16. Juni 2017

Helmut Kohl ist tot


Er war der erste Bundeskanzler, dessen Amtszeit der Verfasser dieser Zeilen voll und ganz miterlebt hat. Und er war der letzte Vertreter der rheinischen CDU, also einer katholisch-konservativen, aber gerade nicht nationalistischen, sondern der Westbindung und der europäischen Integration verschriebenen Partei.

Diese rheinische CDU gibt es nicht mehr. Angela Merkel hat sie ebenso beseitigt, wie sie die staatsmännische Karriere ihres politischen Ziehvaters beendet hat. Die CDU gibt heute zwar noch Lippenbekenntnisse zur Westbindung und zur europäischen Integration ab. Doch Merkel ist keine Transatlantikerin, keine Unionistin. Sie hat deutsche Sonderwege wieder salonfähig gemacht, zum Schaden des Landes und des Kontinents. Sie hat die CDU in ein sozialdemokratisches Nirgendwo geführt – und damit das Vermächtnis Kohls im Wind zerstreut.

Zu Beginn seiner Kanzlerschaft als „Birne“ verspottet, wuchs Kohl während seiner Amtszeit zum Architekten der deutschen Wiedervereinigung und des Hauses Europa. Zum Schluss seiner Amtszeit wurde der Pfälzer zum Symbol für den seinerzeit viel zitierten innenpolitischen Reformstau. Mit Schröder kam eine Wende in der Außen- und Europapolitik, die – wie Merkels Fortsetzung derselben zeigt – weniger parteiabhängig als generationenbedingt zu sein scheint.

Helmut Kohl war nie ein Publikumsliebling. Eine Heiligsprechung, wie sie seine Schülerin Merkel im Herbst 2015 erfahren hat, wurde ihm nie zuteil. Auch der Verfasser dieser Zeilen hatte immer ein ambivalentes Verhältnis zum Langzeitkanzler. Doch angesichts des außen- und europapolitischen Porzellans, das Schröder und Merkel zerbrochen haben, ist ihm klar geworden, wo Kohls Qualitäten lagen.

Helmut Kohl möge in Frieden ruhen.

Noricus

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