5. August 2024

Die Wokolympics und die Tücken der DNA

Zugegeben: Die seit Jahrzehnten bekannte und wirklich grausam offenkundige Korruption im olympischen Komitee ist jetzt nicht unbedingt eine besonders spannende Erkenntnis oder Meldung. Das ist eben das, was passiert, wenn man Abermillionen Euro an eine völlig unkontrollierte Funktionärskaste verteilt, die niemandem Rechenschaft ablegen müssen und eben in ihren Hinterzimmern dann auch dafür sorgen, dass keiner von ihnen jemals wieder im Regen stehen wird. Soweit, so trivial. Vergleichsweise neu, wenn auch eigentlich überhaupt nicht überraschend, ist der Einzug der Wokeness in eben jene Hinterzimmer. Genaugenommen naheliegend, denn wie auch in diversen NGO, Behörden, Stiftungen, Rundfunkanstalten oder sonstigen Dunkelkammern der westlichen Welt, blühen eben die Schattengewächse dort am besten, wo keine Kontrolle stattfindet, keine Rechenschaft abglegt werden muss und Steuergelder ohne Nachfrage in reichlicher Menge sprudeln. Das das IOC auf den Woke-Zug aufsteigt ist da eigentlich nur folgerichtig.

Deswegen ist die Transvestiten Show zur Eröffnung jetzt eben genau das selbe: Folgerichtig. Und auch wenn sich diverse Büchsenspanner, Spin-Doktoren und sonstige Fakten-Verdreher alle Mühe geben die Show aus dem altgriechischen herzuleiten, so ist der Bezug zum letzten Abendmal selbst für den dümmsten Atheisten ziemlich klar zu erkennen und man muss wahrlich kein Genie sein, um sich zu überlegen, dass man sich sowas nur gegenüber dem vermeintlich so mächtigen Christentum traut, aber ganz sicher nicht wagen würde auch nur eine kleine Anspielung auf eine andere, große Weltreligion zu machen. 

Doch wie dem auch sei, damit ist die Wokeness noch nicht am Ende angekommen und so Kleinigkeiten, wie das man verurteilte Kinderschänder als Repräsentanten zu den Spielen schickt ist da eher eine Randnotiz. Deutlich woker ist dagegen die derzeitige Debatte um die "Sportlerin" Imane Khelif, eine Boxerin, die in der Gewichtsklasse bis 66kg bei den Frauen antritt und nach derzeitigem Stand wenigstens mit einer Bronzemedaille nach Hause fahren wird. Der Fall von Imane Khelif ist tatsächlich vergleichsweise ungewöhnlich, denn selbst die die Debatte sonst immer gerne beherrschende Trans-Community gibt unumwunden zu, dass es sich bei Khelif eben nicht um eine Trans-Frau handelt sondern um eine etwas seltsame Form der Natur, einen Intersex-Mann. Khelif wurde mit XY Chromosomenpaar geboren, aufgrund einer Laune der Natur, bzw. einer Erkrankung (mit aller Wahrscheinlichkeit Testosteron-Unempfindlichkeit während der Schwangerschaft) mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren und galt auch während ihrer Kindheit und Jugend als Frau (Gentests gelten in Algerien kaum zu den Standard-Tests für Babys). Ihr (oder sein, ich werde an dieser Stelle aus Höflichkeit die weibliche Form nutzen) Genom ist unzweifelhaft männlich, sie besitzt aber weibliche Geschlechtsmerkmale. Würde sie jemals den Wunsch nach eigenen Kinder verspüren, wäre eine Vermehrung nur mit einer Frau möglich, eine Schwangerschaft für sie selber wäre unmöglich. Biologisch ist sie ein Mann mit einer, auch wenn das Wort böse erscheint, Fehlbildung.  

Diese Fehlbildung verschafft ihr natürlich einen nicht unerheblichen Vorteil, denn auch wenn sie während der Schwangerschaft vermutlich eine stark reduzierte Testosteron-Funktion erlebt hat, so ist ihr Blut mit aller Sicherheit mit einem vielfachen an Testosteron gesättigt, wie bei einer "normalen" Frau. Mithin ist es bisweilen unzweifelhaft, dass Khelif einen Vorteil gegenüber den anderen Teilnehmerinnen ihrer Sportart hat (obschon es genug Idioten gibt, die nicht einmal das verstehen wollen).

