Die Quote ist heute ein gesellschaftlich
weithin akzeptiertes Instrument, um definierten Gruppen Zugang zu
gesellschaftlicher Teilhabe im weitesten Sinne zu gewähren. Als Begründung
für das Instrument der Quote dient gerne, dass die jeweilige Gruppe ohne die Quote benachteiligt würde.
Die Benachteiligung wird dabei an der Asymmetrie im Hinblick auf die Teilhabe
der jeweiligen Gruppe im Vergleich zu ihrem Reziprok festgemacht.
Ob diese Begründung
stimmt, soll nicht das Thema dieses Beitrags sein. Einen Einwand zu ihr möchte
ich jedoch formulieren: Asymmetrie entsteht nicht notwendig durch äußeren
Druck, sondern auch durch freie Entscheidung. Das erscheint mir zumindest kein unerheblicher
Einwand zu sein, in einer Gesellschaft mit liberal verfassten Rechtsstaat, inklusive
dezidiertem Minderheitenschutz.
Ich möchte hier zunächst meine grundsätzlichen
Einwände gegen das Instrument der Quote aus einer liberalen Warte heraus
formulieren:
1) Die Quote ist kollektivistisch
und antiindividualistisch
Eine Quote findet ihren
Zugang zum Menschen nicht über das Individuum, sondern über ein Kollektiv, das
nach Ansicht der Quotierenden den Menschen in einem solchen Maße ausmacht, dass
er vorrangig danach beurteilt werden muß. Damit ist die Quote kollektivistisch
und antiindividualistisch
2) Die Quote entbindet
von Eigenverantwortung und ist daher antifreiheitlich
Die Quote ersetzt
für ein Urteil intersubjektiv überprüfbare Kriterien durch die subjektive
Sicht des Urteilenden. Damit entbindet sie das Individuum von Eigenverantwortung,
da nicht das Verhalten, sondern die Sicht des Urteilenden den Ausschlag für ein Urteil
gibt. Verantwortung, insbesondere die individuelle Verantwortung, ist jedoch eine notwendige
Voraussetzung für Freiheit und moralisches Handeln. In diesem Sinne ist die
Quote antifreiheitlich.
3) Die Quote ist diskriminierend
Wenn man eine definierte Gruppe
gegenüber dem Reziprok dieser Gruppe bevorteilt, diskriminiert man damit das
Reziprok. Da eine Quote inhaltliche Maßstäbe, welche eine faires, intersubjektiv überprüfbares
Urteil ermöglichen, zum Vorteil einer bestimmten Gruppe ersetzt, ist sie damit
auch automatisch diskriminierend.
4) Die Quote ist
Planwirtschaft
Eine marktliberale Sicht
ist die grundsätzliche Überzeugung, dass in einem freien, rechtssicheren Umfeld
Angebot und Nachfrage den Austausch von Waren und Dienstleistungen am effizientesten
regeln. Der Antipode hierzu ist die Planwirtschaft, die davon ausgeht, dass
dies durch höhere Einsicht Einzelner über Quotierungen besser geregelt werden
kann. In diesem Sinne ist die Quotierung des Interessenausgleichs, im Hinblick
auf gesellschaftliche Teilhabe einzelner Gruppen, eine Form der Planwirtschaft.
5) Die Quote impliziert eine chauvinistische
Weltsicht
Dass in Deutschland durch
das Gesetz alle Individuen formal und rechtlich gleichgestellt sind, läßt sich
nur schwer anzweifeln. Die Forderung nach einer Quote für eine Gruppe enthält
damit inhärent ein wertendes Urteil über diese Gruppe als unterlegen, weil ihr die
Quote implizit die Fähigkeit abspricht, - unter gleichen Bedingungen für alle –
aus eigener Kraft ihr Recht durchsetzen zu können.
Die FDP diskutiert nun,
ob sie eine Quote für Frauen in der eigenen Partei einführen soll.
Einmal davon
abgesehen, dass mich die Dialektik interessieren würde, mit der eine liberale Partei
für sich planwirtschaftliche, antifreiheitliche und diskriminierende Instrumente
begründet, wundert mich etwas anderes im Zusammenhang mit der Frauenquote,
unabhängig von liberal grundierten Einwänden, noch viel mehr: Man tut oftmals so, als sei die
Mitgliedschaft einer Frau ein Wert an sich. Welcher Wert soll das sein, der
über den Wert des Individuums hinausgeht? – Vor allem auch für einen liberal denkenden
Menschen. Der gleiche Wert, welcher mit umgekehrtem Vorzeichen dem Mann
zugeschrieben wird und den es mit einer Quote zu überwinden oder zu ersetzen gilt?
Der Kollektivismus schleicht
auf leisen Sohlen, so leise, dass ihn eine Partei, welche individuelle Freiheit
propagiert und das Wort "liberal" im Namen trägt, nicht zu hören scheint.
Zettel hat einmal vor anderem Hintergrund geschrieben: "Wann hat eine
Religion, wann hat eine Ideologie vollständig gesiegt? Wenn selbst Kritiker
sich in ihrem Rahmen bewegen."
Dieses Zitat scheint mir möglicherweise
etwas zu kulturpessimistisch zu sein. Ich würde es dennoch unterschreiben aber die
Ausgangsfrage eher so formulieren: "Wann hat eine
Religion, wann hat eine Ideologie den Höhepunkt
ihrer Macht erreicht?"
Ob daher der Versuch der Anbiederung der FDP an den "Quoten
Zeitgeist" Erfolg hat, scheint mir zweifelhaft. Die üblichen Verdächtigen, denen selbst schon die Felle davon zu schwimmen scheinen, stellen zumindest fest,
dass sogar die CSU schon weiter sei als die FDP.
So möchte ich schließen, mit
einem leicht abgewandelten Lindner Zitat:
Es ist besser dem Wähler eine liberale
Wahl zu lassen, als ihn in die "Nicht Wahl" zu treiben.
– Das der FDP ins
Stammbuch.
nachdenken_schmerzt_nicht
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