3. April 2015

Gewalt in der jüdischen Bibel

„Frage: kennst Du ein Buch, in dem das Töten im Alten Testament besprochen wird?

Unsere Kinder sind alle aus der Kirche ausgetreten. N. [ein Sohn] sagt, Gott hat 1 Million Morde angeordnet. Das ist kein Gott.“ (Anfrage von einer besorgten Mutter, Ende Febr. 2015)

Ich versuche eine Antwort.

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Gerade las ich im neuen Buch „Judas“ von Amos Oz den Satz: „Das Judentum und das Christentum und auch der Islam predigen den Nektar des Mitleids und des Erbarmens nur so lange, wie sie selbst über keine Fesseln, keine Macht, keine Folterkeller und keine Galgen verfügen.“ Welche der drei Hauptpersonen des Romans sagt das? Es ist ein alter behinderter kluger Jerusalemer und er sagt es in den fünfziger Jahren am Ende der Ära Ben Gurions. Versteckt sich in ihm der Amos Oz von heute, der an der Weltverbesserung verzweifelt: „Jeder, der sie verbessern will, taucht sie schon bald in Blutströme“?

Gewalt und Grausamkeit sind in der Bibel oft anders zu lesen, nur als Literatur oder sind der damaligen Bildsprache zu verdanken und müssen übersetzt werden auf ihren wirklichen Sinn hin. Selbst im Mund Jesu heißt es: Wenn dich dein Auge verführt, reiß es aus, wenn Hand oder Fuß, hau sie ab (Mk 9,43-47). Gemeint sind Vitalinteressen und nicht Körperteile.

Die Päpstliche Bibelkommission hat in einem Schreiben („Inspiration und Wahrheit der Hl. Schrift“ vom 22. 02. 2014) dem Thema Gewalt und Grausamkeit zehn Seiten gewidmet (Nr. 124-131). Sie „verlangt eine Auslegung, die nicht wörtlich ist“ (Nr. 127), deutet alles als Gleichnis und Bild und fügt hinzu, dass man aber auch die Notwendigkeit der Strafe für das Böse (und das Mitleid für die Opfer) nicht leugnen dürfe.

Fall 1: Tod der ägyptischen Soldaten im Roten Meer (Exodus 13-15)

Im Sinn der erzählten Geschichte: Tod ist leider das Risiko der dafür gut bezahlten Soldaten. Es geht um den ersten weltgeschichtlichen Sieg über einen Diktator mittels der Flucht vor ihm. Also um die Befreiung von Versklavten. – In der historischen Wirklichkeit starb kein einziger Ägypter. Der biblische Text ist eine reine Deutung der gelungenen Flucht einer sehr kleinen Gruppe, deren Erfahrung aber Jahr für Jahr für das Werden des Gottesvolkes bedeutsam wurde, vor allem zur Zeit der Tempelwallfahrt zum Pessachfest (das war erst 600 und mehr Jahre später.) Die angegebene Anzahl von 600000 hebräischen Männern beim Exodus durch die Wüste wird üblicherweise als typische maßlose Übertreibung bezeichnet. Die Zahl könnte aber – so meine Vermutung – auch von einer späteren Wirklichkeit herrühren: Bei der jährlichen zentralen Tempelwallfahrt zum Gedenken an die Befreiung aus Ägypten waren es in der Spätzeit so viele männliche Pilger, die beim Pessachfest in Jerusalem zur Aktualisierung bekannten: Was damals geschah, betrifft auch uns heute; wir waren gleichsam bei dem Auszug mit dabei.

Selbst wenn alles am Exodus ‚nur‘ Literatur wäre, - es wäre eine, die Geschichte stiftete und mit ihrer Ethik alle Befreiungsbewegungen inspiriert hat, zuletzt die lateinamerikanische Befreiungstheologie.


In der späteren Auslegung (Midraschim und Talmud) kritisieren die Juden selber das Tanzen und Sichfreuen über den Sieg und solidarisieren sich mit den toten Soldaten und mit der Not Gottes, der den Engeln das Lob verbietet: Wie könnt ihr singen, wenn meine Kreatur im Meer ertrinkt?

