13. Juli 2020

Tönnies und der Rechtsstaat: Ein Jammerspiel

Clemens Tönnies hat es wirklich geschafft: In nicht einmal drei Monaten vom hofierten Großunternehmer und Sportfunktionär zum absoluten Paria der Republik. Respekt. Das hat nichtmal Uli Hoeness so schnell geschafft und der ist immerhin Chef vom FC Bayern gewesen, wo die halbe Republik sich freut, wenn man dort auf die Nase fällt. 

Das lustige (oder eher traurige) ist, dass Clemens Tönnies nichts illegales getan hat (naja, fast nichts, jedenfalls nicht innerhalb dessen, was man ihm derzeit vorwirft. Die "Wurstlücke" ist ein Thema für sich und auch ziemlich lange her). Die Werkverträge, die man ihm derzeit vorwirft, muss man nicht mögen, aber sie entsprechen dem deutschen Recht. Und die Klimatisierung zu kritisieren, die für die Corona-Ausbreitung sorgte, hat schon Chuzpe, denn die läuft ja weniger auf Regeneration (und produziert damit das Problem) weil das so billig ist, sondern nicht zuletzt deshalb, weil das eine Menge Energie einspart und damit eigentlich(!) total grün ist. Würde bei Tönnies eine Klimaanlage laufen, die verstärkt Aussenluft verwendet, so würde diese deutlich(!) mehr Strom verbrauchen (denn auch die besten Wärmetauscher haben Grenzen) und Tönnies wäre mal wieder in den grünen Medien die "Umweltsau der Woche". Man hats schon schwer in der grünen Republik: Was man macht, man macht es falsch. Kühlt man zu wenig, ist man ein Verkäufer von "Gammelfleisch". Kühlt man ohne Regeneration, so ist man eine Umweltsau. Und kühlt man mit Regeneration ein "Corona" Verursacher. Egal was, es ist falsch. Real steckt da, das ist nicht besonders schwer zu sehen, das grüne Feindbild des Fleischproduzenten dahinter, der, wie analog Boris Johnson oder Donald Trump, immer alles falsch macht, egal was er tut. 

Schwieriger als die (absehbare) grüne Haltung ist allerdings das Trauerspiel der restlichen Politik. Da ist ja nahezu niemand, der derzeit nicht auf Tönnies eintritt. Und wenn Tönnies, was absolut sein Recht ist, nach Staatshilfen fragt, um die Schließung seines Betriebes, die durch eben diesen STaat erfolgt ist, abzumildern, dann wird ihm -und hier wirds übel- vollkommen unverhohlen gedroht, dass er das ja nicht tun solle. Sonst könne man noch anders. Ein Unternehmer, der nichts illegales getan hat, wird von der Politik genötigt(!) einen gewaltigen finanziellen Nachteil auf sich zu nehmen. Die Räuberbande zeigt den Knüppel.

Und das zeigt auch durchaus wie es um den deutschen Rechtsstaat derzeit bestellt ist. Eigentlich, nur eigentlich, ist der Vorgang ein Skandal. Einem gesetzestreuen Bürger wird von Seiten der Exekutive mit Staatsgewalt gedroht, er dürfe seine Rechte nicht wahrnehmen. Und kein Richter, kein anderer Politiker, kein Journalist oder irgendeine andere Instanz, geht dazwischen. DAS ist die ergrünte Republik von heute. Es spielt gar keine Rolle mehr was Recht ist, entscheidend ist, was der Mob will. Und im Moment will der Mob das Blut von Tönnies sehen. 

Und welche ein Hohn ist es, wenn DIESE, genau diese Republik, anderen Vorträge darüber halten will, was ein Rechtsstaat ist. Ich habe es vor Jahren schon geschrieben, und ich schreibe es auch heute wieder, die Qualität eines Rechtsstaates erkennt man nicht daran, wie er mit Menschen umgeht, die ihm oder vielen sympathisch sind oder ein hohes soziales Standing haben. Die Qualität eines Rechtsstaates zeigt sich darin, wie er mit denen umgeht, die unbeliebt sind, die unsmypathisch sind und die er nicht mag. Und das unterscheidet ihn vom Gesinnungsstaat wo es nicht darauf ankommt was ist, wie die Regeln sind oder ob etwas richtig ist, sondern nur darauf, wer sich und seine Haltung am besten verkauft.Würde Clemens Tönnies alles genauso machen und nur statt Fleisch Tofu verkaufen, würde kein Hahn danach krähen und er wäre immer noch der Chef von Schalke. Gut, zumindest letzteres wäre dann etwas, womit er leben müsste. 


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Llarian

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