11. März 2015

Luxusproblem

Apple hat es wieder getan.
Nachdem es bei den MP3-Playern, den Smartphones und den Tablets als neuer Anbieter mit seinem Produkt die Situation auf den Kopf gestellt hat, versucht es das nun bei den Armbanduhren. Und die Reaktionen sind exakt wie bei den ersten drei Versuchen:
Die Kritiker finden das Apple-Angebot völlig überflüssig, weil es ja angeblich technisch nichts Neues bietet und den schon längst im Markt befindlichen Konkurrenzangeboten nicht das Wasser reichen könnte.
Und die Fans stehen in Schlange vor den Apple-Stores und wollen möglichst als Erste das neue Gadget haben.
Beide Reaktionen sind so absehbar wie uninteressant: Über den eigentlichen Erfolg des Produkts entscheiden die "Normalkunden", und man wird erst in ein/zwei Jahren sehen können, ob das Angebot überzeugt hat.

Deswegen hier keine Diskussion über die Apple-Watch selber, über ihre Möglichkeiten und Beschränkungen.

Sondern was ich faszinierend finde, das ist etwas wirklich Neues: Apple verkauft nicht nur in klassischer Weise Varianten, die sich technisch unterscheiden.
Sondern es wird neben der Normalausführung auch eine Luxusversion geben, und dann noch einmal eine atemberaubend teure Goldvariante. Da geht es dann wirklich nur noch um Design und Status.
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Wobei das bei Armbanduhren nichts Neues ist. Schon bisher gab es genug Leute, die für Edelmarken einige zehntausend Euro hinlegten - und die können im Prinzip technisch auch nicht mehr als die Tschibo-Uhr zum Billigpreis. So gesehen ist die Apple Edition Watch für bis zu 18.000 Euro ja fast ein Schnäppchen.

Aber der Unterschied ist natürlich, daß klassische Uhren im Prinzip eine Anschaffung fürs Leben sind. Die kann man auch noch ohne Wertverlust vererben.
Während eine Smartwatch natürlich nicht nur ein schönes Gehäuse ist. Da steckt Technik drin, die nach zwei bis drei Jahren als überholt gilt. Und schon ist die nächste 18.000-Anschaffung fällig.

Apples Strategie ist leicht verständlich. Wo bisher nur diverse Zubehörhändler mit Luxus-Accessoires rund um iPhone und Co. Geld verdient haben, möchte nun der Hersteller selber sein Stück vom Kuchen abhaben. Das hat mit dem Basisgeschäft dann gar nicht viel zu tun - der Erfolg der Apple Watch wird alleine davon abhängen, wieviele Millionen sich das Grundmodell zulegen. Jedes darüber hinaus verkaufte Luxusmodell ist einfach nur ein Stück mehr Gewinn.

Und Platz für die Luxusanbieter wird trotzdem noch sein. Denn nicht jeder wird mit einem schnöden Modell für 18.000 Euro zufrieden sein. Mancher wird das Bedürfnis haben, noch deutlich mehr auszugeben.
R.A.

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