Es ist schon ein Kreuz mit dem Impfstoff in Deutschland. Da Ursel Fond-of-Lying die Bestellung bei Pfizer, wie erwartet, in den Sand gesetzt hatte, musste schnell ein neuer Kandidat her und das war AZD 1222 (vulgo der "Astra-Zeneca-Impfstoff"). Dieser bot zwei ganz entscheidende Vorteile: Erstens, er war billig (er kostet nur ein Viertel der Pfizer Variante) und außerdem war Astra-Zeneca im Unterschied zu Pfizer noch nicht völlig ausgebucht und wollte bis Ende 2021 knappe 200 Millionen Dosen an die EU liefern.
So weit, so gut. Was dann aber nicht so gut war, war dann die Verträglichkeit. Wie so oft, wenn etwas vor allem schnell gehen muss, war das Ergebnis eben nicht ganz optimal. Nach bisherigem Stand haben von den 2,4 Millionen in Deutschland mit dem Stoff geimpften 31 Impflinge eine Trombose entwickelt, wovon 9 gestorben sind. Vor allem und im Wesentlichen Frauen unter 60 Jahren. Schlimm, so die Bundesregierung, und zwar so schlimm, dass jetzt erst einmal Schluss ist mit Impfung und der Stoff nicht mehr an unter 60-jährige vergeben werden kann. Impfstopp.
Zunächst eine Randnotiz: Es fällt auf, dass es vor allem "jüngere" Frauen erwischt, damit erscheint eine genetische Komponente erst einmal wahrscheinlich. Den billigen Seitenhieb, dass es nach Erkenntnissen von SPD und Grünen ja gar keine Frauen gibt und das es sich um ein rein soziales Konstrukt handelt, möchte ich mir ersparen (und überlasse ihn hiermit dem Leser als Übung). Ich persönlich glaube nicht unbedingt an eine genetische Komponente sondern denke eher darüber nach, wer von den "unter 60 Jahren" geimpft wird. Und das sind, Überraschung, in den meisten Fällen Krankenschwestern und Lehrer. Respektive Lehrerinnen, denn die meisten Lehrer sind ja nun weiblich. Insofern glaube ich, dass die Auffälligkeit sich unter Umständen zu guten Teilen aus der Statistik der Impfkandidaten erklären lässt.
Aber lassen wir das Geschlecht mal weg und reden nur von den Zahlen. Es sind also 9 Leute von 2,4 Millionen gestorben. Das ist viel. Ziemlich viel. Die meisten Impfungen liegen eher bei einer akzeptierten Mortalität von weniger als 1:1.000.000, wobei die Zahlen selber schwierig sind, da die allermeisten behaupteten Impfschäden nicht als solche anerkannt werden. Gerade bei Babys (wo die meisten geimpft werden) sind so kleine Zahlen fast nicht zu erheben, wenn man die Inzidenz des plötzlichen Kindstods (1:1500) mal daneben legt. Da gehen die Impftoten schlicht unter und auch unter Erwachsenen sind so kleine Zahlen nur ganz schlecht zu fassen. Wie hoch die Zahlen wirklich sind, weiß man nicht so genau. Vielleicht will man es auch gar nicht wissen. Es reicht eigentlich die Erkenntnis das angesichts der Schwere der Erkrankungen (was bei nahezu alle "bimpften" Krankheiten trivial richtig ist) die Impfung die weit, weit bessere Wahl darstellt. AZ1222 liegt also nach diesen Erkenntnissen einen Faktor von vielleicht 4 oberhalb von bisherigen Impfungen.
