14. Juni 2018

Blut im Wasser?

Wenn man die heutige Presse verfolgt hat, insbesondere die Springersche Welt, dann kriegt man umhin den Eindruck, dass sich etwas tut in Berlin. Es scheint das erste mal richtiges Blut im Wasser zu sein und der eiserne Griff, mit dem Merkel die CDU seit Jahren hält, scheint ungewöhnlich locker.


Damit meine ich nicht Horst, den ersten, dessen Rebellionsplatte inzwischen derart abgenudelt ist, dass sie selbst dann nicht mehr richtig glaubwürdig erscheint, wenn es irgendwann auch stimmen würde. Die bayrischen Landtagswahlen stehen an und die Show, die er derzeit veranstaltet, wäre genau die selbe, wenn er seinen eigenen Plan für falsch hielte.

Nein, interessant ist, dass sich seit langer Zeit das erste Mal Parlamentarier in nicht lächerlicher Zahl gegen ihre Chefin in Stellung bringen. Und nicht nur der einzelne, unzufriedene Hinterbänkler, der ohnehin demnächst aus dem Bundestag ausscheidet, nein, es erscheint eher so, als würden da ein paar mehr Zwerge den Aufstand proben. Soweit kolportiert wird stellt sich inzwischen die Fraktion selber gegen Merkel, eine ziemlich ungewöhnliche Situation, zumindest aber ein totales Novum für Angela Merkel, die bis dato Wert darauf gelegt hat sich mit einer maximalen Menge an Jasagern zu umgeben.
Das sind zwar bis jetzt noch zaghafte Ansätze, aber sie haben das Potential den Anfang vom Ende der Regierung Merkel zu legen.Und im Unterschied zum CDU Parteitag, dessen Beschlüsse Merkel einfach ignorieren konnte, weil die ohnehin keinerlei Selbstachtung mehr haben, so ist die Fraktion, respektive der Bundestag deutlich schwerer beiseite zu schieben.

Das von Merkel installierte System innerhalb der Union fußt auf zwei Säulen. Angst und Belohnung. Wer sich offen gegen Merkel stellt oder ihr sonstwie gefährlich werden könnte, wurde systematisch zerstört und abgesägt. Umgekehrt hat Mutti ein großes Herz für ihre Amigos (oder Amigas), wer sich hinter sie stellte konnte, völlig unabhängig von Qualifikation oder persönlichen Erfolgen, damit rechnen mit Posten und Macht belohnt zu werden. Beide Punkte setzen aber voraus, dass Merkel genau das auch in Zukunft noch erfüllen kann.

Wenn nun nicht mehr der einzelne, den Merkel immernoch vernichten kann, aufsteht, sondern ganze Gruppen, dann ist die Drohung deutlich schwächer (safety in numbers). Umgekehrt ist die Aussicht auf Belohnung deutlich reduziert, wenn die Gefahr besteht, dass Merkel in Zukunft diese Macht gar nicht mehr ausüben kann, ja die Assoziation mit ihr sogar schaden könnte. Das wird natürlich ihre persönlichen Schoßhündchen wie Altmaier, Laschet oder Flintenuschi nicht beeindrucken. Sie stehen ohne Wenn und Aber hinter Merkel, weil sie auf Gedeih und Verderb mit ihr verbunden sind. Aber es gibt eine zweite Reihe, die durchaus etwas zu verlieren hat, wenn durch weiter offen bleibende Grenzen bald jeder zweite Unionswähler bei der AfD gelandet ist.

Ob sie stark genug ist, ist schwer zu sagen, Merkel hatte schon lange Zeit die richtigen Leute an die richtigen Stellen zu setzen. Aber es besteht Hoffnung. Blut ist auf jeden Fall im Wasser. Und selbst wenn es noch nicht in den nächsten Wochen reicht, das Image der Macht ist für immer beschädigt.


Llarian

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