24. Dezember 2020

Arnold Bennett, "Der Einbruch am Heiligabend" (1906)



I.
Lady Dain sagte: "Jee, wenn dieses Bild hier noch länger hängt, kannst du mich demnächst in Pirehill einliefern."

In Pirehill befindet sich das große Bezirkskrankenhaus, aber auch die große örtliche Nervenheilanstalt, und wenn die Leute in den Five Towns, den Fünf Städten, von "Pirehill" (ohne Zusatz) sprechen, meinen sie die Irrenanstalt.

"Ich will dir ganz offen sagen, daß mir mittlerweile aller Appetit vergangen ist," sagte Lady Dain, "und das liegt nur an diesem Porträt!" Sie schaute finster auf das gewaltige Ölgemälde, das vor ihr an der Wand des geräumigen und teuer ausgestatteten Speisezimmers hing.

Sir Jehoshophat sagte nichts.

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Ungeachtet Lady Dains Abneigung, und ungeachtet der Tatsache, daß es sich in den Fünf Städten allgemein nicht geschätzt wurde, hatte das Bild die Summe von eintausend Pfund gekostet (manche sprachen von tausend Guineen), und obwohl es erst zwei Jahre alt war, wurde sein Wert im Kunsthandel auf mindestens eintausendfünfhundert Pfund taxiert. Denn es handelte sich um einen Cressage, und zwar um eines seiner besten Werke.

Es war der Höhepunkt von Sir Jehoshophats Laufbahn. Und bei Sir Jehoshophats Laufbahn handelte es sich - vielleicht - um die glänzendste, die es in der gehobenen Gesellschaft der Fünf Städte je gegeben hatte. Der berühmte Mann war der Vorsitzende von Dain Brothers. Sein Bruder war verstorben, aber zwei von Sir Jees Söhnen saßen in der Firmenleitung. Dain Brothers war der größte Produzent von billigen Steingutwaren im ganzen Landkreis und verkauften ihre Waren hauptsächlich auf dem amerikanischen Markt und in den Kolonien. Die Firma war wegen ihrer Dumpingpreise berüchtigt. Jeder andere Produzent in den Fünf Städten haßte sie, und nach Ansicht der Konkurrenz hatte Sir Jehoshophat ein riesiges Vermögen zusammengerafft, indem er alle anderen schamlos unterbot. Sie war auch bei ihren 1800 oder 1900 Arbeitern und Angestellten verhaßt. Nur hatte dieser Abscheu Sir Jehoshophats Karriere nicht beeinträchtigt.

Er wollte sich einen Namen machen - das hatte er geschafft. In den Fünf Städten rümpfte man die Nase über seine neureiche Protzigkeit, man hielt seine Wohltätigkeit für ein zynisches Kalkül. Das änderte nichts an der Tatsache, daß er der bekannteste Mann in den Fünf Städten war, und es waren genau dieser Snobismus und diese Wohltätigkeit, die ihm das eingebracht hatten. Außerdem war er der erste Bürger der Fünf Städte, der je in den Adelsstand erhoben worden war. Zugegeben: die Art und Weise, die ihm diese Auszeichnung eingebracht hatte, war nicht fein - aber er WAR geadelt worden. Und war er nicht der bekannteste Sohn der Gegend? Und hatte er nicht drei Mal hintereinander das Amt des Bürgermeisters in seinem Geburtsort ausgeübt? Und stieß man nicht überall im Norden des Landstrichs auf die Zeichen seiner Freigiebigkeit, seiner Stiftungen?

Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, leistete er sich manches, was die Fünf Städte durchaus amüsierte. Da war etwa die berüchtigte Sache mit Sneyd. Sneyd Hall, im Besitz des Earl of Chell, liegt ein paar Meilen südlich der Fünf Städte, und von diesem Familiensitz aus mischt sich die hübsche Gräfin von Chell in alle lokalen Angelegenheiten ein und stellt die Geduld der Bürger der Fünf Städte auf die Probe. Sir Jee hatte seinen Adelstitel auf Betreiben der Gräfin ("Einmischungs-Iris," wie sie genannt wurde) erhalten. Kurze Zeit darauf hatte er sich mit ihr zerstritten, und er hatte den Zwist mit ihr auf Augenhöhe ausgetragen, was im Kreis für Amüsement sorgte. Sir Jees letztes Wort bestand darin, Grund und Boden in der Nähe des Dorfes Sneyd zu erwerben, gleich neben Sneyd Hall, und darauf einen Landsitz errichten zu lassen, der Sneyd Hall in nichts nachstand, und zudem mit den zivilisatorischen Errungenschaften der Neuzeit ausgestattet war, und ihn Sneyd Castle zu nennen. Ein kolossaler Streich! Iris war außer sich; der Earl war fuchsteufelswild. Aber sie konnten nichts dagegen unternehmen. Es verstand sich von selbst, daß das in den Fünf Städten Beifall fand.

