„Frohe Feiertage“, ersatzweise auch
nur ein „schönes, langes Wochenende“ ist das, was einem letzte Woche gerne
gewünscht wurde, wenn man sich noch die Mühe gemacht hat einkaufen zu gehen.
Ich habe dazu meistens eine ziemlich deutliche Antwort: Ich wünsche frohe
Ostern. Explizit und das auch in einer Lautstärke, das man mich versteht
(sprich: es ist nicht hingenuschelt). Erstaunlich oft ernte ich dann einen ganz
freundlichen Blick und ein „Ebenfalls“. Zu Weihnachten erlebe ich dasselbe, nur
eben ein paar Tage länger. Der Wunsch ist gerne „Frohe Feiertage“ oder „Schönen
Urlaub“, aber das simple „Frohe Weihnachten“ höre ich nur dann, wenn ich es
selber deutlich sage. Ich sage es auch deutlich, denn es ist eben
Weihnachtszeit. Und nicht Jahresendfest. Die Kinder gehen auch zum Martinszug.
Und nicht zum Laternenfest.
Inzwischen ist auch in unserem
kleinen Zimmer der Begriff des Kulturpessimismus angekommen. Gerne garniert mit
der Erweiterung links oder rechts, um der Schublade auch das richtige Label
aufpappen zu können. Ich halte von dem Begriff ausgesprochen wenig, denn er
wird in der breiten Mehrheit aller Fälle entleert von seiner tatsächlichen
Bedeutung verwendet und dient eigentlich nur dazu ein gerade passendes Etikett
zu generieren, womit man sich bekanntermaßen jede Auseinandersetzung in der
Sache ersparen kann. Die Grundbedeutung von Pessimismus geht davon aus, dass
eine Entwicklung zum Schlechteren so oder so eintritt, es keine Hoffnung gibt
und eine Wendung zum Besseren nicht eintreten kann. Das steht aber relativ
unabhängig von der Beurteilung der aktuellen Lage, bzw. unabhängig von dem
Vergleich zwischen zwei Zuständen.
Man ist schnell als Kulturpessimist
gestempelt, wenn man diverse kulturelle Entwicklungen der letzten Jahre oder
Jahrzehnte negativ beurteilt. Was natürlich Unsinn ist, denn über die
Beurteilung der Zukunft ist damit überhaupt nichts ausgeführt. Wenn man
objektiv feststellen kann (an dieser Stelle unabhängig davon, ob die Behauptung
richtig ist), dass es eine Zunahme von Jugendgewalt gibt, dann ist das
zunächst, zumindest für die meisten, eine negative Entwicklung. Es hat mit
Pessimismus wenig zu tun, das festzustellen. Wenn Leute sich heute hinstellen
und die, ja doch recht verbreitete, Haltung offenbaren früher sei alles besser
gewesen, ist damit noch keine pessimistische Haltung ausgedrückt, sondern man
drückt nur einen –in aller Regel schiefen- Vergleich aus. Pessimistisch wird es
erst in dem Moment, wo man davon ausgeht, dass es alles nur schlimmer werden
kann. Was allerdings eine meist recht schlecht fundierte Vermutung ist.
Nichtsdestotrotz ist man selbstredend schneller ein Kulturpessimist als man
Pieps sagen kann, wenn man derlei Vergleiche anstellt.
Nach diesem Ausschwenk erlaube ich
mir zu Ostern, Weihnachten und St. Martin zurückzukehren. Wir erleben heute,
wie auch durch die letzten Jahre, eine kulturelle Entwicklung weg vom
Christentum. Teilweise ganz offen vorgetragen durch hunderttausende von
Austritten aus der Kirche, teilweise versteckter, beispielsweise in den
Urteilen der BVerfG mit seinen Kruzifixen und Kopftüchern. Das Idealbild ist
dabei eine laizistische Gesellschaft, in der das Christentum eigentlich nur
noch hinter verschlossenen Türen stattfinden soll, wenn denn überhaupt, denn
die Idee, die Kirchen komplett zu verdammen ist, wenn auch als Außenseiter,
durchaus im öffentlichen Meinungskanon zu finden. Damit einher geht natürlich
auch eine Entkernung unserer Kultur in einigen wichtigen Aspekten.
Man muss die Kirche nicht mögen,
aber der Kern des Christentums ist von der Theorie her die Nächstenliebe. Mit
dem Zurückdrängen der Kirche wird natürlich auch entsprechend diese Idee
zurückgedrängt. Ehrenamtliches Engagement ist stark von christlichen Ideen
geprägt. Und in das entstehende Vakuum drängen andere Kräfte
und nicht unbedingt bessere. Glaube, Kultur und Tradition sind Dinge, die eine
Gesellschaft zusammenhalten. Sie vermitteln Gemeinschaftsgefühl,
Werteverständnis und Zusammenhalt. Nimmt man das weg, bekommt man eine andere
Gesellschaft, eine mit weniger Zugehörigkeitsgefühl, mit anderen
Moralvorstellungen und, schlimmer noch, mit unterschiedlichen
Moralvorstellungen. Und wenn unterschiedliche Moralvorstellungen zu einem
führen, dann ist das Konflikt, wenn nicht, in letzter Stufe, Gewalt. Beispiele
gibt es weltweit eine ganze Menge, leider nicht ein einziges positives. Selbst
die hochgeschätzten vereinigten Staaten mit ihrem Schmelztiegel der Kulturen,
sind eine innerlich zerrissene und ausgesprochen gewalttätige Gesellschaft,
deren Zusammenhalt sich nahezu ausschließlich nach außen definiert.
Ich bin kein Kulturpessimist, denn
ich weiß nicht was die Zukunft bringt und denke auch, dass die Zukunft von vielen Faktoren beeinflusst wird, die nicht alle kultureller Natur sind. Ich bin aber auch kein Kulturoptimist,
der glaubt nur weil etwas anders wird, wird es besser. Was ich vielleicht
inzwischen bin ist ein „Konservativer“, der zumindest die Gefahren der Veränderung
nicht ignorieren möchte. Wenn dieses Land, Deutschland, seine christliche
Kultur zurückdrängt und bekämpft, dann wird es ein anderes Land werden. Ob
besser oder schlechter wird man dann am Ende sehen. Aber es wird ein anderes
sein. Der Preis wird immer am Ende bezahlt. Als 68 die Weltverbesserer auf
ihren Marsch durch die Institutionen aufbrachen, waren sie voller Ideale und
der Absicht alles besser zu machen. Sie machten einiges besser. Und vieles
schlechter.
Daraus ableitend erlaube ich mir den
Wunsch zu artikulieren, dass ich das nicht will. Ich brauche keine Kirche, aber
ich will meine christlichen Wurzeln nicht ablegen. Ich brauche niemanden, der
für meine Sünden stirbt, aber ich möchte in einer christlich-jüdisch geprägten
Kultur leben. Ich brauche keine Erlösung, aber ich möchte in einer Gesellschaft
leben, deren Ideal das der Nächstenliebe ist und nicht die Liebe zu einer
esoterischen Naturvorstellung.
Und deshalb wünsche ich frohe
Weihnachten. Und frohe Ostern. Und deshalb halte ich Karfreitag die Füße still
und beschwere mich nicht, dass es freitags kein Fleisch gibt. Und meine Kinder
gehen zum Martinszug. Ich hoffe ihre auch, lieber Leser. Denn damit alleine haben
wir schon eine Menge gemeinsam.
Llarian
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