27. Oktober 2014

Wenn die Quotis die Quote fürchten: Eine kleine Anmerkung zu Frauenquote und Mitbestimmung.


Ein kleines Streiflicht ist mir in der FAZ begegnet: Da rebellieren Betriebsräte gegen die Frauenquote in Aufsichtsräten. Das klingt auf den ersten Blick gar nicht so dramatisch, warum sollte sich ein Betriebsrat nicht auch zu Dingen äußern, die seinem Unternehmen eventuell schaden könnten? Oder die gegen den Willen seines Unternehmens einfach von der Politik installiert werden?
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Wenn da nicht, ja, wenn da nicht die kleine Problematik wäre, dass das eine ziemlich gute Beschreibung des Jobs eines Betriebsrates ist. Seit die deutsche Politik das so erfolgreiche Modell der Mitbestimmung in größere Firmen eingebracht hat – das so ungeheuer erfolgreich ist, das es das Ausland in den letzten 60 Jahren nicht gemerkt hat -  gilt in diesen Unternehmen, dass die Hälfte der Mitglieder des Aufsichtsrates aus Arbeitnehmervertretern zu bestehen hat. In mittelgroßen Unternehmen ist es dann ein Drittel. Das nennt man im normalen Sprachgebrauch auch eine Quote. Überlagert übrigens von einer zweiten Quote, die sich auf Gewerkschaftsvertreter bezieht. Die Leute müssen dabei keine Qualifikation mitbringen, sie müssen auch dem Unternehmen nix nützen, sie müssen nur von einer Mehrheit der Mitarbeiter (!) gewählt werden, bzw. von einer Gewerkschaft entsandt werden. Was die eigentlichen Besitzer des Unternehmens davon halten ist bisweilen vollkommen egal.
Nun ist die Politik mit der nächsten, nicht weniger dusseligen, Quote unterwegs, nur dass es jetzt nicht mehr darum geht Betriebsräte oder Gewerkschaftsführer mit Aufsichtsratpöstchen auszustatten, sondern jetzt sollen es eben Frauen sein. Auch hier geht es nicht um Qualifikation oder den Willen des Unternehmens, sondern diesmal rein um das Geschlecht. Die Idiotie ist vielleicht etwas offensichtlicher, aber das Prinzip ist natürlich dasselbe: Posten werden nicht nach Qualifikation vergeben sondern aufgrund von Gesetzen.
Und wer poltert jetzt dagegen? Michael Brecht, der Chef vom Betriebsrat von Daimler und in dieser Rolle eben auch Teil des Aufsichtsrates. Das seine Entsendung in dieses Gremium auf einem Gesetz basiert, dass er eben nicht aufgrund seiner Qualifikation dort sitzt, ficht ihn nicht an. Aber das jemand ihm diesen Posten aufgrund eines anderen, nicht mehr oder weniger klugen Gesetzes wegnimmt, das mag er dann doch nicht so gerne sehen.
Auch wenn ich vermuten würde, dass die Frauenquote der deutschen Wirtschaft weiteren Schaden zufügen wird, so kann ich mir an dieser Stelle ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Wenn ein Quotenheini einem anderen das Pöstchen via Quote abjagt, dann hat das schon was Groteskes. Aber dann auch was faires, denn wer einmal akzeptiert und bejaht, dass die Politik in die Personalpolitik von Unternehmen hineinregieren darf, der muss auch damit leben, dass die Politik das unter gänzlich unterschiedlichen Zielsetzungen tut. Der eine mag es furchtbar wichtig finden, dass in Unternehmen Angestellte und Gewerkschaften auf das Unternehmen Einfluss nehmen können, der oder die andere will eben ein paar Pöstchen für die eigene Peergroup. Inhaltlich nicht dasselbe, aber das Prinzip ist identisch. 
Jetzt wäre die passende Antwort natürlich, dass sich die Politik am besten auf den Unternehmen raushalten solle. Ich weiss gar nicht, warum Herr Brecht nicht auf diese Idee kommt. 

Llarian


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