Vermutlich ist zum peinlichen Vorrunden-Aus der deutschen
Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft schon alles
geschrieben worden (auch in diesem Medium war dieser Betriebsunfall bereits Thema),
doch erheischt ein solches mit Kometenwiederkehr-Seltenheit gesegnetes
Ereignis zweifellos eine umfassende blogikalische Behandlung.
Aus Sicht des Verfassers hat das Scheitern der Löw-Truppe in (beziehungsweise: an) der Gruppenphase mehrere Ursachen, und wenn der endunterfertigte Autor einige davon in der Folge näher erörtert, möchte er vorab dem Eindruck entgegenwirken, dass er es ja schon immer besser gewusst habe als der Bundestrainer. Vielmehr beruht die nachstehende Analyse auf einer Beobachtung dessen, was in den letzten Monaten und Wochen geschehen ist, und nicht auf prophetischer Begabung.
1. Der verpasste Generationenwechsel
In der Ex-post-Betrachtung erweist sich das Festhalten des Bundestrainers an den etablierten Fahrensmännern nach inzwischen verbreiteter Meinung als schwerer Irrtum. Freilich muss man Löw zugutehalten, dass er sich in einem Dilemma befand: Entweder er baute seine Mannschaft rund um die Confed-Cup-Sieger des Jahres 2017 auf und riskierte, dass man diesen im Misserfolgsfall das Brandmal der Verschwender des ruhmreichen deutschen Fußball-Erbes auf die Stirn gedrückt hätte, was einer harmonischen Weiterentwicklung des Teams zweifellos im Weg gestanden wäre. Oder er schenkte den Haudegen der Weltmeisterschaft 2014 noch einmal sein Vertrauen, dies in dem Wissen, dass bei einer suboptimalen Turnierleistung ein konsequenter Verjüngungsschnitt gefordert und Unverständnis über so viel Kader-Konservatismus geäußert würde.
Freilich manövrierte sich der sportliche Leiter der Nationalelf durch seine Besetzungspräferenzen in eine aussichtslose Lage: Nach dem blamablen Auftritt gegen Mexiko wäre eine weitaus radikalere Reaktion als das - freilich richtige - Nichtaufstellen von Khedira und Özil gegen Schweden vonnöten gewesen. Allein zu einem solchen revolutionären Akt fehlten Löw die passenden Ersatzleute, was im folgenden Punkt zu thematisieren sein wird.
Aus Sicht des Verfassers hat das Scheitern der Löw-Truppe in (beziehungsweise: an) der Gruppenphase mehrere Ursachen, und wenn der endunterfertigte Autor einige davon in der Folge näher erörtert, möchte er vorab dem Eindruck entgegenwirken, dass er es ja schon immer besser gewusst habe als der Bundestrainer. Vielmehr beruht die nachstehende Analyse auf einer Beobachtung dessen, was in den letzten Monaten und Wochen geschehen ist, und nicht auf prophetischer Begabung.
1. Der verpasste Generationenwechsel
In der Ex-post-Betrachtung erweist sich das Festhalten des Bundestrainers an den etablierten Fahrensmännern nach inzwischen verbreiteter Meinung als schwerer Irrtum. Freilich muss man Löw zugutehalten, dass er sich in einem Dilemma befand: Entweder er baute seine Mannschaft rund um die Confed-Cup-Sieger des Jahres 2017 auf und riskierte, dass man diesen im Misserfolgsfall das Brandmal der Verschwender des ruhmreichen deutschen Fußball-Erbes auf die Stirn gedrückt hätte, was einer harmonischen Weiterentwicklung des Teams zweifellos im Weg gestanden wäre. Oder er schenkte den Haudegen der Weltmeisterschaft 2014 noch einmal sein Vertrauen, dies in dem Wissen, dass bei einer suboptimalen Turnierleistung ein konsequenter Verjüngungsschnitt gefordert und Unverständnis über so viel Kader-Konservatismus geäußert würde.
Freilich manövrierte sich der sportliche Leiter der Nationalelf durch seine Besetzungspräferenzen in eine aussichtslose Lage: Nach dem blamablen Auftritt gegen Mexiko wäre eine weitaus radikalere Reaktion als das - freilich richtige - Nichtaufstellen von Khedira und Özil gegen Schweden vonnöten gewesen. Allein zu einem solchen revolutionären Akt fehlten Löw die passenden Ersatzleute, was im folgenden Punkt zu thematisieren sein wird.