Der Empfang zur Einweihung von Sneyd Castle (der mit dem Ende seiner dritten Amtszeit als Bürgermeister zusammenfiel, und mit der Eröffnung der Dain-Berufsschule) war - hauptsächlich von ein paar servilen Speichelleckern - zum Anlaß genommen worden für eine Spendenaktion, um Sir Jee ein angemessenes Präsent zu überreichen, um der tiefen Wertschätzung, der er sich in den Fünf Städten erfreute, Ausdruck zu verleihen. Man war sich schnell einig, daß sich ein Porträt zum besten eignen würde, ein örtlicher Kunstkenner hatte den Namen Cressage ins Spiel gebracht, und als man in den Fünf Städten Erkundigungen über Cressage einzog und erfuhr, daß dieses Malergenie aus den Vereinigten Staaten in der ganzen zivilisierten Welt berühmt war und den Rang eines Velazquez einnahm (wer auch immer dieser Velazquez gewesen sein mochte), daß er den halben Adel porträtiert hatte und daß seine Erlöse fürstlich waren, wurde der Vorschlag angenommen und man fragte bei Cressage an.

Cressage stimmte gnädigerweise zu, Sir Jees Konterfei zu seinen üblichen Bedingungen zu verfertigen, nämlich daß das Modell zu ihm in sein Studio in dem winzigen Dorf in Bedfordshire kommen würde und, und das das Bild zuerst in der Königlichen Akademie gezeigt werden sollte, bevor es anderenorts ausgestellt würde. (Cressage war Mitglied der Royal Academy, aber niemand setzte "R.A." hinter seinen Namen. Sein Ruf war derart, daß daß er der Königlichen Akademie Glanz und Distinktion verlieh, nicht umgekehrt.)

Sir Jee fuhr nach Bedfordshire und wurde schnell gemalt, und kam in düsterer Stimmung zurück. Das Stiftungskommittee fuhr nach Bedfordshire, um das Bild in Augenschein zu nehmen, und kehrte ebenfalls in düsterer Stimmung zurück.



Dann fand die Eröffnung der Akademieaustellung statt, und das Bild, das Sir Jee mit der Amtsrobe des Bürgermeisters und der Amtskette als Zeichen seiner Würde angetan in einem Sessel sitzend zeigte, wurde von der Kritik einhellig als womöglich eines der größten Meisterwerke der Moderne gepriesen. Das Kommittee und Sir Jee waren beruhigt, wenn auch freilich nicht völlig, und Sir Jee war es erheblich weniger als das Kommittee. Denn in den begeisterten Kritiken gab es einen Unterton, der ihm mißfiel. Wir, die wir mit der modernen Kunst vertraut sind und mit den brillianten Bildern, die Cressage im Lauf der Jahre präsentiert hat, wissen natürlich, worum es sich dabei handelt. Ein Kritiker schrieb, das Cressage "noch mehr als sonst seine tiefe Menschenkenntnis zur Schau stellte." Ein anderer Kritiker schrieb, daß Cressages Künstlerblick, wie gewohnt, "objektiv und von kalter Abschätzigkeit" sei. Ein dritter schrieb von dem "typischen Provinz-Bürgermeister, festgehalten zur Unterhaltung kommender Zeiten."

Die Einwohner der Fünf Städte fuhren nach London, um sich das Werk anzusehen, für das sie gespendet hatten, und sahen einen verbitterten, kleinen alten Mann, mit dünnen Lippen, einem struppigen dürren grauen Bärtchen, mit verschlagenem Blick, der Inbegriff des eingebildeten Emporkömmlings, lächerlich angetan mit dem Tand seiner Amtszeichen. Aus der Nähe betrachtet bestand das Porträt nur aus einer Sammlung von bunten Farbkleksen, aber wenn man fünf Meter zurücktrat, war es von täuschender, erstaunlicher Lebensähnlichkeit. Es wirkte so täuschend lebensecht, daß einige Leute aus den Fünf Städten sich das Lachen nicht verkneifen konnten. Nicht wenigen tat es leid - nicht für Sir Jee, sondern für Lady Dain. Lady Dain war allgemein beliebt und genoß Respekt. Sie war eine schlichte, freundliche, ernsthafte Frau. Ihr einziger Fehler war, daß sie Sir Jee nie durchschaut hatte.

Natürlich war das Bild bei der feierlichen Übergabe in den höchsten Tönen als ein Werk für die Ewigkeit gelobt worden, und der Empfänger und seine Gattin heuchelten grenzenlose Freude über diese Gabe.

Es hatte jetzt gut sechzehn Monate im Speisesaal von Sneyd Castle gehangen, als Lady Dain ihrem Gatten erklärte, daß es sie am Ende noch in den Wahnsinn treiben würde.

"Sei nicht albern, Frau," sagte Sir Jee. "Ich würde dieses Porträt nicht für den zehnfachen Preis, den es gekostet hat, hergeben."

