30. Mai 2022

Die Realität gewinnt immer. Ein Gedankensplitter.

Als Liberaler oder Konservativer (oder eine Mischung aus beidem) in Deutschland hat man es heutzutage nicht allzu leicht: Im gesellschaftlichen Mainstream gilt man als spießig, politisch repräsentiert ist man faktisch gar nicht mehr und als ob das nicht genug wäre ist die Entwicklung der letzten Jahre deutlich in die Gegenrichtung spürbar: Selbst früher selbstverständliche Positionen werden mehr und mehr geräumt und radikale Positionen von der linken Seite werden mehr und mehr Realität. Es macht wenig Freude, weswegen nicht wenige verzweifeln und andere, wenn sie denn jung genug sind, das Land verlassen in der Hoffnung woanders eine freiere Gesellschaft zu finden.

Die Hoffnung durch den demokratischen Prozess konservative oder liberale Positionen wiederzufinden, hat sich in Deutschland als trügerisch erwiesen: Das mediale Kartell ist fest in linker bis linksradikaler Hand, unterstützt durch diverse Internet-Konzerne, deren Einfluss groß genug ist, um jede Gefährdung des zunehmend linken Mainstreams schon im Keim zu ersticken. Medien und Internet schaffen virtuelle Realitäten, die stark genug sind eine breite Mehrheit von einer bestimmten Meinung zu überzeugen, vollkommen egal wie sich die echte Welt dazu verhält. Und das System erweist sich als stabil und tragfähig: Die wirtschaftliche Stagnation der vergangenen 20 Jahre wird von den meisten Deutschen kaum wahr genommen, zumindest nicht in Frage gestellt sondern akzeptiert. Ganz ähnlich ihren historischen Pendants zu Beginn der vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, die die Zeichen lange Jahre nicht sehen wollten (obwohl diese deutlich waren), sondern erst alliierte Bomber brauchten, um zu begreifen, dass sie den Krieg gerade verloren. Es ist eine extrem traurige Erkenntnis, aber Propaganda funktioniert ausgezeichnet, wenn sie nur flächendeckend und geschickt genug eingesetzt wird.

Und dennoch: Propaganda hat eine unüberwindbare Schwäche. Sie kann die Menschen in ihrem Denken beeinflussen, aber sie kann nicht die Realität beeinflussen. Naturgesetze, seien sie physikalischer, aber auch ökonomischer oder psychologischer Natur, können von Propaganda am Ende nicht außer Kraft gesetzt werden. Oder simplifiziert ausgedrückt: Auch der geschickteste Redner des dritten Reiches konnte nichts daran ändern, dass ökonomisch der Krieg mit den USA nicht gewonnen werden konnte. Die Realität ist am Ende immer(!) stärker. Das ist dem dritten Reich so ergangen, das ist der DDR so ergangen, und es ergeht am Ende der BRD auch nicht anders (es dauert nur länger).

Ökonomisch schickt sich die BRD, bzw. die mit ihr verbundene EU, gerade an in Zeitlupe vor die Wand zu fahren, eher sich vor die Wand zu drücken. Vielleicht nicht mit einem lauten Knall, aber die Zeichen der Zeit sind deutlich. Die letzten 20 Jahre sind von zunehmender Stagnation geprägt, die Wirtschaft wuchs nur noch in kleiner Rate, während gleichzeitig die sozialen Ansprüche der Bürger in gewaltig höherem Maße anstiegen, in ebenso gleichem Maße haben die Staaten nicht nur mehr Schulden aufgenommen sondern begleitend exorbitant die Geldmengen erhöht. Zudem ist man auf linker Seite zunehmend von dem Wahn besessen, nicht nur noch mehr umzuverteilen sondern gleichzeitig auch die ganze Produktion umzustricken, indem man die dafür notwendige Energie aus bestimmten, extrem ungeeigneten Energieformen, gewinnen will. Und als ob das noch nicht reichen würde, verliert man sich in vollkommen sinnfreier aber ökonomisch extrem schädlicher Identitätspolitik, angefangen von Quoten über absonderliche Sprachregelungen bis zu teuren Gesetzen und Auflagen. Propagandistisch funktioniert das alles, jede Menge Leute wählen das und sind sicher überzeugt, dass das alles geht, aber ökonomisch wie gesellschaftlich funktioniert es nicht.

Und am Ende gewinnt immer(!) die Realität.  

Als Merkel die Energiewende ausrief waren die Propagandabataillione, von ARD bis zum neuen Süddeutschland, fest an ihrer Seite. Wer, wenn nicht die Deutschen? Ein grünes Paradies sollte entstehen, Millionen neue Jobs, ein neues Wirtschaftswunder wurde versprochen, und das alles mit der Kraft von Wind und Sonne, die bekanntlich keine Rechnungen schicken. Und viele, sehr, sehr viele glaubten das. Einige glauben es noch immer. Propaganda wirkt. Wenn man im Bekanntenkreis den einen oder anderen Ingenieur aufweist, wird man sicher auch schon mal gehört haben, dass das Hirngespinste sind. Aber das wird nur um Kleinen geäußert, eine echte Gegenposition findet in Deutschland kaum mehr statt, die Ränge sind geschlossen und die letzten Rebellen, die sich im Internet noch zusammen gefunden haben, hat BigTech erfolgreich zum Schweigen gebracht oder zumindest so sehr marginalisiert, dass sie keine Rolle mehr spielen. Nur die Realität (die böse!), die sah das ganze anders. In der Realität haben wir in Deutschland die höchsten Strompreise der Welt, während CO2 praktisch gar nicht eingespart wurde. Die Versorgungssicherheit, einst ein wichtiges Stammkapital des Industrielandes, liegt inzwischen auf der eines besseren Schwellenlandes. Das Jobwunder blieb aus, im Gegenteil, Arbeitsplätze in energieintensiven Industrien gingen zu tausenden verloren, etliche hunderttausend bangen um ihre Job (zurecht!). Gleichzeitig lief Deutschland in eine massive Abhängigkeit von einer Diktatur, die immer noch einem früheren Zarenreich nachtrauert, die Warnungen von prominenter Seite (wie beispielsweise von Donald Trump) wurden ins lächerliche gezogen und ignoriert. In der Folge ist in Deutschland nicht einmal klar, wie der nächste Winter überstanden werden soll, in Panik fährt der Wirtschaftsminister ins Ausland um irgendwie Energie zusammen zu kaufen, die früheren Schachtelteufel in Form von stillzulegenden AKWs werden wieder ausgegraben, um die kommende Katastrophe abzumildern. Ob das gelingen wird steht in den Sternen, aber eines erscheint sicher: Der Wunschtraum schickt sich an laut und brutal zu platzen. 

