20. Januar 2018

"You Are Fake News!"

Jetzt hat Präsident Donald Trump also die Gewinner seiner im November angekündigten "Fake News Awards" angekündigt: die Spitzenreiter unter den Medienberichten über ihn und seine Regierung, die sich als falsch, uniformiert und in nicht wenigen Fällen wohl auch bewußt verfälschend von Fernsehsendern und Medienkonzernen während des ersten Jahres seiner Päsidentschaft lanciert worden sind. Auch in unseren Medien hat das - wie alles, was mit der Person Trumps zusammenhängt - ein Echo gefunden, wenn auch zumeist, ebenso erwartbar, mit einem Spin ins Negative: "peinlich" (so die Hamburger Morgenpost), "Der Präsident der alternativen Fakten" (so n-tv), "der Twitterkindskopf" (so Jakob Augsteins "Meinungsmedium" der freitag). Den "Stuttgarter Nachrichten" fiel sogar eine aparte Parallele ein: "Wandelt Donald Trump auf Stalins Spuren?" (Bestimmt tut er das. Älteren Zeitgenossen wird noch lebhaft in Erinnerung sein, wie das Väterchen die großen Medien des Sowjetimperiums wie Новая Газета, Известия, und vor allem Правда Jahr für Jahr für die von ihnen verbreiteten Lügen prämierte.) Angesichts des am dieser Stelle schon vermerkten medialen "Alzheimer-Befundes" scheint es dennoch ratsam, die Liste der würdigen Preisträger hierherzusetzen, bevor die kleine Episode im "rasenden Stillstand" untergeht, weil sich die Medienmeute erwartbar auf den heute in Kraft getretenen "Government Shutdown" aufgrund des durch die Intransigenz der Democrats nicht rechtzeitig verabschiedeten Regierungshaushalt kapriziert: als kleinen Baustein im Erinnerungspalast der Gegenwart. Und "weil es so schön ist". Die Netzseite Gateway Pundit  referiert kurz und präzise die diesjährige Siegerliste.

2017 was a year of unrelenting bias, unfair news coverage, and even downright fake news. Studies have shown that over 90% of the media’s coverage of President Trump is negative.

Below are the winners of the 2017 Fake News Awards:

1. The New York Times’ Paul Krugman claimed on the day of President Trump’s historic, landslide victory that the economy would never recover.

2. ABC News’ Brian Ross CHOKES and sends markets in a downward spiral with false report.

3. CNN FALSELY reported that candidate Donald Trump and his son Donald J. Trump, Jr. had access to hacked documents from WikiLeaks.

4. TIME FALSELY reported that President Trump removed a bust of Martin Luther King, Jr. from the Oval Office.

5. Washington Post FALSELY reported the President’s massive sold-out rally in Pensacola, Florida was empty. Dishonest reporter showed picture of empty arena HOURS before crowd started pouring in.

6. CNN FALSELY edited a video to make it appear President Trump defiantly overfed fish during a visit with the Japanese prime minister. Japanese prime minister actually led the way with the feeding.

7. CNN FALSELY reported about Anthony Scaramucci’s meeting with a Russian, but retracted it due to a “significant breakdown in process.”

8. Newsweek FALSELY reported that Polish First Lady Agata Kornhauser-Duda did not shake President Trump’s hand.

9. CNN FALSELY reported that former FBI Director James Comey would dispute President Trump’s claim that he was told he is not under investigation.

10. The New York Times FALSELY claimed on the front page that the Trump administration had hidden a climate report.

11. And last, but not least: “RUSSIA COLLUSION!” Russian collusion is perhaps the greatest hoax perpetrated on the American people. THERE IS NO COLLUSION!

Präsident Trumps Tweet, mit dem er sich in gewohnt souveräner Weise dieses kommunikativen Lilliput-Mediums mit seinem 280-Zeichen-Limit bediente, verweist einzig neben den einleitenden Worten "And the FAKE NEWS winners are..." auf die Netzseite GOP.com, dem Webauftritt des Republican National Committee. (Laut Wikipedia: "Das Republican National Committee (kurz RNC) ist das nationale Organisationsgremium der Republikanischen Partei der USA. Es ist verantwortlich für die Koordinierung des Fundraising, die Koordinierung der Wahlkampfstrategie, sowie die Entwicklung und landesweite Darstellung der politischen Positionen der Gesamtpartei. Außerdem organisiert und betreibt das Gremium alle vier Jahre die Republican National Convention. Wenn die Republikanische Partei den Präsidenten der USA stellt, arbeitet das Committee sehr eng mit ihm zusammen.") Dort finden sich auch die jeweiligen Medienberichte präsentiert, die den Betroffenen diese Ehre eingebracht haben. 

