8. April 2021

Die Wut im Bauch

Ein persönlicher, vielleicht auch mein (vor)letzter Artikel. Dieser Artikel ist eine innere Reflektion, nicht redigiert, nicht überdacht und in Wut geschrieben. Wen das nicht interessiert, der braucht ab hier nicht weiter zu lesen.

Ich kann nur schlecht beschreiben welche Wut ich inzwischen empfinde, der Begriff des Wutbürgers, der noch vor wenigen Jahren so gerne verwendet wurde, um diejenigen, die eine Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen befürchteten, zu brandmarken, beschreibt die Situation nicht einmal schlecht. Man ist erwachsen, man hat gelernt seine Aggressionen zu kanalisieren, sich zu benehmen, keine Kraftausdrücke zu benutzen, sich zurück zu halten und die Form zu wahren. Und dennoch ist alles was ich derzeit für den amtierenden Ministerpräsidenten, den ich gerne immer verharmlosend Flaschet genannt habe, übrig habe nur noch der kalte Hass, der eigentlich keine solche Bezeichnung mehr zulässt.

­Ich habe vorhin meine kleine Tochter im Arm gehalten. Und sie hat bitterlich geweint. Sie sagte mir (sinngemäß, ich kann und will sie hier nicht wörtlich wiedergeben), dass sie schon so lange nicht mehr Schwimmen gegangen sei und jetzt nicht einmal mehr zur Schule gehen dürfe. Sie wolle nicht mehr zuhause sein. Immer nur zuhause sein. Und sie verliert die Hoffnung, dass es je besser wird und das sie ihr Leben in einem Gefängnis verbringen soll. Natürlich sage ich ihr dann, dass das nicht für immer sein wird, aber sie glaubt mir inzwischen nicht mehr richtig. Wie sollte sie auch? Ich glaube es ja selber nicht mehr, wenn jede Woche mit der nächsten hanebüchenen Begründung gerechtfertigt wird uns weiter einzusperren. Denn sie sperren uns wieder ein. Die Kinder sind wieder zuhause. 

Vielleicht kann sich der eine oder andere auch nur ein bischen hinein versetzen was das für einen Vater bedeutet. Und ich will nicht mehr. Ich will meiner Tochter keine leeren Durchhalteparolen mehr erzählen, an die ich selber nicht glaube und die keine Basis mehr haben. Ich bin bereit für mich viel zu ertragen, aber meine Haut ist deutlich dünner, wenn es um meine Kinder geht. Und das Maß ist nicht erreicht, es ist WEIT überschritten.

Ich glaube nicht daran, dass eine Woche irgendetwas bewirkt. Ich halte den "Brückenlockdown" oder wie das Pack gerade die neueste Maßnahmen zu verbrämen sucht für maximal sinnlos und denke nicht das dieser auch nur irgendetwas positives bewirkt, außer den Schmerz unserer Kinder weiter zu vergrößern, unsere Unternehmen weiter zu ruinieren und uns weiter die Lebensfreude zu nehmen. Solche Ideen kommen von Leuten und werden von Leuten gewünscht, die eben keine kleinen Kinder haben, deren Scheck am Monatsanfang kommt und denen es nichts ausmacht in ihren vier Wänden zu bleiben und deren Lebensfreude sich nicht zuletzt darin wiederspiegelt anderen zu sagen, wie sie zu leben haben. Aber für kleine Unternehmer, für Familien in kleinen Wohnungen, für Eltern von kleinen Kindern, die noch beaufsichtigt werden müssen, für die, die dafür sorgen, dass der Scheck der anderen Gruppe auch gedeckt ist, für die ist es die Hölle.

