Die Entwicklung im Nahen Osten hat die anderen Themen, die auf dem G8-Gipfel behandelt wurden, in den Hintergrund gedrängt. Ein Thema war darunter, das für Deutschland besonders interessant ist. Das Schlußdokument enthält nämlich eine Passage, die auf deutschen Wunsch und mit Bezug auf Deutschland aufgenommen wurde.
In der gestrigen Welt lesen wir:
Da haben wir ihn wieder, den Deutschen Sonderweg. Wieder, oder vielmehr immer noch. Denn der "Ausstieg aus der Kernenergie" ist ja eine Altlast aus der Zeit von Rotgrün.
Aus der Zeit einer Regierung, die Säkulares zu leisten sich vorgenommen hatte, nämlich den "ökologischen Umbau der Industriegesellschaft".
Darin spielte der "Ausstieg aus der Atomenergie" eine zentrale Rolle. In ihm bündelte sich sozusagen alles das, was diese Achtundsechziger Generation, die erst an der Schwelle zum Rentenalter an die Macht gekommen war, an ideologischem Gepäck im Lauf ihres Lebens aufgenommen hatte:
Die Ablehnung der Nuklearenergie durch eine Mehrheit der Bevölkerung, wie sie jedenfalls 1998 existierte, als der "Ausstieg" beschlossen wurde, erklärt sich aber wohl nicht allein aus diesen Aspekten und Elementen der Weltsicht der Achtundsechziger. Denn diese waren ja nicht eigentlich eine "Generation", sondern vielmehr das, was die Soziologen eine "Kohorte" nennen - eine Gruppe von Generationsgenossen. Eine Teilmenge der Generation der zwischen ungefähr 1940 und 1950 Geborenen; und eine doch eher kleine Teilmenge.
Wie also kam es, sieht man von der Achtundsechziger Ideologie ab, zu dieser außerordentlich breiten Ablehnung der Nuklearenergie durch die Deutschen? (Ganz anders als zB in Frankreich, wo vor ein paar Monaten die kommunistische "Humanité" eine Diskussion zu diesem Thema brachte, in der der Umweltsprecher der Kommunisten sich für eine Beibehaltung der AKWs aussprach, bei gleichzeitiger Entwicklung alternativer Energien). Woher diese weitgehende kollektive deutsche Überzeugung, daß die Atomkraft etwas Negatives und der "Ausstieg" etwas Wünschenswertes sei?
Das ist eine seltsame Geschichte, und je mehr man sie zu verstehen versucht, umso seltsamer erscheint sie. Es ist eine Geschichte, die - wenn ich es recht sehe - bis zu den beiden deutschen Schicksalsjahren 1945 und 1968 zurückreicht.
Einige Aspekte dieser Geschichte wird ein zweiter Beitrag zu diesem Thema beleuchten.
Links zu allen Folgen dieser Serie:
In der gestrigen Welt lesen wir:
Alle G-8-Staaten außer Deutschland haben sich zur Nutzung von Atomenergie bekannt. Die Weiterentwicklung der Kernkraft könne zur globalen Energiesicherheit, zur Verminderung der Luftverschmutzung und zur Bewältigung des Klimawandels beitragen, hieß es in einer auf dem G-8-Gipfel in St. Petersburg verabschiedeten Erklärung.
Diese Passage trug Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Rücksicht auf den Koalitionsfrieden nicht mit. (...) In die Gipfelerklärung zum Thema Kernkraft wurde als Zugeständnis an Merkel die Formulierung aufgenommen: "Wir erkennen an, daß die G-8-Mitglieder unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, um Energiesicherheit und die Klimaschutzziele zu erreichen."
Da haben wir ihn wieder, den Deutschen Sonderweg. Wieder, oder vielmehr immer noch. Denn der "Ausstieg aus der Kernenergie" ist ja eine Altlast aus der Zeit von Rotgrün.
Aus der Zeit einer Regierung, die Säkulares zu leisten sich vorgenommen hatte, nämlich den "ökologischen Umbau der Industriegesellschaft".
Darin spielte der "Ausstieg aus der Atomenergie" eine zentrale Rolle. In ihm bündelte sich sozusagen alles das, was diese Achtundsechziger Generation, die erst an der Schwelle zum Rentenalter an die Macht gekommen war, an ideologischem Gepäck im Lauf ihres Lebens aufgenommen hatte:
Das Mißtrauen, ja oft die Feindseligkeit gegen jede Hochtechnologie;
die Feindseligkeit, ja oft der offene Kampf gegen die internationale Großindustrie (zur Achtundsechziger Zeit "die Multis" genannt);
eine apokalyptische Weltsicht, die voller Untergangsphantasien war. Voll von als positiv erlebten Phantasien über den Untergang des Kapitalismus, aber auch von Angstphantasien über die "Selbstauslöschung der Menschheit";
und natürlich die zentrale Beschäftigung mit dem Thema "Umwelt"; wobei seltsamerweise die Nuklearenergie als umweltfeindlich gesehen wurde.
Die Ablehnung der Nuklearenergie durch eine Mehrheit der Bevölkerung, wie sie jedenfalls 1998 existierte, als der "Ausstieg" beschlossen wurde, erklärt sich aber wohl nicht allein aus diesen Aspekten und Elementen der Weltsicht der Achtundsechziger. Denn diese waren ja nicht eigentlich eine "Generation", sondern vielmehr das, was die Soziologen eine "Kohorte" nennen - eine Gruppe von Generationsgenossen. Eine Teilmenge der Generation der zwischen ungefähr 1940 und 1950 Geborenen; und eine doch eher kleine Teilmenge.
Wie also kam es, sieht man von der Achtundsechziger Ideologie ab, zu dieser außerordentlich breiten Ablehnung der Nuklearenergie durch die Deutschen? (Ganz anders als zB in Frankreich, wo vor ein paar Monaten die kommunistische "Humanité" eine Diskussion zu diesem Thema brachte, in der der Umweltsprecher der Kommunisten sich für eine Beibehaltung der AKWs aussprach, bei gleichzeitiger Entwicklung alternativer Energien). Woher diese weitgehende kollektive deutsche Überzeugung, daß die Atomkraft etwas Negatives und der "Ausstieg" etwas Wünschenswertes sei?
Das ist eine seltsame Geschichte, und je mehr man sie zu verstehen versucht, umso seltsamer erscheint sie. Es ist eine Geschichte, die - wenn ich es recht sehe - bis zu den beiden deutschen Schicksalsjahren 1945 und 1968 zurückreicht.
Einige Aspekte dieser Geschichte wird ein zweiter Beitrag zu diesem Thema beleuchten.
Links zu allen Folgen dieser Serie:
1. Der Sonderweg
2. Kampf dem Atomtod
3. Die APO entläßt ihre Kinder
4. Tschernobyl und die Folgen
5. Verursachen AKWs Leukämie bei Kindern?
6. Seriöse Wissenschaft und ihr Mißbrauch durch Politiker