Der Begriff Lügenpresse war schon des Öfteren Thema in Zettels Raum und hat nicht zuletzt durch die geplante Einrichtung eines Wahrheitsministeriums um den scheinbar so allgegenwärtigen "Fake-News" begegnen, weitere Bedeutung gewonnen. An dieser Stelle möchte ich allerdings auf einen Seitenaspekt eingehen, der eben nicht direkt mit dem Begriff der Gesinnungspresse (der Begriff gefällt mir immer noch am besten) assoziiert ist, aber in meinen Augen mindestens ebenso schwer wiegt, wenn nicht sogar schwerer als die direkte Wirkung der falschen Information. Und zwar die irgendwann schlicht nicht mehr vorhandene Information.
Ich möchte das an einem Beispiel aus den letzten Wochen klar machen. Donald Trump hat in seiner unnachahmlichen Art nicht erst lange zu diskutieren sondern erst einmal zu handeln, ein 90-tägiges Einreisemoratorium für sieben Ländern beschlossen. Dies war (scheinbar?) eine unglaubliche Ungeheuerlichkeit, denn die deutsche Presse überschlägt sich seit zwei Wochen (inzwischen ebbt es etwas ab) mit ihrer "Kritik" (Hetze wäre das passende Wort) an diesem Erlass. Am Anfang stundenweise, heute vielleicht noch einmal am Tag, erscheint ein neuer Artikel, der beschreibt wie rechtswidrig das ganze sein soll, was für eine schlimme Entwicklung, wieviel Protest es dagegen gibt, wie es der Wirtschaft schade, wie rassistisch das sei und so weiter und so fort. Wenn sie nicht die letzten zwei Wochen im Ausland verbracht haben, lieber Leser, dann kann ihnen das praktisch nicht entgangen sein. Liest man die deutsche Presse kann man nur den Eindruck haben, dass Trump ein politischer Amokläufer ist, der entweder in weniger als einem Jahr im Gefängnis sitzt, abgesetzt wird oder schlicht erschossen (amerikanischen Präsidenten ist das ja schon das eine oder andere mal passiert). Eigentlich ist das sogar falsch ausgedrückt, man kann nicht nur zu diesem Eindruck kommen, man muss eigentlich dazu kommen.
Zumindest so lange wie man nicht auf die Idee kommt mal etwas anderes zu lesen. Joachim Steinhövel hat in seinem Blog nicht nur eine ausgesprochen unpolemische sondern auch sehr faktenunterfütterte Zusammenfassung des trumpschen Erlasses veröffentlich. Der Artikel sei jedem wirklich jedem ans Herz gelegt, um ihn anschliessend mal in den Gegensatz zu der einen oder anderen Tageszeitung (oder gar dem Fernsehen) zu setzen. (Kleine Anmerkung: Inzwischen hat wohl auch, aus welchem Grunde auch immer, ausgerechnet die Bild-Zeitung Lunte gerochen und mal ein bischen Kritik der Kritik veröffentlicht). Nun soll es gar nicht so sehr um den Erlass und seine Wirkung gehen, sondern um etwas gänzlich anderes: Bevor ich den Bericht von Steinhövel gelesen habe, hätte ich durchaus der deutschen Presselinie folgen können. Nicht unbedingt darin, dass die Entscheidung falsch ist, sondern darin, dass sie eine deutliche Kehrtwende darstellt und wirklich den Amerikanern am Ende schaden könnte. Jetzt bin ich da nicht mehr so sicher. Was aber noch wichtiger ist: Ich kann nicht sagen, dass ich der deutschen Berichterstattung in dieser Frage noch irgendeinen Wert beimessen kann. Ich bin schlicht gar nicht mehr informiert. Jetzt habe ich weder die Zeit noch die Lust mich über all die Informationen, die ich tagtäglich aufnehme, herzumachen und diese mehrfach zu hinterfragen, Sekundärliteratur zu googeln und Alternativquellen im Ausland nachzuschlagen. Denn diese Form von Informationsaufbereitung kostet nicht nur erhebliche Mengen an Zeit und Ressourcen, sie ist eigentlich auch das, wofür die Presse eigentlich da ist. Und diesen Auftrag erfüllt eine Gesinnungspresse nicht im Ansatz.
