(Von den sechs Radierungen, die Yeats' Vater John Butler Yeats (1839-1922) für den Band "The Secret Rose" angefertigt hat, ist dies die einzige, die eine der Erzählungen um Hanrahan den Roten illustriert)
"Das Drehen des Seils" (1904)
Als Hanrahan eines Tages die Straßen nahe Kinvara entlangwanderte, während der Tag sich dem Ende zuneigte, vernahm er den Klang einer Geige, der aus einem Haus kam, das ein wenig seitab lag. Er wandte sich dem Pfad zu, der zum Haus führte, denn es zählte zu seinen Gewohnheiten, daß er in jedem Haus, in dem Musik und Tanz und gute Gesellschaft auf ihn warteten, einkehrte. Der Herr des Hauses stand in der Tür, und als Hanrahan näher kam, erkannte er ihn und sprach: „Ein Willkommen will ich dir entbieten, Hanrahan, denn lange bist du nicht mehr bei uns zu Gast gewesen.“ Aber die Hausherrin trat in die Tür und sprach zu ihrem Mann: „Es wäre mir recht, wenn Hanrahan heute Nacht bei uns nicht zu Gast bei uns einkehren würde, denn bei den Priestern hat er keinen guten Namen, oder unter den Frauen, die ihren eigenen Geschäften nachgehen, und so, wie er geht, hat er mehr als einen Tropfen getrunken.“ Doch der Mann sagte: „Ich werde niemals Hanrahan, dem Dichter, die Tür weisen,“ und er bat ihn, hereinzukommen.
Es waren zahlreiche Nachbarn im Haus versammelt, und manche erinnerten sich an Hanrahan; aber einige der jungen Burschen, die sich in die Ecken drückten, kannten ihn nur vom Hörensagen, und sie drängten sich nach vorn, um ihn sich gut anzusehen, und einer von ihnen sagte: „Ist das nicht jener Hanrahan, der die Schule geleitet hat, und der von IHNEN entrückt worden ist?“ Aber seine Mutter hielt ihm mit der Hand den Mund zu, und hieß Ihn, still zu sein und nicht von solchen Dingen zu sprechen. „Denn Hanrahan wird ungehalten,“ sagte sie, „wenn man diese Geschichte erwähnt, oder wenn ihn jemand danach fragt.“ Und einigen von ihnen meldeten sich zu Wort und baten ihn um ein Lied, aber der Hausherr sagte, daß es nicht an der Zeit war, ihn um ein Lied zu bitten, bevor er sich nicht ausgeruht hatte, und er reichte ihm ein Glas Whiskey, und Hanrahan dankte ihm und leerte es auf seine Gesundheit.
Der Geiger stimmte seine Fiedel für einen weiteren Tanz, und der Hausherr sagte zu den jungen Leuten, daß sie erst dann wüßten, was Tanzen ist, wenn sie Hanrahan tanzen gesehen hatten, denn dergleichen hätte es hier nicht mehr gegeben, seit er das letzte Mal hier gewesen sei. Hanrahan sagte, daß er nicht tanzen würde, er wüßte jetzt einen besseren Gebrauch für seine Füße, die ihn durch die fünf Provinzen Irlands trugen. Als er dies gesagt hatte, trat Oona, die Tochter des Hauses, durch die Halbtür herein, in den Armen trug sie Torf aus Connemara für das Feuer. Sie warf sie auf den Herd, und die Flammen schlugen empor, und ließen sehen, daß ihr Gesicht sehr anmutig war und daß sie lächelte, und zwei oder drei der jungen Männer standen auf und baten sie um einen Tanz. Aber Hanrahan ging zu ihr und schob die anderen beiseite, und sagte, daß sie mit ihm tanzen müsse, nach dem langen Weg, den er gereist war, bevor er sie gesehen hatte. Und vielleicht flüsterte er ihr noch einige angenehme Worte ins Ohr, denn sie erhob keinen Einwand, und trat zu ihm, und ihre Wangen erröteten leicht. Andere Paare standen ebenfalls auf, aber als der Tanz anhob, warf Hanrahan zufällig einen Blick nach unten, und er bemerkte, daß seine Schuhe ausgetreten und zerschlissen waren, und die groben Wollsocken durch das Leder zu sehen waren, und er sagte zornig, daß der Tanzboden schlecht sei und die Musik nichts taugen würde, und er setzte sich nieder in den Schatten, der neben dem Herdfeuer herrschte. Und das Mädchen setzte sich neben ihn.