Aber auch das ist nicht ganz richtig. Dazu muss man wissen, dass es äußerst unterschiedliche Formen von Impfungen gibt, von Antigen-Impfungen über Totimpfungen bis zu Lebendimpfungen mit abgeschwächten Viren. Die neuen mrna-Methoden noch nicht einmal erwähnt. Und diese Prinzipien haben unterschiedlich starke Nebenwirkungen. Lebendimpfungen gehören zu denen mit den stärksten Nebenwirkungen. So ist beispielsweise eine Gelbfieberimpfung nicht nur schmerzhaft sondern von ganz lustigen Nebenwirkungen begleitet (kann ich bestätigen, tut ordentlich weh und macht keine Freude). AZ1222 ist, wer hätte es gedacht, ein Lebendimpfstoff. Zumindest halbwegs. Genaugenommen wird ein vergleichsweise harmloses Adenovirus verwendet, um bestimmte Proteine in den Körper einzuschleusen und damit die Produktion von Antikörpern anzuregen. Es ist kein Corona-Virus (auch nicht verwandt), kann kein Corona auslösen und sich selber auch nicht vermehren. Ein Virus ist es trotzdem und er macht auch nicht gesünder. Anders gesagt: Es ist die gezielte Infektion mit einer leichten, wenn auch toten, Erkältung. Das ist auch die typische Nebenwirkung, die die meisten beobachten, man ist einen Tag lang krank. Ja klar ist man das. Man ist erkältet.
So gesehen ist die Nebenwirkungsmenge von AZ1222 gar nicht so auffällig, sie ist zweifelsfrei erhöht (etwa die vierfache Menge der beiden Alternativen von Moderna, bzw. Pfizer), aber keine Potenz höher, wie man wohl gerne annimmt, wenn man nur die Tagesschau konsumiert.
Aber man kann natürlich dennoch zu dem Ergebnis kommen, das Risiko sei einem zu hoch. Das ist völlig in Ordnung. Es liegt in der Größenordnung von etwa 1:200.000, wenn die Zahlen sich so stabilisieren würden (ob man mit Heparin oder Aspirin noch etwas dran drehen kann, sei mal außen vorgelassen). Das erscheint viel. Aber jetzt vergleichen wir es mal mit der Corona-Infektion. Für einen gesunden Erwachsenen unter 50 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit eine Corona Infektion zu überstehen bei über 999 Promille, bzw. die Wahrscheinlichkeit daran zu sterben irgendwo zwischen 1:1000 und 1:10.000. Das ist, gelinde gesagt, deutlich schlechter. Der entscheidende Faktor, der hier fehlt ist der: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit sich innerhalb der Wirksamkeitszeit der Impfung mit Corona zu infizieren? Nähmen wir an die Impfung würde für 5 Jahre reichen (keiner weiß es), dann wäre die Frage, wie wahrscheinlich ist es, sich innerhalb dieser 5 Jahre mit dem Virus zu infizieren? Und die Antwort ist: Wenn wir nicht impfen, gar nicht mal so klein. D.h. wir sind wieder beim Imfdilemma: Für den einzelnen macht die Impfung nur begrenzt Sinn, wenn die Herdenimmunität irgendwo vom Himmel fällt. Muss er allerdings dazu beitragen, reduziert sich sein Nutzen. Trägt er aber nicht bei, kommt die Herdenimmunität nicht zustande. Die Diskussion des Gefangendilemmas lasse ich hier mal beiseite, wer Spaß dran hat, darf sich gerne bei Herrn Nash erkundigen.
Was ich besonders absurd finde ist aber folgende Überlegung, bzw. der logische Widerspruch der Bundesregierung. Nach Aussage eben dieser und ihrer Trabanten wie Klabauterbach und Drosten, sterben jeden Tag hunderte von Menschen an Corona (Flugzeugweise wie uns der grüne Weisswurstpabst vorgerechnet hat). Die meisten davon am Ende ihres Lebens, aber das zählt ja nicht und die Presse hat uns ja vorgerechnet, dass die Sterbenden noch zehn Jahre im Schnitt leben würden, wenn sie kein Corona hätten (ja klar, Durchschnittssterbealter 82, die wären alle im Schnitt 92 geworden, nee ist klar). Jetzt nehmen wir mal an Astra-Zeneca hätte den magischen Zauberstab und hätte plötzlich 164 Millionen Dosen für uns. Und wir könnten die ersten 82 Millionen an einem Tag verimpfen (Super-Spahn, das Analogon zu Super-Grobi machts möglich). Nach obiger Statistik hätten wir dann 400 Tote zu erwarten. Das ist sicher viel. Nur: Das ist weniger als in zwei Tagen offiziell an Covid sterben. Die absurden Kosten und die zusätzlichen Toten durch den Lockdown-Irrsinn noch gar nicht betrachtet.
