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7. Januar 2010

Gorgasals Kleinigkeiten: Die Opportunitätskosten des Klimaschutzes

In der Wirtschaftswissenschaft bezeichnet man als Opportunitätskosten den Nutzen, der einem entgeht, wenn man Ressourcen für eine Alternative einsetzt und damit andere mögliche Verwendungen dieser Ressourcen ausschließt. Wenn ich mir ein neues Auto kaufe, dann kann mir für das Geld keinen Urlaub auf den Malediven leisten. Wenn ich abends mit meinen Kindern spiele, dann kann ich mich in dieser Zeit nicht fortbilden, um meine Karriere zu fördern.

"Ressourcen" sind hier weit gefasst. Ressourcen sind nicht nur Geld, Öl und Eisenerz, sondern auch (Arbeits-)Zeit. Oder im Umweltschutz: Aufmerksamkeit.

Seit einigen Jahren besteht Umweltschutz fast nur noch aus "Klimaschutz". Emissionen kommen nur noch unter dem Gesichtspunkt des Treibhauseffekts in die Nachrichten. Wann haben Sie das letzte Mal einen Artikel darüber gelesen, dass irgendwo auf der Welt ein Industrieunternehmen sein Abwasser ungeklärt in einen Fluss laufen lässt?

In Mitteleuropa können wir es uns leisten, uns weniger für die Entschwefelung von Industrieabgasen zu interessieren und unsere Aufmerksamkeit auf Kohlendioxid zu konzentrieren. In China hingegen gibt es viel dringendere Umweltprobleme als den CO2-Ausstoß (Achtung: diese Bilder sind teilweise nichts für empfindliche Gemüter!).

Die meisten der Probleme in China sind mit moderner Technik lösbar. Aber hören wir etwas von diesen Umweltkatastrophen mit ganz konkreten Opfern? Nein. Wir lesen nur davon, dass die bösen Chinesen in Kopenhagen ein Abkommen zum Klimaschutz verhindert haben. Und wir versuchen, China zur Reduktion seiner CO2-Emissionen zu überreden, statt bei der Aufrüstung der teilweise maroden Industrie auf modernere Umweltstandards zu helfen.

Die Opportunitätskosten der westlichen Klimahysterie sind (zum Teil), dass viel gravierendere Probleme aus der öffentlichen Aufmerksamkeit verschwinden.



© Gorgasal. Die Inspiration zu diesem Beitrag verdanke ich einem Hinweis von Zettel auf eine Stellungnahme von Prof. Dr. Horst Malberg, ehem. Direktor des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin, insbesondere dem letzten Absatz in diesem Dokument. Den Link auf die China-Bilder habe ich von Warren Meyers Coyote Blog. Für Kommentare bitte hier klicken.

2. Januar 2008

Marginalie: Seltsame Serien

Das erste Mal ist es mir in den achtziger Jahren aufgefallen. Da war infolge eines Chemie- Unfalls bei Basel Gift in den Rhein geraten, was großes Aufsehen erregte. In den Wochen danach häuften sich ähnliche Fälle. Es war wie verhext. Mal war der Rhein wieder betroffen, mal ein anderer Fluß.

Zwei seltsame Serien dieser Art haben wir zum Ausgang des Alten Jahres erlebt.

Erst häuften sich die Fälle von vernachlässigten, von verwahrlosten Kindern.

Und in der letzten Woche des Jahres passierte dasselbe mit Überfällen Jugendlicher auf ältere Menschen. Es begann mit dem Überfall von zwei jugendlichen Kriminellen auf einen Rentner in der Münchner U-Bahn. Binnen einer Woche hat sich die Tat wiederholt, nur daß es diesmal nicht um Rauchen ging, sondern um zu laute Musik. In Berlin wurde ein Mann von Jugendlichen zusammengeschlagen, weil er diese gebeten hatte, keine Knallkörper auf den Bahnsteig zu werfen.



Waltet da ein geheimnisvolles Gesetz der Serie? Nein, natürlich nicht. Das Gesetz, das da waltet, regelt, was von den zahllosen Nachrichten, die täglich in der Lokalpresse und im Polizeibericht stehen, von den Agenturen übernommen wird und damit in die überregionalen Medien gelangt.

Natürlich wurden auch vor dem Sandoz-Unfall in den achtziger Jahren schon schädliche Abwässer in den Rhein eingeleitet. Natürlich gibt es immer wieder Fälle, in denen Eltern ihre Kinder vernachlässigen. Und selbstverständlich ist es bundesdeutscher Alltag, daß Jugendliche auf Erwachsene einprügeln, die sie wegen irgend etwas zur Rede stellen. Manchmal auch einfach nur so, weil sie Bock darauf haben.

Nur schaffen es diese Meldungen allenfalls vom Polizeibericht auf die Lokalseiten. In Großstädten meist sogar nur die des jeweiligen Stadtteils. Ich habe in unserem Lokalblatt Dutzende solche Berichte gelesen.

Wenn aber - aus welchen Gründen auch immer - ein solcher Vorfall bundesweit Aufsehen erregt, dann wird sozusagen der Filter der Nachrichtenagenturen entsprechend justiert. Sie vermuten jetzt ein Interesse an Meldungen dieser Art. Also übernehmen sie die entsprechenden Informationen von den Lokalseiten. Und schwupp! haben wir eine Häufung.

In solchen Fällen wird der Filter temporär so eingestellt, daß derartige Meldungen übernommen werden. Es gibt auch bestimmte gewissermaßen feste Einstellungen. Sobald bei Gewalttaten zum Beispiel ein rechtsextremer Hintergrund vermutet wird oder auch nur möglich ist, wird die Meldung sehr oft übernommen. Bei linksextremem Hintergrund ist das - nach meiner Beobachtung; ich kann mich irren - seltener der Fall. Und noch viel seltener, wenn es um gar nichts Politisches geht.



Um nicht mißverstanden zu werden: Dies ist eine Marginalie, nicht Zettels Meckerecke. Ich kritisiere dieses Verhalten der Agenturen gar nicht; sie tun damit nur ihren Job.

Aber der Leser sollte, wenn er sich sein Urteil bildet, schon ein wenig im Hinterkopf haben, wie selektiv das zustandekommt, was er morgens auf der Titelseite seiner Zeitung, was er bei "Spiegel Online" oder im Newsticker von "Welt Online" vorfindet.

Und unsere verantwortlichen Politiker sollten sich überlegen, ob jedesmal, wenn eine solche Sau durchs Dorf getrieben wird, gleich ein neues Gesetz nötig ist, das ihr Einfangen regelt.

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