Würzburg, knapp 130.000 Einwohner, irgendwo in der Walachei in .... -na, wer weiß es?- der bayrischen Provinz. Man hat es schon mal gehört, aber so richtig viel wissen tut man gemeinhin eher nicht über die doch eher possierliche Gemeinde, mal ab davon dass sie wirtschaftlich recht erfolgreich ist, auch wenn man die großen Arbeitgeber überregional nicht unbedingt allzu gut kennt.
Würzburg war nun also der Meinung, dass es eine besonders gut Idee wäre, in die Fußstapfen der großen Barbara Streisand zu treten, um bundesweit ein bischen die Bekanntschaft zu steigern. Und das ist in Zeiten wo die Presse zwischen dem Krieg in der Ukraine, Klabauterbachs neuesten Drohungen und der realen Energiekrise schon eine ganz ordentliche Herausforderung. Man entschied sich daher bei dem anstehenden "Kiliani Volksfest" (so eine Art lokales Besäufnis im Stil des Oktoberfestes) das derzeit auf Mallorca recht populäre Lied "Layla" zu verbieten, bzw. mit den Veranstaltern eine "Vereinbarung" zu treffen, das das Lied (und andere) nicht gespielt werden darf.
Damit hat man wohl zweierlei erreicht: Man hat sich zum einen den Ruf des staatlichen Zensors redlich verdient, denn nichts in dem so sexistischen Lied ist auch nur ansatzweise justitiabel, zum anderen hat man den beiden Künstlern (keine Anführungszeichen hier, Kunst liegt im Auge des Betrachters) "DJ Robin" und "Schürze" (ja, liebe Kinder, so kann man heißen, aber macht das nicht zuhause nach!), vermutlich mehr Popularität verschafft, als diese mit einer gewaltigen Werbekampagne hätten für Geld kaufen können. Wer mal wieder ein aktuelles Beispiel für den Streisand Effekt gesucht hat, der wird hier wieder gut fündig werden.
Es ist davon auszugehen, dass die Stadtverwaltung in Würzburg, die solcherlei Verbote meint durchsetzen zu müssen, bis dato noch nichts vom Streisand-Effekt gehört hat, oder sich mal Gedanken gemacht hat, wie solche Verbote am Ende wirken, sonst hätte man sich vermutlich nicht ganz so auf die Knochen blamiert. Denn natürlich ist das Ganze keinesfalls ohne Präzedenz.
Das beste Beispiel einer solchen Aktion, wenn auch mit deutlich mehr Dampf, ereignete sich 1986, als die Ärzte das Lied "Geschwisterliebe" veröffentlichten, dass ein inzestiöses Verhältnis zwischen dem Sänger und seine 14-jährigen Schwester besingt. Nach der Beschwerde einer Mutter wurde das Lied von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften kurzerhand indiziert (was es bis heute ist), und in der Folge noch zwei Lieder mehr. Dies wiederum hatte zur Folge, dass die Ärzte in echte wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten, weil sich einige große Distributoren von ihnen trennten.
Aber unabhängig von der Wucht, mit der die Indizierung die Band getroffen hatte, passierten auch ein paar andere lustige Dinge: Das Lied war deswegen keinesfalls verschwunden. Es durfte nur nicht mehr öffentlich aufgeführt werden. Das bedeutet aber nicht, dass die Fans es nicht gesungen haben, und so hat es sich eine zeit lang bei den Ärzten eingebürgert auf Konzerten die Melodie zu spielen und die Fans das Lied singen zu lassen (nach einer deutlich Anweisung, dass bitte nicht zu tun). Das nannte sich dann der "Ritt auf dem Schmetterling". Am Ende war die Zensur vergeblich, auch wenn der Streisand Effekt in einer Zeit ohne Internet noch nicht so recht zum tragen kam. So oder so: Die angestrebte Zensur funktionierte schon damals nicht. Die Menschen sind von Natur aus bockig.
In Würzburg erleben wir nun genau das selbe: Das Singen kann man den Menschen eben nicht verbieten. Am Ende steht der Zensor nackt da. Und da Düsseldorf auf seine unnachahmlich lächerliche Art für den kommenden Karneval vorsorgen will und schon mal vorsorglich ein solches Verbot vorbereitet, kann man sich mit einiger Sicherheit darauf verlassen, dass das die Popularität eines ansonsten doch eher primitiven Titels eher steigern als schwächen wird.
