8. Juli 2020

Die Welt am Scheideweg durch Donald Trump

Ob sich Europa, insbesondere Deutschland, von Merkel und ihrer fundamental grünen Politik wird erhohlen können erscheint derzeit, insbesondere im Schatten von Corona, unwahrscheinlich. Zumindest kurz- oder mittelfristig. Der Schaden ist angerichtet und derart massiv das selbst bei einer Kurskorrektur nicht davon auszugehen ist, dass Europa in naher Zukunft noch eine große weltpolitische Bedeutung zufällt (zumal der deutsche Wähler bis dato immer noch nicht so richtig realisiert, wer ihm die Entwicklung der letzten Jahre so aufgedrückt hat). Vielleicht ist das, auch wenn es für die Europäer eher bitter ist, am Ende für die Welt nicht das schlechteste, in der Vergangenheit waren die Ansätze aus Europa (und auch da gerade wieder aus Deutschland) ihre Werte in die Welt zu exportieren von teilweise recht verheerenden Folgen.

An der Macht und Zukunft der Chinesen dagegen zweifelt inzwischen niemand mehr. China wird nicht nur wirtschaftlich sondern auch militärisch eines der wenigen Machtzentren der Welt werden (so es das nicht schon ist). Und das ziemlich befreit von moralischen Skrupeln, wie das derzeitige Vorgehen in Hong Kong eindrucksvoll belegt. Da Europa, wie schon beschrieben, keinen Gegenpol mehr darstellt und Russland ein zunehmend wirtschaftlich unbedeutend werdender Mitspieler ist (dessen einzige Berechtigung noch als Weltmacht bezeichnet zu werden in seinem Waffenarsenal besteht) bleibt eigentlich nur noch ein Gegenpol zur chinesischen Hegemonie. Die USA.

Leider befindet sich die USA durch die letzten 20-30 Jahre ebenso auf einem absteigenden Ast, das selbe Problem das auch die deutsche Gesellschaft zunehmend nieder gerungen hat, hat auch die Amerikaner erfasst, eine zunehmende gesellschaftliche Dekadenz und der Glaube es werden immer so weiter gehen. Militärisch liegen die Amerikaner immer noch (weit) vor den anderen (und werden das auch noch lange bleiben), wirtschaftlich mag man gegen China ins Hintertreffen geraten, aber man spielt noch mit, die eigentliche Schwäche der Amerikaner liegt jedoch in ihrem Inneren und ihrer inneren Gesellschaftsstruktur.

Bis weit in die 80er Jahre waren die USA ein durch und durch kapitalistisches Land, der amerikanische Traum, egal ob er nun real war oder nicht, ging immer davon aus, dass noch der kleinste Tellerwäscher aus eigener Kraft sozial aufsteigen könne, wenn er sich nur genug darum bemühte. Der Mythos wurde über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte gepflegt und war ursprünglich Teil der amerikanischen DNA, wenn man so will. Doch durch die letzte Jahre ist dieser Konsens mehr und mehr aufgebrochen, die USA wurden intern anfällig für eher linkes Gedankengut. Ganz ähnlich wie die Dinge auch in Europa teilweise abliefen war es eine schleichende Entwicklung, die ihren Ursprung nicht in der Politik sondern in den Universitäten nahm. War es vor 50 Jahren noch ein echtes Risiko sich öffentlich als Sozialisten zu bezeichnen (dieser Autor kann sich noch erinnern bei seiner ersten Einreise in die USA auf dem Formular noch angeben zu müssen, dass er kein Kommunist sei) ist heute sozialistisch/kommunistisches Gedankengut fester Teil der amerikanischen Universitäten und ihrem Selbstverständnis. Einer der zentralen Kandidaten (beide male "Platz 2") für die Präsidentschaft von demokratischer Seite war/ist Bernie Sanders, ein Mann mit streng sozialistischer Weltsicht, der keinen allzu großen Hehl aus seiner Haltung macht und durchaus zumindest bei der letzten Wahl eine echte Chance gehabt hätte Präsident zu werden (wenn er nicht durch die besser vernetzte Hillary Clinton kaltgestellt worden wäre).

