auf S. 176-77)
…und aus den dort „wuchernden Pilzen“ sind komplexe Lebewesen „von pilzähnlicher Beschaffenheit“ geworden – ähnlich den in der Sargassosee gestrandeten Seefahrern in William Hope Hodgsons Erzählung „Stimme in der Nacht“ („The Voice in the Night,“ zuerst im November 1907 im Blue Book Magazine erschienen), bei denen die Sporen sich nur noch der äußeren Hülle der Unglücklichen bedienen, die sie infiziert und von innen her überwuchert haben. (Der Kleine Pedant fragt sich, ob Hodgson mit dem auch als „Ameisen-Zombie-Pilz“ bekannten Fungus Ophiocordyceps unilateralis vertraut war, der Ameisen infiziert, die inneren Organe verflüssigt und kurz vor dem Tod des befallenen Wirts dessen Muskel mit einer Gewebehülle umgibt, die sich zusammenziehen kann und so kontrolliert, daß die tote Hülle unter Zweigen oder Blättern so exponiert wird, daß die Fruchtkörper, die dem Kopf der Ameise entsprießen, optimale Chancen erhalten, nach dem Platzen und Freigeben der Sporen möglichst viele neue Opfer zu finden. Auch Horrorfans, die Lovecraft Tentakelwälder vollständig kalt lassen, können als Zeugen solcher Vorgänge leicht wieder das Grausen lernen, etwa in diesem kurzen Ausschnitt der Dokumentation „Earth Life“ der BBC von David Attenborough aus dem Jahr 2008. Aber solches Horror-Potential ist der Insektenwelt ja geradezu naturgesetzlich eingeschrieben.)
In Akeleys zitiertem Schreiben heißt es weiter:
„Die äußeren Wesen sind vielleicht die wunderbarsten organischen Gebilde in oder jenseits allen Raums und aller Zeit – Angehörige eines kosmosweiten Rasse, von der allen anderen Lebensformen bloß degenerierte Varianten sind. Sie sind eher Pflanzen als Tiere, wenn diese Begriffe auf die Art Stoff angewandt werden können, aus der sie bestehen, und haben einen annähernd schwammartigen Aufbau (im Original: „a somewhat fungoid structure“)); allerdings unterscheidet sie eine chlorophyllähnliche Substanz in ihrem Körper sowie ein höchst einmaliges Nahrungssystem grundlegend von den normalen Kormophyten.“ (Ebd., S. 175-76)
Und nachdem Wilmarth nachts an Akeleys Haustür geläutet und dieser ihn eingelassen hat, schildert er ihm die Szenerie seines Reiseziels:
“Es gibt gewaltige Städte auf dem Yuggoth – lange Reihen terrassenförmig aufsteigender Türme aus schwarzen Steinen,, genau wie der, den ich Ihnen schicken wollte. Dieser Stein kam vom Yuggoth. Die Sonne scheint dort nicht heller als ein Stern, aber diese Wesen brauchen kein Licht. Sie haben andere, feine Sinnesorgane und bauen in ihre Häuser und Tempel keine Fenster ein. Das Licht verletzt, behindert und verwirrt sie sogar, denn es existiert überhaupt nicht in dem schwarzen Kosmos jenseits von Raum und Zeit, aus dem sie ursprünglich stammen. Yuggoth zu besuchen, würde jeden schwächeren Mann um seinen Verstand bringen, aber ich werde hingehen. Die schwarzen Flüsse voller Pech,, die unter geheimnisvolle, zyklopischen Brücken durchfließen – Bauwerke einer älteren Rasse, die ausgestorben und vergessen war, bevor die Wesen aus den äußersten leeren Räumen auf den Yuggoth kamen, müßten allein schon aus jedem beliebigen Menschen einen Dante oder Poe machen, wenn er lange genug bei Verstand bliebe, um zu berichten, was er sah.
