Zu den klassischen Herrschaftsmethoden von Despoten gehören Grausamkeit und Willkür. Grausamkeit allein tut es nicht; da könnten die Untertanen abstumpfen. Wirkliche Macht zeigt sich in der Willkür, mit der der Despot regiert; mal grausam, mal gnädig. Nur dann zittern die Untertanen wirklich vor ihm.
Von Stalin wird berichtet, daß er manchmal seine Opfer anrief und ihnen Mut zusprach, obwohl er bereits Anweisung erteilt hatte sie verhaften zu lassen; so der Stalin-Forscher Jörg Baberowski Niemand sollte wissen, ob er gerade in Gnade oder Ungnade war. Nur das garantierte die Furcht der Beherrschten, die Macht also des Herrschers.
Nein, Putin ist kein Stalin. So wenig, wie er ein Iwan der Schreckliche oder ein Peter der Große ist. Aber den Stil des Despoten beherrscht er souverän; nur jetzt ins halbwegs Zivilisierte gewendet. Er spielt dasselbe Spiel, nur nicht blutig, sondern - gemessen an Stalin - sozusagen virtuell.
Sein aktuelles Opfer ist jener getreue Sergej Iwanow, der Anfang des Jahres - damals noch Verteidigung- Minister - Putin publizistischen Feuerschutz bei seinem rabiaten Auftritt auf der Münchner Sicherheits- Konferenz gegeben hatte. Danach war Iwanow Vize- Premier geworden und galt allgemein als einer der beiden bestplazierten Kandidaten für Putins Nachfolge im Frühjahr kommenden Jahres.
Damit wird es nun wohl nichts werden. In der heutigen "Los Angeles Times" beschreibt David Holley, welches Spiel Putin mit dem getreuen Iwanow spielte.
Als mitgeteilt worden war, daß der bisherige Premier Fradkow ersetzt werden würde, ließ Putin verbreiten, Iwanow sei der Nachfolger. Dies wurde am Mittwoch Vormittag als eine Meldung "aus offizieller Quelle" zitiert. Stanislaw Belkowski, Präsident des Nationalen Strategischen Instituts in Moskau, sieht das als direkte Intrige Putins. Auszug aus dem Artikel der LAT:
Iwanow dürfte also aus dem Spiel sein. Putin muß sich schon sehr sicher sein, daß Iwanow nicht mehr Staatspräsident werden kann, denn er muß natürlich damit rechnen, daß dieser sich für die gestrige Intrige an ihm rächen würde, sollte er doch noch an die Spitze kommen.
Man darf gespannt sein, wie Putins Spiel weitergeht. Als ich Anfang des Jahres einen Beitrag über Putins Nachfolge schrieb, gehörte die Idee, daß er sein eigener Nachfolger werden könnte - sofort oder nach einer Anstands- Pause - für viele noch ins Reich wilder Spekulationen.
Inzwischen besteht - jedenfalls für mich - die Spannung nur noch darin, wie er es denn anstellen wird, an der Macht zu bleiben. Ungefähr so, wie man bei Houdini schon wußte, daß er sich am Ende aus jeder Fesselung befreien würde. Nur, wie macht er's?
Von Stalin wird berichtet, daß er manchmal seine Opfer anrief und ihnen Mut zusprach, obwohl er bereits Anweisung erteilt hatte sie verhaften zu lassen; so der Stalin-Forscher Jörg Baberowski Niemand sollte wissen, ob er gerade in Gnade oder Ungnade war. Nur das garantierte die Furcht der Beherrschten, die Macht also des Herrschers.
Nein, Putin ist kein Stalin. So wenig, wie er ein Iwan der Schreckliche oder ein Peter der Große ist. Aber den Stil des Despoten beherrscht er souverän; nur jetzt ins halbwegs Zivilisierte gewendet. Er spielt dasselbe Spiel, nur nicht blutig, sondern - gemessen an Stalin - sozusagen virtuell.
Sein aktuelles Opfer ist jener getreue Sergej Iwanow, der Anfang des Jahres - damals noch Verteidigung- Minister - Putin publizistischen Feuerschutz bei seinem rabiaten Auftritt auf der Münchner Sicherheits- Konferenz gegeben hatte. Danach war Iwanow Vize- Premier geworden und galt allgemein als einer der beiden bestplazierten Kandidaten für Putins Nachfolge im Frühjahr kommenden Jahres.
Damit wird es nun wohl nichts werden. In der heutigen "Los Angeles Times" beschreibt David Holley, welches Spiel Putin mit dem getreuen Iwanow spielte.
Als mitgeteilt worden war, daß der bisherige Premier Fradkow ersetzt werden würde, ließ Putin verbreiten, Iwanow sei der Nachfolger. Dies wurde am Mittwoch Vormittag als eine Meldung "aus offizieller Quelle" zitiert. Stanislaw Belkowski, Präsident des Nationalen Strategischen Instituts in Moskau, sieht das als direkte Intrige Putins. Auszug aus dem Artikel der LAT:
"The leak from the Kremlin about Sergei Ivanov becoming the new prime minister was a classic example of misinformation at which President Putin is so very good," he said. "A majority of top state officials this morning were confident that Ivanov would replace Fradkov as premier. Putin alone knew it was not true. "People who saw Ivanov today after the decision was made final say that he was really a sorry sight."Iwanows Scheitern bei der Nachfolge Fradkows habe "seinem Ansehen einen gewaltigen Schlag" versetzt, meinte Belkowski.
"Das aus dem Kreml heraus gestreute Gerücht, daß Sergej Iwanow der neue Premierminister werden würde, war ein klassisches Beispiel der Falschinformation, die Putin so perfekt beherrscht", sagte er. "Eine Mehrheit der staatlichen Spitzenbeamten waren heute Morgen davon überzeugt, daß Iwanow Fradkow als Premier ablösen würde. Putin allein wußte, daß das nicht so war. (...) Leute, die Iwanow heute sahen, nachdem die Entscheidung feststand, sagen, daß er einen wirklich erbärmlichen Anblick bot.
Iwanow dürfte also aus dem Spiel sein. Putin muß sich schon sehr sicher sein, daß Iwanow nicht mehr Staatspräsident werden kann, denn er muß natürlich damit rechnen, daß dieser sich für die gestrige Intrige an ihm rächen würde, sollte er doch noch an die Spitze kommen.
Man darf gespannt sein, wie Putins Spiel weitergeht. Als ich Anfang des Jahres einen Beitrag über Putins Nachfolge schrieb, gehörte die Idee, daß er sein eigener Nachfolger werden könnte - sofort oder nach einer Anstands- Pause - für viele noch ins Reich wilder Spekulationen.
Inzwischen besteht - jedenfalls für mich - die Spannung nur noch darin, wie er es denn anstellen wird, an der Macht zu bleiben. Ungefähr so, wie man bei Houdini schon wußte, daß er sich am Ende aus jeder Fesselung befreien würde. Nur, wie macht er's?
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