Hier aber findet sich ein essentieller und wichtiger Unterschied zwischen den USA und Europa, vor allem aber auch Deutschland wieder: In den USA trifft das sozialistische Gedankengut auf massive Gegenwehr. Während in Deutschland zum linken (und sich immer weiter nach links bewegenden) Mainstream nahezu keine Alternative vorhanden ist (die selbsternannte Alternative ist weit, weit davon entfernt eine politische Machtposition einzunehmen) befindet sich in den USA ein eben so mächtiger rechter Gegenpol zum linken Muster. Dieser Gegenpol wird exzellent (im Wortsinne von Genauigkeit, nicht wertend) durch Donald Trump verkörpert. Er steht für alle die Werte, die die USA in den letzten 100 Jahren auch begleitet haben: Kapitalismus, Eigenverantwortung, starker Staat, aber auch Selbstbewusstsein und eine Spur Arroganz (die in Europa per definition nur als Überheblichkeit wahrgenommen wird). Er verkörpert das "alte Amerika", wie es jahrzehntelang die Welt durchaus auch dominiert hat, aber auch immer so introvertiert war, um sich in erster Linie um die eigenen Belange zu kümmern. Aus dieser Betrachtung heraus ergibt sich auch ein damit klareres Bild, warum Trump auch innerhalb der Republikaner so stark aneckt, bzw. unbeliebt ist. Auch die GOP ist (genauso wie die CDU hierzulande) von der politischen Entwicklung erfasst. Die GOP ist heute deutlich weiter links als vor 50 Jahren (genauso wie die Demokraten vor 50 Jahren die Demokraten von heute vermutlich als linke Spinner verachtet hätten). Und das kollidiert mit einem Präsidenten des "alten Amerika".

Hätte es die Weltwirtschaftskrise in Folge von Corona nicht gegeben wäre die Wiederwahl von Donald Trump vermutlich nur eine Fußnote in den Geschichtsbüchern gewesen (mal ab von deutschen "Journalisten", die mal wieder vollkommen überrollt worden wären (schönen Gruß an die Herren Pitzke und Stein)). Selbst die derzeit massiv inszenierte Randale hätte einen "sitting President", der die beste Wirtschaftsentwicklung der letzten 30 Jahre aufgelegt hat, nicht in seinem Amt gefährdet. Das grotesk lächerliche Impeachment Verfahren als verzweifelter Versuch der Demokraten Trump auch nur irgendwie am Zeug zu flicken, spricht da Bände. Nur hat es diese Krise aber gegeben, bzw. sie dauert noch eine lange Zeit an. Und die amerikanische Wahl ist wieder offen. Nicht nur offen, in der derzeitigen Lage greift das linke BLM-Spektakel durch und die massive Beschallung zeigt Wirkung. Joe Biden hat, obschon völlig profillos und im Wesentlichen eben "ein Vizepräsident" (was kein Kompliment ist), inzwischen ganz gute Chancen wirklich Präsident zu werden. Trump ist, auch wenn er noch nicht auf ein Wunder hoffen muss, derzeit in der Defensive. Bis zum November kann noch viel passieren, aber es muss auch nicht sein.