„Aber wohlgemerkt, diese dunkle Welt schwammiger Gärten und fensterlose Städte hat in Wirklichkeit nichts Schreckliches. Nur uns will es so scheinen.“ (ebd., S. 193-94)
Lovecraft kam die Entdeckung des Pluto genau in dem richtigen Moment unter, um dem konturlosen Namen „Yuggoth“ „a local habitation and a name“ zu geben, wie Theseus es im letzten Akt von Shakespeares „Sommernachtstraum“ ausdrückt. Und um noch einmal Professor Wilmarth zu Wort kommen zu lassen:
“Als ich Brattleboro verließ, beschloß ich, nie mehr nach Vermont zurückzukehren, und ich bin ziemlich sicher, daß ich diesem Vorsatz treu bleiben werden. Diese wilden Berge sind sicherlich Vorposten einer schrecklichen kosmischen Rasse - was ich um so weniger bezweifle, seit ich gelesen habe,, daß ein neunter Planet hinter Pluto entdeckt worden ist – wie es diese Wesen vorausgesagt hatten. Die Astronomen haben ihm – ohne sich dessen bewußt zu sein – einen fürchterlich zutreffenden Namen gegeben: „Pluto.“ Für mich steht außer Zweifel, daß es kein anderer als der dunkle Yuggoth ist, der hier entdeckt wurde – und mich schaudert, wenn ich mir auszumalen versuche, WARUM seine monströsen Bewohner so daran interessiert sind, daß er auf diese Weise und gerade zu dieser Zeit bekannt wird.“ (ebd., S. 207)
Lovecraft – der sich von Jugend an für die Astronomie begeistert hatte und der ab 1906 eine monatliche Kolumne zum Thema “Der Nachthimmel in den kommenden Wochen“ für die Lokalzeitung „The Pawtuxet Valley Gleaner“ verfaßt hatte – reagierte elektrisiert auf die neue Entdeckung. Am Tag nach der Bekanntgabe, am 15. März, schrieb er an James F. Morton (1871-1941), den er aus seiner kurzen Zeit in New York her kannte: „Whatcha Thinka the NEW PLANET? HOT STUFF!!! It is probably Yuggoth.“
An Elizabeth Augusta Toldridge (1861-1941), einer der wenigem Frauen im Lovecrafts immensem Korrespondentenkreis, mit der er zwischen 1928 um 1936 im Briefwechsel stand, schrieb er am 1. April 1930:
„Nebenbei - Sie haben ohne Zweifel von der Entdeckung des neuen Planeten jenseits des Neptun gelesen … eine Sache, die mich mehr aufregt als alles andere, was in der letzten Zeit passiert ist. Seine Existenz ist keine Überraschung, weil Beobachter seit langem wissen, daß es eine oder mehrere solcher Welten jenseits des Neptun gibt. Aber das wirkliche Auffinden ist deshalb um nichts weniger glanzvoll. Keats hat den Zauber einer solchen Entdeckung in den beiden Zeilen seines Sonetts über Chapmans Homer getroffen (er dachte zweifellos an Herschels Entdeckung des Uranus im Jahr 1781, oder vielleicht an die ersten Entdeckungen von Asteroiden), und dieser Zauber gilt heute noch genauso wie damals. Die Entdeckung von Asteroiden bedeutet nicht viel – aber ein großer Planet – eine ganze unbekannte Welt – das ist etwas völlig anderes! Ich habe mir immer gewünscht, das zu erleben, und jetzt ist es soweit! Der erste Planet, der seit 1846 gefunden worden ist, und der dritte neue überhaupt in der Geschichte der Menschheit! Man fragt sich, und welche dunklen Pilze auf seiner finsteren Oberfläche gedeihen. Ich glaube, ich werde vorschlagen, ihn Yuggoth zu nennen! Den Meldungen zufolge ist er kleiner als Uranus & Neptun, aber größer als die Erde. Ich warte gespannt auf seine Ephemeriden und Bahnelemente.“
VI. Cthulhu redux