Das war, offen gesagt, eine glatte Lüge. Insgeheim haßte Sir Jee das Bild mehr als jeder andere. Es hätte ihm nicht einmal etwas ausgemacht, Sneyd Castle bis auf die Grundmauern niederzubrennen, um es loszuwerden. Aber am vergangenen Abend, als er sich mit dem Gerichtsprotokollanten unterhielt, war ihm eine Idee gekommen, deren Ausführung kostengünstiger ausfallen würde als eine Feuersbrunst.

Lady Dain seufzte. "Fährst du heute früh in die Stadt?" fragte sie.

"Ja," antwortete er. "Ich bin heute im Dienst."

Er führte den Vorsitz im Magistrates' Court des Landkreises. Während er in die Stadt fuhr, überdachte er seinen Plan noch einmal und befand ihn für ausgefallen und riskant, aber durchaus durchführbar.

II.
Während der Gerichtssitzung an diesem Morgen schockierte Sir Jee Mr. Sherratt, den Gerichtsschreiber, und stieß Mr. Bourne, den obersten Chef der Bezirkspolizei, vor den Kopf. (Ich verschweige den Namen des Bezirks - ob nun Bursley, Hanbridge, Knype, Longshaw oder Turnhill. Die Einheimischen in den Fünf Städten wissen auch so Bescheid, und den Rest der Welt geht das nichts an.) Im Landkreis war es seit einiger Zeit zu einer Reihe von halbwegs aufregenden Einbrüchen gekommen, und die Einbrecher (man vermutete eine Bande dahinter) hatten sich bislang der Polizei entziehen können. Aber am Vortag hatte einer der Untergebenen von Mr. Bourne einen Mann verhaftet, der im Verdacht stand, teilweise oder gänzlich für die Einbrüche verantwortlich zu sein. Die Fünf Städte waren erleichtert und beglückwünschten Mr. Bourne zu seinem Fang, und Mr. Bourne hatte Grund, mit sich zufrieden zu sein. Das "Staffordshire Signal" brachte die Meldung unter der Schlagzeile "Geschickte Verhaftung eines mutmaßlichen Einbrechers." Der mutmaßliche Einbrecher gab seinen Namen als William Smith an und benahm sich in ausgesprochen verdächtiger Weise.

Und jetzt hatte Sir Jee, in seiner Eigenschaft als vorsitzender Laienrichter, doch tatsächlich die Anklage gegen den Mann abgewiesen! Er überstimmte den einzigen Kollegen, der an diesem Morgen neben ihm auf der Richterbank saß, den Beigeordneten Easton, und ließ die Anklage gegen William Smith fallen, mit der Begründung, daß die Beweislage nicht ausreichend sei, um auch nur Untersuchungshaft zu rechtfertigen. Kein Wunder, daß Mr. Bourne bestürzt, ja beinahe verärgert war. Kein Wunder, daß die Säule der Gerichtsbarkeit, Mr. Sherratt, fassungslos war. Am Ende der Sitzung sagte Sir Jehoshophat, daß er gern im Anschluß ein Gespräch mit William Smith in seinem Amtszimmer führen würde, deutete an, daß er Verständnis für William Smiths Lage habe und daß er William Smith in den Genuß seiner wohlbekannten Wohltätigkeit kommen lassen wolle.

Und so zog sich Sir Jee zur Mittagzeit, als sich das Gericht würdevoll von seinem Plätzen erhob, in sein Amtszimmer zurück - der Beigeordnete Easton war diskret genug, ihn nicht zu begleiten - und wartete auf William Smith. Und William Smith kam, begleitet von einem Polizisten, den er, als er sich umdrehte, mit einer rüden Geste bedachte.

Sir Jee, der in dem Armsessel saß, der die Stuhlreihe rund um den schweren Eichholztisch im Amtszimmer beherrschte, gab ein einleitendes Räuspern von sich.

"Smith," sagte er in strengem Ton und stützte die Ellbogen auf den Tisch, "Sie haben heute Morgen verdammtes Glück gehabt."

Und er sah Smith scharf an.

Smith stand neben der Tür, die Mütze in der Hand. Er sah nicht aus wie Einbrecher, von dem man erwartet, daß er groß, kräftig und geschickt ist. Er sah aus wie ein schmächtiger Angestellter, der sein langer Zeit keine Arbeit mehr gehabt hat, und der es doch irgendwie geschafft hat, Speise und Trank ausgiebig zuzusprechen. Er trug einen sehr abgetragenen speckigen marineblauen Anzug mit ausgefransten Manschetten und Hosenbeinen. Sein Hemdkragen strotzte vor Schmutz, seine Finger waren schmutzig, sein Haar war lang und ungeflegt, und auf Backen und Kinn sproß ein Bartansatz. Sein Schuhwerk ließ zu wünschen übrig.



"Jawohl, Chef," antwortete Smith unbekümmert, mit leichtem Manchester-Akzent. "Und was wollen SIE von mir?"

