10. November 2024

Die Folgen

In Zettels kleinem Zimmer wurde schon über den ersten außenpolitischen Erfolg von Donald Trump nach seiner Wahl berichtet: Keine zwölf Stunden gewählt und schon ist die Ampel zusammengebrochen. :)
Aber auf der etwas ernsthafteren Seite ist es tatsächlich so, dass die Folgen der Wahl von Donald Trump dieses Mal früher und deutlicher hereinbrechen als das 2016 der Fall war. 

Die zunächst erste Folge konnte man schon in dieser Woche sehen und das ist die wirtschaftliche Erwartungshaltung. Geradezu sprunghaft legte der Dow-Jones als auch der S&P 500 um gute drei Prozentpunkte zu, die restliche Woche gab dann noch ein weiteres Prozent dabei. Die Zeichen am Horizont deuten auf ein deutliches bis massives Wirtschaftswachstum innerhalb der USA hin. Wohlgemerkt: In den USA. Der europäische Stoxx50 als auch der DAX sind nach einem kurzen Rülpser am Dienstag selber wieder auf ihre Wochenvorstände abgesunken. Am Rande vermerkt: Die Firma Pfizer befindet sich diese Woche im Sinkflug, doch das nur am Rande.

Eine weitere Folge dürfte der Ukraine Krieg sein. Natürlich hat Trump derzeit noch keinen Einfluß auf den Konflikt, aber den Parteien ist durchaus bewusst, dass demnächst ein neuer Spieler am Tisch sitzt. Trump hat bereits mit Selenskyj telefoniert und Moskau hat bereits durchblicken lassen, dass sie auf einen Anruf von Trump warten. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich halte es für ein nicht unwahrscheinliches Szenario, dass der Krieg im Jahr 2025 einfrieren wird und zwar ziemlich genau da, wo heute die Frontlinie verläuft. Ob das Sinn macht oder nicht, ob das richtig ist oder nicht, ob das vertretbar ist oder nicht, könnte mit Sicherheit eine ganze Serie im kleinen Zimmer füllen, entscheidender ist aber, dass mit Trump das erste mal eine greifbare Chance auf Frieden besteht.  

In Europa gibt es eine andere, vielleicht für den deutschen Michel deutlich wichtigere Folge: Wie Leser von Zettels Raum natürlich wissen ist die EU seit mehreren Jahren damit beschäftigt die freie Rede abzuschaffen, bzw. die Informationen, die über soziale Medien ausgetauscht werden, einer staatlichen, bzw. halbstaatlichen Zensur zu unterwerfen. Das gipfelte in dem Drohbrief, der vor einigen Monaten von Tierry Breton an Elon Musk geschrieben wurde und dem ziemlich offen sowohl die Abschaltung des Dienstes als auch persönliche Konsequenzen androhte. Die Kommission ruderte dann ganz schnell zurück, aber das dürfte eher die typische Salami-Taktik gewesen sein, um danach wieder die Zensurforderungen an Twitter, pardon, X stellen zu können. Dummerweise hat Musk inzwischen ziemlich mächtige Freunde und der angehende Vizepräsident hat schonmal recht deutlich gemacht, dass er von NATO-Partnern auch erwartet, dass die gemeinsame Werte wie Meinungsfreiheit hochhalten. Was nichts weiter als eine ziemlich offene Drohung ist, dass bei einer Abschaltung von X die NATO Mitgliedschaft der Amerikaner wackeln könnte. Jetzt wird es kaum soweit kommen, dass die Amerikaner wirklich die NATO verlassen, erst recht nicht wegen X alleine, aber die Drohung sitzt. Zumindest Vance stellt damit klar, dass er einem weiteren Absinken Richtung Totalitarismus in Europa nicht tatenlos zusehen möchte. Und man sollte nicht vergessen, dass Musk Twitter nicht gekauft hat, um damit viel Geld zu verdienen sondern einem Herzenswunsch nach freier Sprache zu folgen. 

Unabhängig von der Zensur wird eine vielleicht nicht ganz so angenehme Folge darin bestehen, dass unter Trump die deutsche Regierung mehr Geld wird anfassen müssen. Mit etwas Glück dürfte der Krieg in der Ukraine vielleicht einfrieren, aber die Ukraine wieder aufzubauen wird ebenso teuer wie das 2% Ziel bei der NATO endlich wirklich einzuhalten. Trump wird von den Deutschen deutlich mehr fordern als sein Vorgänger. Und das, wenn man ehrlich ist, zurecht. Es sind amerikanische Waffen die die deutsche Freiheit derzeit garantieren, sicher nicht die Truppe mit der schwangerengerechten Bestuhlung im Panzer. Und bis dato war dieser Schutz ziemlich günstig. 

Wie sich die Lage im mittleren Osten dadurch verändern wird, ist schwer zu sagen. Die Israelis können derzeit vor Kraft kaum laufen, haben aber dennoch ihre Ziele nicht wirklich erreicht. Auch wenn die Hamas bald Geschichte sein sollte und die Hisbollah niemanden findet, der sie anführen soll (weil diese Anführer recht gefährlich leben), so ist das Regime in Teheran noch ziemlich fest im Stuhl. Und das Problem der iranischen Nuklearproduktion ist mit Sicherheit ein sehr akutes. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Israelis in den kommenden Wochen, noch vor der offiziellen Amtsübernahme, auch mal was drastischer zurück schlagen werden. Ob das passiert weiß ich natürlich nicht, aber wenn Harris die Wahl gewonnen hätte, wäre es mit Sicherheit nicht passiert.  

Spannend wird die Frage werden, ob in den USA nun wirklich COVID aufgearbeitet wird. Trump selber wird in dieser Frage gespalten sein, er möchte sich gerne weiterhin in dem Erfolg der Operation "Warp Speed" sonnen können, dennoch wird es nicht unerheblichen Druck geben die ganze Nummer jetzt aufzuarbeiten, bevor es ihm selber um die Ohren fliegt. Ich möchte jedenfalls derzeit nicht in der Haut von Anthony Fauci stecken oder im Vorstand von Pfizer. Ich wage aber die kühne Behauptung, wenn es zu einer Aufarbeitung kommen sollte, dann wird es in vier Jahren Pfizer nicht mehr geben. Es wird nach meinem Dafürhalten sehr stark davon abhängen, ob sich Robert Kennedy jetzt rein auf die Ernährung der Amerikaner stürzen wird, oder das Thema selber wieder nach oben bringt. 

Alles in allem sind das ziemlich gute Aussichten. Man neigt -natürlich- dazu, das Ampel-Aus in Deutschland für weit, weit wichtiger zu halten als die Wahl des amerikanischen Präsidenten. Ich würde dem nur sehr begrenzt zustimmen. Merz mag am Ende nicht so inkompetent sein wie Scholz, aber unter ihm wird es keine Abweichung vom "Weiter-so" der letzten 20 Jahre geben. Alter Wein, neuer Schlauch. Die Wahl von Trump ist dagegen eine deutliche Wende, die auch in Deutschland starke Auswirkungen haben wird. 
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Llarian

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