Die Einliegerwohnung im Haus in der Barnes Street Nr. 10 hatte Lovecraft nach seiner Rückkehr aus New York am 17. April 1926 bezogen, kurz nachdem ihm seine Tante Lillian Clark geschrieben hatte, daß die linke Seite des Hauses zu vermieten sei. Frau Clark, die ältere Schwester von Lovecrafts Mutter Sarah Susan Phillips, die 1921 in geistiger Umnachtung gestorben war, bezog die Räume im Obergeschoß. Die zwei Jahre, die HPL vom März 1924 in einem der ärmlichsten Viertel Brooklyns verbracht hatte, waren wohl die unglücklichste - und ärmste – Zeit seines Lebens. Lovecraft mußte feststellen, daß er – ohne jede förmliche Qualifikation, ohne Universitäts- oder Highschool-Abschluß oder eine Berufsausbildung, auf schädig bezahlte Hilfsarbeiten als Kopist oder für Korrespondenzfirmen angewiesen war. Das Elend, die Armut, das Gedränge der als bedrohlich empfundenen unübersehbaren Mengen an noch ärmeren Immigranten – all das brachte die Seiten in ihm zum Vorschein, die ihm heute bei „kritischen Geistern,“ die keine Zeile von ihm gelesen haben, den Ruf eines fanatischen Fremdenfeindes und Rassisten eingetragen haben – die Passagen, die zum Beleg dieser Einstellung immer wieder zitiert werden, finden sich in der in New York entstandenen Erzählung „The Horror at Red Hook“ und in den Briefen an manche Freunde aus dieser Zeit, in denen er seinem Frust und seiner Verbitterung, seinem Ekel an den Erscheinungen der Moderne freien Lauf geben konnte. Es hing ganz von der persönlichen Einstellung der Empfänger ab, ob Lovecraft diese Tonart anschlug. Ich erwähne das, weil in vielen seiner Briefwechsel, etwa mit Clark Ashton Smith, mit Fritz Leiber in seinem letzten Lebensjahr oder mit dem späteren Archäologen Robert Barlow davon keine Spur zu finden ist. Auch von Antisemitismus findet sich dort nichts – viele seiner Brieffreunde waren Juden, ebenso seine Frau Sonja, die er an Tag nach seinem Umzug nach New York heiratete – und gegen die Diskriminierung der Juden in Deutschland und die Rassengesetze finden sich in seinen Briefen seit dem Jahresanfang 1933 flammende Passagen. Die Abschnitte, in denen er über das „Festhalten am religiösen Aberglauben“ herzieht, richten sich stets auch gegen das Christentum, gegen jede Art traditioneller Religion, in der er einen prinzipiellen Gegner aller Wissenschaft und Aufklärung sah. In dieser Hinsicht ist Lovecraft ganz Kind des neunzehnten Jahrhunderts.
Als sich Sonja Greene im März 1926 auf eine Stelle als Sekretärin in Cincinnati bewarb, war dies für Lovecraft Anlaß, die Gelegenheit zu einer Rückkehr in jenen Teil Neuenglands zu ergreifen, der ihm immer die einzige Seelenlandschaft gewesen war. Beide Partner beschlossen eine einvernehmliche Trennung, weil sie erkannt hatten, daß sie es auf Dauer nicht miteinander aushalten würden. (Formell wurde die Ehe aber nie geschieden, weil Lovecraft, in seiner Lebensuntauglichkiet so typisch für viele Asperger-Autisten, es verabsäumte, einen entsprechenden Antrag beim Standesamt einzureichen, sobald die Angelegenheit nicht mehr auf Dauer präsent war.)
Lovecraft verbrachte seine kreativsten Jahre in der Barnes Street. Am 15. Mai 1933 zog er mit seiner zweiten Tante, Annie Gamwell (Frau Clark war im Juli 1932 im Alter von 76 Jahren gestorben) in die College Street Nr. 66.
