Als ich es noch zufällig in einem Video von Candace Owens gesehen habe, habe ich es erst noch für einen Scherz gehalten, eine Übertreibung eventuell, aber nicht für ein reales Geschehen. Frau Owens berichtet, dass der populäre Zahlungsdienstleister Paypal (immerhin über 400 Millionen registrierte Kunden) letzten Freitag ein vergleichsweises Novum in der Geschichte von BigTech in seine AGBs schrieb. Paypal stellte sich einen Freibrief dafür aus, ab dem 3. November jedem Kunden, von dem sie der Meinung sind, er verbreite "Missinformation", 2500 Dollar abnehmen zu dürfen.
Das war schon ein Knaller. Und es erinnerte frappierend erst einmal an den nicht minder lächerlichen Versuch von Microsoft vor vielen Jahren in die Nutzungsbedingungen von Word eine Klausel einzuschmuggeln, die es dem Nutzer verbot, kritische Texte über Microsoft damit zu schreiben. Nur was damals noch grotesk lächerlich war, hat heute schon angesichts dessen, dass Paypal tausende von missliebigen Kunden aufgrund ihrer politischen Aktivität rausgeschmissen hat, gar nicht mehr so lächerlich.
Entsprechend ernst wurde das ganze auch genommen und Paypal sah sich einem ausgewachsenen Sturm gegenüber und sah sich noch am Wochenende gezwungen die Klausel zurück zu ziehen und sich für den "Fehler" zu entschuldigen.
Grundsätzlich: Niemand in dieser Position macht solche "Fehler". Das ist schlicht eine Lüge. Bei Paypal geht nichts, aber auch gar nichts in die AGBs, das nicht von Dutzenden von Juristen vorwärts und rückwärts geprüft wurde. Das ist eine internationale Großbank, es ist völlig abwegig zu meinen, da könnte irgendjemand versehentlich neue AGBs posten, die keiner geprüft hat. Auch das Datum ist extrem vielsagend. Am 3. November sollte die Klausel in Kraft treten und am 9. November kommt es in den USA zu den Midterms. Die chilling effects einer solchen Regel sprechen für sich.
Und das ganze passt auch ins Bild dessen, was wir an anderer Stelle sehen. Paypal hat schon in der Vergangenheit diversen konservativen, bzw. nicht linken Organisationen und Personen die Konten gekündigt. Beispielsweise auch in Deutschland einem der letzten regierungskritischen Journalisten, Boris Reitschuster. Paypal versteht sich nicht als neutraler Zahlungsdienstleister sondern sieht sich, analog zu Facebook und Twitter, als Teil des neuen Kulturkrieges gegen alles, was auch nur irgendwie rechts der Mitte steht.
Was wir hier gesehen haben war nicht weniger als ein Testballon, frei nach Juncker, wir beschliessen irgendwas und wenn es kein großes Geschrei gibt, machen wir immer weiter. Diesmal hat es zuviel Geschrei gegeben, beim nächsten Mal vielleicht weniger. Dieses Vorgehen ist auch weder besonders neu noch originell. Immer wenn BigTech in der Vergangenheit einen solchen Bock geschossen hat, war es im Nachhinein immer ein Fehler. "Der Praktikant ist schuld." Ja, nee, ist klar. Und der Praktikant macht den Fehler auch immer nur in eine Richtung, der arme.
Rein von der praktischen Seite her, bin ich damit etwas in Verlegenheit. Ich schätze PayPals Funktionalität, weil es bei internationalen Bezahlvorgängen wirklich sehr simpel ist. Der Käuferschutz ist gerade bei chinesischen Händler von großem Vorteil und verbreitet ist es ja nun auch. Ich werde mir wohl wieder eine kleine Debit-Karte verschaffen müssen und werde mal schauen wie fit die Kreditkartenunternehmen inzwischen bei Kleinsummen geworden sind.
Paypal werde ich jedenfalls in Zukunft vermeiden. Vielleicht ist das denen auch ganz recht so. Und ich frage mich, ob das zweite, was in dem Video von Candace Owens prophezeit wurde, vielleicht auch bald Realität wird: Wenn die immer mehr woke Wirtschaft, insbesondere IT-Wirtschaft, so weiter macht, dann wird es bald eine zweite, konservative Ökonomie geben.
Das wird am Ende die Zukunft zeigen, jetzt muss ich erstmal einen neuen Zahlungsdienstleister finden.
Llarian
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