Deutschland
ist ein sehr schwer verplantes und damit auch deutlich unfreies Land. Ein
Gebiet das dabei nicht so oft diskutiert wird – erstaunlicherweise - ist die Frage
was (!) man wo (!) bauen darf. Die Basis dessen ist weniger die Frage wem das
Land am Ende gehört, als die Frage was eine Gemeinde in den sogenannten
Bauleitplan reingeschrieben hat oder reinzuschreiben gedenkt. Simpel gesagt: Ob
und was man auf einem Stück Land etwas bauen darf, entscheidet nicht (!) der
Eigentümer eines Grundstückes, sondern der Staat. Eigentlich gibt es so gesehen
kein wirkliches Eigentum an Grundstücken in Deutschland, aber das offen zu
sagen wäre vielleicht zu auffällig.
Nun kann
man unterschiedlicher Meinung sein, wie frei jemand mit seinem „Pseudoeigentum“
Grundstück umgehen darf. Das berühmte Beispiel wird immer gerne genommen, das
keiner eine Fabrik auf dem Nachbargrundstück haben möchte. Das das freilich
auch in Ländern, die keine Bebauungspläne kennen, aus rein wirtschaftlichen
Gründen nicht passiert, ficht dabei die Allesplaner nicht an. Unabhängig von
der persönlichen Meinung, sollte man sich aber auch einmal Gedanken machen, was
diese massive Planung für eine Wirkung entfaltet. Und zwar im monetären Sinne.
Der
durchschnittliche Preis für Bauland liegt derzeit bei über 130 Euro pro
Quadratmeter, und diese Zahl ist für jemanden, der nach Bauland sucht, eigentlich
noch zu niedrig, denn die großen Flächenländer, in denen wenig Menschen wohnen,
ziehen die Statistik nach unten. Man kann sagen, dass dort, wo viele Menschen
leben (beispielsweise NRW oder Bayern), das Bauland teilweise bis zu 200 Euro
im Durchschnitt (!) kostet. In Randgebieten von Düsseldorf, München oder
Frankfurt auch gerne mal das doppelte. Dem gegenüber steht der Preis für
Ackerland und dieser liegt so um die 3-4 Euro. Wow. Jetzt wird natürlich jeder
erst einmal darauf hinweisen, dass das Bauland ja auch erschlossen worden ist.
Nur erklärt das die Preissteigerung nicht. So liegen die Kosten für Bauland in
oben erwähnten, „dünn besiedelten“ Gebieten bei um die 30-50 Euro. Und das
Erschließen kostet in Bayern nicht das Fünffache dessen, was es in Thüringen
kostet. Eine ebenso passende Beobachtung besteht darin, dass sich der Preis für
Bauland in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht hat und auch das kann
die Erschließungskosten kaum betreffen (die Kosten für Straßen, Rohrleitungen
und Kabel haben sich in 20 Jahren nicht verdreifacht).
Ganz simpel
gesagt: Das Bauland ist teuer, weil es knapp ist. Wer macht es knapp? Der
Staat. Und das in teilweise geradezu dreister Art und Weise. Ich habe früher in
einer Gemeinde gelebt, in der die Stadt von einigen ansässigen Bauern Land
erworben hat und anschließend den Bauleitplan so auswies, das ihre (und nur
ihre) Grundstücke zu Bauland wurden. Die Landwirte, die nicht verkauften,
bekamen kein Bauland ausgewiesen. Dort läuft heute eine genaue Grenze zwischen
den Gebieten, die verkauft wurden und die, die nicht angeboten wurden. Die
(massive) Wertsteigerung der Grundstücke hat die Gemeinde alleine einkassiert.
So kann man auch Geld machen. Das die selbe Stadt gar kein Interesse daran hat,
dass die Preise für Bauland sinken, kann man sich denken. Weitere
Interessengruppen gibt es ebenso, seien es Grundstücksbesitzer oder auch
einfach Baugesellschaften (die nebenbei gerne in städtischer Hand sind). Wer
eine Ware besitzt, will nicht, dass sie billiger wird, Knappheit ist gut für
den Anbieter.