„Yuggoth“ ist natürlich als Bezeichnung für den Pluto selbst nie ernsthaft in Betracht gezogen worden, auch wenn in der Klasse der Zwergplaneten, zum dem ihn die IAU, die Internationale Union, im Jahr 2006 degradiert hat, zahlreiche Körper entdeckt worden sind, deren Namen „Cthulhu fhtagn!“ oder „Iäh! Shub-niggurat“ an Unaussprechlichkeit zumindest nahekommen (zu den infernalen Scharteken, die der Erfinder Conans des Barbaren, Robert E. Howard, zum Giftschrank der Miskatonik-Universität betsteuerte, gehörte Friedrich von Junzts „Von unaussprechlichen Kulten“) – wie etwa Quaoar. Die wachsende Liste dieser Objekte ist nebenbei der definitive Beweis dafür, daß es einen „zehnten Planeten,“ wie ihn Percival Lowell gesucht hat, im Sonnensystem nicht gibt. Aber seit die Sonde New Horizons am 14. Juli 2015 in einer Entfernung von 12000 Kilometern am Pluto vorbeiflog und dabei Aufnahmen mit einer Auflösung von bis zu 25 Metern machte, heißt eine der größten und auffälligsten dunklen Regionen an seiner Oberfläche, die sich am Äquator erstreckt, die Form eines Wals erkennen läßt und fast 3000 Kilometer lang ist, „Cthulhu Macula.“ Die NASA verwendete in ihren ersten Pressemitteilungen den Ausdruck „der Wal“ – aber das Team, daß mit der Durchführung der Mission und der Auswertung der Daten beauftragt war, entschied sich keine Woche später für „Cthulhu Regio.“ „Offiziell“ ist der Name bislang noch nicht von der IAU gebilligt worden, aber er hat sich in der Berichterstattung als überaus populär erwiesen.
(Pluto: Cthulhu Macula)
* * *
VI. „Yuggoth kommt nach Providence“
On Yuggoth, Lovecraft said, gigantic, blind,
Slab-sided, cyclopean buildings crowd the grim
Abyssal black canals wherein there wind
Dark waters, filling channels to the brim,
Portentous, oily, sullen and confined
Amid the stygian gloom.
Where once stood HPL's abode,
On College Street, there looms a boxy mass,
Immense and gray. The house away was towed
To face the Christian Science Church. Alas!
The news, I'm sure, would make the man explode
Inside his unmarked tomb.
Elsewhere about the Brownian campus rise
Straight-lined, slab-sized, cyclopean lairs,
Which every graceful Georgian curve despise;
But joined by airy bridges, spiral stairs,
In geometric forms of alien guise,
These homes designed for whom?
The buildings' names sound harmless to the ear -
The Graduate Center or the Wilson Labs -
But I know better. When our lords appear
From Yuggoth, giant tweezer-footed crabs,
They 'll seek their homes, and all in vain we'll fear
Our predetermined doom.
5/14/72
- L. Sprague de Camp, „Yuggoth Comes to Provindence “
“Yuggoth kommt nach Providence”
Auf Yuggoth, schrieb Lovecraft, ragt schroff und blind,
Das Heer der Riesenbauten auf, bedrängt
Kanäle, trüb und schwarz. In ihnen rinnt
Unheilvoll, ölig, düster eingezwängt
Das dunkle Wasser abgrundtief im Labyrinth
Um das sie her im tiefsten Dunkel stehn.
Hier hat sich Lovecrafts Domizil erhoben
Auf College Street; jetzt dräut immens in Grau
Scharfkantig ein Koloss. Das Haus hat man verschoben
Bis vor den Christian-Science-Kirchenbau.
Der rechte Anlaß für den Mann, zu toben
Und sich seinem anonymen Grab herumzudrehn.
Anderswo auf dem Campus kann man sie erkunden -
Gradlinig, felswandhoch: Höhlen, für Riesen aufgestellt.
Ein jeder graziöse Linienschwung ist hier verschwunden
In Geometrien, nicht von dieser Welt,
Dafür durch Wendeltreppen, Wege oben in der Luft verbunden.
Heimstätten sind’s – erbaut für wen?