Sir Jee war befremdet. Daß dieser Mensch mit ihm, dem Vorsitzenden des Ortsgerichts und dem führenden Wohltäter im Kreis, in diesem Ton redete! Aber was konnte er dagegen tun? Er selbst hatte Smiths Unschuld im Sinne des Gesetzes dekretiert. Smith war ein freier Mann, und hatte alles Recht, jedermann in dem Ton anzureden, nach dem ihm der Sinn stand. Und er wollte einen Gefallen von William Smith.

"Ich hatte gehofft, Ihnen nützlich zu sein," sagte Sir Jehoshophat diplomatisch.

"Naja," sagte Smith, "stimmt schon. Aber kommen Sie mir nicht mit Ihren üblichen wohltätigen Spielchen. Ich will kein neues Leben beginnen, keine neue Seite im Buch meines Lebens aufschlagen, keine helfende Hand ergreifen, nichts von alledem. Und vor allem will ich keine Schwierigkeiten. Schwierigkeiten hab' ich schon mehr, als ich brauchen kann. Aber gegen Geld hab' ich nichts, und nichts gegen Bier. Hab ich' noch nie gehabt, und ich werd' nächsten Monat vierzig."

"Ich nehme an, die Einbrecherei bringt nicht allzuviel ein?" fragte Sir Jee.

Wiliam Smith gab ein häßliches Lachen von sich.

"Ach doch, genug schon," sagte er. "Aber ich leg' nichts auf die hohe Kante, Chef, ich investier' das in Wirtshaus-Aktien, wenn ich was hab'."

"Es mag etwas einbringen," sagte Sir Jee. "Aber es ist nicht korrekt. Es ist unsozial."

"Ach wirklich?" gab Smith trocken zurück. "Un...sozial? Ich hab' ja schon im Leben viel gehört, aber das noch nicht. Also ich würde das eher sozial nennen, so eine Art gerechter Umverteilung. Ich geb' zu," setze er hinzu, "daß mir ein komischer Vogel mal weismachen wollte, daß Verbrechen nur eine Krankheit wäre und so behandelt werden müßte. Ich hab' ihn deshalb um ein Dutzend Flaschen Portwein gebeten, aber die ist er mir schuldig geblieben."

"Schon mal erwischt worden?" wollte Sir Jee wissen.

"Nicht oft!" sagte Smith. "Und ich kann Ihnen versichern, daß mir das hier eine Lehre sein wird. Aber zur Sache, Chef: was wollen Sie von mir? Zeit ist Geld, wissen Sie. Jedenfalls meine Zeit."

Sir Jee räusperte sich von neuem.

"Setzen Sie sich," sagte Sir Jee.

Und William Smith ließ sich auf der anderen Seite des Tisches nieder und stützte seine speckigen Ellbogen genauso wie Sir Jee auf die Tischplatte.

"Nun?" ermunterte er Sir Jee.

"Wie würde es Ihnen gefallen, einen Einbruch zu begehen, der kein Verbrechen ist?" fragte Sir Jee und ließ seinen verschlagenen Blick quer durchs Zimmer wandern. "Einen vollkommen legalen Einbruch?"

"WAS bitte soll das heißen?" William Smith war ehrlich erstaunt.

"In meinem Wohnsitz, Sneyd Castle," fuhr Sir Jee fort, "hängt sich ein großes Porträt von mir im Speisezimmer, und ich hätte gern, daß es gestohlen wird. Verstehen Sie?"

"Gestohlen?"

"Ja. Ich will es loswerden. Und ich möchte - naja, ich möchte, daß die Leute denken, daß es gestohlen worden ist."

"Warum gehen Sie nicht einfach mitten in der Nacht hin und stehlen das selbst, und verbrennen's?" schlug William Smith vor.

"Das wäre Betrug," erklärte Sir Jee mit Bestimmtheit. "Ich könnte meinen Freunden nicht erzählen, das Bild wäre gestohlen, wenn es nicht wirklich gestohlen worden ist. Der Einbruch muß ein richtiger, ehrlicher Einbruch sein."

"Wieviel?" sagte Smith knapp.

"Wieviel was?"

"Wieviel bekomme ich für den Job?"

"Für den Job BEKOMMEN?" wiederholte Sir Jee, dessen verborgener, aber unaustilgbarer Geiz geweckt worden war. "BEKOMMEN? Ich biete Ihnen hier die Gelegenheit, völlig legal ein Bild zu stehlen, das mehr als tausend Pfund wert ist - und ich wette darauf, daß es in Amerika sogar das Doppelte wert ist - und Sie wollen dafür auch noch bezahlt werden? Wissen Sie eigentlich, daß wir Gäste aus Manchester und sogar London haben, die kommen, um sich das Porträt anzusehen?" Er beschrieb Smith das Bild.

"Und warum wollen Sie das dann unbedingt loswerden?" fragte der Einbrecher.

"Das tut nichts zur Sache," sagte Sir Jee. "Es gefällt mir nicht. Lady Dain gefällt es nicht. Aber es ist nunmal ein Geschenk, und deshalb kann ich nicht einfach - verstehen Sie, Mr. Smith?"