Der Alttestamentler Manfred Görg sagt sogar, die Erzählung über den (namenlos bleibenden!) Pharao sei geschrieben worden, um den israelischen König Salomo unbehelligt kritisieren zu können, dessen Hof gar nicht zum Ethos des Gottesvolkes passte (Salomo hatte aus politischen Gründen eine Prinzessin aus Ägypten zur Hauptfrau und verehrte viele Götter seiner 700 Frauen, er war wohl ein skeptischer Religionspluralist, siehe 1 Kön 5,9-14. Der Tempel war auch die Palastkapelle für die Götter der eingemeindeten Völker.) Er fiel vom Glauben ab, sagt die Bibel (1 Kön 11,1-13).

Fall 2: Tötung von 3000 zum Goldenen Kalb Abgefallenen am Sinai ( Exodus 32)

Auch diese Geschichte ist reine Literatur, d.h. Theologie und aus späteren Jahrhunderten. Goldüberzogene Stiere standen in Wirklichkeit z. B. im Tempel des Nordreiches, das sich von Jerusalem abgespalten hatte (1 Könige 12). „Kalb“ ist der Spottname für die Fruchtbarkeits-Götzen des Landes, die man sich auf dem Rücken von Stieren als Thron) stehend dachte.

Somit geht es hier um die Unterscheidung zum heidnisch-religiösen Glauben, um eine Antwort auf den Abfall zu einer primitiven Religion (auch die katholische Kirche ist immer in Gefahr zum Abfall zu Magie und Aberglaube). Da wurde niemand ‚getötet‘, sondern es gab Risse durch die Familien: Die einen hielten zur neuen Erfahrung, die anderen fielen zurück zur üblichen Clan- und Landesreligion. Später, bei Jesus, wurde daraus der Anfang der Glaubensfreiheit für jede Person und damit auch die Entdeckung des Individuums.

Ähnliches gilt für die Szenen über Meuterer, die vom Erdboden oder vom Feuer verschluckt werden, d.h. aus dem Gottesvolk weggingen, ins Privatleben zurückkehrten.

Fall 3: Eroberung des Landes, Bannung der Städte (Josua 1-12)

„In einem wirklichen Krieg fallen Mauern einer Stadt nicht beim Blasen von Trompeten zusammen“, - schreibt die Päpstliche Bibelkommission (in Nr. 127); die Norm, die Landesbewohner zu vernichten, sei „zu einem Zeitpunkt aufgeschrieben, als diese Völkerschaften im Land nicht mehr vorhanden waren.“

Nach Ausweis der Archäologen und mit dem Beweis ihrer Spaten darf man sagen: Keine einzige kanaanäische Stadt wurde erobert, geplündert und verbrannt, kein einziger Bewohner wurde getötet. Denn es gab keinen Eroberungszug. Historisch wanderten einige Gruppen ein, rodeten im Gebirge und gründeten offene Dörfer (inzwischen haben Israels Studenten jeden Quadratmeter erforscht, jeden ehemaligen Holzpfosten im Boden verifiziert) und Verschuldete oder Verarmte aus dem Land flohen zu ihnen und schlossen sich an. In drei Jahrhunderten wuchsen sie und kamen durch Einheiraten langsam in die Ebenen herunter. „Der größere Teil der Bevölkerung, die später in Israel aufgeht, ist bereits im Land gewesen“ (M. Görg, 154).

Leider ist Palästina als Landbrücke zwischen Afrika und Asien ein Zankapfel zwischen den Großmächten Ägypten und Babel/Persien. Jede der beiden Großreiche wollte es besitzen und überleben konnte Israel nur durch Neutralität. Oft handelten die Könige und Nationalisten aber falsch, am Ende gegenüber den Römern ganz falsch.

Ein paar Einzelheiten noch, die es konkreter machen. Jericho war in den ganzen 500 Jahren, die in Frage kommen, innerhalb derer Hebräer einwandern konnten, eine Ruine, ein Hügel, auf dem vielleicht ein paar Zelte und Hütten standen! Jericho, die 8000 Jahre alte Stadt, war einmal der Querriegel, der die Straße zwischen Afrika und Asien sperren konnte. Er hätte die Einigung von Nord- und Südstämmen zu einem Israel unmöglich gemacht. Aber jetzt existierte der Riegel nicht mehr.