Die Namen täuschen uns, scheint mir:
Das “Graduiertenzentrum” oder „Wilson-Labs“ ist dort zu sehen.
Ich weiß es besser. Sind unsre neuen Herrn erst hier (*)
vom Yuggoth - Riesenkrebse, die auf Scheren gehen -
Dann suchen sie ihr Heim auf, und dann werden wir
Dem uns bestimmten Schicksal nicht entgehn.
14. Mai 1972
(*) An dieser Stelle fällt dem Kleinen Zyniker natürlich diese Szene aus der fünften Staffel der „Simpsons“ ein, gesendet am 24. Februar 1994:
L. Sprague de Camp (1907-2000), einer der „Großen Alten“ aus der Autorenriege des „Goldenen Zeitalters der SF,“ zwischen 1939 und 1950, der neben Asimov und Heinlein zu den Stammautoren von Astounding Science Fiction gehörte, war mit Lovecraft und seinem Zirkel gut vertraut, seit er 1953 zum literarischen Nachlaßverwalter von Lovecrafts Mitstreiter bei „Weird Tales,“ Robert E. Howard geworden war. De Camp wußte, daß August Derleth, seinerseits Siegelbewahrer der „Alten Gentleman,“ seit langem plante, seine größere Biographie über seinen Mentor zu schreiben, der seinen kurzen Band mit Erinnerungen, „HPL: A Memoir“ (1945 im Verlag Ben Abramson erschienen) ablösen sollte. Derleths plötzlicher Tod mit 62 Jahren an einem Herzinfarkt am 4. Juli 1971 beendete das. De Camp entschloß sich, diese Aufgabe zu übernehmen. „Lovecraft: A Biography“ wurde im August 1974 abgeschlossen. Als das Buch im Februar 1975 beim Verlag Doubleday herauskam, sorgte es für erheblichen Mißmut unter Lovecrafts Fangemeinde. Weil de Camp stellenweise ein als höchst unvorteilhaft empfundenes Bild des Einsiedlers von Providence zeichnete, dem er – nicht zu Unrecht – jede praktische Lebenstauglichkeit und jeden Ehrgeiz absprach – nicht ohne freilich seine Konsequenz, „den eigenen Weg zu gehen,“ zu respektieren.
„Yuggoth Comes to Providence” entstand während der Vorarbeiten zu diesem Buch und erschien zuerst in dem von Gerald W. Page herausgegebenen Amateurmagazin „Witchcraft & Sorcery“ (Nr. 9, 1973) und in Buchform in der Sammlung „Heroes and Hobgoblins“ (Donald M. Grant, 1980). Um einen kleinen Eindruck von den Marktchancen für solche Titel zu geben: das Buch ist vor 43 Jahren in einer Auflage von 1250 Exemplaren erschienen und nach Auskunft auf der Netzseite des Verlegers, seit, im Mai 2023, immer noch zum Listenpreis von 25 US-Dollar lieferbar.
„Das Haus hat man verschoben“ – und zwar 1959, im Zug einer Erweiterung der Brown University, um ein Baugrundstück für das neue List Art Building zu nutzen. Lovecrafts letzter Wohnsitz auf der College Street befindet sich seitdem auf der Prospect Street Nr. 65 – freilich nicht aus Respekt von „Ech’Pi‘El“ (wie er oft seine Briefe unterzeichnete), sondern weil das Haus aus dem Jahr 1825 von der Stadt Providence unter Denkmalschutz gestellt worden war – der Bauherr Samuel B. Mumford (1792-1849) war einer der Mitbegründer und großen Mäzene der ersten öffentlichen Bibliothek der Stadt, dem Providence Atheneum.