"Und wie soll ich das wieder loswerden, wenn ich's habe?" wollte Smith wissen. "Ein Gemälde kann man nicht einfach einschmelzen wie Silber. Nach dem, was Sie sagen, Chef, ist das Ding ja auf der ganzen Welt berühmt. Da könnte ich ja genausogut versuchen, die Nelsonsäule zu verticken."

"Ach Unfug!" sagte Sir Jee. "Unsinn. In Amerika können Sie das ohne Probleme verkaufen. Wird Ihnen ein Vermögen einbringen. Verstecken Sie's für ein Jahr und schicken es dann nach New York."

William Smith schüttelte den Kopf und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Dann hellte sich seine Miene auf, und er sagte: "Na gut, Chef, ich mach's. Ihnen zuliebe."

"Und wann können Sie?" fragte Sir Jee, der seine Freude kaum verhehlen konnte. "Heute nacht?"

"Nein," sagte Smith. "Heute nacht hab' ich einen Termin."

"Und morgen nacht?"

"Morgen auch nicht. Da hab' ich auch einen Termin."

"Sie scheinen ziemlich ausgebucht zu sein, guter Mann," stellte Sir Jee fest.

"Was erwarten Sie?" gab Smith zurück. "Geschäft ist Geschäft. Aber übermorgen habe ich frei."

"Aber das ist Heiligabend!" wandte Sir Jee ein.

"Ja und wenn's Heiligabend ist?" sagte Smith kühl. "Wär' Ihnen der erste Weihnachtstag lieber? Am zweiten UND am folgenden Tag hab' ich schon was vor."

"Ich will doch hoffen, daß das nicht in den Fünf Städten ist?" bemerkte Sir Jee.

"Nein," sagte Smith. "Die Fünf Städte sind abgeschöpft."

Man einigte sich auf Heiligabend.

"Soll ich Ihnen einen Plan vom Schloß aufzeichnen, damit Sie - " schlug Sir Jee vor.

In William Smiths Miene zeigt sich tiefe Verachtung. "Glauben Sie wirklich, daß ich nicht einen genauen Plan von Ihrem Schloß hätte, seit das fertig wurde? Für wen halten Sie mich? Ich bin kein Amateur, ich bin Geschäftsmann, das ist mein Beruf."

Sir Jee nahm den Verweis hin, und er versprach, alle Vorbereitungen zu treffen, die William Smith für den unschuldigen Einbruch anordnete. Er erkannte, daß er in William Smith jemanden vor sich hatte, der es in seinem Fach zu höchster Meisterschaft gebracht hatte, und dieser Glücksfall hob seine Laune wieder.

"Gibt nur eins, was mich fuchst," sagte Smith zum Abschied. "Wenn das hinter uns liegt, werden Sie hingehen und allen Leuten erzählen, daß Sie mir so viel Gutes getan haben - und daß ich zum Dank dafür bei Ihnen im Schloß eingebrochen bin. Und wie das mit dem Undank der unteren Klassen bestellt ist. Ich kenne Leute wie Sie, Chef!"

III.
Am Nachmittag des 24. Dezember kam Sir Jehoshophat vom Treffen mit den Direktoren der drei größten Fabriken von Dain Brothers nach Sneyd Castle zurück und fand Lady Dain vor, die das Packen der Koffer organisierte. Sie beide wollten den Landsitz am Nachmittag verlassen, um Weihnachten auf der anderen Seite der Fünf Städte zu verbringen, unter dem Dach ihres ältesten Sohns John, der sich ein neues Heim, eine neue Gemahlin, und ein neues Baby (männlich) zugelegt hatte. John war von sehr bestimmendem Wesen, und da er überaus stolz auf sein Haus und alles, was sein war, war, hatte er hartnäckig darauf bestanden, das Weihnachtsfest am eigenen Herd zu begehen. Großpapa und Großmama hatten sich durch die unwiderstehliche Aussicht auf diese Neuerung - einen Enkel - dazu breitschlagen lassen, Johns Forderungen nachzugeben (obwohl Mrs. John nicht bereit gewesen war, das kleine Wesen auf den Namen Jehoshophat taufen zu lassen), und zum ersten Mal seit Anbeginn der Zeiten würde das Familientreffen in diesem Jahr nicht an Sir Jees Tafel stattfinden.

Wie es für ihn typisch war, sagte Sir Jee Lady Dain zunächst nichts. Er ließ sie mit dem Packen fortfahren, und als der Tee serviert wurde und es Zeit wurde, daß die Kutsche vorfuhr, um sie zum Bahnhof zu bringen, sagte er plötzlich: "Ich kann leider heute nachmittag nicht mir dir zu John fahren."

"Ach Jee!" rief Lady Dain. "Wirklich - du schaffst mich noch. Hättest du mir das nicht eher sagen können?"

"Ich komme morgen früh nach - vielleicht schaffe ich es bis zum Kirchgang," fuhr er fort und beachtete ihre Forderung nach einer Erklärung nicht.