Aber unabhängig von der Nutzlosigkeit der Zensur, sticht einem vor allem die Willkür und teilweise Doppelmoral ein wenig sehr ins Auge. Der inkriminierte Titel "Layla" ist in seiner Harmlosigkeit kaum ernsthaft anzugreifen, es sei denn man findet schon den Begriff einer Puffmutter anstößig und etwas, vor dem man unbedingt bewahrt werden muss. Man fragt sich aber: Warum gerade jetzt und warum gerade dieser Titel? Als Micky Krause uns 1999 seine Idee von "Zehn nackten Friseusen" um die Ohren hieb, war der Text auch nicht viel klüger (im Gegenteil, Zielgruppe und Konzept erscheinen extrem ähnlich), aber es wäre nichts bekannt, dass man sich damals in Würzburg größere Gedanken gemacht hätte. Als Marius Müller Westernhagen 1978 seine Haßhymne gegen "Dicke" veröffentlichte, wurde auch darüber gestritten, aber kein Volksfest kam auf die Idee, es zu verbieten (im Gegenteil, es wurde jahrzehntelang gespielt). Wenn Feine Sahne Fischfilet, die Lieblingspunkband unseres Präsidentendarstellers, tönt "Die Bullenhelme, die sollen fliegen Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein!", dann ist das in Würzburg auch kein größeres Problem, wobei man natürlich einschränken muss, dass man in Bierzelten wohl keinen Krawall-Punk spielen wird. Und die verbale Entgleisungen, die uns von diversen Deutsch-Rappern als Musik verkauft werden sollen, sind eigentlich kaum eines Kommentares wert.
Aber unabhängig von der Wucht, mit der die Indizierung die Band getroffen hatte, passierten auch ein paar andere lustige Dinge: Das Lied war deswegen keinesfalls verschwunden. Es durfte nur nicht mehr öffentlich aufgeführt werden. Das bedeutet aber nicht, dass die Fans es nicht gesungen haben, und so hat es sich eine zeit lang bei den Ärzten eingebürgert auf Konzerten die Melodie zu spielen und die Fans das Lied singen zu lassen (nach einer deutlich Anweisung, dass bitte nicht zu tun). Das nannte sich dann der "Ritt auf dem Schmetterling". Am Ende war die Zensur vergeblich, auch wenn der Streisand Effekt in einer Zeit ohne Internet noch nicht so recht zum tragen kam. So oder so: Die angestrebte Zensur funktionierte schon damals nicht. Die Menschen sind von Natur aus bockig.
In Würzburg erleben wir nun genau das selbe: Das Singen kann man den Menschen eben nicht verbieten. Am Ende steht der Zensor nackt da. Und da Düsseldorf auf seine unnachahmlich lächerliche Art für den kommenden Karneval vorsorgen will und schon mal vorsorglich ein solches Verbot vorbereitet, kann man sich mit einiger Sicherheit darauf verlassen, dass das die Popularität eines ansonsten doch eher primitiven Titels eher steigern als schwächen wird.
Aber unabhängig von der Nutzlosigkeit der Zensur, sticht einem vor allem die Willkür und teilweise Doppelmoral ein wenig sehr ins Auge. Der inkriminierte Titel "Layla" ist in seiner Harmlosigkeit kaum ernsthaft anzugreifen, es sei denn man findet schon den Begriff einer Puffmutter anstößig und etwas, vor dem man unbedingt bewahrt werden muss. Man fragt sich aber: Warum gerade jetzt und warum gerade dieser Titel? Als Micky Krause uns 1999 seine Idee von "Zehn nackten Friseusen" um die Ohren hieb, war der Text auch nicht viel klüger (im Gegenteil, Zielgruppe und Konzept erscheinen extrem ähnlich), aber es wäre nichts bekannt, dass man sich damals in Würzburg größere Gedanken gemacht hätte. Als Marius Müller Westernhagen 1978 seine Haßhymne gegen "Dicke" veröffentlichte, wurde auch darüber gestritten, aber kein Volksfest kam auf die Idee, es zu verbieten (im Gegenteil, es wurde jahrzehntelang gespielt). Wenn Feine Sahne Fischfilet, die Lieblingspunkband unseres Präsidentendarstellers, tönt "Die Bullenhelme, die sollen fliegen Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein!", dann ist das in Würzburg auch kein größeres Problem, wobei man natürlich einschränken muss, dass man in Bierzelten wohl keinen Krawall-Punk spielen wird. Und die verbale Entgleisungen, die uns von diversen Deutsch-Rappern als Musik verkauft werden sollen, sind eigentlich kaum eines Kommentares wert.
Aber das Argument sollte klar werden: Wo fängt das an, wo hört das auf? Die Willkür, die sich hinter dem Begriff des "Sexismus" oder alternativ "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" verbirgt, ist allzu deutlich, sie kann alles verbieten, was gerade irgendjemanden stört. Warum man sich gerade am aktuellen Beispiel gestört hat? Ich kanns nicht mal sagen, weil der Text am Ende harmloser ist als die Schmonzetten von Roland Kaiser. Sowas hat wohl manchmal die Tendenz ein Selbstläufer zu werden, da geht es einem Ratsmitglied mal nicht so dolle und kein anderer stellt sich in der Weg, weil man ja kein Sexist sein möchte.
Am Ende: Viel Lärm um nix und Würzburg ist um eine Peinlichkeit reicher. Passt ja auch in dieses Jahr. Am Rande von Europa gibts Krieg, die Inflation nimmt zweistellige Bereiche an, die Coronafraktion bläst zum Halali auf die Kinder, die Deutschen wissen nicht, wie sie über den Winter kommen, und Würzburg sorgt dafür das niemand das furchtbare Wort "Puffmama" hört. Was ziemlich deutlich zeigt, was Politiker heute noch können.
Llarian
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