(Das Samuel B Mumford Building, ehemals College Street 66)
(Dräut immens in grau: :Providence, Rhode Island, College Street 64-66: List Art Building, gebaut 1969-1971. Architekt Philip Johnson)
(J. Walter Wilson Laboratory, 1962, Entwurf. Architekturbüro Robinson Green Beretta)
(Brown University, Grad Center A, 1968. Entwurf: Architekturbüro Shepley, Bulllfinch, Richardson and Abbott, Boston)
(Dr. William Mauran House, Providence,Congdon Street 110. Architekturbüro Huygen & Tapé)
"...in seinem anonymen Grab" Lovecraft wurde unter dem Obelisken auf dem Swan Point Cemetery beigesetzt, der seit Ende des 19. Jahrhunderts das Familiengrab der damals noch wohlhabenden Familie Phillipps marktierte. 1977 spendeten Bewunderer, die der Ansicht waren, "HPL" verdiene einen eigenen Leichenstein, für diesen Anlaß. Allerdings handlt es sich hier um einen "Kenotaph," unter dem keine Gebeine zu finden sind - wie sein propsektiver Grabräuber im Jahr 1990 feststellen mußte.
* * *
Coda. „…while Fomalhaut peers forth through southern mists…”
Und der „aktuelle Anlaß,“ den ich eingangs erwähnt habe? Am Montag dieser Woche, dem 8. Mai, hat die NASA im Zuge der Beobachtungsergebniise des James Webb Space Telescope, des JWST, eine Aufnahme von des Sterns Fomalhaut veröffentiicht, den Lovecraft in seinem Sonett „durch die Nebel im Süden spähen“ läßt, die im Februar mit dem Mid-Infrared-Instrument (MIRI) bei einer Wellenlänge von 25,2 Mikrometern (µm) aufgenommen worden ist. Genauer gesagt: eben nicht dieses Sterns, der mittels einer Abdeckscheibe abgedeckt worden ist, damit sein Licht nicht die Details der unmittelbaren Sternumgebung überstrahlt. Eine solche Vorrichtung wird Coronagraph genannt, weil sie in der terrestrischen Astronomie hauptsächlich zur Beobachtung der Corona unserer Sonne benutzt wird. Die JWST werden dazu sowohl bei MIRI als auch bei der NIRCam (für „Near Infrared Camera“) zwei System verwendet – zum einem die Hauptmaske, die an vor dem Auftreffen des Lichtstrahls auf die CCD-Chips der Kamera an einer Stelle in den Strahlengang eingebracht werden, an denen das Bild fokussiert ist, also punktförmig erscheint – und mehreren mehreren „Nebenmasken“ („Lyot Stops“ genannt), da das Licht aufgrund seiner Wellennatur nicht zu 100 % von einer solchen Maske abgeschirmt wird.
(Die Coronagraphen des JWST. Links NIRCam, rechts MIRI)
Zu sehen ist auf der Aufnahme der Staubring um den 25 Lichtjahre entfernten Stern. Fomalhaut hat fast die zweifache Masse unserer Sonne und gut anderthalb Mal ihre Leuchtkraft; es ist ein Junger Stern; verschiedene Untersuchungen setzen sein Alter zwischen 200 und 400 Millionen Jahren an. Umgeben ist er von einer Scheibe aus Staub und Gas, die auf der neuen Aufnahme in noch nie gesehener Detailauflösung zu sehen ist. Diese Scheibe erstreckt sich bis in eine Entfernung von 40 Milliarden Kilometern (oder 133 Astronomischen Einheiten, also der Entfernung Erde-Sonne); zum Vergleich: Pluto befindet sich in diesen Jahren in einer Entfernung von 34,3 AU zur Sonne. Diese Scheibe ist in mehrere deutlich zu unterscheidende Bereiche unterteilt: einen äußeren Ring, einen mittleren und einen hellen innersten Ring. Es wird vermutet, daß die beiden dunklen „Lücken“ auf Planeten zurückgehen, die den Stern dort umlaufen und im Lauf der Zeit das dort befindliche gas und Staub „aufgesaugt“ haben. Ein Nachweis für diese Planeten steht bislang aus: wie aus