Er gab ihr sowieso niemals eine Erklärung für seine Entscheidungen. Sie fragte auch nur aus Gewohnheit danach - sie hatte längst aufgehört, eine Antwort zu erwarten. Sir Jee war nun einmal so - unberechenbar und geheimnisvoll. Und Lady Dain nahm das als gegeben hin. Deshalb war sie ein wenig überrascht, als er fortfuhr:

"Ich hab' noch ein paar Protokolle von Vorstandssitzungen hier liegen, die ich noch sorgfältig durchgehen und heute noch verschicken muß, und du weißt so gut wie ich, daß ich bei John nicht dazu kommen werde. Ich habe John deshalb schon ein Telegramm geschickt."

Er war offensichtlich nervös und verlegen.

"Wir haben nichts zu essen im Haus," seufzte Lady Dain. "Und die Dienstboten haben über die Feiertage alle frei - außer Callear. Und DER kann dir kein Abendessen kochen. Ich glaube, ich bleib' besser hier und kümmere mich um dich."

"Du wirst das schön bleiben lassen," sagte Sir Jee entschieden. "Was das Abendessen angeht, bin ich mir dem zufrieden, was es hier noch gibt. Die Dienstboten haben ein Recht auf ihre freien Tage, ab heute Abend, und die bekommen sie auch. Ich komme schon zurecht."

Aus ihm sprach der weichherzige Wohltäter mit seinem untrüglichen Sinn für Gerechtigkeit.



Also fuhr Lady Dain besorgt und beunruhigt los, nachdem sie für Sir Jee ein paar kalte Bissen im Speisezimmer bereitgestellt und Callear eingeschärft hatte, am Weihnachtsmorgen das Wasser für Sir Jees Tee aufzusetzen. Callear war Hilfskutscher und nützliches Faktotum. Er würde Sir Jee am nächsten Morgen zum Bahnhof fahren, und anschließend das Schloß und die Stallungen während der Abwesenheit der Familie und der Dienerschaft bewachen. Callear schlief über den Pferdeställen.

Und nachdem Sir Jee sein kaltes Abendmahl im Speisezimmer zu sich genommen hatte, fuhren die anderen Dienstboten ab, und Sir Jee war allein im Schloß und saß vor seinem Porträt.

Er fand, daß er die Angelegenheit gut geregelt hatte. Er hatte ein Händchen für derlei Intrigen; niemand wußte das besser als er selbst. Es wäre zu riskant gewesen, wenn sich noch Dienstboten im Schloß aufgehalten hätten. Vielleicht hätten sie nicht schlafen können, und hätten William Smith gehört, oder hätten William Smith bei der Erledigung seines Auftrags gestört. Andererseits hatte Sir Jee nicht vor, das Schloß völlig verlassen William Smith zu überlassen. Er hatte das Gefühl, daß er selbst vor Ort sein mußte, damit alles seinen rechten Gang und nichts schief ging. Von daher paßte der lange vorher festgelegte Zeitplan für die freien Tage der Bediensteten hervorragend zu seinen Plänen, und das einzige, worauf es noch ankam, war, daß er das Schloß bis zum nächsten Morgen nicht verließ. Es war ein perfekter Plan.

Trotz alledem erschrak er ein wenig vor dem, was er getan hatte, und was er William Smith zu tun erlaubt hatte. Es war gefährlich - es war ein riskanter Plan. Aber die Würfel waren gefallen. Und in zwölf Stunden würde er er von der unerträglichen Heimsuchung durch das Bild befreit sein.

Er dachte an die Demütigungen, die ihm das Porträt eingebracht hatte, die beiläufigen Bemerkungen seiner Söhne darüber, besonders die von John; er entsann sich gewisser Wendungen in den Londoner Zeitungen. Es schauderte ihn, und er sagte sich, daß kein Plan zu ausgefallen und gefährlich wäre, um es loszuwerden. Und der Plan mit dem Einbruch war schließlich die einzige Möglichkeit, die einzig wirklich durchführbare Art und Weise dafür - außer das Schloß niederzubrennen. Und besser als eine Feuersbrunst, als Brandstiftung war es in jedem Fall! Und bei einem Brand hätte bestimmt irgendein Idiot geschrien: "Das Bild! Das Bild muß gerettet werden!" Und das Bild wäre gerettet worden.

Er betrachtete das abstoßende, verhaßte Ding. In der Mitte des massiven unteren Goldrahmens befand sich die Widmungsinschrift: "Als Geschenk an Sir Jehoshophat Dain, Ritter, als Zeichen öffentlicher Wertschätzung und Dankbarkeit," undsoweiter undsofort. Er fragte sich, ob William Smith auch den Rahmen stehlen würde. Er hoffte, daß William Smith den Rahmen nicht stehlen würde. Es würde ihm sicher schwerfallen, den Rahmen mitgehen zu lassen, wenn er nicht einen Kumpel dabei hatte.

