Wer kein Brot im Haus hat, soll eben Kuchen essen. Diese Devise muss wohl im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ausgegeben worden sein - anders ist das mit Steuermillionen bezahlte Pilotprojekt "Effizienzhaus Plus" nicht zu erklären.
Dieses Projekt soll Wege finden, "energetisch hoch effiziente Gebäude mit der Zukunftstechnologie Elektromobilität zu kombinieren." Ich sehe mir das Foto des Gebäudes an und frage mich, wann es eigentlich wieder gesellschaftlich akzeptabel geworden ist, dass man sich mit der naiven Arroganz der vermögenden Klasse über das einfache Volk lustig machen darf.
Dieses Projekt soll Wege finden, "energetisch hoch effiziente Gebäude mit der Zukunftstechnologie Elektromobilität zu kombinieren." Ich sehe mir das Foto des Gebäudes an und frage mich, wann es eigentlich wieder gesellschaftlich akzeptabel geworden ist, dass man sich mit der naiven Arroganz der vermögenden Klasse über das einfache Volk lustig machen darf.
Und dabei meine ich nicht, das dieses Pilotprojekt grandios scheitert. Wie bitte? Die böse Natur erdreistet sich, Abweichungen vom Labor-Mittelwert aufzuweisen? Ein Skandal. Wie darf das sein, dass es mal wärmer und mal kälter ist; dass es mal sonniger und mal schattiger ist? Eine Schande, dass der Realität immer noch erlaubt wird, die Theorie zu beschädigen.
Ich meine auch nicht, dass das gesamte Energiekonzept von vorne herein problematisch ist. Und es ist problematisch, wenn man ein Konzept als "Selbstversorgung" deklariert (ja, sogar einen "Überschuss" postuliert) und dann den lokalen und intertemporalen Abgleich zwischen Angebot und Nachfrage klammheimlich wieder den bösen konventionellen Kraftwerkparks überlässt.
Nein, solche technischen Details überlasse ich Anderen, die sich besser damit auskennen.
Aber ein Einfamilienhaus als Pilotprojekt für energieeffiziente Projekte im Wohnsektor zu entwickeln, das ärgert mich als Wirtschaftswissenschaftler enorm.
Bereits die Initiative zur Förderung von Solarmodulen war unsozial hoch drei - oder haben Sie schon mal von einer Arbeiterfamilie in ihrer 95qm-Wohnung gehört, die sich im 20-Parteien-Wohnblock ein Solarmodul gekauft hätte? Die Fördergelder für die Solarmodule kamen allein dem vermögenden Sektor der Bauern und der bürgerlichen Mittelschicht zugute.
Dieses "Effizienzhaus plus" schlägt aber dem Fass den Boden aus. Und niemand scheint die Absurdität zu sehen - nicht mal jetzt, da das Projekt scheitert. Die Eigentumsquote in Deutschland beträgt etwa 41%. Und in dieser Quote sind die Eigentumswohnungen sowie das betreute Wohnen enthalten. Es ist realistisch zu vermuten, dass die Eigenheimquote weit unter 30% aller Haushalte liegt (genaue Zahlen sind nicht zu finden).
Doch damit nicht genug: das Modellhaus weist weitere Eigenschaften auf, die es aus der Masse der Eigenheime abhebt:
- Es hat einen enormen Platzverbrauch
- Es verwendet extrem teure Baumaterialien
- Es ist nur stadtnah einsetzbar (auf Grund des speziellen Mobilitätskonzepts)
- Es ist unflexibel
Mit anderen Worten: das Pilotprojekt ist auf Grund der vorausgesetzten Eigenschaften nicht skalierbar. Und damit ist es gerade kein Pilotprojekt für energieeffizientes Wohnen - es ist eine vorweggenomme Subventionierung der vermögenden Klasse, die sich später mal in ihrem 300.000 €-Schuppen behaglich an den knisternden Kamin kuscheln und sich gegenseitig versichern:
Wenn doch nur alle so ökologisch wie wir wohnen würden!
Frank2000
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