Und ihr könnt Euch eure Hölle dahin stecken, wo nie die Sonne scheint. Es ist etwas anderes aus demokratischen Gründen in der Minderheit zu sein und die eine oder andere Kröte zu schlucken. Ja, ich finanziere euren Energieirrsinn mit, er ist schwachsinnig genug, kostet enorm viel Kohle, aber dummerweise demokratisch gewollt. Die EU Party, genauso hirnlos, muss auch bezahlt werden. Das sind Dinge über die man streiten kann, und wo man sich zivilisiert austauscht und vielleicht auch bei unterschiedlicher Meinung später ein Bier trinken kann.
Ich trinke mit niemandem ein Bier, der meint, meinen Kinder weh tun zu dürfen, weil er sich dann sicherer fühlt. Ich trinke nicht nur kein Bier mit ihm, ich betrachte ihn auch nicht mehr als Gegenüber sondern als Feind. In der Demokratie reden wir miteinander, aber wir reden auf der Basis von Grundrechten. Ich nehme es hin demokratisch in Minderheiten zu geraten, so lange diese nicht meine Grundrechte oder die meiner Familie einschränken. Ihr könnt Euch eure Demokratie sonstwohin stecken, wenn ihr diese Linie überschreitet. Ihr könnt vielleicht mit der staatlicher Gewalt eure Ideen durchsetzen, aber eure Legitimation, eure Akzeptanz, bzw. die Tolerieung eurer Ideen, geht damit auf die Müllhalde. Wir leben ab diesem Zeitpunkt in einer Diktatur, die sich zwar für demokratisch deklariert, so wie nahezu alle Diktaturen das tun, aber nichtsdestotrotz genau das ist. 

Oder um es simpel wie vulgär zusammen zu fassen: Ihr könnt mich mal! Und das bitte mehrfach. Bei der letzten Corona-Demo in Stuttgart ist wohl ein ARD Team mit einem Ei beworfen worden. Als das Team seine Arbeit abgebrochen hat, war von einem Stein die Rede, der sich dann wohl als Ei herausstellte. Ehrlich gesagt wundere ich mich zunehmend, dass NUR ein Stein geflogen sein soll. Die Bundesregierung wie ihre Propagandaabteilung hat bis jetzt den Vorteil gehabt, dass das, was ihr auf den Demos gegenüber stehen, im Wesentlichen aus Leuten besteht, die etwas zu verlieren haben und deshalb Grenzen kennen. Die keine Steine oder Molotov-Cocktails werfen sondern allenfalls mal eine Trillerpfeife oder Tröte dabei haben. Aber das kann (und wird) sich ändern. Ich bin nicht der einzige, der diese Wut empfindet. Und ich habe etwas zu verlieren, namentlich meine Familie, was mich doch stark zivilisiert. Aber wenn ich diese nicht hätte, was würde mich hindern? Und was hindert den nächsten Wütenden, der eben keine Familie hat, die er verlieren kann? Sicher kein Respekt mehr vor eurer "demokratischen" Macht. Der Grund warum der linke Mob gerne Steinplatten und Molotov-Cocktails wirft, besteht darin, dass viele von denen schlicht nichts zu verlieren haben. Keine Familie, kein Job, keine Existenz, mal ab von einer staatlich bezahlten NGO. Umso mehr man den Bürger platt macht, und ich meine den Bürger, keine verkrachte Existenz, wird der irgendwann tatsächlich gewalttätig. Ich kann das Gefühl absolut nachvollziehen. Als Söder vor der Corona-RAF schwafelte, suchte er sich nur wieder wichtig zu machen. Aber der Gedanke wird zunehmend real. Jeder Mensch hat irgendwo seinen Trigger-Punkt. Die Geschichte von Nordirland zeigt das sehr eindrücklich. 

Noch ein paar persönliche Gedanken, wenn ich schon dabei bin: Vor einigen Jahren verließ uns der von mir hochgeschätzte Mitautor Calimero. Er wollte nicht mehr. So weit ich es erinnere vor allem deshalb, weil er das Land und seine Politik nicht mehr ertragen konnte und deshalb auch keine Lust mehr hatte, politische Artikel dazu zu schreiben. Er zog sich ins Privatleben zurück. Ich kann zunehmend die Frustration nachempfinden und ich frage mich an der Stelle, was ich hier noch tue. Bewirken tu ich wenig und die Art der Auseinandersetzung scheint mir zunehmend weniger Sinn zu machen, wenn unsere staatliche Grundordnung zunehmend erodiert. Und dafür ist es, platt gesprochen, zu viel Arbeit. Ich habe noch zwei Artikel in der Pipeline gehabt, aber ich bin mir wie gesagt nicht sicher, ob ich noch will. Einer ist praktisch fertig (der war eigentlich für heute bestimmt, aber ich muss mich erst einmal abkühlen), den werde ich dann wohl morgen einstellen.

Möglich, dass es der letzte ist. Mehr möchte ich jetzt in Wut nicht schreiben. 


Llarian

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