8. Oktober 2025

Premi Nobel de Literatura. Invitació a un Joc.





„Mantrana ist ein Flächen- und Raumdomino. Es wird mit Maximen gespielt. Sie seien ‚Steine‘ genannt. … Die Steine brauchen von ihrem Inhalt nach von den Mitspielern nicht anerkannt zu werden. Sie stellen Ansatzpunkte dar und sollen nur eine Reaktion hervorrufen … Die Steine haben die Form knapper Maximen, die Erfahrungen oder Ansichten ausdrücken. Sie sind in der Regel in einen Satz gefaßt. Ihr Umfang sollte kaum über drei Sätze hinausgehen. Sie sollen in sich selbständig sein, an sich verständlich und ohne polemischen Bezug.“

Ernst Jünger, „Mantrana. Einladung zu einem Spiel“ (1958)


Sprecher:

[A] Männlich, lebhaft, Bariton.
[B] Männlich. Baß, gravitätisch.
[C] Für Zitate. Weiblich, Alt, möglichst ohne Modulation. Ideal wäre die Sprachausgabe eines Textprogramms.
(Der Klangraum deutet eine akustische Isolierung an, als würde das Gespräch in einer Privatbibliothek oder einem Arbeitszimmer stattfinden. Gedämpfte Verkehrsgeräusche sollten unauffällig unterlegt werden, um „Kontur“ statt Ortlosigkeit zu erzeugen. Während der durch (***) angedeuteten kurzen Sprechpausen wird „das Geräusch fallender Blätter“ hörbar. Auftakt- und Abspannmusik sind die ersten Takte von Erik Saties „Gnossienne no 4.“)

Während die Musik nach ungefähr 30 Sekunden langsam ausgeblendet wird, wird rechts das Umblättern der Seiten in einem offenkundig größeren Buch hörbar (2-Sekundentakt). Von rechts nähern sich gedämpfte Schritte, dann leises Klopfen an einer Tür.

[A]: Wie passend, Sie zum Monatswechsel so zu finden. [Zitiert:] ‚Die Mönche mit haarigen Fingern schlugen das Buch auf: Oktober.‘ Darf man einmal sehen?

[B]: Bei Celan heißt es allerdings ‚September.‘ Non importa. Gemäß den Propheten unserer neuen Staatsreligion sind wir ja unterwegs zu Zuständen, bei denen kein Unterschied mehr auszumachen ist, weil ihnen allen gemeinsam ist, daß sie heißer und trockener und katastrophaler waren als alle bisherigen in den letzten 128.000 Jahren. Wie in der Kurzgeschichte von Steve Rasnic Tem, in der der menschengemachte Klimawandel die Unterschiede zwischen den Jahreszeiten völlig eingeebnet hat und der graue, stickig-neblige Dauerzustand mit „Twember“ bezeichnet wird.