„Deutsche
Emails bleiben auf deutschem Boden“, so ähnlich könnte man den neuesten Beitrag
der Telekom zum innerdeutschen Providerwettbewerb umschreiben. Ein etwas
kurioses Ansinnen, das doch einer gewissen Reflektion bedarf. Doch der Reihe
nach.
Die Telekom
möchte in ihrem neuesten Werbeversprechen dafür sorgen, dass Emails, die
zwischen zwei Telekom-Kunden ausgetauscht werden, nicht mehr das nationale Netz
verlassen. Eine interessante Aussage. Und gleichzeitig eine Aussage darüber,
wie die Telekom das Bildungsniveau ihrer Kunden einschätzt. Offensichtlich
nicht allzu hoch.
Die
Zielgruppe ist eigentlich schnell ausgemacht: Menschen (oder Unternehmen), die
Sorge davor haben, dass irgendwelche ausländischen Dunkelmänner (ersatzweise
auch Dunkelfrauen) ihre geheimen Emails mitlesen. Oder Menschen, die Wert auf
ihre Privatsphäre legen und eben nicht möchten, dass jede ihrer Emails
registriert oder aufbewahrt wird. Nach den Enthüllungen von Edward Snowden und
dem zugehörigen NSA Skandal ist der Wunsch ebenso nachvollziehbar wie
naheliegend. Wer möchte schon dass seine privaten Nachrichten von irgendwelchen
Geheimdiensten gelesen werden?
Das Dumme
ist nur: Die Methode ist vollkommen ungeeignet und der Anbieter ist nicht
einmal im Ansatz glaubwürdig.
Fangen wir
bei dem Anbieter an: Die deutsche Telekom. Ein Unternehmen für eine langen
Geschichte vom Schutz der Privatsphäre ihrer Kunden bekannt? Nein, leider im Gegenteil. Es gibt wohl kaum
einen Provider, der offener für staatliche Überwachung eintritt und Userrechte
nicht einmal anerkennt, wenn sie von Gerichten festgestellt werden, als die
deutsche Telekom. Speichern andere Provider die Anrufe ihrer Nutzer entweder
gar nicht oder nur ein paar Tage ist es bei der Telekom ein sattes halbes Jahr.
Und während andere Provider die Emails ihrer Kunden einfach nur weiterleiten
(wie es sein sollte), so nimmt sich die Telekom das Recht die Empfänger einer
Email von ihren Kunden ebenso für sieben Tage zu speichern. Technische Gründe
gibt es dafür nicht, das sind am Ende Überbleibsel der inzwischen vom
Verfassungsgericht gekippten Vorratsdatenspeicherung. Ist bei der Telekom noch
nicht so angekommen. Und ausgerechnet dieses Unternehmen will uns vor
staatlicher Überwachung schützen? Nicht sehr glaubwürdig sollte man meinen.
Aber auch
die Methode ist absurd. Die Telekom zeigt sich enttäuscht das andere Länder
nicht so auf das „Schengen-Routing“ einsteigen. Vielleicht realisieren andere aber
auch wie sinnlos das ganze ist, wenn der BND sich schon als hilfreicher Diener
der NSA anbiedert, um irgendwie mit denen zusammenzuarbeiten und ganz
freiwillig die Daten von deutschen Internetknoten weiterleiten möchte.
Unabhängig davon was man von der Weiterreichung selber halten möchte, räumt der
BND hier ja eines ein: Das er überhaupt keine Probleme damit hat so viele Daten
„auszuleiten“ wie er lustig ist. Das Schengen-Routing ist ein Witz, noch dazu
ein schlechter, wenn derart offen verkündet wird, dass der deutsche
Geheimdienst unsere Daten als seinen Besitz betrachtet, den er nach Lust und
Belieben auch noch anderen Geheimdiensten andient. Das unabhängig davon ausländische Geheimdienste auch auf deutschem Boden weiter fleissig mitlesen ist da nur das Tüpfelchen auf dem i.
Heißt das
am Ende man sollte seine Emails nicht schützen? Teils, teils. Zum einen sollte
man sich immer bewusst sein, dass eine Email den Sicherheitsstandard einer
Postkarte umsetzt, wo immer sie vorbeikommt, kann sie gelesen werden.
Geheimnisse gehören ad hoc nicht in Emails, man sollte nichts in einer Email
schreiben, was man nicht auch auf eine Postkarte schreiben würde. Zum anderen
gibt es tatsächlich Methoden seine Emails begrenzt zu schützen. Das Stichwort
lautet Verschlüsselung, die als solche, wenn sie von einem Kundigen verwendet
wird, durchaus den einen oder anderen Geheimdienst zeitweise aussperrt. Nicht
umsonst tobt derzeit in Amerika ein ganz erheblicher Kampf zwischen Herstellern
und Ermittlungsbehörden um den Einsatz solcher Technik. Das weiß eigentlich
auch die Telekom. Man fragt sich: Warum empfehlen die nicht so etwas? Warum
versuchen sie etwas zu verkaufen, was nicht funktionieren kann, verschweigen aber
erheblich bessere Methoden? Und damit haben wir den Kreis einmal gedreht: Die
Telekom denkt offensichtlich nicht allzu hoch von ihren Kunden.
Llarian
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