"Wer nichts weiß, muss alles glauben."Marie von Ebner-Eschenbach
Ein schöner Aphorismus, man glaubt kaum, dass er schon mehr als 100 Jahre auf dem Buckel hat. Folgender ist mir noch nicht begegnet, falls er neu sein sollte, reserviere ich mir hiermit das Copyright: "Wer Angst hat, glaubt alles."
Als ich jünger war (also in einer Zeit als noch Dinosaurier auf der Erde verweilten) habe ich mich auch, wie vermutlich die meisten jüngeren Menschen, mit dem Glauben an sich beschäftigt. Wie es der Zufall wollte, bin ich im Zuge dessen auch irgendwann über die Zeugen Jehovas "gestolpert". Ohne zu sehr auf den eigenen Lebensweg einzugehen, folgte diesem Stolpern eine vergleichsweise lange Beschäftigung mit derer Weltsicht, die am Ende zu der Erkenntnis führte, dass die meine Sicht nicht mit dieser kompatibel war, aber ebenso dazu, dass das Doktrin, dass dort gelehrt wurde, für sich durchaus interessant ist. Ein Teil dieser Doktrin, nach meinem Dafürhalten, ein sehr wesentlicher Teil, ist Angst. Und zwar die Angst vor dem "Weltuntergang" (In Anführungszeichen, weil das, wovor die Zeugen Angst haben nicht unbedingt ein klassischer Weltuntergang ist, sondern eine Art von letztem Gefecht, bei dem die Erde genau genommen nicht untergeht.). Die Zeugen Jehovas nennen dieses Ereignis Harmagedon. Entscheidend ist, dass in dieser Schlacht nur diejenigen übrig bleiben, die gottesfürchtig sind und sich vorher(!) auf die richtige Seite gestellt haben. Alle anderen werden, man verzeihe mir die Flapsigkeit, platt gemacht.
Nun wäre das nix besonderes, viele Religionen haben den einen oder anderen Weltuntergangsmythos, allerdings hat dieser etwas spezielles an sich: Er steht kurz bevor. Zu Anfangszeiten der Zeugen Jehovas stand gar das Jahr fest, nachdem man allerdings 1975 mit der letzten konkreten Prophezeiung wieder daneben lag und sich die letzte Schlacht dann doch irgendwie verzögerte, wurde man vorsichtiger. Nun ist das Ende einfach nur sehr, sehr nahe. Wer den Wachturm oder auch das Gegenstück "Erwachet" ein bisschen gelesen hat (das soll keine Empfehlung sein), der wird zwangsnotwendig eine sehr negative Weltsicht vorfinden, die man eigentlich nur damit beschreiben kann, dass die Welt am Ende ist, immer dunkler wird und das Ende einfach jetzt kommen muss (ein Schelm, wer jetzt schon erahnen kann, wo dieser Beitrag Parallelen sieht). Was im extremen Gegensatz zu dem steht, wie sich die Welt wirklich entwickelt (was auch mit der Unvereinbarkeitsgrund zwischen mir und eben jener Weltsicht war). Die Welt hat sicher ihre Probleme (Deutschland unter Merkel kann ein Lied davon singen), aber insgesamt ist die Entwicklung positiv. Der weltweite Hunger geht zurück. Die Menge an weltweiten Konflikten geht, entgegen dem, was gerne geschrieben wird, eher zurück. Tote durch Krankheiten, Epidemien, Naturkatastrophen gehen zurück, nicht voran. Die Kindersterblichkeit ist weltweit so extrem gesunken, dass viele Länder massive Bevölkerungsexplosionen erleben. Und die technische Entwicklung schreitet voran. Was dennoch die Zeugen Jehovas nicht davon abhält das Gegenteil, und das noch sehr erfolgreich, zu propagieren. Angst verkauft sich hervorragend und es ist ein sehr gutes Mittel, um die Mitglieder bei der Stange zu halten.
Beschäftigt man sich weiter mit "kleineren Glaubensrichtungen" (um das negativ konnotierte Wort "Sekte" zu vermeiden), dann stellt man fest, dass diese Forn einer Unterdoktrin recht weit verbreitet ist. Und unabhängig von dem genauen Ablauf des Weltuntergangs ist diesem in aller Regel eins gemeinsam: Er steht mittelfristig (so maximal 20 Jahre) bevor. Steven Hassan beschreibt in "Ausbruch aus dem Bann der Sekten" diese Methode und attestiert dieser Zeitspanne eine sehr große Praktikabilität. Zum einen ist sie nahe genug um eine unmittelbare Bedrohung für den Gläubigen darzustellen, zum anderen ist sie weit genug weg, um nicht direkt daran gemessen zu werden, wenn der Weltuntergang mal wieder ausbleibt. Ein oder vielleicht auch zweimal "verzeihen" die Gläubigen eines solche Falschprognose, und wenn jemand dann mit 50 rum feststellt, dass er die letzten 30 Jahre einem falschen Propheten nachgelaufen ist, ist es entweder zu spät etwas daran zu ändern oder ohnehin nicht mehr wichtig.
