10. Juli 2017

Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art

Andernorts in diesem Blog haben wir (pluralis auctoris) die Ereignisse, die in der Silvesternacht 2015/2016 in Köln vonstattengingen, als Auftakt des Schwindens des Mehltaus bezeichnet, der sich in den Jahren nach der Wiedervereinigung über Deutschland gelegt hat.

Wenn die Domstadt metonymisch für die Öffnung des Diskurses über die Themen Ausländerkriminalität und Migration steht, könnte Hamburg zur Chiffre für die Inangriffnahme der Diskussion über linke Gewalt und deren klammheimliche Billigung in Teilen des linken Lagers werden. Schulz und Stegner mögen zwar in zum Fremdschämen geeigneter Beflissenheit betonen, dass "links" und "Gewalt" miteinander unvereinbar seien. Aber das kann den interessierten Beobachter, der das Nix-hat-mit-nix-zu-tun-Ritual (siehe ZR vom 25.03.2016; ZR vom 15.07.2016) zur Genüge kennt, keinesfalls beirren.

Wenn nicht nur bürgerliche Blätter wie die WELT und die FAZ, sondern auch ein dezidiert linkes Medium wie ZEIT-Online das Kind beim Namen nennen, dann zeigt das, dass linksideologisch aufgeladene Bandenkriminalität höherer Söhne und Töchter im bundesrepublikanischen Meinungsspektrum überwiegend auf Ablehnung stößt. Dass ein SPD-Mann die treffendsten Worte für das erwartbare Schuldumkehrungstheater der auf Unwählbarkeit bedachten SED fand, sei nur am Rande angemerkt.

Der Mehltau schwindet wieder ein bisschen. Das mag den Kfz-Haltern, deren Auto ausgebrannt ist, und den von der "Entglasung" ihres Ladenlokals betroffenen Geschäftsleuten verständlicherweise nur ein schwacher Trost sein. Aber es zeigt, dass das politische Immunsystem in diesem Land doch noch funktioniert.

Noricus

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