D.h. wenn die Zahlen stimmen, dann wäre es irrsinnig nicht so schnell wie möglich das Zeug zu verimpfen. Selbst wenn es 10 mal so tödlich wäre. Entweder glaubt man seinen eigenen Zahlen oder man hat ein Problem. Wenn man freilich zugeben würde, dass wir eben nicht hunderte Covid Tote pro Tag haben, sondern die allermeisten davon auch so sterben würden, dann (und nur dann), darf man die Zahlen für AZ1222 als zu hoch einstufen.
Ich für meinen Teil betrachte es als niedrig, wenn ich bedenke welche gesellschaftlichen Kosten wir jeden Tag auf uns nehmen. Wir misshandeln unsere Kinder, versauen unsere Zukunft und wir werden jeden Tag deutlich ärmer. Ist da ein Risiko von 1:200.000 zu hoch? Das kostet jeden von uns statistisch ungefähr 2 Stunden unserer Lebenserwartung. 2 Stunden. Bzw. 4 Stunden, wenn jemand maximal jung wäre und noch eine Lebenserwartung von 80 Jahren hätte. Damit man mal eine Größenordnung von Risiko bekommt. Ebenso: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie, lieber Leser, in diesem Jahr bei einem Autounfall sterben liegt so bei um 1:30.000. Also wieder ein Vergleich: Die Wahrscheinlichkeit nach eine AZ1222 Impfung zu sterben liegt bei ungefähr 6 Wochen Straßenverkehr.
Oder anders gesagt: Das sind alles sehr kleine Zahlen. Aber Menschen haben einen schlechten "Grip" auf kleine Zahlen. Sie begreifen nicht die eigentlichen Risiken (wie beispielsweise Rauchen, Trinken, Bewegungsmangel oder Streß), bewerten aber seltene Risiken, wenn sie nur oft von denen gelesen haben, deutlich über.
Leider gilt dies umso mehr für unsere Bundesregierung, die außer totaler Inkompetenz eigentlich kein verbindendes Element mehr hat. Und da wird dann schon einmal ein Impfstopp angeordnet. Weil man tatsächlich damit überfordert ist das Risiko einzuordnen. Aber was will man von Leuten erwarten, die nicht einmal das eigene Körpergewicht richtig einschätzen können?
Ich bin kein Fan von Impfstoffen, die mit der heißen Nadel gestrickt wurden. Und hätte man die Wahl zwischen Pfizer und Astra-Zeneca, bzw. vielleicht mit dem bald auf den Markt kommenden Antigen-Impfstoff, dann könnte man drüber reden. Aber das hier ist nicht "Wünsch-Dir-Was". Wir stehen gesellschaftlich und wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand, diverse sind schon zerquetscht worden. Wir haben kein Jahr Zeit, um darauf zu warten bis Pfizer das nachholt, was Fond-of-Lying versaut hat. Für Merkel, der die Zukunft des Landes an ihrem nicht allzu kleinen Hinterteil, vorbei geht, ist es egal ob der Lockdown noch drei Wochen, drei Monate oder drei Jahre gehen soll (wobei man vermuten kann, letzteres wäre ihr am liebsten). Aber die BRD hat keine drei Jahre. Eigentlich auch keine drei Monate, nicht einmal drei Wochen. Was die Bundesregierung aus ihrem mangelnden Intellekt vermutlich nie begreifen wird, ist, dass auch Nichthandeln ein Handeln darstellt. Die Sperre von AZ1222 bedeutet mehr Lockdown, mehr ruinierte Existenzen, mehr zertrampelte Kinderseelen. Nicht das das diese Regierung je interessiert hätte.
Addendum: Fast schon unfreiwillig komisch ist der nun auch bei der Regierung auftretende Wunsch nach Sputnik V, um jetzt AZ1222 zu ersetzen. Prinzipiell ist es eine gute Idee sich so viel Impfstoff zu verschaffen wie nur irgend möglich. Aber als Ersatz für AZ1222 sollte man vielleicht mal darüber nachdenken was für eine Art von Impfung Sputnik V wohl sein könnte. Der geneigte Leser wird an der Stelle vermutlich mit unterdrücktem Lächeln erraten haben, warum diese Zeilen hier stehen: Es handelt sich um einen Lebendimpfstoff basierend auf einem Adenovirus.
Llarian
© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.