Dank dafür an Gott! Das ist die Erzählung von der 7tägigen Prozession, wobei die ‚Mauern’ von selbst fallen. Wie gut ist das literarisch-theologisch komponiert! Die nächste ‚eroberte‘ Stadt heißt Ai. Der Name Ai heißt übersetzt: Trümmerhaufen. Aus der Reihe fällt die Geschichte mit den Gibeoniten, die mit einer List einen Friedensvertrag erhalten. Sie kamen mit so vergammelten Kleidern und Lebensmitteln an, als seien sie von weither, waren aber ganz aus der Nähe. Der Beistandspakt wird eisern eingehalten, trotz deren Trickserei: Als das friedensuchende Gibeon von fünf Städten dafür bestraft werden soll, helfen ihm Josuas Krieger diesen harten langen Tag zu überstehen, der hymnisch verklärt wird mit den berühmten Zeilen, dass die Sonne still stehen blieb bis zum Sieg (Jos 10, 12-14).

Beschränken wir uns auf unsere Frage zur Gewalt. Sie wird durch zwei Tatsachen beantwortet:


a) Warum wird aus dem friedlichen Einsickern von Flüchtlingen ein kriegerischer Eroberungszug? Auch wenn es nur Literatur ist, durfte das erfunden werden? Wann und warum tat man es?

Eine der möglichen Datierungen (von N. Lohfink bevorzugt) ist die Zeit unter König Hiskija, nach 700 v.Chr. Die nördlichen zehn Stämme, das Reich Israel, waren schon von den Assyrern erobert. Hiskija, der König des Südreiches Juda, glaubte, den Assyrern standhalten zu können und wagte den Widerstand. Dazu brauchte er ein stark motiviertes Heer, falls der Aufstand nicht hingenommen würde. So kann man es sich vorstellen, dass in den Jahren der Aufrüstung und Motivierung dieser Kurzroman über den großen Feldherrn Josua und über das Recht auf die Freiheit entstand. Juda musste einem Weltreich trotzen und dem großen Krieger Sanherib etwas gegenüberstellen. Hiskija ermaß durchaus das Risiko, sonst hätte er nicht einen 540 Meter langen Felstunnel unter Jerusalem zur Gihon-Quelle schlagen lassen, zur Wasserversorgung bei einer zu befürchtenden Belagerung.

Man kann sich aber auch gut vorstellen, dass die Eroberungssage erst im Babylonischen Exil (586-538) entstand. Dort wuchsen in 48 Jahren zwei Jugendgenerationen der gesamten nach Babel verschleppten jüdischen Elite auf, in einem militärisch, aber auch religiös starken Staat (Der Roman von Franz Werfel „Jeremia. Höret die Stimme“ schildert diese verführerische Kultur in historischer Treue). Die Exilsgenerationen sollten in der jüdischen Identität bleiben und in der Sehnsucht nach der Heimat leben. Dazu könnte diese Literatur über die einstige Landeseroberung und den Helden Josua entstanden oder überarbeitet worden sein.


b) Warum aber müssen laut Literatur (Josua 8,8; 10,28.30.32.35.37.40; 11,11.13.20) stereotyp alle eroberten Städte, durch Feuer vernichtet werden? Hätte man sie nicht zumindest selber bewohnen können? Es geht nach N. Lohfink nicht nur um die Ablehung einer Vermischung mit der religiös-heidnischen Bevölkerung, wenn das ‚Töten‘ der Bewohner befohlen ist, sondern um das Vermeiden des üblichen Kriegsrechtes auf private Beute bei der Plünderung. Alles ist für Gott gebannt und wird verbrannt. Das Beutemachen ist verboten und macht damit die Eroberung sinnlos. Wenn sich die Hebräer nicht daran halten, können sie ihrem Feind nicht mehr standhalten (Jos 7,11-12).