Zu einer ähnlichen Zeit (Sie wissen schon, lieber Leser, als die Dinosaurier ....) formierte sich in Deutschland auch so langsam eine andere Bewegung, die einen ganz ähnlichen Character aufweisen sollte, wie die vorbenannten Zeugen. Es war die Ökobewegung, die mit dem Waldsterben ihren erster Volltreffer landete. Die frühen 80er Jahre waren dominiert von pessimistischen Artikeln zur Entwicklung der deutschen Umwelt. Der Wald starb und mit ihm der Mensch. Und es gab eine Uhr daran, keine 20 Jahre würde der Wald noch existieren, Deutschland entwickelte sich zur Steppe. Interessanterweise stand auch diese Weltsicht im Gegensatz zur Realität. Während weltweit die Waldbestände ziemlich dramatisch zurück gehen (Eine Folge der Entwicklung der Entwicklungsländer) hat der Bestand des deutschen Waldes seit dem Verkünden des Waldsterbens um fast eine halbe Million Hektar zugenommen. Der Erfolg des Waldsterbens ist in seiner Entwicklung vergleichbar mit dem "Genoizid an den Palästinensern", der auch jedes Jahr gewaltige Wachstumsraten sein Eigen nennt (und -Überraschung- von fast den selben Leuten beweint und propagiert wird).
Das, was man als Waldsterben bezeichnete (Verlichterung der Kronen, Absterben von Nadelbäumen, etc.) passierte zwar immer noch, aber so richtig sterben wollte der Wald nicht. Man muss sich es schon bewusst machen: Der selbe Wald, durch den Sie vielleicht am letzten Wochenende gelaufen sind, lieber Leser, ist nach Prognosen der Ökobewegten bereits seit 20 Jahren nicht mehr vorhanden (sozusagen virtueller Wald von seiner besten Seite und da sage noch einer Deutschland bekomme die Digitalisierung nicht hin).
Auf das Waldsterben folgte der Atomtod. Ursprünglich aus der Friedensbewegung schon einige Jahrzehnte früher entstanden, aber bis dahin ziemlich dümpelnd, bekam die Anti-Atom-Bewegung in den späten 80er und frühen 90er Jahren wieder neuen Zulauf. Tschernobyl wurde zum Synonym der Katastrophe und zum eigentlichen Vater der neuen Bewegung. Bücher wie "Die Wolke" machten Furore und wieder war Angst die zentrale Triebfeder. Die Bewegung lief länger und fand ihren Endpunkt im Atomausstieg der rot-grünen Regierung fast 20 Jahre später. Und auch hier lief die eigentliche Angstbewegung entgegen der Realität: Die Menge an Unfällen in kerntechnischen Anlagen nahmen über die Tschernobyl folgenden Jahrzehnte kontinuierlich ab, und das bei weltweitem Wachstum der Anlagenmenge. Nach Tschernobyl 1986 erfolgte der erste größere Unfall erst 2011 mit der Havarie von Fukushima Daiichi, dem sagenhaften Unfall bei dem inzwischen offiziell eine Person an Strahlungsfolgen starb. Das dem Unfall vorausgegangene Tohoku Beben (in Deutschland schon lange in Vergessenheit geraten) tötete gut 20.000 Menschen. Statt die Angst der Anti-Atom Bewegung zu manifestieren entwickelte sich die Kernenergie zur sichersten und saubersten Stromerzeugung der Welt.
Heute erleben wir wieder etwas sehr ähnliches im Bezug auf Klima. Es gibt ein Doktrin der Angst: Jede Beobachtung, die in irgendeiner Form auffällig auch nur zu sein scheint, ist ein Beleg für die katastrophale Entwicklung des Klimas. Eine ganze Generation in Deutschland wird in Panik versetzt ("I want you to panic.") und die Jugend glaubt tatsächlich, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft in einer Welt von Mad Max leben wird, immer auf der Suche nach dem Wasser und auf der Flucht vor der Hitze. Leider hat sich die Realität hier bisher nicht entschlossen ein Gegenteil aufzuzeigen. Es wird nicht kälter. Aber das wäre vermutlich auch egal, beim Waldsterben hat es auch keinen interessiert, dass die Menge an Wäldern zunimmt. Wer Bilder von toten Bäumen aus dem Erzgebirge hat, interessiert sich nicht für Statistik. Und wer Bilder von verhungernden Eisbären hat, muss sich nicht darum jucken, dass die Katastrophe so nicht eintritt.
Man betrachte einfach mal die folgenden Zusammenhänge: Waldsterben, Atomtod, Insektensterben, Peak-Oil, Klimaerwärmung. Es ist nie nächstes Jahr. Es ist auch nie in hundert Jahren. Es sind immer nur "wenige Jahre". Es muss immer jetzt gehandelt werden, es ist nie wirklich zu spät, es ist nie wirklich zu früh. Es ist nie zwölf, es ist auch nie sechs, es ist immer(!) fünf vor Zwölf.