Die tatsächliche Gretchenfrage liegt darin, ob dieser Vorteil ein unfairer Vorteil ist oder nicht. Und wer meint es habe eine einfache Antwort auf diese Frage, hat sie vermutlich nicht länger reflektiert als es dauert einen, je nach Gusto, Artikel in der Blöd oder im Kinderstürmer aus Kreuzberg zu lesen. 
Denn natürlich gibt es solche Vorteile an allen Ecken und Enden. Wer sich beispielsweise mit Bodybuildung beschäftigt hat, der weiß mithin, dass die "Genetik" ganz erheblich über den Erfolg entscheidet und das es den allermeisten Menschen selbst mit lebenslangem Training nie gelingen wird auch nur in die Nähe eines Arnold Schwarzenegger zu kommen. Oder noch trivialer werden es die meisten mit einem Dirk Nowitzki kaum aufnehmen können, da sie sich schon alleine aus ihrer puren Größe disqualifizieren. Andere Dinge sind deutlich schwieriger zu bewerten: Viele Sportler haben von Natur aus eine bestimmte Disposition zu einer Muskelzellenverteilung, andere haben von Natur aus mehr Testosteron als andere. Und richtig schwierig wird es dann, wenn die notwendige Medizin einen Einfluß auf die Ergebnisse nehmen kann, so sind (angeblich) 80% der Teilnehmer der Tour-de-France Astmathiker, was ihnen erlaubt bestimmte Medikamente zu nehmen, die die Sauerstoffaufnahme ins Blut verbessert. Andere Sportler wie Lance Armstrong durften aufgrund ihrer Krebserkrankung Medikamente einnehmen, die für alle anderen auf der Doping-Liste stehen. Und wie bewertet man dann beispielsweise die Frage ob eine Sportlerin, die Testosteron nimmt, um sich nach einer überstandenen Krebserkrankung zu erholen (diesen Fall hat es gegeben), nun Doping betreibt oder nicht.

Die Frage ist am Ende extrem schwer zu bewerten, insbesondere weil manches "Doping" in der Vergangenheit erlaubt wurde, anderes dagegen verboten. Gäbe es eine konsequente Linie, so wäre das Ganze sicher einfacher einzuhegen. 

Ich halte den Fall von Khelif am Ende für eine Tragödie. Es ist eine medizinische Fehlbildung. Und diese Fehlbildung hat natürlich auch Einfluß auf ihre Persönlichkeit und ihr die Weiblichkeit abzusprechen ist am Ende nur teilweise gerechtfertigt. Aber die Frage bei der sportlichen Bewertung, besonders der Leistungsbewertung, muss sich nicht an der Einzelperson und ihrem Schicksal entscheiden, sondern die Frage ist wie man dem Wettbwerb am ehesten dient. Lässt man Sportlerinnen wie Khalif bei den Frauen antreten ist das Ergebnis am Ende ziemlich determiniert. 

Und hier erlaube ich mir auch den Querschlag zur Transdebatte. Was Khalif von einem normalen "Trans-Sexuellen" unterscheidet ist, dass die äußerlichen Geschlechtsmerkmale bei ihr aufgrund einer Erkankung so gewachsen sind. Aber was unterscheidet sie dann am Ende wirklich von jemandem, der zunächst mit männlichen Genitalien aufgewachsen ist, die dann in einer späteren Lebensphase durch einen Chirurgen entfernt wurden? Wer bejaht, dass Khalif bei den Frauen antreten darf, der muss, wenn er logisch stringent bleiben möchte, auch akzeptieren, dass Männer nach einer Geschlechtsumwandlung an solchen Wettbewerben teilnehmen. Und das ist in der Konsequenz das Ende des Frauensports. Das ist nebenbei auch den Trans-Aktivisten klar, weswegen sie das Thema als ganz hervorragendes U-Boot nutzen wollen. 

Mir tut es für Imane Khalif am Ende wirklich leid, aber ich denke man muss sie aufgrund dieser Folgerung ausschließen. Was ihr gegenüber eine brutale Härte darstellt. Aber ich kann mich ebenso nicht damit anfreunden aufgrund der seelischen Verfassung eines einzelnen Menschen Millionen von weiblichen Sportlern dazu zu verurteilen, sich nicht mehr professionell messen zu können. 
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Das das "woke" IOC solche Überlegungen nicht im Ansatz anstellt, sondern sich auf ein "was im Pass steht ist die Wahrheit" reduziert, zeigt allenfalls auf welches Niveau der Verein inzwischen gefallen ist. Wobei ich es persönlich noch weit abstossender fand, als man nach dem ersten "Skandal-Artikel" ihre Gegnerin, die ihr nicht die Hand gegeben hatte, dazu zwang öffentlich Abbitte zu leisten. An der Stelle möchte ich jeden Leser zu einem kleinen Gedankenexperiment auffordern: Nehmen Sie für sich an, Sie haben die letzten 10 Jahre in ihrer Sportart massiv in jeder freien Minute trainiert. Und jetzt kommt jemand, der einen subjektiv unfairen Vorteil ihnen gegenüber hat, den sie nie einholen werden. Und schlägt sie. Glauben Sie, Sie würden freiwillig nun gute Miene dazu machen? Ganz simpel: Niemand, der noch klar bei Verstand ist, ist so woke. Man arbeitet nicht 10 Jahre hart an einem Ziel und geht dann mit einem Schulterzucken weg. Man stimmt dem nicht einfach so zu. Man stimmt dem in dem Moment zu, wo einem ein Funktionär klar macht, dass man, wenn man nicht jetzt sofort brav Männchen macht, den vollen Zorn der Sportfunktionäre kennen lernen werde. Und das finde ich persönlich am abstossendsten. Man macht sich (angeblich) sehr viele Gedanken um Imane Khalif und ihre Seelenverfassung. Aber diejenigen, die man dabei zerstört, die jucken keinen. Überlegen Sie sich mal, wie Sie sich fühlen würden. Nicht nur hat man Ihnen die Chancen genommen, man hat sie anschließend noch gezwungen das zu bejahen. 

Llarian

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