Angst haben
wir nicht. Das ist zumindest die Parole die Henriette „Armlänge“ Reker dieser
Tage ausgibt. Wovor sollte man auch Angst haben, doch sicher nicht vor ein paar
grabschenden Ausländern (© J. Augstein)? Und schließlich hat man sich doch die
letzten Wochen bemüht durch Broschüren die letzten Grabscher noch davon zu
überzeugen, dass das in Deutschland irgendwie nicht erlaubt ist und die
Vorgänge von Sylvester nicht ganz in Ordnung waren.
Zum einen
die erhöhte Menge an Polizisten, die vorgewarnt ist und ohne irgendwelche politisch korrekten Scheuklappen
arbeiten kann. Zum zweiten werden auch eine Menge Bürger eine andere Sicht und
damit andere Empfindlichkeiten zeigen, wenn Dinge aus dem Ruder laufen. Zum
dritten würde ich auch vermuten, dass die „Grabscher“ nicht ganz so blöde sind
und vielleicht auch mitbekommen, dass sie den Ast, auf dem Sie sitzen, sehr
schnell abbrechen werden, wenn sie in so kurzer Zeit wieder in Horden auf
Frauenjagd gehen. Und viertens würde ich vermuten, dass viele Frauen sich von
vorneherein nur in größeren Gruppen in die Stadt begeben werden, um ggf. Schutz
durch Freunde und Freundinnen zu haben.
Und
dennoch: Wenn keiner Angst hat, warum dann dieses Riesenaufgebot an Polizei? Soll
es der Normalzustand werden, dass wir große Veranstaltungen nur noch unter dem
Schutz von zusätzlichen Hundertschaften Ordnungshüter abhalten können? Ist das
die schöne Gesellschaft mit den „vielen Menschen“ zu der wir uns entwickeln?
Kann und
darf das die Politik der Bundesregierung sein, dass wir in einer Gesellschaft
leben, in der zunehmend Angst regiert? Und damit meine ich keine unbegründete
Angst, denn die Tatsache, dass es für völlig selbstverständlich betrachtet
wird, dass man die Zahl der Polizisten massiv erhöhen, ja verdoppeln muss, um
die Sicherheit zu gewährleisten, spricht dafür, dass diese Angst ganz rational
ist. Die Karnevalsstädte zahlen nicht hunderttausende von Euro, um
Hirngespinsten nachzulaufen, und, bei aller Liebe zum Veralbern von
gescheiterten Journalisten, sie bezahlen das auch nicht, um ein paar Grabscher
aufzuhalten. Die Gefahr ist da. Und sie wird in der Realität nicht einmal mehr
in Abrede gestellt. Allenfalls in der politischen Diskussion von Leuten, die zu
feige sind die Folgen ihrer eigenen Ideen zu betrachten.
Ich habe
einige Jahre in einem Viertel gelebt, in dem nachts besetzte Streifenwagen an
der Straße standen, an dem der Endpunkt der Straßenbahn lag. Nicht weil dort
die Wache war, sondern um Präsenz zu zeigen und aufzupassen. Ein solcher
Streifenwagen vermittelt einerseits ein Gefühl von Sicherheit. Da ist jemand,
der auf mich aufpasst. Aber er vermittelt ebenso das Gefühl von Unsicherheit,
denn er demonstriert damit auch, dass er da sein muss. Eben weil dieses Viertel
so war wie es ist. Ich würde da heute nicht mehr hinziehen. Auf keinen Fall.
Denn sicher war es gerade nicht, die Polizei hat nur getan was sie konnte. Aber
soll das die Zukunft der BRD sein? Das wir überall Streifen aufstellen, die auf
uns aufpassen? Klar kann man das tun, aber ein sicheres Land ist das nicht. Ein
sicheres Land ist das und nur das, welches diesen Streifenwagen dort nicht
braucht.
Köln ist
auch sicher. Deswegen stehen dort auch morgen so viele Streifenwagen.
Llarian
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