11. März 2018

林文隆 - 友情 / Lin Wenlong, Yǒuqíng ("Freundschaft")



友情!人人都需要友情,不能孤獨走上人生旅程;
要珍惜友情可貴,失去的友情難追。

誠懇相互勉勵,閃耀著友情的光輝;
永遠永遠讓那友情,溫暖你心胸。

友情!人人都需要友情,不能孤獨走上人生旅程;
要緊握熱情雙手,莫讓那友情溜走。

誠懇沒有虛偽,要互相友愛共相守;
永遠永遠讓那友情,常駐在心頭。

Lin Wenlong, Yǒuqíng ("Freundschaft"), 1972.

Freundschaft! Jeder braucht Freunde - man kann nicht allein durchs Leben gehen.
Also bewahrt eure Freunde; zerbricht die Freundschaft, ist sie schwer zu kitten.

Unterstützt einander, laßt das helle Licht der Freundschaft leuchten.
Laßt die Freundschaft immer euer Herz wärmen.

Freundschaft! Jedermann braucht Freunde. Die Lebensreise kann man nicht allein bestehen.
Wir müssen uns gegenseitig unterstützen. Laß die Freundschaft nicht verlöschen.

Zwischen aufrichtigen Freunden gibt es keine Heuchelei.
Möge diese Freundschaft für immer bestehen.

Manchmal gibt es Fälle, an denen auch das elektronische Weltgedächtnis, das sich von Links von Link, von Erwähnung zu Erwähnung hangelt, an seine Grenzen stößt. So im Fall des Sängers Lin Wenlong, zu dem auch hartnäckiges Googeln nichts weiter in Erfahrung bringt, als daß er Anfang der 1970er Jahre  ein gutes Dutzend Lieder aufgenommen hat und danach wieder von der Bildfläche verschwand.
(Und nein: auch die größte chinesische Suchmaschine, Baidu, liefert unter dem Link https://baike.baidu.com/item/%E6%9E%97%E6%96%87%E9%9A%86/15723954?fr=aladdin nur einen Verweis auf eine andere Person gleichen Namens.) Sei's drum. Alle seine Aufnahmen finden sich auf der Langspielplatte 青春鼓王, Qīngchūn gǔ wáng ("Der junge Meistertrommler"), 1973 unter der Nummer AK-848 in Taiwan auf dem Label Leiko Records erschienen, auf der er unter dem Namen 阿郎, Ah Lan, also der sinisierten Form des englischen Namens "Alan" erscheint. 



Der Titel bezieht sich auf eine Fernsehserie, die von 1972 bis 1973 in 59 Fortsetzungen im taiwanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde und in der all diese Stücke vom Titelhelden 江浪, Jiang Ling, "gesungen" wurden, einschließlich der Titelmelodie 一顆流星 Yī kē liúxīng ("Eine Sternschnuppe") was zu dem Mißverständnis führte, er sei wirklich der Sänger. 


一顆流星 Yī kē liúxīng ("Eine Sternschnuppe") 

一顆流星 流對彼平去
伊是向阮 向阮暗示 暗示七逃無了時
流星啊流星 吉他為你訴哀悲

一顆流星 流對彼平去
伊是向阮 向阮暗示 暗示流浪無了時
堂堂的男兒 應該提出志氣



悲情的城市, Bēiqíng de chéngshì ("Triste Stadt")



男兒哀歌, Nán'ér āigē ("Männliche Klage").

Bei chinesischen Sängern - jedenfalls solchen männlichen Geschlechts (es sei einmal hierhergesetzt, ehe die Furie des political correctness solchen binären Codierungen ein für allemal das Odium des Verpönten aufdrückt) - gibt es, im Gegensatz zu den Sängerinnen weiblichen Geschlechts ausgesprochen wenige Stimmen, die sich unverkennbar einprägen, deren Timbre allein schon geeignet ist, auch absolut straighten Zuhörern einen Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Darin unterscheidet dieses Phänomen sich nicht von anderen Sprachen. Roger Whittacker etwa hatte diese spezielle Elektrizität in der Stimme, Roy Orbison  - von dem Bruce Springsteen berichtete, wie er ihn als jungen Spund in der tiefsten amerikanischen Provinz des mittleren Westens nachts entdeckte, wenn die Überreichweite der Langwelle die Radiosender aus Chicago oder St. Louis hörbar machte und das triste Einerlei der Countrymusik ablöste: "Seine Stimme war außerirdisch".
I'd lay in bed at night with just the lights of my stereo on and I'd hear 'Crying', 'Love Hurts', 'Running Scared', 'Only The Lonely', and and 'It's Over' filling my room. Orbison's voice was unearthly. He had the ability, like all great Rock and Rollers, to sound like he dropped in from another planet and yet get the stuff that was right to the heart of what you were livin' in today, and it was how he opened up your vision. 
Jean Sablon hatte dieses magische Timbre, besonders als er, im April 1939, das Chanson aufnahm, das zu seinem Markenzeichen werden sollte (und gleichzeitig zum Symbol für den letzten französischen Sommer wurde, ehe die Dunkelheit des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung einbrach), Rina Kettys "J'attendrai":


(Und ja: es ist mir bekannt, daß Rina Kettys erste französische Version die Covervariante des 1937 zuerst von Carlo Buti aufgenommenen italienischen Originals ist.)



...und daß die erste deutsche Version, ebenfalls 1939 aufgenommen, von Rudi Schuricke gesungen wurde (woran man übrigens, entre nous soit dit, den Unterschied zu jenem angesprochenen unirdischen Timbre und einer passablen Singstimme exemplarisch festmachen kann):



Und nein: mit einer chinesischen Version kann ich nicht dienen - niemand scheint diese Melodie mit einem Text auf Mandarin oder Kanotnesisch versehen zu haben. ABER dafür mit einer auf Japanisch gesungenen Version:


夜来香, Ya Raika, "Duft der Nacht", aus dem Jahr 1958. Und gesungen hat dies -  wait for it - niemand anderes als Yoshiko Yamagushi, alias Ri Koran, und chinesischen Zuhörern weit besser bekannt als Li Xianglan (1920 bis 2014), die größte Sängerin des Shidaiqu.



Und eben auch Lin Wenlong. Nein, diese TV-Serie mag keine große Kunst sein, selbst die Lieder mögen, in letzter Gleichung, "das Übliche", die oberflächliche Beschwörung von Herz, Schmerz, Tristesse und Freundschaft sein, wie sie eben dem Genre des Populären eingeschrieben ist - und wie es ihnen eben auch eignet, wenn ein Roys Orbison oder Elvis Presley sie vorträgt. Aber der Klang, der Sound, den sie dabei entwickeln: dieses entscheidende Etwas, das darf man sich, zwischen Tag und Traum, in blauer Stunde, durchaus genehmigen.







U.E.

© Ulrich Elkmann. Für Kommentare bitte hier klicken.