22. Juni 2018

Der Preis der Arroganz

Seit Donald Trump antrat um Präsident der USA zu werden, bekam er aus Deutschland vor allem eines: Häme. Dabei sowohl lustige, geschmacklose, intelligente, dämliche, pointierte, widerliche, passende wie unpassende, aber vor allem immer wieder eins: Häme.


Ausgetragen zunächst von den üblichen Verdächtigen, die ohnehin keine Probleme mit verbaler Diarrhoe haben, beginnend beim Spargel über das neue Süddeutschland zum Kinderstürmer aus Kreuzberg, aber auch das deutsche "Demokratiefernsehen" wollte nicht unbedingt zurückstehen zu demonstrieren wie unsachlich man doch internationale Berichterstattung ausführen kann. 
Nachdem Trump dann tatsächliche Erfolge feierte und am Ende sogar noch Präsident wurde, gab es kein Halten mehr und der Funke sprang voll auf die deutsche Medienöffentlichkeit über. Kein geringerer als der deutsche Bundespräsident (ein mentaler Totalausfall, aber eben trotzdem Präsident) hielt es für wichtig Trump als Hassprediger zu bezeichnen und sein Nachfolger im Amt des Außenministers (auch ein Totalausfall, aber eben genauso leider im Amt) meinte Trumps Wahlsieg als "bittere Warnung" bezeichnen zu müssen. Beide sind zusammen die offiziellen Vertereter dieses Landes. Und ebenso sind die beiden nur die Spitze des Eisbergs. Was sich in deutscher Medienöffentlichkeit über Trump ergiesst ist nicht einmal mit dem Hass auf George Bush vergleichbar, es hat seine eigene Dimension entwickelt bei der jeder den Vorherredenden noch zu übertreffen sucht (wer in den letzten zwei Jahren auch nur ab und zu deutsche Medien konsumiert, der kann Dutzende Beispiele anführen).

Dummerweise ist Trump aber, trotz aller Kassandra-Rufer und zur großen Enttäuschung der deutschen Öffentlichkeit, immer noch im Amt. Und das noch dazu recht fest und mit der Intonation mal groß am internationalen Baum zu rütteln, um zu schauen, wen er da so alles herunterschütteln kann. Und inzwischen merkt man das auch in Deutschland. Volkswagen ist in den USA selbst für amerikanische Verhältnisse massiv abgestraft worden, und kein Offizieller hat einen Finger gerührt, um die Sache zu beruhigen. Zollschranken, die neu aufgebaut werden, treffen in erster Linie stark exportorientierte Volkswirtschaften, die nicht ausgenommen werden. Wer war das in Europa noch? Ach ja: Deutschland. Und was passiert wenn die Amerikaner mal wirklich darüber nachdenken ob sie die Hauptlast der NATO weiterhin ohne Gegenleistung tragen wollen, darüber denkt man besser gar nicht erst nach.

Deutschland trifft es wohl nach derzeitigem Stand recht massiv. Aber: Wen wundert das eigentlich? Hat denn irgendjemand gedacht, dass man mit Bezichtigungen als Hassprediger und der versuchten Nachhilfe in Demokratie und Rechtsstaat, Freundschaft auslösen würde? Massives Verunglimpfen als vertrauensfördernde Maßnahme? Trump gibt der deutschen Öffentlichkeit genau das zurück, was sie monate-, ja fast jahrelang an ihn gezahlt hat. Mit dem Unterschied das Trump handelt und sich weniger auf Verbalinjurien beschränkt. Und jetzt sind alle schwer verwundert und schauen sich um. 

Ja, was habt ihr denn erwartet? Jeder neue Artikel im Spargel, jedes neue Titelbild das die Amerikaner herabwürdigt, ist eine neue Million, die VW mehr an Strafe zahlen darf. Jeder neue Verbalausfall von Steinmeier (und das ist eins der weniger Dinge, die er kann) ist ein Garant dafür, dass die deutsche Exportindustrie wieder  ein paar Arbeitsplätze abbauen wird. Jeder Fernsehdebatte bei Will, bei der sich jeder zweite Teilnehmer darin zu übertreffen sucht Trump als mental inkompetent zu zeichnen, ist ein Auto weniger, dass in Wolfsburg gebaut wird. Die deutsche Medienöffentlichkeit (und das schliesst Zeitungen, Fernsehen wie auch Politiker mit ein) tut so, als habe ihr Geschwätz überhaupt keine Folgen (weil sie es gewohnt sind, auch sonst wenig zu erreichen). Aber natürlich hat das Folgen. Helmut Kohl konnte seinen politischen Husarenritt, die deutsche Wiedervereinigung, vor allem deshalb durchführen, weil er jahrelange Freundschaften aufgebaut hatte, die er im richtigen Moment in die Waagschale werfen konnte (auch und gerade die zu den Amerikanern). Die deutsche Industrie konnte vor allem deshalb so massiv wachsen, weil Deutschland praktisch nirgendwo in der Welt Feindschaften unterhielt. Überhaupt ist der ganze vergleichsweise kometenhafte Aufstieg Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg vor allem darauf zurück zu führen, dass man sich zurückhaltend verhielt und eben niemandem groß auf die Füße trat.

Aber das spielt heute keine Rolle mehr, weil die "labernde Klasse" ohnehin keine Ahnung von Verantwortung oder Geschichte hat und sich viel lieber das Maul zerreisst, um innere Konflikte und Probleme zu übertünchen. Das fing (zumindest in der Wahrnehmung dieses Autors) nicht zuletzt mit Schröder an, der in Goslar das bis dato gute Verhältnis zu den Amerikanern für einen billigen Wahlkampf zerstörte. Und diesem Beispiel sind seit dem viele gefolgt (politisch übrigens bis Trump auffällig oft aus der SPD, seit Trump ist es endemisch). Das Absurdeste daran ist: Es ist ein reiner Verlust praktisch ohne Nutzen. Außer der gegenseitigen Selbstbestätigung ist gerade das Trump-Bashing, da es ja nahezu allgegenwärtig ist, vollkommen nutzlos. Es hat keiner was davon, weil man ohnehin auf nahezu niemanden zeigen kann, der sich dem entgegenstellt. Der Schaden ist dagegen recht konkret.

Aber wen juckt das schon? Für die labernde Zunft kommt Strom aus der Steckdose und Geld eben von der Bank. Wenn wenn man Verbündete sucht, dann ist da ja immer noch Moskau oder Peking.


­
Llarian

© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.