Das Foto, mit dem ich
diesen Beitrag illustriere, habe ich heute kurz vor Mittag im äußersten
Südosten Bayerns aufgenommen. Es zeigt zwei Skistöcke mit einer Länge von 125 Zentimetern,
die ich auf einer ebenen Fläche in einer Höhe von etwa 1000 Metern in den unberührten
Schnee gerammt habe. Die Spitze (also der unterste Teil) der Stöcke erreichte
übrigens nicht den Boden, sondern eine weitere, harte bis eisige Schneeschicht,
die zu durchdringen die Stockteller verhinderten. Realistischerweise kann man
von einer Schneehöhe an meinem Messort – Stand heute Mittag – von mindestens 130
bis 140 Zentimetern ausgehen. In den circa sieben Stunden seit meiner Sondierung
dürften an der besagten Stelle noch einmal 15 bis 30 Zentimeter Schnee gefallen
sein.
Warum erzähle ich Ihnen
das? Wenn Sie nicht beschlossen haben, dieses Wochenende nachrichtenlos zu
verbringen, haben Sie zweifellos von dem „Schneechaos“ – so ein häufig
gebrauchter Terminus – in den Bergen gehört oder gelesen. Freunde des passiven
Wintersportgenusses werden auch mitbekommen haben, dass der
Qualifikationsdurchgang für das morgige Dreikönigsspringen in Bischofshofen –
einem Ort im Salzburger Pongau, also in den östlichen Nordalpen (oder
nördlichen Ostalpen, wenn man so will) – abgesagt wurde.
Ich erzähle Ihnen das, weil mir gestern Abend eine Prognose des Ozeanographen – in diesem Fach wurde er promoviert und hat er sich habilitiert – Mojib Latif in den Sinn gekommen ist. SPIEGEL-Online zitiert den Kieler Wissenschaftler in einem Beitrag vom 1. April 2000 mit den folgenden Worten:
Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben[.]
Ort
und Datum der Veröffentlichung mögen bei manchem Zeitgenossen Skepsis hinsichtlich
der Korrektheit dieser Anführung hervorrufen. Und, wie sich aus einem späteren
Interview von ZEIT-Online mit Latif eruieren lässt, könnte dieses Misstrauen
durchaus berechtigt sein. Denn der 64-Jährige habe, so seine eigene Darstellung, das
Ende der weißen Pracht für den Zeitraum zwischen 2050 und 2100 und nur für den Fall vorhergesagt, dass keine Gegenmaßnahmen zur Anwendung gelangten. Es ist durchaus möglich, dass Latif dies gegenüber SPIEGEL-Online so gesagt hat. Andererseits ist es in der Klimaforschung offenbar eine nicht ganz seltene Vorgehensweise, jeden noch so wenig zur eigenen Theorie passenden Befund in diese zu integrieren und sich nicht durch allzu viel widerspenstige Realität in seinen Überzeugungen beirren zu lassen.
Eine
Schwalbe macht noch keinen Sommer und ein schneereicher Winter ist
klimatologisch weitgehend bedeutungslos. Es kann sein, dass die kanonische
These eines anthropogenen, insbesondere durch CO2-Emissionen versursachten
Klimawandels stimmt. Es gibt aber auch gewichtige Gründe – Vahrenholt/Lüning
sprechen einige davon in dem vorverlinkten Beitrag an – diese Vermutung zu bezweifeln.
Bis zu diesem Punkt könnte die Debatte eine rein akademische sein. Das Problem
liegt jedoch darin, dass sich an die herrschende Meinung politische Forderungen
von gewaltiger Tragweite knüpfen.
Wenn
wir diese erfüllen und die Katastrophe ausbleibt, so werden die
Umkehr-und-Buße-Befürworter von einer selbstzerstörenden Prophezeiung sprechen oder
doch zumindest vorbringen, dass im Hinblick auf das Vorsorgeprinzip auch
einschneidende Änderungen unserer Infrastruktur gerechtfertigt waren. Verlieren
können die Unkenrufer nur, wenn nichts getan wird, aber auch nichts passiert.
Oder wenn der Normalbürger nicht mehr bereit ist, Beeinträchtigungen seiner alltäglichen
Bedürfnisbefriedigung zwecks Einhegung der eschatologischen Ängste der zivilreligiösen Avantgarde hinzunehmen.
Noricus
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