Den Potsdamer Meereskundler Stefan Rahmstorf wird man wohl einen Klimaeiferer nennen dürfen. Über seine wissenschaftliche Leistung kann und will ich als Laie nicht urteilen. Was aber sein Wirken in der Öffentlichkeit angeht, so läßt es doch ein wenig die skeptische Nüchternheit vermissen, die einen Wissenschaftler eigentlich auszeichnen sollte.
Ein Beispiel dafür habe ich vor einigen Jahren gegeben (Diskussionen über das Klima und das Klima von Diskussionen: Anmerkungen zu einer Kontroverse; ZR vom 4. 9. 2007).
Dort habe ich aus einem Aufsatz Rahmstorfs zitiert; Titel "Alles nur Klimahysterie? - Wie 'Klimaskeptiker' die Öffentlichkeit verschaukeln und wirksame Klimaschutzmaßnahmen verhindern". Über Wissenschaftler, die seine Meinung nicht teilen, schrieb er dort:
Ein ausgewiesener Fachmann also. Nur teilt Singer nicht Rahmstorfs wissenschaftliche Position, was die Frage einer globalen Erwärmung angeht. Und da kennt der Potsdamer kein Pardon. Das jüngste Beispiel hat er gestern in der "Süddeutschen Zeitung" abgeliefert. Dort geht es um die Frage, ob im vergangenen Jahrzehnt die globale Temperatur zugenommen hat, oder ob sie - auf einem hohen Niveau verharrend - seit den Jahren vor der Jahrtausendwende nicht mehr weiter steigt.
Daß sie seit 1998 nicht mehr ansteigt, die globale Temperatur, ist inzwischen eigentlich fast schon Allgemeinwissen; ich habe vor eineinhalb Jahren über den damaligen Stand der Daten berichtet (Es ist vorerst vorbei mit der globalen Erwärmung. Haben die Klimaskeptiker am Ende doch Recht?; ZR vom 17. 11. 2009).
Vor einigen Tagen nun hat der frühere Hamburger Umweltsenator und jetzige Manager Fritz Vahrenholt (derzeit Vorstandsvorsitzender der RWE-Tochter RWE Innogy) in einem Artikel in der "Welt" Kritik an dem geübt, was er die Gefahr einer Ökodiktatur nennt, und dabei auch auf den Sachverhalt hingewiesen, daß die globale Temperatur seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr steigt.
Darauf hat Rahmstorf gestern in der SZ geantwortet. Vergleichsweise moderat, mit allerlei Daten und Grafiken. Aber doch in seiner gewohnten Art. Andere wissenschaftliche Auffassungen als seine eigene läßt er nicht gelten:
Es ist in der Klimaforschung üblich, die Entwicklung der globalen Temperaturen in Form sogenannte Anomalien anzugeben; das sind Abweichungen von einem langjährigen Mittel. Hier sehen Sie diese Daten; der Referenzwert ist die mittlere Temperatur zwischen 1960 und 1991. (Für eine vergrößerte Ansicht bitte auf die Abbildung klicken):
Das Bild hat sich nicht gegenüber demjenigen geändert, das ich in dem Artikel vom November 2009 beschrieben hatte: Zwischen 1970 und dem Ende der neunziger Jahre ist die globale Temperatur deutlich angestiegen. Seither befindet sie sich auf einem Plateau mit Schwankungen mal nach oben, mal nach unten. Anzeichen dafür, daß sie zurückgeht, gibt es in diesen Daten nicht; aber eben auch nicht den Anstieg, den die Modelle von Rahmstorf und seinen Mitstreitern vorhersagen. Der weltweite CO2-Ausstoß steigt ja weiter Jahr für Jahr.
