10. September 2007

Randbemerkung: Lob des Frauenfußballs

Einer der ersten Beiträge in diesem Blog war ein Lob des Fußballs. Geschrieben im Juni 2006, zur Zeit der Fußball-WM. Ausdruck auch der heiteren Stimmung, die uns damals erfaßt hatte.

In diesem Beitrag habe ich Gedanken dazu geäußert, warum der Fußball so populär ist; warum er zu einem - man kann sagen: dem - Weltsport unter den Mannschafts- Sportarten geworden ist. Unter anderem, behauptete ich, weil aus dem Mannschafts- Spiel für Augenblicke ein Zweikampf wird, der Kampf "Mann gegen Mann", der Zweikampf um den Ball. Und dazu schrieb ich über das "Abjagen des Balles":
Für Sekunden wird aus dem Mannschaftssport ein Einzelsport, der Kampf Mann gegen Mann. Der "Bodycheck" ist ein wesentlicher Teil des Spiels (und vermutlich ein Grund dafür, daß Frauenfußball trotz allen Mühens nicht so recht populär wird).
Das sehe ich immer noch so. Dennoch möchte ich - nein, keine "Lanze brechen" für den Frauenfußball, dessen Weltmeisterschaft in Schanghai heute begonnen hat. Aber doch sagen, warum ich im Lauf der Zeit Gefallen daran gefunden habe, auch einmal Frauenfußball anzugucken.



Vieles, was den Fußball der Männer auszeichnet, fehlt dem Frauenfußball - das Athletische, die Aggressivität, eben dieser "Kampf Mann gegen Mann". Das ist dort nur als schwacher Abklatsch zu sehen.

Daß Frauenfußball jemals die Emotionen erweckt, die kollektive Berauschtheit, die in einem Fußballstadion herrschen kann, glaube ich nicht. Schlachtgesänge sind da schwer vorstellbar, denn das Kriegerische ist nun einmal nicht die Sache des Frauenfußballs.

Einem Spiel von Frauenmannschaften sieht man ruhiger zu, sozusagen mit mehr Distanz. Man wird nicht so sehr gefesselt als, sagen wir, sanft gelockt, sich das anzusehen. Und dann kann man schon seinen Spaß haben.

Zum einen, weil die Spiele in der Regel störungsfreier ablaufen. Es gibt weniger Fouls als bei den Männern, weniger Verletzungspausen. Kaum einmal wird ein Spiel "zerpfiffen".

Daß es weniger solche Pausen gibt, liegt nicht nur daran, daß die Frauen mit weniger Körpereinsatz spielen, sondern es gibt überhaupt weniger Zweikämpfe. Ballverluste kommen häufiger durch Fehlpässe zustande als dadurch, daß der Gegnerin der Ball abgenommen wird. Der Ball läuft länger. Man kann dadurch mehr schöne, komplexe Spielzüge sehen.

Es werden auch mehr weite Pässe gespielt als meist im Männerfußball, so daß es schneller hin- und hergeht. Eine verbissene Störerei im Mittelfeld, die das Spiel zu einer Art Grabenkrieg macht, habe ich beim Frauenfußball selten gesehen. Sie wäre wohl auch einfach zu kraftraubend, wie auch ein ständiges frühes Tackling.

Kurz, der Unterschied ist im Grunde ähnlich wie der zwischen Herren- und Damentennis. Das Herrentennis ist dynamischer, es hat mehr den Charakter eines Kampfs. Aber das Damentennis hat seinen Reiz durch ein variableres Spiel. Langweiliges Serve- and- Volley, bei dem nach dem dritten Schlag der Punkt gespielt ist, gibt es seltener.



Jetzt, während ich diesen Text abschließe, geht das Spiel zwischen Deutschland und Argentinien zu Ende, das im Hintergrund lief, während ich geschrieben habe. (Weil sie mich mit ihrem Spiel weniger fesseln, können die Damen auch eher im Hintergrund spielen; zum Männerfußball setze ich mich doch eher vor den großen Fernseher). Und das Ergebnis (11:0) illustriert eine weitere Besonderheit des Frauenfußballs: Es fallen im Schnitt mehr Tore als bei den Männern.

Manchmal freilich zu viele. Wie beim Handball, wie beim Basketball, können die vielen Tore schnell langweilig werden. Das Tor beim Männerfußball ist ein seltenes Ereignis. Da wird viel mehr an Spannung aufgebaut und im Torschrei orgiastisch gelöst, als wenn Tore so geschossen werden, wie man Brötchen bäckt.

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