Am Ende gewinnt immer die Realität.

Noch extremer die Währungspolitik. Oder eher Unpolitik. Mit der Griechenlandkrise 2008 nahm das Schicksal seinen Lauf. Schon damals war Ökonomen bewusst, dass das massive Drucken von Geld nicht ewig funktionieren würde, der ESM war die Vorstufe der Katastrophe, doch selbst die angeblich so wirtschaftskompetente FDP stand voll hinter dem Konzept. Die Propaganda lief auf vollen Touren und der Wähler goutierte die doch so guten Entscheidungen der Politik keinen europäischen Partner pleite gehen zu lassen. Die damit einsetzende Asset-Inflation wurde einfach beiseite geschoben und als im Rahmen der nicht weniger desaströsen Corona-Politik plötzlich Geld an allen Ecken und Ende fehlte, ließ man die Druckerpresse in gewohnter Manier heiß laufen. Aber auch hier: Die Realität beugte sich nicht der Propaganda. Und der Asset-Inflation folgte die reale Inflation, wenn auch mit einer ordentlichen Verzögerung, dafür aber umso gewaltiger. Wir sehen Inflationsraten, die man seit der Ölkrise nicht mehr gesehen hat, und das mit einem zunehmend beschönigten Warenkorb, die reale Inflation liegt inzwischen im zweistelligen Bereich. Aber das reicht noch nicht, mittlerweile befindet sich Deutschland auf dem Weg in eine massive Stagflation (die kaum noch abzuwehren ist), die Preise steigen gewaltig, aber die Löhne bleiben auf ihrem Niveau. Die Folge ist massive Verarmung. 

Am Ende gewinnt immer die Realität.

Und es gibt jede Menge Beispiele mehr, angefangen von der Verteidigungspolitik über die Zuwanderung bis zur Bildung. Linke Wunschträume werden von massiver Propaganda flankiert, vom Wähler lange aufgrund der erfolgreichen Propaganda goutiert und zerplatzen dann an der Realität wie Seifenblasen (wer das Ganze mal als Komplettpaket an einem Ort sehen möchte, muss sich nur Berlin ansehen). Das Ganze ist in sich so konsistent, dass es unterhaltsam wäre, wenn man nicht selber darin gefangen wäre. Von außen sieht es sicher recht ulkig aus.

Gibt es eine Lehre, die man daraus ziehen kann? Nicht wirklich. Es nützt einem wenig "Recht" gehabt zu haben, wenn man sich in Gesellschaft von Leuten befindet, die leider kein Recht gehabt haben. Das undankbare "Siehste" hört niemand gerne und noch weniger lassen sich Menschen gerne Vorwürfe dafür machen falsch gewählt zu haben und möglicherweise die Verantwortung für die Misere tragen sollen, die sie dabei mit angerichtet haben (Versuchen Sie das mal bei Corona und den Folgen, viel Spaß dabei!). Die Lehre nicht auf das zu hören was in Zeitung und im Fernsehen so kommt, ist auch nicht wirklich weiter führend, da es sich ohnehin um eine Binse handelt, noch dazu um einer reichlich bekannte und deren Erkenntnis so viel dann auch nicht nützt, weil Propaganda leider selbst dann funktioniert, wenn sie als solche bekannt ist. Was man noch am besten tun kann, ist die Effekte für sich zu nutzen. Wie ein Bekannter von mir es einmal plakativ ausdrückte: "Haus kaufen, Schulden machen, SPD wählen." Das klingt dumm. Ist es nicht. Es ist wirtschaftlich sinnvoll. Vielleicht nicht unbedingt der SPD-Wählen-Teil, aber das Ausnutzen das Politiker an der Inflationsschraube drehen, kann durchaus sehr lukrativ sein. Ich habe schon als es mit Corona losging die gewaltige Inflation hier in diesem Forum angekündigt und vorhergesagt. Und -oh Wunder- ich hatte Recht. Und das kann man nutzen. Wer also die Folgen linker Politik begreift, der mag zwar die Folgen nicht abändern können, kann aber diese wenigstens für sich mildern oder wirtschaftlich sogar ausnutzen. Zumindest wenn er keine Skrupel dazu hat. 
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Wie man eine Stagflation für sich nutzen kann, ist mir allerdings noch nicht klar geworden. Vielleicht mal ab davon nach China zu ziehen, was nicht wirklich eine Alternative ist. Aber vielleicht hat ja jemand einen Vorschlag. 



Llarian

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