Ich halte es für generell falsch, als Laie zu einer Diskussion von Fachleuten Position zu beziehen. Ich kann überhaupt nicht beurteilen - und habe das immer wieder betont -, ob die globale Temperatur steigen wird; und wenn ja, ob das ein menschengemachter Effekt wäre (siehe Kleines Klima-Kaleidoskop (17): Rationale Diskussion in den USA, Versuch der Inquisition in Deutschland. Die Grünen und die Freiheit der Wissenschaft; ZR vom 12. 11. 2010 und die dort am Ende verlinkten Artikel).
Ich weiß das nicht, und ich staune immer wieder, wie viele Menschen es ihrer Meinung nach wissen. Aber im jetzigen Fall geht es ja nicht um Modelle und Prognosen. Es geht um schlichte Fakten.
Es stimmt, daß es in den vergangenen Jahren immer wieder besonders hohe Temperaturen gegeben hat; das zeigt die Grafik deutlich. Aber sie zeigt ebenso klar, daß seit den Jahren vor der Jahrtausendwende die globale Temperatur nicht mehr steigt. Ob es so bleibt, ob sie nach diesem Plateau wieder ansteigt oder ob sie demnächst sinken wird, weiß niemand. Außer vielleicht Stefan Rahmstorf.
Ein Beispiel dafür habe ich vor einigen Jahren gegeben (Diskussionen über das Klima und das Klima von Diskussionen: Anmerkungen zu einer Kontroverse; ZR vom 4. 9. 2007).
Dort habe ich aus einem Aufsatz Rahmstorfs zitiert; Titel "Alles nur Klimahysterie? - Wie 'Klimaskeptiker' die Öffentlichkeit verschaukeln und wirksame Klimaschutzmaßnahmen verhindern". Über Wissenschaftler, die seine Meinung nicht teilen, schrieb er dort:
Wer einmal versucht hat, sachlich mit Klimaskeptikern zu diskutieren, der weiß, dass sie keineswegs einen gesunden Skeptizismus pflegen, sich also (wie die meisten Wissenschaftler) nur durch gute Belege von etwas überzeugen lassen. Im Gegenteil: Ähnlich wie Kreationisten haben sie eine festgefahrene Meinung zum Thema, die sich durch kein Sachargument erschüttern lässt. Sie klammern sich an jeden argumentativen Strohhalm, mit dem sich das Klimaproblem verleugnen und die Öffentlichkeit verwirren lässt.Besonders rüde ging Rahmstorf in diesem Aufsatz in der Zeitschrift "Universitas" mit seinem Kollegen Fred Singer um, dem er schlicht absprach, überhaupt ein Klimaforscher zu sein. Einem Mann, der u.a. Direktor des Center for Atmospheric and Space Physics der University of Maryland war, Dekan der School of Environmental and Planetary Sciences der University of Miami sowie Professor of Environmental Sciences an der University of Virginia.
Ein ausgewiesener Fachmann also. Nur teilt Singer nicht Rahmstorfs wissenschaftliche Position, was die Frage einer globalen Erwärmung angeht. Und da kennt der Potsdamer kein Pardon. Das jüngste Beispiel hat er gestern in der "Süddeutschen Zeitung" abgeliefert. Dort geht es um die Frage, ob im vergangenen Jahrzehnt die globale Temperatur zugenommen hat, oder ob sie - auf einem hohen Niveau verharrend - seit den Jahren vor der Jahrtausendwende nicht mehr weiter steigt.
Daß sie seit 1998 nicht mehr ansteigt, die globale Temperatur, ist inzwischen eigentlich fast schon Allgemeinwissen; ich habe vor eineinhalb Jahren über den damaligen Stand der Daten berichtet (Es ist vorerst vorbei mit der globalen Erwärmung. Haben die Klimaskeptiker am Ende doch Recht?; ZR vom 17. 11. 2009).
Vor einigen Tagen nun hat der frühere Hamburger Umweltsenator und jetzige Manager Fritz Vahrenholt (derzeit Vorstandsvorsitzender der RWE-Tochter RWE Innogy) in einem Artikel in der "Welt" Kritik an dem geübt, was er die Gefahr einer Ökodiktatur nennt, und dabei auch auf den Sachverhalt hingewiesen, daß die globale Temperatur seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr steigt.