Mein Problem mit der Gesinnungspresse liegt zwar auch in falscher Information, aber mindestens ebenso stark in der gar nicht mehr vorhandenen Information. Wenn ich mir das Kesseltreiben gegen Trump so ansehe, stelle ich in Frage, ob das, was im letzten Jahr alles über Putin berichtet wurde, überhaupt stimmen mag. Ich weiss es nicht mehr, weil ich die Information gar nicht bewerten kann.
Stimmt es, dass in Polen eine zunehmend autoritäre Regierung den Rechtsstaat aushöhlt? Stimmt es, dass die Schotten gar nichts aus der EU austreten wollen? Stimmt es, dass in den letzten Jahren die Verbrechensraten weiter gesunken sind? Stimmt es, dass die meisten Deutschen sich sicher fühlen? Stimmt es, dass die meisten Deutschen sich derzeit keinen Wechsel der Regierung wünschen?
Einiges davon wird stimmen. Einiges vielleicht auch nicht. Aber genau das ist das Problem an einer immer homogeneren Presselandschaft. Sie wird unglaubwürdig. Man sollte ja meinen, umso mehr nur eine Meinung veröffentlicht wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese richtig ist. In der Wissenschaft ist das durchaus Methode, dass sich Dinge durchsetzen, weil eine zunehmend wachsende Gruppe eine Sache für richtig hält. Aber in Bezug auf die Presse scheint zwar die Absicht die selbe, aber deswegen werden die Dinge nicht richtig. Und man verliert Vertrauen. Irgendwann nützt es mir überhaupt nichts mehr in die Zeitung zu schauen, weil ich nicht sicher sein kann, dass das überhaupt so passiert ist.
Ich finde es deprimierend, ganz ehrlich. Ich habe mein Abo des Spargel vor jetzt fast 20 Jahren gekündigt, als ich das erste mal einen Artikel gelesen habe, über einen Bereich wo ich mich selber als Experten sehe. Und der Artikel war so gnadenlos schlecht, dass ich mir die Frage stellen musste, wie die Information des Spargels in den Bereichen zu bewerten ist, von denen ich weniger Ahnung habe. Am Ende war der Spiegel für mich wertlos und nur eine sinnlose Ausgabe, da ich die Information nicht mehr als richtig oder falsch betrachten konnte. Und genau dieses Gefühl habe ich derzeit bei der Großmenge der deutschen Medien. Ich fühle mich gar nicht mehr informiert, weil ich zunehmend oft journalistische Großwetterlagen erlebt habe, deren Faktenbasis sich als falsch heraus gestellt hat.
Und was ist die Alternative?
Ich möchte das an einem Beispiel aus den letzten Wochen klar machen. Donald Trump hat in seiner unnachahmlichen Art nicht erst lange zu diskutieren sondern erst einmal zu handeln, ein 90-tägiges Einreisemoratorium für sieben Ländern beschlossen. Dies war (scheinbar?) eine unglaubliche Ungeheuerlichkeit, denn die deutsche Presse überschlägt sich seit zwei Wochen (inzwischen ebbt es etwas ab) mit ihrer "Kritik" (Hetze wäre das passende Wort) an diesem Erlass. Am Anfang stundenweise, heute vielleicht noch einmal am Tag, erscheint ein neuer Artikel, der beschreibt wie rechtswidrig das ganze sein soll, was für eine schlimme Entwicklung, wieviel Protest es dagegen gibt, wie es der Wirtschaft schade, wie rassistisch das sei und so weiter und so fort. Wenn sie nicht die letzten zwei Wochen im Ausland verbracht haben, lieber Leser, dann kann ihnen das praktisch nicht entgangen sein. Liest man die deutsche Presse kann man nur den Eindruck haben, dass Trump ein politischer Amokläufer ist, der entweder in weniger als einem Jahr im Gefängnis sitzt, abgesetzt wird oder schlicht erschossen (amerikanischen Präsidenten ist das ja schon das eine oder andere mal passiert). Eigentlich ist das sogar falsch ausgedrückt, man kann nicht nur zu diesem Eindruck kommen, man muss eigentlich dazu kommen.