Natürlich kann man einwenden, daß dergleichen nun arg kleinkrämerisch und nickelig wirke. Zum einen zeigt es aber schlagend - und für jedermann überprüfbar und gegen die "nichtalternative Schlußversion" kontrastierbar - in welchem Maß die Medien, einseitig und beständig, ihre Position als Multiplikatoren mißbraucht haben: ob nun aus Perfidie oder, wie im Fall von Paul Krugman, schlicht aus menschlichem Irrtum. (Wenn Krugman, "Starökonom" der New York Times, für jede fehlgeleitete Prognose, die er spätestens seit der ostasiatischen Aktienkrise von 1998 über den Kollaps der dot.com-Blase 2001 und die Finanzkrise von 2007-2008 abgeliefert hat und in der er, was seine Einschätzung der Zukunft betraf, salopp ausgedrückt, "vollrohr daneben" lag, eine Dollarnote spenden müßte, käme ein kleines Vermögen zusammen.) Und nota bene: diese Liste läuft auf den entscheidenden Punkt, Nr. 11, hinaus. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, daß das "große Narrativ" der Medien, Rußland habe die Präsidentenwahlen im November 2016 beeinflußt, gesteuert, auf irgendeine, personne ne sait quoi, Weise manipuliert, oder zumindest zu manipulieren versucht, auch nur ansatzweise mit der Wirklichkeit korreliert. (Hinzu kommt, daß das geneigte Publikum mittlerweile ein Anrecht auf eine Erweiterung des Mantras Putin Did It! hat: nämlich wie diese Perfidie ins Werk gesetzt worden sein soll. Krimileser wissen aus Erfahrung, daß es nicht ausreicht, den Verdacht zu wecken, daß Lord Lester in seiner verschlossenen Bibliothek nicht von einem Herzschlag gefällt wurde, und daß der Übeltäter der zur Tatzeit am weitesten entfernte Unverdächtige ist. Spätestens im dritten Akt muß der Autor das modus operandi seines Schurken offenbaren - der zweite dient der Motivsuche, der Präsentation des Verdächtigenkreises sowie der detaillierten Vorstellung des Schauplatzes. Weiter nach hinten geschoben werden kann die Enthüllung des Wie nur durch die Perpetuierung des Meuchelns, dem reihum die jeweiligen Hauptverdächtigen zum Opfer fallen. Als Paradebeispiel dieses klassischen Musters empfiehlt sich Der Name der Rose - sowohl in seiner Buch- wie seiner erheblich ungelungeren Filmfassung.)  Aber ein negativer Befund läßt sich eben, das liegt in seiner Natur, nicht letztgültig beweisen. Nicht die Nichtexistenz der Götter, der Besuchs außerirdischer Quälgeister oder eben aller Arten von Verschwörungstheorien - zu denen die "Russian collusion"-Variante zu zählen ist. Solange ein Residuum an Glauben daran verhanden ist, kann dieser Verdacht immer neu abgewandelt werden, erweitert, um Verbindungen ergänzt. Carl Sagan hat in diesem Zusammenhang vom "Drachen in meiner Garage" gesprochen. Wenn jemand fest genug glaubt, in meiner Garage etwa wohne nicht nur ein Dieselmotor auf Rädern (Grund genug von alle heutigen Sankt. Georgs!), so wird ihn die Inaugenscheinnahme nicht überzeugen: vielleicht ist der Drache mikroskopisch klein; vielleicht hat er sich mittlerweile im Garten eingegraben. Vielleicht ist er unsichtbar oder täuscht unsere Sinne - und vielleicht ist das da gar kein Dieselfahrzeug, sondern... (Avram Davidson (1923-1993) hat aus diesem Gedanken sein wohl berühmtestes Erzähl-Kleinod gestrickt, vor sechzig Jahren, im Mai 1958 in Galaxy Science Fiction. Zwei Generationen von SF-Lesern wußten seitdem, daß "Kleiderbügel" die verlarvte Form von "Sicherheitsnadeln" darstellen. Doch. Sie sind unter uns, unerkannt, und die beständige Abnahme der einen Form bei ständiger Vermehrung der anderen sollte Beweis genug sein.)




(Abb. Internet Archive; Internet Science Fiction Database)

Da nun die Vermutung des finsteren russischen Komplotts nicht widerlegbar ist, nützt es am meisten, es in den Kontext zu setzen: die Kette der - erweisbar - falschen Berichte und Tartarenmeldungen läuft darauf zu, und verbreitet wird es von denen, die vor Manipulation und handfesten Lügen nicht zurückschrecken. If it looks like a duck, and it walks like a duck, and it quacks like a duck, then probably it IS a duck.