Ich fand die "Freitage für die Zukunft" am Anfang eher absurd. Eine ziemlich lächerliche Bewegung, bei der es im Wesentlichen darum geht, dass sich ein paar Jugendliche eine moralische Begründung suchten, um mal ordentlich blau zu machen. Sowas hält dann normalerweise ein paar Wochen und dann hat der Spuk ein Ende. Aber unabhängig davon, wie sich die Bewegung selber entwickelt, sieht man zunehmend Jugendliche, die wirklich Angst haben. Man hat ihnen tatsächlich erfolgreich eingeredet, dass dieser Planet in den nächsten 20 Jahren stirbt. Das ist absurd. Es ist grotesk. Aber schlimmer noch: Es ist absolut verheerend. Diese Schüler sind von Angst beherrscht. Sie können keine bessere Zukunft aufbauen, wenn sie einer irrationalen wie lähmenden Panik nachlaufen, die sie vor allem nie besiegen können, weil sie nicht in der Realität verankert ist. Nicht einmal die Klimafanatiker aus der Ecke von Greenpeace, dem PiK oder die Gruppen um Michael Mann gehen von solch absurden Vorstellungen aus. Sie fürchten sich vor einer Klimaerwärmung um 2 Grad bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Selbst wenn das einträfe (und das wäre schon sehr zweifelhaft). so würde das für nahezu keinen(!) der jetzigen Schüler eine echte Lebensauswirkung haben. Und schon gar nicht in den nächsten 20 Jahren.
Aber um Ratio geht es schon lange nicht mehr. Es geht um Angst. Und es geht um Macht. Angst zu verbreiten ist eine perfekte Methode um Macht auszuüben. Religiöse Gruppen haben das schon vor Jahrhunderten erkannt und vor Jahrzehnten perfektioniert. Und genau dieses Rezept erleben wir derzeit auf nationaler Ebene. Wer nur genug Angst hat, ist bereit an alles zu glauben, was ihm vorgaukelt diese Angst zu lindern. Das schlimme ist: Wer sich ein bisschen in den Entwicklungen von Sekten auskennt, der weiß wie schwer es ist jemanden aus dieser Schleife wieder heraus zu holen. Was bei Fridays for future passiert ist viel schlimmer als ein paar Tage, die blau gemacht werden: Es ist das Indoktrinieren einer Angst-Psychose, die zu lindern Jahrzehnte brauchen wird, mit allem Schaden, der daraus resultiert. "I want you to panic" mag als Aussage einer Jugendlichen, die es nicht besser weiß, noch vertretbar sein. Wenn Erwachsene dagegen hingehen und Jugendliche mit Angst infizieren, um sie anschließlich bequem politisch steuern zu können, ist das mit verwerflich noch harmlos bezeichnet.
Die grüne Zukunft braucht keine starken und gebildeten Persönlichkeiten. Genausowenig wie religiöse Führer. Sie braucht eine Horde von schlecht gebildeten Angsthasen und Mitläufern, die die Doktrin nicht in Frage stellen und bereit sind gegen jeden vorzugehen, der keine Angst haben will.
Nachwort: Dies ist ein Gedankensplitter und keine wissenschaftliche Abhandlung, ich verkaufe hier keine endgültige Wahrheit, schon gar nicht über den vorgeblichen oder tatsächlichen Klimawandel. Genau sowenig übrigens wie ich endgültige Wahrheiten über einen religiösen Weltuntergang verkaufe oder abstreite, denn es gibt ja nun zumindest offiziell über eine Milliarde Menschen, die an einen solchen glaubt. In diesem Beitrag geht es um den fatalen und hinterlistigen Mechanismus der Untergangsangst, eine Manipulation übelster Sorte. Und ich denke die Parallele zwischen religiösen Scharlatanten (und davon gibt es mit Sicherheit einige, es können ja schlecht alle recht haben :) ) und den Klimaalarmisten schreit einen geradezu an. Ich habe mir in den letzten Jahren abgewöhnt thematisch den Klimawandel all zutief zu debattieren. Jeder, der von seiner Meinung überzeugt ist findet in Google den perfekten Verbündeten um genug "Links" zu produzieren, die jede echte Diskussion mit Argumenten zuverlässig erstickt (sprich: Man kann in einer solchen Situation niemanden von etwas überzeugen, was der nicht glauben will.) Die Methoden dagegen verdienen eine tiefe Debatte für sich. Die Methoden der vermeintlichen Umweltschützer sind exakt die selben Methoden mit denen in der Vergangenheit Abermillionen Menschen ins Unglück gestürzt, sie zu Mördern und Opfern gemacht haben. Allein die Wahl dieser Methoden sagt mehr über den Klimabewegten aus als jedes einzelne Sachargument. Ich kann nicht ausschließen das ein, womöglich gar verheerender, Klimawandel existiert. Aber ich kann ausschließen, dass Leute, die diese Methoden propagieren, irgendetwas Positives produzieren werden. Menschen, die andere durch Panik zu kontrollieren suchen, führen immer ins Unglück. Grundsätzlich.
Llarian
© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.