Dieselbe Bibel enthält auch ganz andere Erinnerungen. Jos 13,1-6 zählt alles auf, was überhaupt nicht jüdisch wurde, sondern weiterlebte, und im Richterbuch wird ehrlich erzählt: „Die Bewohner der Ebene konnten sie nicht vertreiben, weil sie eiserne Kampfwagen hatten“ (Ri 1,19). Das ganze Kapitel reiht auf, was an heidnischen Städten erhalten blieb. In Ri 2,22f wird sogar eine erklärende selbstkritische Theorie geboten: „Israel soll durch sie auf die Probe gestellt werden, ob es daran festhält, den Weg des Herrn zu gehen, wie es seine Väter taten, oder nicht. Darum ließ der Herr diese Völker im Land und vertrieb sie vorerst nicht. Er hatte sie auch nicht in die Gewalt Josuas gegeben.“ Und dies ist das Problem der nichteroberten Gebiete: „Die Israeliten wohnten also mitten unter den Kanaanitern, Hetitern, Amoritern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern. Sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen, und ihre Töchter gaben sie deren Söhnen, und die dienten deren Göttern. Die Israeliten taten, was dem Herrn missfiel. Sie vergaßen den Herrn, ihren Gott, und dienten den Baalen und den Kultpfählen.“ (Ri 3,5-7)

Fall 4: Gottesurteil auf dem Karmel (1 Könige 18)

873-853 v.Chr. herrschte König Ahab in Israel, verheiratet mit Isebel, der Tochter Etbaals, des Königs der Sidonier, und besonders sie blieb bei ihrer Baalsreligion. Sie verfolgte den Propheten Elija und drohte ihm die Tötung an. Elija floh ins Ausland und benutzte eine Notzeit, eine zweijährige Dürreperiode, um zu zeigen, dass nicht der Fruchtbarkeitsgott Baal zum Regen verhilft, sondern der Schöpfergott Israels. Er lud die „450 Baalspropheten und die 400 Propheten der Aschera, die vom Tisch Isebels essen“ (18,19), auf den Berg Karmel zu einem Gottesurteil ein. Sie hüpften den ganzen Tag um den Altar und ritzten sich blutig. Elija verspottete sie: Vielleicht sei ihr Gott beim Mittagsschlaf, oder beiseite gegangen oder verreist. Dann rief er seinen Gott um Hilfe an und die Antwort kam durch ein Feuer vom Himmel, das sein Stieropfer verzehrte. Das Volk bekehrte sich durch das Gottesurteil und Elija ließ die Baalspriester töten. Und man kam schon nicht mehr trocken vom Berg herunter nach Hause, endlich war der erlösende Regen da.

Das Anstößige ist der Vers 18,40, der von dem Töten der Hofpropheten der Königin erzählt. Er ist für unsere religionspluralistische Dialog-Zeit unerträglich. Es reicht nicht, zu hören, auch diese Geschichte sei nur literarisch, das Blut fließe nur auf dem Papier. Irgendwann gab es eine Zeit, wo es ernsthaft um das Überleben des neuen aufgeklärten Glaubens ging, und da half diese Geschichte zur Klärung. Und geht es denn nicht erst recht um Leben und Tod, bis heute, wo Gotteskrieger durch einen falschen politisch-religiösen Glauben Tod und Leid bringen? Elija gehört zu einer ganz anderen Linie.

Man sollte die Geschichte von Elija eher auf der Ebene der Frage, ob Tyrannenmord erlaubt sei, sehen. Die Hofpropheten des Baalskults verführten im Auftrag der Königin das Volk. Sie ‚töteten‘ nicht den Leib, aber die Seele der Israeliten.

Unser Katechismus erlaubt, einen Diktator wie Hitler zu töten. Es kann angesichts der Opfer sogar zur ethischen Pflicht werden.

Hingegen hat inzwischen auch die Kirche gelernt, dass man Ketzer nicht töten darf, dass nur geistige Waffen erlaubt sind. Und so sollten wir die Sage vom Gottesurteil heute lesen: als Literatur, als geistige Auseinandersetzung zwischen Baalsreligion und aufgeklärtem Glauben. Der Stoff war kein Blut, sondern Theaterblut. Das einfache Volk nahm die Geschichte wörtlich, wie sollte es nicht...

„Du brauchst nicht morden“

Durch die Erklärung ‚nicht Historie, sondern Literatur‘ entsteht der Eindruck, dass das Meiste in der Bibel nicht wirklich passiert sei, sondern erfunden wurde, und wir fragen: Warum erzählt man dann nicht, wie es wirklich war, oder warum streicht man heute nicht einfach diese Teile der Bibel?

