6. November 2014

Die Telekom und die deutsche Email oder was manche von ihren Kunden denken.



„Deutsche Emails bleiben auf deutschem Boden“, so ähnlich könnte man den neuesten Beitrag der Telekom zum innerdeutschen Providerwettbewerb umschreiben. Ein etwas kurioses Ansinnen, das doch einer gewissen Reflektion bedarf. Doch der Reihe nach.
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Die Telekom möchte in ihrem neuesten Werbeversprechen dafür sorgen, dass Emails, die zwischen zwei Telekom-Kunden ausgetauscht werden, nicht mehr das nationale Netz verlassen. Eine interessante Aussage. Und gleichzeitig eine Aussage darüber, wie die Telekom das Bildungsniveau ihrer Kunden einschätzt. Offensichtlich nicht allzu hoch.
Die Zielgruppe ist eigentlich schnell ausgemacht: Menschen (oder Unternehmen), die Sorge davor haben, dass irgendwelche ausländischen Dunkelmänner (ersatzweise auch Dunkelfrauen) ihre geheimen Emails mitlesen. Oder Menschen, die Wert auf ihre Privatsphäre legen und eben nicht möchten, dass jede ihrer Emails registriert oder aufbewahrt wird. Nach den Enthüllungen von Edward Snowden und dem zugehörigen NSA Skandal ist der Wunsch ebenso nachvollziehbar wie naheliegend. Wer möchte schon dass seine privaten Nachrichten von irgendwelchen Geheimdiensten gelesen werden?
Das Dumme ist nur: Die Methode ist vollkommen ungeeignet und der Anbieter ist nicht einmal im Ansatz glaubwürdig.
Fangen wir bei dem Anbieter an: Die deutsche Telekom. Ein Unternehmen für eine langen Geschichte vom Schutz der Privatsphäre ihrer Kunden bekannt?  Nein, leider im Gegenteil. Es gibt wohl kaum einen Provider, der offener für staatliche Überwachung eintritt und Userrechte nicht einmal anerkennt, wenn sie von Gerichten festgestellt werden, als die deutsche Telekom. Speichern andere Provider die Anrufe ihrer Nutzer entweder gar nicht oder nur ein paar Tage ist es bei der Telekom ein sattes halbes Jahr. Und während andere Provider die Emails ihrer Kunden einfach nur weiterleiten (wie es sein sollte), so nimmt sich die Telekom das Recht die Empfänger einer Email von ihren Kunden ebenso für sieben Tage zu speichern. Technische Gründe gibt es dafür nicht, das sind am Ende Überbleibsel der inzwischen vom Verfassungsgericht gekippten Vorratsdatenspeicherung. Ist bei der Telekom noch nicht so angekommen. Und ausgerechnet dieses Unternehmen will uns vor staatlicher Überwachung schützen? Nicht sehr glaubwürdig sollte man meinen.
Aber auch die Methode ist absurd. Die Telekom zeigt sich enttäuscht das andere Länder nicht so auf das „Schengen-Routing“ einsteigen. Vielleicht realisieren andere aber auch wie sinnlos das ganze ist, wenn der BND sich schon als hilfreicher Diener der NSA anbiedert, um irgendwie mit denen zusammenzuarbeiten und ganz freiwillig die Daten von deutschen Internetknoten weiterleiten möchte. Unabhängig davon was man von der Weiterreichung selber halten möchte, räumt der BND hier ja eines ein: Das er überhaupt keine Probleme damit hat so viele Daten „auszuleiten“ wie er lustig ist. Das Schengen-Routing ist ein Witz, noch dazu ein schlechter, wenn derart offen verkündet wird, dass der deutsche Geheimdienst unsere Daten als seinen Besitz betrachtet, den er nach Lust und Belieben auch noch anderen Geheimdiensten andient. Das unabhängig davon ausländische Geheimdienste auch auf deutschem Boden weiter fleissig mitlesen ist da nur das Tüpfelchen auf dem i.
Heißt das am Ende man sollte seine Emails nicht schützen? Teils, teils. Zum einen sollte man sich immer bewusst sein, dass eine Email den Sicherheitsstandard einer Postkarte umsetzt, wo immer sie vorbeikommt, kann sie gelesen werden. Geheimnisse gehören ad hoc nicht in Emails, man sollte nichts in einer Email schreiben, was man nicht auch auf eine Postkarte schreiben würde. Zum anderen gibt es tatsächlich Methoden seine Emails begrenzt zu schützen. Das Stichwort lautet Verschlüsselung, die als solche, wenn sie von einem Kundigen verwendet wird, durchaus den einen oder anderen Geheimdienst zeitweise aussperrt. Nicht umsonst tobt derzeit in Amerika ein ganz erheblicher Kampf zwischen Herstellern und Ermittlungsbehörden um den Einsatz solcher Technik. Das weiß eigentlich auch die Telekom. Man fragt sich: Warum empfehlen die nicht so etwas? Warum versuchen sie etwas zu verkaufen, was nicht funktionieren kann, verschweigen aber erheblich bessere Methoden? Und damit haben wir den Kreis einmal gedreht: Die Telekom denkt offensichtlich nicht allzu hoch von ihren Kunden.

Llarian


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