"Das ist das letzte Mal, daß ich DICH zu sehen bekomme!" sagte Sir Jee zu dem Porträt.

Dann schob er den Fensterriegel einer des Fenster im Speisesaal zurück (gemäß der Vereinbarung mit William Smith), schaltete das elektrische Licht aus, und begab sich im verlassenen Schloß zu Bett.

Er ging zu Bett, aber er schlief nicht ein. Schlaf stand nicht auf Sir Jees Programm. Er hatte vor, aufmerksam zu lauschen, und er lauschte.

Und um zwei Uhr, genau zu der Stunde, die er mit William Smith ausgemacht hatte, glaubte er sich leise und gedämpfte Geräusche zu vernehmen. Dann war er sicher, daß er sie hörte. William Smith hatte sein Wort gehalten. Dann verstummten die Geräusche für einige Zeit, und setzten danach wieder ein. Sir Jee zügelte seine Neugier, so lange er konnte, und als er es nicht mehr aushielt, stand er auf, öffnete leise sein Schlafzimmerfenster und steckte den Kopf in die frostige Weihnachtsnachtluft hinaus. Er hatte Glück und sah das immense schwarze Rechteck des Bildes, sorgfältig in Tücher gehüllt, das sich zwei dunkle Gestalten durch das Fenster des Speisezimmers in den Garten davor anreichten. Also hatte William Smith einen Kumpanen dabei, und er nahm nicht nur das Bild, sondern auch den Rahmen mit. Sir Jee sah zu, wie die beiden Gestalten sich auf dem Gartenweg davonmachten; sie kamen nicht zurück. Sir Jee ging wieder ins Bett.



Oh ja: er fühlte sich bereit, seiner Familie und seinen Bekannten mit gutem Gewissen gegenüberzutreten. Er fühlte sich bereit zu schwören, daß er nichts von dem Einbruch gewußt hatte.

Nach ein paar Stunden Schlaf stand er früh auf und ging, halb angekleidet, hinunter ins Speisezimmer, um zu sehen, welches Chaos William Smith hinterlassen haben mochte.

Die Leinwand des Bildes lag auf dem Kaminvorleger; darauf waren mit Kreide die Worte geschrieben: "Das hier kann ich nicht brauchen." Nur der massive Goldrahmen war gestohlen worden.

Und zudem stellte sich heraus, daß das gesamte Tafelsilber verschwunden war. Im ganzen Schloß fand sich nicht einmal mehr ein Löffelchen.

* * *

Arnold Bennett (1867-1931), auch ein heute weitgehend vergessener, zumindest aber ungelesener englischer Autor der vorvergangenen Jahrhundertwende, zählte zu seinen Hochzeiten zu den am meisten gelesenen Literaten. Auf jeden Fall aber zu den fleißigsten: Von Beginn seiner Autorenkarriere 1898 bis zu seinem Tod publizierte er 34 Romane, 13 Bühnenstücke und über 90 Kurzgeschichten, die in sieben Bänden gesammelt wurden. Bennett sah sich zeit seines Lebens als strikt traditionalistischen Autor, der sich der gediegenen Unterhaltung verschrieben hatte; oft freilich mit dem Anspruch, die sozialen Verhältnisse seiner Zeit kritisch zu beleuchten. Seine Bücher bespielen drei Metiers: Abenteuerstoffe, oft auf See spielend; leichte Situationskomödien (in dieses Genre fällt ironischerweise der einzige Roman, der im Deutschen von ihm noch - im Maßen - bekannt ist; das Divertimento "The Grand Hotel Babylon," Bennetts dritter Roman aus dem Jahr 1902, das vor einigen Jahren in neuer Übersetzung im Manesse Verlag in Zürich wiederaufgelegt wurde und das die zumeist zwischen den beiden Weltkriegen erschienen Bücher des Genres wie Vicki Baums "Menschen im Hotel" (1929) oder "Hotel Shanghai" (1939) vorwegnimmt - oder auch die "Letters from Shanghai", die Emily Hahn zwischen 1935 und 1941 im New Yorker veröffentlichte - fiktionalisierte Depeschen über das mondäne Publikum einer weltläufigen Metropole, in hinter deren Gestalten sich für das damalige Publikum leicht erkennbare VIPs verbergen (in Hahns Fall war es das vom britischen Tycoon Victor (später Sir Victor) Sassoon Ende der 1920er Jahre am Bund in Shanghai errichtete Cathay Hotel (heute das Peace Hotel), seinerzeit das prächtigste und luxuriöseste Hotel "östlich des Suezkanals." Auch "Hotel Shanghai" spielt im Cathay Hotel; und das Interview, das Hahn mit der nach Material suchenden Vicki Baum geführt hat, die an einer Drehbuchkarriere für Hollywood arbeitete, ist Thema eines dieser Berichte.)