den Aufnahmen der Staubscheibe zu sehen ist, ist sie ein einem Winkel von gut 66 Bogengrad zu uns gekippt. Die üblichen Methoden, durch die Planeten, die um andere Sterne laufen, nachgewiesen werden, sind entweder eine Lichtabschwächung, wenn sie ihn bei ihrem Umlauf um uns zu einem winzigen Teil abdecken, oder die Verschiebung der Absorptionslinien im Spektrum, wenn die Schwerkraft eines solchen Planeten auf die äußere Gashülle des Sterns einwirkt. Dieser zweite Effekt ist natürlich am Äquator am ausgeprägtesten. Da die Planeten um Fomalhaut nicht mit uns „auf Sichtlinie“ liegen, kann der erste Effekt natürlich nicht auftreten. Ein heller Fleck im mittleren Ring, der 2004 und 2006 auf Aufnahmen des Hubble Space Telescope auffiel und als möglicher Kandidat für einen jupitergoßen Planeten, Fomalhaut b, galt, befindet sich in 110 AU Entfernung -also in dreifacher Pluto-Entfernung. Entsprechend geringer wäre der Zug, den die Masse eines solchen Objekts auf sein Zentralgestirn ausüben würde. 2020 ergaben die Auswertungen von Messungen mit dem Spektroskop STIS des HAST aus den Jahren 2013 und 2014 allerdings, daß dieser helle Fleck an Ausdehnung zunimmt und gleichzeitig an Helligkeit verliert – es dürfte sich als um eine etwas dichtere Staubwolke handeln und keinen Planeten.
Bekannt ist diese Staubscheibe seit jetzt 40 Jahren; entdeckt worden ist sie bei der Mission des IRAS, des Infrared Astronomical Satellite der NASA, der ab Januar 1983 11 Monate lang den Himmel im bis dahin weitgehend unerschlossenen Infrarotbereiich des elektromagnetischen Spektrums durchmustert hat.
(Aufnahme des Staubrings im Radiobereich durch ALMA; dem Atacama Large Millimeter Array)
Interessanterweise haben SF-Autoren einen ziemlichen Mangel an Interesse an dieser „Location“ an den Tag gelegt – trotz der Tatsache, daß Fomalhaut, das „Maul des Fisches“ (des südlichen Fisches, Piscis Austrinus) einer der hellsten Sterne des Nachthimmels ist (er kommt an 18. Stelle) und mit 24,8 Lichtjahren Entfernung noch zu unserer unmittelbaren galaktischen Nachbarschaft gehört. In Stanislaw Lems „Transfer“ spielt es keine Rolle, daß sein Protagonist gerade von einem Flug dorthin zurückgekommen ist; den Autor interessiert nur der Kulturschock, den er nach seiner Rückkkehr nach mehr als einem Jahrhundert auf der Erde ausgesetzt ist. Cordwainer Smith siedelt seine Erzählung „The Dead Lady of Clown Town” (1964) dort an, und Ursula K. Le Guin ihren ersten Roman, „Rocannon’s World“ (1966). Das war es aber auch schon. Ohne Zweifel hängt das damit zusammen, daß er in unseren Breiten tatsächlich nur kurz im Spätherbst über den Horizont taucht.
(Höchststand von Fomalhaut von meinem Schreibtisch aus auf 52°n.Br. Mitte Oktober. Für Providence, auf dem 42. Breitengrad, steht er zu dieser Zeit natürlich 10 Grad höher.)
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„Star-Winds“ ist das dritte Gedicht von Lovecraft, daß ich an dieser Stelle auf Deutsch nachzuiblden versucht habe. Die beiden anderen sind „Evening Star“ (ebenfalls aus dem „Fungi fom Yuggoth“-Zyklus, Zettels Raum vom 17. November 2019) und „Hallowe’en in a Suburb“ (Zettels Raum vom 31. Oktober 2019). Pluto als literarischer Schauplatz vor seiner tatsächlichen Entdeckung figurierte hier am 6. Mai 2018: „1841: ‚Ein Tag auf dem Planeten Pluto‘“ (Zettels Raum vom 6. Mai 2018).
U.E.
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