Auf der
zweiten Seite eines Hausbaus, dem Haus selber, hat es sich fast noch schlimmer
entwickelt. Es gibt inzwischen mehr Vorschriften, wie ein Haus zu bauen ist,
als ein privater Bauherr auch nur in seiner normalen Freizeit lesen könnte. Das
fängt bei der Art an, wie sein Gebäude angelegt wird und zieht sich bis zu der
Frage, wie er sein Dach zu isolieren hat (wer die einschlägige ENEV kennt, weiß
ein Lied davon zu singen). In der Folge wird ein Hausbau immer teurer. Wer
nicht selber deutliche Eigenleistungen einbringen kann (und nicht jeder ist
Maurer oder Handwerker), der steht bei einem durchschnittlichen Haus von
vielleicht 150 qm Wohnfläche zuzüglich Keller bei einem Preis von über 300.000
Euro. Zusammen mit dem Grundstück von vielleicht 500 qm, kommt man dann
inklusive Nebenkosten (der Staat will ja noch mal zusätzlich kassieren, schönen
Gruß von der Grunderwerbssteuer und dem Notar) ganz schnell auf die halbe
Million.
Ein halbe
Million. Und dann fragt man sich: Wer kann sich das noch leisten? Ein normaler
Angestellter oder Arbeiter als Alleinverdiener jedenfalls nicht. Und ein
Doppelverdienerpaar aus einfachen Verhältnissen auch nicht. Das muss man nicht
schlimm finden, nur sollte man auch klar sagen, woran das liegt. In den USA
beispielsweise ist es für eine Familie der unteren Mittelschicht durchaus erschwinglich
ein Haus zu besitzen. Das hat zwar nicht die vierfache Verglasung eines
deutschen Niedrigenergiehauses und steht auch keine 150 Jahre, aber die Familie
wird darin trotzdem groß. Und schön können die durchaus sein.
Das Absurdeste am Ganzen (in meinen Augen) ist noch, dass wir ja in Deutschland
diesen komischen Begriff der sozialen Gerechtigkeit überall anbeten. Nun, wo
ist diese hier zu finden? Sogenannte Dinks (double income, no kids) können sich
auch in Deutschland irgendwann Häuser leisten. Unternehmer auch. Beamte, wenn
sie verheiratet sind, auch. Einfache Angestellte und Arbeiter dagegen nicht. Familien
mit Kindern dann auch eher nicht mehr. Die dürfen brav Miete zahlen. Vor allem
an die, die mehr haben (das ist mal eine echte Verteilung von unten nach oben).
Vor 40 Jahren konnten sich einfache Angestellte auch Häuser kaufen und bauen und
mussten dann eben nicht ihr Leben lang Miete zahlen. Dann kam man vielleicht
sogar im Alter auf einen bescheidenen Wohlstand. Zumindest das Haus konnte man
irgendwann verkaufen oder den Kindern hinterlassen. Wenn das Geld heute
stattdessen für Miete gebraucht wird (weil die Häuser staatlich teuer gemacht
sind), dann wird das nicht mehr passieren.
So nett die
Raumordnung und die ganzen Baugesetze mal gemeint waren, ihre Wirkung ist
inzwischen verheerend. Der Schutz einer Fledermausart bedingt Rücksichtnahme in
Bebauungsplänen, aber die Tatsache, dass sich Millionen Familien kein Haus mehr
leisten können, weil die Preise künstlich hochgehalten werden, die geht dabei
vollkommen unter. Heute werden Regierungen gewählt, die versprechen als große
Maßnahme der nächsten vier Jahre vielleicht einen Prozentpunkt Steuern zu
senken (der dann in vier Jahren wiederkommt). Wenn es einer Regierung gelänge,
dass ein Haus nicht mehr eine halbe Million, sondern nur noch die Hälfte davon
kosten würde (und das geht), dann wäre das Potenzen mehr wert. Allerdings
müssten wir davon absehen das Sparen von Energie zu einer Ersatzgottheit zu
verklären und auch mal hinnehmen, dass in einem Straßenzug nicht alle Häuser
sich gleichen wie ein Ei dem anderen (bei Licht betrachtet vielleicht gar keine
schlechte Idee). Und wir müssten uns Gedanken dazu machen, dass Kommunen ihre
Ineffizienz nicht hinter Grundstücksspekulation verbergen sollten. So gesehen
auch nicht falsch.
Llarian
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