Das dritte Standbein waren Bennetts Milieuschilderungen aus der englischen, kleinstädtisch geprägten Provinz, in deren Zentrum die "Five Towns" stehen: die sogenannten Staffordshire Potteries, gut zweihundert Kilometer nordwestlich von London gelegen, die ab der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts den Mittelpunkt der englischen Steingutwarenproduktion bildeten und davon ein eigenes soziales und kulturelles Gepräge ausbildeten, das der dort geborene Bennett zu seiner eigenen literarischen Landschaft machte, wie Thomas Hardy sein Wessex oder William Faulkner das Yoknapatawpha County des amerikanischen Südens. Diese Werke haben noch am ehesten Gnade vor den Verfassern englischer Literaturgeschichten gefunden, beginnend mit "Anna of the Five Towns" von 1902. Die "six towns" der realen Potteries verkürzte Bennett aus ästehtischen Gründen auf fünf; aus den Ortschaften Burslem, Hanley, Longton, Stoke and Tunstall figurieren bei ihm unter den Namen Bursley, Hanbridge, Longshaw, Knype and Turnhill.

Bennett selber verbrachte den größten Teil seines Autorenlebens, wie nicht wenige seiner Zunftgenossen, in Frankreich, dessen Offenheit und Entfernung von den Kiebigkeiten des englischen Literaturbetriebs seinem zurückhaltenden, schüchternen Naturell eher entgegen kamen.

"The Christmas Eve Burglary" erschien zuerst in der Dezemberausgabe 1906 des "Strand Magazine." In Bennetts zweiter Sammlung von Kurzgeschichten, The Grim Smile of the Five Towns, die im folgenden Jahr bei Chapman and Hall Ltd. erschien, ist der Titel auf "The Burglary" verkürzt worden, wohl um um den Text von den beiden vorausgehenden Erzählungen, "Vera's First Christmas Adventure" und "Vera's Second Christmas Adventure" ein wenig abzuheben. Es sei dem Übersetzer nachgesehen, wenn er aufgrund des heutigen Anlasses auf die ursprüngliche Titelversion zurückgegriffen hat.



Die Illustrationen zum Text stammen von Alfred Pearse (1856-1933), der ab 1883 einer der Stammillustratoren des Wochenmagazins "Boy's Own Paper" gewesen war, und mit der Gründung des "Strand Magazine" durch George E. Newnes ab 1891 zu den dort am häufigsten vertretenen Zeichnern gehörte. Eine gewisse Zeitberühmheit gewann er zu Beginn des "Großen Kriegs," als er heroisch begeisternde und durchaus nicht kitschfreie Motive aus den Schützengräbens der Westfront in Flandern lieferte. Das seinerzeit am meisten verbreitete Motiv dürfte das der "Engel von Mons" gewesen sein, die in der "Schlacht von Mons" beim Rückzugsgefecht der britischen Expeditionstruppen geholfen haben sollen, die weit überlegenen deutschen Truppen einen Tag lang aufzuhalten und so den Abzug der britischen Einheiten über den Ärmelkanal sicherten. Diese Legende hat einen rein literarischen Ursprung: die geisterhaften Bogenschützen, die Schemen der englischen Kämpfer in der Schlacht von Agincourt aus der Zeit der Hundertjährigen Kriegs, die nach der Anrufung des Heiligen Georg die Wende im Kampfgeschehen herbeitführen, sind Thema der Erzählung "The Bowmen", die der passioniert walisische Autor Arthur Machen am 29. September 1914 in der Zeitung The Evening News veröffentlichte. Weil diese Kurzgeschichte im Stil einer Reportage verfaßt war und nicht als Fiktion gekennzeichnet war, kam es, gearde bei den Nachdrucken in zahlreichen Lokalblättern, zu dem Eindruck, als handele es sich hier um eine "wahre Begebenheit." Machen ist heute als der Verfasser oft mystisch angehauchten Horrorerzählungen wie "The Great God Pan" oder "The White People" geläufig. Sein Kurzroman "The Terror" nimmt auf literarischem Gebiet das Thema von Alfred Hitchcocks "Die Vögel" vorweg (wobei Hitchcocks Film von 1963 seinerseits auf einer Erzählung von Daphne du Maurier aus dem Jahr 1952 beruhte, die ihrerseits klar auf das Vorbild Machen rekurriert.



(Alfred Pearse, "The Angels of Mons", 1915)

Eine Detailanmerkung: ein "Magistrates' Court" bildet die unterste Stufe der englischen (und walisischen) Gerichtsbarkeit; es gibt rund 30.000 im Vereinigten Königreich. Er ist nur für leichte Strafverfahren zuständig; gewichtigere Verfahren mit Strafmaßen über 5000 Pfund Sterling oder mehr als sechs Monaten Freiheitsentzug sind an die nächsthöhere Instanz abzugeben; die Rechtsprechung erfolgt über ein Gremium von mindestens zwei, zumeist drei Laienrichtern, die aus den Honoratoren der Gemeinde, für die dieses Gericht zuständig ist, gewählt werden.

* * *



Zettels Raum wünscht allen Lesern ein friedliches und gesundes Weihnachtsfest.



U.E.

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