2. Die fehlende Wucht des deutschen Spiels
Jürgen Klinsmann und Joachim Löw gebührt das Verdienst, in ihrer Eigenschaft als Bundestrainer dem deutschen Fußball ein modernes Gewand genäht zu haben. Rumpelgekicke, bei dem fehlerhafte Ballannahmen als schicksalhaft toleriert wurden (mit dem ernsthaft vorgebrachten Argument, wir Deutsche hätten aus unerfindlichen Gründen nicht so viel Ballgefühl wie die Südländer), ist Schnee von gestern. Mario Götzes technisch brillanter Siegtreffer im WM-Finale 2014 wäre zwanzig Jahre früher für einen Aktiven mit dem Adler auf der Brust mit einer Wahrscheinlichkeit von neunzig Prozent mangels Könnens nicht erzielbar gewesen.
Aber wie das halt so ist mit uns Deutschen: Wir machen alles sehr gründlich. Und so hat es Löw mit seiner Filigranisierung des Spiels seiner Mannen etwas zu weit getrieben. Auf der Strecke blieb dabei die simple Erkenntnis, dass Fußball letztlich doch zuvörderst Körpersport ist und es für ein triumphales Ergebnis durchaus sinnvoll sein kann, schneller zu laufen als der Gegner und diesem physisch überlegen zu sein.
Vor dem Hintergrund einer solchen simplen Überlegung erscheint es geradezu fahrlässig, dass der Bundestrainer auf den Tempodribbler Leroy Sané und den impulsiven Hünen Sandro Wagner verzichten zu können glaubte. Man stelle sich nur vor, wie der Bayern-Stürmer das an Unterzuckerung laborierende Match gegen Südkorea hätte beleben und welche Geschwindigkeitsmaschinerie der ManCity-Jungstar im Verbund mit dem ebenfalls sprintstarken Timo Werner hätte entfalten können.
3. Die Perspektivlosigkeit
Was kann eine Mannschaft noch erreichen, wenn sie amtierender Weltmeister ist? Sie kann eigentlich nur zu einer Mission Titelverteidigung antreten. Dass es sich dabei um eine Mission Impossible handelt, legt bereits ein Blick in die Geschichte nahe: Ein solches Double ist bislang nämlich nur zweimal gelungen (und zwar Italien annis 1934 und 1938 und Brasilien annis 1958 und 1962). Alles andere als die Wiedererlangung des Pokals ist allenfalls ein Achtungserfolg oder eine Demütigung. Dass sich bei dieser Aussicht stille und laute Reserven nur schwer mobilisieren lassen, ist ohne weiteres verständlich.
Ganz anders war die Lage der deutschen Nationalmannschaft im Jahr 2014. Hatte sie 2006 im eigenen Land gezeigt, dass mit ihr wieder zu rechnen war, wäre ein Titelgewinn anno 2010 von der Leistung her gerechtfertigt gewesen. Die Ungekröntheit bei der WM 2010 mag zu dem Hunger geführt haben, der in Brasilien zum Beispiel Bastian Schweinsteiger zu einem opferbereiten und unglaublich leidensfähigen Helden werden ließ.
Mit dem Finale in Rio wäre das perfekte Drehbuch freilich zu Ende gewesen. Das Odium der Realität liegt jedoch darin, dass sie immer weitergeht und der Lust eben nicht Ewigkeit beschert. Dass nach dem Gipfel zwangsläufig der Abstieg droht, ist eine bergsteigerische Binsenweisheit. (Nur Menschen, die mit dem Alpinismus nicht viel am Hut haben, halten das Heruntergehen für den angenehmeren Teil der Exkursion.)
Für das sogenannte Perspektivteam (die von den Medien zunächst als B-Mannschaft verunglimpften schlussendlichen Confed-Cup-Sieger) mag Löws Loyalität zu den Weltmeistern von 2014 ein weiterer Schlag ins Gesicht gewesen sein. Für einen Lars Stindl (Jahrgang 1988) wäre das heurige Turnier möglicherweise die letzte Gelegenheit zu einem internationalen Auftritt im DFB-Trikot gewesen; für Sandro Wagner (Jahrgang 1987) ebenso, was dessen heftige Reaktion auf seine Nichtberücksichtigung für das WM-Aufgebot vielleicht ein bisschen verständlicher macht. Und ein Julian Draxler, der vor einem Jahr noch als Kapitän und Spielmacher begeisterte, war die ihm nunmehr zugedachte Rolle als Sidekick von Kroos, Özil und Khedira offensichtlich maximal frustrierend.
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Nach der WM ist vor der EM. In zwei Jahren wird sich zeigen, ob die Verantwortlichen im Deutschen Fußballbund aus dem russischen Debakel Konsequenzen gezogen haben und wenn ja, welche.
Noricus
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