Darauf hat Rahmstorf gestern in der SZ geantwortet. Vergleichsweise moderat, mit allerlei Daten und Grafiken. Aber doch in seiner gewohnten Art. Andere wissenschaftliche Auffassungen als seine eigene läßt er nicht gelten:
Die Behauptung, die Klimaerwärmung sei zum Stillstand gekommen, entspricht also nicht dem Stand der Wissenschaft. Die Messdaten zeigen nichts anderes als einen stetigen Aufwärtstrend, überlagert von den üblichen Schwankungen von Jahr zu Jahr. (...) Das Umdeuten von Messbefunden und Verleugnen der globalen Erwärmung führt uns nicht weiter. Die Debatte um unsere Energiezukunft muss - bei allen unterschiedlichen Interessen und Meinungen - auf der Grundlage der wissenschaftlichen Fakten geführt werden.Das ist nun freilich wahr. Aber wie sehen diese Fakten aus? Die jeweils aktuellsten Temperaturdaten werden von einer Behörde der US-Regierung zusammengestellt und publiziert, der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA). Die derzeit letzten Daten sind die vom April dieses Jahres.
Es ist in der Klimaforschung üblich, die Entwicklung der globalen Temperaturen in Form sogenannte Anomalien anzugeben; das sind Abweichungen von einem langjährigen Mittel. Hier sehen Sie diese Daten; der Referenzwert ist die mittlere Temperatur zwischen 1960 und 1991. (Für eine vergrößerte Ansicht bitte auf die Abbildung klicken):
Das Bild hat sich nicht gegenüber demjenigen geändert, das ich in dem Artikel vom November 2009 beschrieben hatte: Zwischen 1970 und dem Ende der neunziger Jahre ist die globale Temperatur deutlich angestiegen. Seither befindet sie sich auf einem Plateau mit Schwankungen mal nach oben, mal nach unten. Anzeichen dafür, daß sie zurückgeht, gibt es in diesen Daten nicht; aber eben auch nicht den Anstieg, den die Modelle von Rahmstorf und seinen Mitstreitern vorhersagen. Der weltweite CO2-Ausstoß steigt ja weiter Jahr für Jahr.
Ich halte es für generell falsch, als Laie zu einer Diskussion von Fachleuten Position zu beziehen. Ich kann überhaupt nicht beurteilen - und habe das immer wieder betont -, ob die globale Temperatur steigen wird; und wenn ja, ob das ein menschengemachter Effekt wäre (siehe Kleines Klima-Kaleidoskop (17): Rationale Diskussion in den USA, Versuch der Inquisition in Deutschland. Die Grünen und die Freiheit der Wissenschaft; ZR vom 12. 11. 2010 und die dort am Ende verlinkten Artikel).
Ich weiß das nicht, und ich staune immer wieder, wie viele Menschen es ihrer Meinung nach wissen. Aber im jetzigen Fall geht es ja nicht um Modelle und Prognosen. Es geht um schlichte Fakten.
Es stimmt, daß es in den vergangenen Jahren immer wieder besonders hohe Temperaturen gegeben hat; das zeigt die Grafik deutlich. Aber sie zeigt ebenso klar, daß seit den Jahren vor der Jahrtausendwende die globale Temperatur nicht mehr steigt. Ob es so bleibt, ob sie nach diesem Plateau wieder ansteigt oder ob sie demnächst sinken wird, weiß niemand. Außer vielleicht Stefan Rahmstorf.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Links zu allen Folgen dieser Serie finden Sie hier. Titelvignette: Drei Bilder, die sich durch das Schütteln eines Kaleidoskops ergeben. Fotografiert und in die Public Domain gestellt von rnbc. Abbildung der NOAA als Werk der US-Regierung in der Public Domain.