4. Juni 2011

Noch ein Zitat des Tages: "Wir sind nur ein Teil der Schöpfung"

"Die atomare Wirtschaft – von der Urangewinnung bis zur so genannten Endlagerung – steht symbolhaft dafür, dass die Menschheit bedingungslos danach strebt, die Schöpfung zu unterwerfen. Es wird jetzt Zeit, dass sich die Menschheit daran erinnert: Wir sind nur ein Teil der Schöpfung und können nur mit ihr, nicht gegen sie leben."
Katrin Göring-Eckardt, Präses der Synode der EKD und Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentags (zitiert nach jesus.de)


Kommentar: Nach biblischer Lehre und christlicher Dogmatik ist die Unterwerfung der Schöpfung (dominium terrae) nachgerade Auftrag und Verpflichtung des Menschen: Und Gott segnete sie [die Menschen] und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht." (Genesis 1,28)

Natürlich – natürlich! – sind wir ein Teil der Schöpfung und leben mit ihr und in ihr. Mit anderen Worte: Der Mensch ist Teil der Natur, ist biologisch nicht anders zu beschreiben als andere Lebewesen, und er lebt in Abhängigkeiten von und Interdependenzen mit der ihn umgebenden Natur.

In christlicher Sicht ist es aber verfehlt, den Menschen auf seine natürliche Existenz zu reduzieren. Er ist Geist, Vernunft, Freiheit, Gewissen. Er hat ein bewusstes Selbst- und Weltverhältnis. Und das gibt ihm die Fähigkeit, die unbewusste Natur zu nutzen, zu gestalten, ja zu beherrschen.

Es ist die Nutzung, Gestaltung und Beherrschung der Natur, die den Menschen allererst zum Menschen macht. Er ist nicht den Naturgewalten (Kälte, Nahrungsmangel, Krankheit, Unwettern, Erdbeben usw.) hilflos ausgeliefert. Sondern er setzt dem etwas entgegen: nicht sich selbst, sondern die gebändigten Naturgewalten. Das nennt man im weitesten Sinne Kultur, und die hat uns ein Maß an Lebensqualität und -quantität ermöglicht, das historisch beispiellos ist.

Was Katrin Göring-Eckardt äußert, ist typisch für das neue grüne Christentumsverständnis. Die grüne Ideologie gibt sich ein christliches Mäntelchen, wenn sie von „Bewahrung der Schöpfung“ redet. Die Schöpfung im Sinne von Natur bedarf unserer Bewahrung nicht. Wir bedürfen der Bewahrung vor der Natur. Und es gehört zu unserer spezifisch menschlichen Geschöpflichkeit, dass diese Bewahrung vor der Natur durch uns selbst zu leisten ist.

Die im Zitat genannte "atomare Wirtschaft" zeigt offensichtlich, dass das funktionieren kann. Die japanische Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe hat vor Augen geführt, dass es selbst in einem nicht vorhersehbaren Katastrophenfall möglich war, Todesopfer zu vermeiden. Und wie es aussieht, wäre es menschlicher Schöpferkraft auch möglich gewesen, die gefährliche Zerstörung der Kraftwerksblöcke und den Austritt von Radioaktivität ganz zu verhindern, wenn man die Gefahr eines Tsunamis diesen Ausmaßes berücksichtigt hätte.

Typisch an der Äußerung von Frau Göring-Eckardt ist im übrigen auch, dass sie gleich der "ganzen Menschheit" vorschreiben will, wie sie zu denken habe. Bescheidener geht's wahrscheinlich nicht.
Herr

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