Eine Antwort kann die Rezeptionsgeschichte geben: Wie sprechen diese Texte im Rahmen der Gesamtbibel, die Kanon, heilige Schrift ist? Welches Verhalten wollen sie hervorrufen? An einem Beispiel gesagt: An Mose lässt sich gut zeigen, wie differenziert die Bibel das Phänomen "Mord/Todschlag" behandelt. Sie leugnet nicht, dass er zum Mörder wurde, als er den Ägypter erschlug. Er wird von seinen Volksgenossen abgelehnt und muss fliehen. Im Ausland ergreift er Partei für die Schwachen (die Töchter Jetros). Dann befreit er seine versklavten Brüder und verkündet am Sinai das Gebot "Du sollst nicht töten!" als Teil der Lebensordnung des Gottesvolkes. Als Gott nach der Sünde mit dem Goldenen Kalb erklärt, er wolle das ganze Volk vernichten, wird er schließlich zum Fürsprecher und Lebensretter. Die Verbote im Dekalog sind übrigens besser übersetzt als Verheißungen, also: „Du brauchst nicht stehlen“, „Du musst dich nicht rächen“.

Vom ersten Schritt der Aufdeckung alles dessen, was zur Gewalt führt, geht die Bibel einen weiter: Wie kommt es zur Überwindung der Gewalt? Schon im Alten Testament gibt es einen pazifistischen Gegenentwurf zu den fiktiven kriegerischen Texten rund um das Elend der Exilszeit, es ist die nachexilische priesterschriftliche Redaktion.

Die gesamtbiblische Linie geht hin bis zur Figur des Gottesknechts Israel, der Gewalt leidet und gerade dadurch bei den "vielen Völkern" die Einsicht bewirkt.

Jan Assmann, dem man bisher das Urteil, Monotheismus bedeute Gewalt, zuschrieb, hat jetzt das Alte Testament neu entdeckt. Jetzt geht seine Grundthese von dem Motiv Exodus aus: Gottes Treue befreit das versklavte Volk, dieser jüdische Eingottglaube, die Grundgeschichte Europas, ziele auf die Befreiung, von Gewalt und auch von bloßer ‚Religion‘.


Die Juden haben im 4./3. Jh. v.Chr. eine schöne selbstkritische Parabel mit dem Jona-Büchlein erfunden: Der jüdische Prophet wird in die heidnische Stadt Ninive geschickt, um ein besseres Leben anzumahnen und verharrt bei der Wörtlichkeit der Drohung mit dem Untergang, auch nachdem Ninive Buße tat. Gott zeigt ihm, wie man die Drohworte gegen den Strich bürsten muss. So lautet die Schlussfrage Gottes an den zornigen Propheten: „Mir sollte es nicht leid sein um Ninive, die große Stadt, in der mehr als 120 000 Menschen leben, die nicht einmal rechts und links unterscheiden können – und außerdem so viel Vieh?“


Literatur: Im Internet: Norbert Lohfink, Gewalt und Monotheismus. Beispiel Altes Testament (PDF).

Norbert Lohfink, Mord im Namen Gottes? Krieg und Gewalt im Alten und Neuen Testament sowie im Koran und die Auswirkungen auf Christen und Muslime (Memento vom 27. Februar 2010 im Internet Archive).

Neuestens (ein ganz anderer Assmann!): Jan Assmann, Exodus. Die Revolution der alten Welt, München 2015.

Allgemein verständlich und von Historikern ohne Rücksicht auf einen Glauben geschrieben wurde das Buch „Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel“ von Israel Finkelstein und Neil A. Silbermann (deutsch: dtv 34151, erscheint seit 2004), 340 Seiten.

Manfred Görg, Der un-heile Gott. Die Bibel im Bann der Gewalt, Düsseldorf 1995.

Karl Veitschegger, Gott der Bibel - gewalttätig? Grausam? - Dunkle Seite Gottes? (November 2003).


Nachlesenswert ist auch der Beitrag von Zettel „Gewalt in der christlich-jüdischen Kultur, Gewalt im Islam: Eine eigenartige Ringvorlesung und ihr wissenschaftlicher Hintergrund“ in Zettels Raum vom 20.12.11.

Ludwig Weimer

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