Zumindest so lange wie man nicht auf die Idee kommt mal etwas anderes zu lesen. Joachim Steinhövel hat in seinem Blog nicht nur eine ausgesprochen unpolemische sondern auch sehr faktenunterfütterte Zusammenfassung des trumpschen Erlasses veröffentlich. Der Artikel sei jedem wirklich jedem ans Herz gelegt, um ihn anschliessend mal in den Gegensatz zu der einen oder anderen Tageszeitung (oder gar dem Fernsehen) zu setzen. (Kleine Anmerkung: Inzwischen hat wohl auch, aus welchem Grunde auch immer, ausgerechnet die Bild-Zeitung Lunte gerochen und mal ein bischen Kritik der Kritik veröffentlicht). Nun soll es gar nicht so sehr um den Erlass und seine Wirkung gehen, sondern um etwas gänzlich anderes: Bevor ich den Bericht von Steinhövel gelesen habe, hätte ich durchaus der deutschen Presselinie folgen können. Nicht unbedingt darin, dass die Entscheidung falsch ist, sondern darin, dass sie eine deutliche Kehrtwende darstellt und wirklich den Amerikanern am Ende schaden könnte. Jetzt bin ich da nicht mehr so sicher. Was aber noch wichtiger ist: Ich kann nicht sagen, dass ich der deutschen Berichterstattung in dieser Frage noch irgendeinen Wert beimessen kann. Ich bin schlicht gar nicht mehr informiert. Jetzt habe ich weder die Zeit noch die Lust mich über all die Informationen, die ich tagtäglich aufnehme, herzumachen und diese mehrfach zu hinterfragen, Sekundärliteratur zu googeln und Alternativquellen im Ausland nachzuschlagen. Denn diese Form von Informationsaufbereitung kostet nicht nur erhebliche Mengen an Zeit und Ressourcen, sie ist eigentlich auch das, wofür die Presse eigentlich da ist. Und diesen Auftrag erfüllt eine Gesinnungspresse nicht im Ansatz.
Mein Problem mit der Gesinnungspresse liegt zwar auch in falscher Information, aber mindestens ebenso stark in der gar nicht mehr vorhandenen Information. Wenn ich mir das Kesseltreiben gegen Trump so ansehe, stelle ich in Frage, ob das, was im letzten Jahr alles über Putin berichtet wurde, überhaupt stimmen mag. Ich weiss es nicht mehr, weil ich die Information gar nicht bewerten kann.
Stimmt es, dass in Polen eine zunehmend autoritäre Regierung den Rechtsstaat aushöhlt? Stimmt es, dass die Schotten gar nichts aus der EU austreten wollen? Stimmt es, dass in den letzten Jahren die Verbrechensraten weiter gesunken sind? Stimmt es, dass die meisten Deutschen sich sicher fühlen? Stimmt es, dass die meisten Deutschen sich derzeit keinen Wechsel der Regierung wünschen?
Einiges davon wird stimmen. Einiges vielleicht auch nicht. Aber genau das ist das Problem an einer immer homogeneren Presselandschaft. Sie wird unglaubwürdig. Man sollte ja meinen, umso mehr nur eine Meinung veröffentlicht wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese richtig ist. In der Wissenschaft ist das durchaus Methode, dass sich Dinge durchsetzen, weil eine zunehmend wachsende Gruppe eine Sache für richtig hält. Aber in Bezug auf die Presse scheint zwar die Absicht die selbe, aber deswegen werden die Dinge nicht richtig. Und man verliert Vertrauen. Irgendwann nützt es mir überhaupt nichts mehr in die Zeitung zu schauen, weil ich nicht sicher sein kann, dass das überhaupt so passiert ist.
Ich finde es deprimierend, ganz ehrlich. Ich habe mein Abo des Spargel vor jetzt fast 20 Jahren gekündigt, als ich das erste mal einen Artikel gelesen habe, über einen Bereich wo ich mich selber als Experten sehe. Und der Artikel war so gnadenlos schlecht, dass ich mir die Frage stellen musste, wie die Information des Spargels in den Bereichen zu bewerten ist, von denen ich weniger Ahnung habe. Am Ende war der Spiegel für mich wertlos und nur eine sinnlose Ausgabe, da ich die Information nicht mehr als richtig oder falsch betrachten konnte. Und genau dieses Gefühl habe ich derzeit bei der Großmenge der deutschen Medien. Ich fühle mich gar nicht mehr informiert, weil ich zunehmend oft journalistische Großwetterlagen erlebt habe, deren Faktenbasis sich als falsch heraus gestellt hat.
Und was ist die Alternative?
Llarian
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