22. Juli 2017

Streiflicht: Nix mit nix. Das war wohl nix.

Der Witz vom "Nix, dass alles mit Nix zu tun hat" ist inzwischen ja schon ein bischen gealtert. Er basierte im Wesentlichen auf der geradezu mantrahaften und nicht weniger absurden Formulierung, dass "das alles (hier ist eine beliebige Schandtat einzusetzen) nichts mit dem Islam zu tun hat". Und er zog seinen humoristischen Ansatz vor allem daraus, dass diese Formulierung nicht nur inhaltlich leer und abgedroschen war, sondern auch nicht zuletzt davon, dass man sich schon Mühe geben musste noch jemanden zu finden, der den Unsinn glaubte.


Angesichts der "Ereignisse" von Hamburg ist man auf der linken Seite der Republik derzeit um Schadensbegrenzung bemüht. Und besonders schön fiel in diesem Zusammenhang der derzeitige Kanzlerkandidat der SPD auf, in dem er das wunderschöne Bonmot formulierte: "Linke und Gewaltanwendung schliessen einander aus". Eine solch unfreiwillige Komik ist selbst für den nicht gerade für sein Rede- und Formulierungstalent bekannten "St. Martin" schon ein besondere Leistung. Denn sieht man durch die Geschichte müsste man wohl eher zu dem Ergebnis kommen, dass zumindest politische Linke und Gewaltanwendung untrennbar verbunden sind.

Wann immer die (radikale) Linke an oder auch nur in die Nähe von Macht kam, gabe es historisch einen Blutrausch nach dem anderen. Das begann schon mit Robberspierre und der französischen Revolution (einer sehr linken Angelegenheit), wo Menschen zu tausenden geköpft wurden. Die russische Revolution (auch ziemlich links) forderte noch ein paar Potenzen mehr Tote, die Kulturrevolution (auch recht links) legte selbst da noch einmal eine solche zu. Es gibt keine politische Ideologie die so viele Menschen ermordet hat wie linke Herrschaft. Nicht einmal der Nationalsozialsmus, als das historische Monstrum schlechthin, kann damit konkurrieren.

Jetzt wäre es nicht einmal ein besonders grosses Problem zu sagen: Sozialdemokraten sind natürlich links, aber mit politischer Gewalt haben wir nichts zu tun. Diese entsteht erst dann, wenn man die politischen Ideen in ein Extrem treibt wo der Zweck die Mittel heiligt und Verhältnismäßigkeit dem Fanatismus weicht. Und real betrachtet ist das durchaus glaubwürdig. Man kann von der Sozialdemokratie ruhig wenig halten, aber eine besonders gewalttätige Bewegung war sie eigentlich nie. Dennoch geht man diesen, ja eigentlich einfachen und schwer angreifbaren Weg nicht, sondern verteidigt mit der Absurdität weiter oben. Wofür ich nur drei Erklärungen finde: Zum einen möchte man sich nicht mit seinen eigenen politischen Rändern (siehe Maas oder Schwesig), wo diese Frage nicht mehr so eindeutig ist, beschäftigen. Zum zweiten möchte man sich (da steht St. Martin ganz vorne) nicht von der SED distanzieren, die man doch für den vermeintlichen Machtwechsel im Herbst braucht. Und zum dritten möchte man die Argumentation "Problematisch sind die Ränder, die zum Extremismus neigen" gerade nicht ins Feld führen, wenn man jahrelang alles was Rechts der Mitte steht für die Taten von braunen Dumpfnasen verantwortlich zu machen versucht hat.

Das erscheinen dann ziemlich gute Gründe zu sein, sich auch mal eine Runde lächerlich zu machen. Ich musste jedenfalls bei dem Zitat von St. Martin spontan an einen anderen Präsidenten denken, der mit den folgenden Worten ebenso für viel Heiterkeit sorgte:
"Die türkische Gemeinschaft und der türkische Mensch, wohin sie auch immer gehen mögen, bringen nur Liebe, Freundschaft, Ruhe und Geborgenheit mit sich. Hass und Feindschaft können niemals unsere Sache sein. Wir haben mit Streit und Auseinandersetzung nichts zu schaffen."
Ganz ehrlich: Wer braucht eigentlich bei solchen Sätzen noch bezahlte Kabarettisten?
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Llarian

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