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(Bildquelle. Heise.de)

Angesichts der Tatsache, daß die Berichterstattung über den amerikanischen Präsidenten in hiesigen, deutschen Medien die amerikanischen Kollegen als ausgeglichen berichtende, sauber arbeitende Journalisten erscheinen läßt ("98 Prozent der wertenden ARD-Berichterstattung zu Donald Trump "eindeutig negativ"" stellt telepolis im Mai beim Rückblick auf die Berichterstattung über die ersten einhundert Tage seiner Amtszeit fest), daß Deutschland auch in diesem Belang Weltmeister ist, weit vor den üblichen Verdächtigen, liegt es nahe, die präsidentielle Anregung aufzugreifen und für unsere Medien einmal eine Hitparade der Sternstunden der Falschdarstellungen, der perfiden Unterstellungen, des medialen Rufmords zusammenzustellen. Nicht nur im Hinblick auf Donald Trump. Unsere Qualitätsmultiplikatoren haben ihre Netze bekanntlich weiter gespannt. Nicht zuletzt die Performance unserer Politiker und Parteien, aber auch die unparteiische Aufdeckung osteuropäischer Widerborstigkeit gegen die Teilhabe an den Segnungen obergrenzenloser Willkommenskultur, die Einordnung politischer Gegner und der Umgang mit ihnen und nicht zuletzt die Wunderberichte aus dem Umfeld "geschenkter Menschen" (in denen die alteuropäische Tradition der Heiligenlegenden ihre Auferstehung feiert; eine Tradition, die seit dem Untergang des Staatssozialismus mit seinen Alexei Stachanows, Adolf Henneckes und Lei Fengs brach lag). Was wären also die Top ten unter all dem, womit die Demokratieabgabensender und Qualitätsjournalisten ihr Publikum bespaßt haben? In einer allerersten Annäherung würde ich folgende Kandidaten vorschlagen:

- Die "Welt" für ihre Präsentation, eine Woche vor der Bundestagswahl, von Frau Weidels decouvrierender Email, in der sie sich kruden völkischen Vokabulars bediente und unvermittelt neben der enzensbergerischen, bis dahin vergessenen, Wendung von "molekularen Bürgerkrieg" plazierte. Ein klarer Erweis, daß sich es in eher disanzierteren Gemütern wie Rolf Peter Sieferle oder Micheel Klonovsky oder Frau Weidel (oder dem Protokollanten) keinen Deut "anders denkt" als in dumpfvölkisch vernachteten Birnen.
- Das "Handelsblatt" für seine Behauptung "Flüchtlinge entlasten Krankenkassen" (von 16. 01. 2018): "Laut Angaben der Gesetzlichen Krankenversicherung sorgen die Flüchtlinge und Zuwanderer aus anderen EU-Staaten für eine finanzielle Stabilisierung des Systems." Bastiat lebt, in XXL. Ein Land, in die Medien darauf Vertrauen können, dergleichen unters Volk zu bringen, kann sich in Zukunft alle PISA-Tests sparen (was zweifelsohne zur Entlastung des Staatshaushalts beitragen wird).
- Der Hessische Rundfunk mit seiner zeitgenössischen Fortsetzung von Tausendundeiner Nacht um die blutjunge amour fou  zwsichen #Malwina und #Diaa (oder #Mohamed?) auf dem KinderKanal, mit der entsprechenden Zielgruppe von "3- bis 13-jährigen Mädchen", seit der wir wissen, daß es sich bei Ankündigungen, wir würden demnächst assimiliert und Widerstand sei zwecklos (oder waren das andere Protagonisten?) um Silvesterscherze zum Ramadanende im Juni handelt und Islamistenseiten nur geliked werden, weil dort lustige Gewinnspiele locken.
- und, last but not least, Sandra Maischberger für ihren Empfang des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz am Mittwoch, den 17. Januar: ein Auftritt, der, das kann man jetzt schon sagen, als Sternstunde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in die deutsche Mediengeschichte eingehen wird. Als Sternstunde für Herrn Kurz, der exemplarisch zeigte, wie man mit Beherrschtheit, Nüchternheit und der Bewahrung von Contenance selbst übelste Denunziationsversuche ins Leere laufen lassen kann. Und als Nadir, als unerreichten Tiefpunkt in der deutschen Mediengeschichte für Frau Maischberger und ihre Brüderinnen und Schwesterinnen vor den Kameras und in den Redaktionen, für ein Machwerk übler Manipulation, das noch niemals ein Staatsoberhaupt eines westlichen, europäischen Nachbarstaats, in einer derartigen Weise auf offener Bühne angegangen ist. Glückwunsch, Frau M.: nicht einmal Ihr Geistesverwandter Karl Eduard von S. hat sich in den Annalen deutscher Staatspropaganda einen solchen Eintrag verdient.

Für weitere Vorschläge und Erinnerungen bin ich dankbar. Sollten genügend zusammenkommen, werde ich in einer Woche an dieser Stelle die erweiterte Ergebnisliste vorstellen.





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Ulrich Elkmann

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