11. August 2020

Robert E. Howard, "Oh Babylon, verlorenes Babylon..." (1929)

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- „Empire's Destiny“ (1929)

Bab-ilu's women gazed upon our spears,
And roses flung, and sang to see us ride.
We built a glory for the marching years
And starred our throne with silver nails of pride.
Our horses' hoofs were shod with brazen fears:
We laved our hands in blood and iron tears,
And laughed to hear how shackled kings had died.

Our chariots awoke the sleeping world;
The thunder of our hoofs the mountains broke;
Before our spears were empires' banners furled
And death and doom and iron winds were hurled,
And slaughter rode before, and clouds and smoke--
Then in the desert lands the tribes awoke
And death and vengeance 'round our walls were whirled.

Oh Babylon, lost Babylon! Where now
The opal altar and the golden spire,
The tower and the legend and the lyre?
Oh, withered fruit upon a broken bough!
The sobbing desert winds still whisper how
The sapphire city of the gods' desire
Fell in the smoke and crumbled in the fire;
And lizards bask upon her columns now.

Now poets sing her golden glory gone;
And Babylon has faded with the dawn.

- Robert E. Howard





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"Oh Babylon, verlornes Babylon"

Bab-ilus Frauen sahn auf unsere Speere
Und ließen Rosen regnen, sangen, als wir ritten.
Für Ruhm, der der Zeit trotzt, fochten unsere Heere.
Wir bauten unsern Thron aus Stolz und blinder Ehre
Und unsre Pferde säten blanke Furcht mit ihren Tritten.
Wir badeten die Hand in Blut und Tränenschwere
Und lachten über Herrscher, die den Tod in Ketten litten.

Die Phalanx unsrer Wagen weckte jäh die Welt
Der Donner unsrer Hufe hat den Fels zerstoben.
So manches Reich hat unsere Macht zerspellt.
Der Tod ritt uns voran, von Rauch und Dunst umwoben;
Vernichtung und Verderben waren das, was zählte.
Bis sich die Wüstenstämme gegen uns erhoben
Und Tod und Rache unsere Mauern fällte.

Oh Babylon, verlorenes Babylon - wo sind
Der goldne Altar jetzt, und wo die Leier?
Was wurde aus dem Turm, den Mythen, den Palästen?
Verdorrte Früchte an geknickten Ästen!
Wie Klage flüstert es im Wüstenwind
Wie diese Stadt, den Göttern lieb und teuer
Im Rauch versank und unterging im Feuer.
Eidechsen sonnen sich auf ihren Säulenresten.

Und Sänger geben uns von alten Zeiten Kunden
Doch Babylon ist mit dem Morgenlicht verschwunden.


Robert E. Howard, 1906-1936, war nicht nur als Prosaautor der geistige Vater von Conan dem Barbaren und dem Genre der "Sword and Sorcery", sondern hat in seinem kurzen Leben auch gut 300 Gedichte hinterlassen, von denen dieses, ob man es glauben mag oder nicht, eines der weniger brachialen ist. "Empire's Destiny," auch unter dem Titel "O Babylon, Lost Babylon" nachgedruckt (etwa in Jonathan Bacons Fantasy Crossroads, Nr. 14, 1978) erschien zuerst im Amateurmagazin The Poet's Scroll vom Juni 1929).



U.E.

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