Die USA steht damit, und aus den Anfangs genannten Gründen daraus folgende die ganze Welt, am Scheideweg. Joe Biden wird nicht der Mann sein, der China die Stirn bietet, er wird nicht einmal der Mann sein, der dem Iran oder Russland die Stirn bieten wird. Die internationalen Weichenstellungen, die Biden bevorzugt, sind aus seiner Zeit als Obamas Vize, hinreichend bekannt. Dazu kommt noch die Überlegung, dass angesichts des Alters und Gesundheitszustandes von Joe Biden berechtigte Zweifel daran anzumelden sind, ob er die vier Jahre überhaupt durchsteht. Es ist durchaus denkbar, dass er den Stab innerhalb seiner Amtszeit an seinen running mate abgeben wird, und nach derzeitigen Machtverhältnissen innerhalb der Demokraten wird dies jemand sein, der auf der nach unten offenen Progressivskala ziemlich stark ausgelegt sein wird. Weit wichtiger als Joe Biden und sein running mate sind allerdings die inneramerikanischen Weichenstellungen, die aus dieser Wahl erfolgen werden. Der Wahnsinn, der sich an amerikanischen Universitäten ausgebildet hat, wird weiter um sich greifen, die an eben diesen etablierte Opferhierarchie  (böser gesagt, der politisch saubere Neorassismus)  wird versuchen sich weiter in die Gesellschaft einzubringen. In den großen Technikfirmen ist das heute bereits der Fall und die Entwicklung wird sich intensivieren, es wird bald für Coca-Cola wichtiger seinen einen "breit diversifizierten" Vorstand zu haben als möglichst viel Zuckerwasser zu verkaufen. Oder böse ausgesprochen: Der Virus, der bereits die amerikanischen Universitäten schwer geschädigt hat (nein, nicht Corona) wird auch die Wirtschaft massiv schädigen. Gleichzeitig wird damit der letzte Hort der freien Meinung endgültig einem Meinungsdiktat unterworfen. Bereits heute wagt es kein öffentlich irgendwie abhängig Beschäftigter die großen sakralen Mainstreamziele in Frage zu stellen. Schon die Kritik an Immigration ist ein unkalkulierbares Risiko, in Zukunft vermutlich ein endgültiges NoGo. 

Jetzt kann man diese gesellschaftliche Revision schön finden. Manch 68er fand es ja auch toll (und findet es bis heute ganz töfte) sich in der Schuld des zweiten Weltkrieges zu suhlen. Bzw. besser noch
andere dafür anzuklagen, denn man selber empfindet sich ja als moralisch sauber, weil man die Welt nur noch durch diese Brille sehen kann. Nur sollte man sich nicht die Illusion machen zu glauben dadurch würde die Kohäsion einer Gesellschaft besser, das Zusammenleben einfacher oder die Funktion einer Gesellschaft an sich verbessert. Das Gegenteil ist der Fall. Die deutsche Gesellschaft als Beispiel, zerfiel durch die 68er in einen Bruch der Jahrzehnte anhielt. Heute sind die gesellschaftlichen Gräben tiefer denn je und das Produktivitäts- und Wohlstandswachstum der davorliegenden Jahre wurde nie wieder auch nur im Ansatz(!) erreicht.
In den USA zeigt sich mehr und mehr eine ähnliche Entwicklung. Statt den amerikanischen Traum zu verfolgen mit dem Willen eine bessere Welt für die eigenen Nachkommen zu schaffen, versinkt auch das innere Amerika in Verteilungskämpfen, moralische Auseinandersetzungen und wechselseitigen Anklagen. Nichts davon macht Amerika stärker (was absurderweise von den Aktivisten genau gegenteilig beurteilt und verkündet wird), im Gegenteil.

Und in einer solchen Situation trifft das sich mehr und mehr mit sich selbst beschäftigte Amerika auf China. Und kann in einer solchen Situation nur verlieren. Jetzt muss das nicht per se etwas schlimmes sein. China ist im Unterschied zum Westen eine durch und durch nicht dekadente Gesellschaft (von allen Vorwürfen, die man an China richten könnte ist Dekadenz sicher einer der schwer abwegigen). Aber auch keine freie. Und derzeit sieht es nicht unbedingt so aus, als würde sich dem ändern. Jahrelang hat man die Mär verbreitet (oder die Hoffnung gehegt) das mit zunehmendem Reichtum die chinesische Gesellschaft auf mehr Freiheit dringen würde. Nur ist dem gerade nicht passiert, das Regime sitzt bombenfest und die moderne Technologie, Stichwort KI, macht den Machterhalt nur fester. Das könnte das Angesicht des kommenden Jahrhundert sein.

Deswegen glaube ich, dass am kommenden 4. November weit mehr entschieden wird als eine einfache Wahl. Ich halte Donald Trump für einen Schaumschläger allererster Kajüte. Er ist ein Großmaul mit einer Bugwelle, die einem Preisboxer zur Ehre gereichen würde, Und er könnte am Ende der letzte und wichtigste Verteidiger einer freien Welt sein. Da soll noch einer sagen, dass der Herr über uns keinen Sinn für Humor hat.


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Llarian

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