Der Tod von Robin Williams hat in den Medien und noch mehr im Internet große Wellen geschlagen. Zu meiner Überraschung – der Name sagte mir überhaupt nichts. Seine wesentlichen Erfolge hatte er Ende der 80er zu einer Zeit, als ich wenig Zeit für Kino hatte. In manchen kleineren Rollen habe ich ihn wohl gesehen, aber nicht besonders wahrgenommen.
Aber offenbar hat insbesondere sein „Club der toten Dichter“ ganze Generationen deutscher Teenager schwer beeindruckt.
Wenn man sich die Beschreibungen auf Wikipedia so durchliest, wird das verständlich. Erst einmal ist es ein Schulfilm mit einem originellen Lehrer. Das geht in der entsprechenden Altersgruppe Kinogänger immer – von der „Feuerzangenbowle“ bis „Fuck ju Göthe“. Es geht um pubertäre Konflikte mit den Eltern, und um die Begeisterung für Literatur.
Und gerade der Literaturaspekt könnte mich interessieren. Ich war immer ein Büchernarr, habe von Klassik bis Krimi Bücher verschlungen, wie sie mir in die Hände fielen. Und habe mir oft inspirierenderen Deutschunterricht gewünscht als meist eben üblich.
Aber ein Club mit nächtlichen Treffen in einer Höhle? Rituelle Lesungen ausgerechnet aus einer Esoterik-Schwarte wie „Walden“? Bewußtseinserweiterung durch gemeinsames Exerzieren oder gemeinsames Auf-den-Tisch-Klettern?
Ist so ein Verhalten wirklich Förderung von Selbstbewußtsein und Non-Konformität – oder ersetzt es nur die Schulregeln durch Gruppendruck und Guru-artiges Auftreten eines charismatischen Führers?
Was ist von einem Lehrer zu halten, der sich gerne mit „My Captain“ anreden läßt, in direkter Anlehnung an die Verehrung des US-Nationalhelden?
Und dann natürlich der Konflikt zwischen dem Schüler Perry und seinem Vater. Schon klar, dieser Vater ist als der Bösewicht des Films konstruiert – er unterdrückt seinen Sohn und der Lehrer will diesem helfen.
Mit meinen eigenen Erfahrungen als Vater sehe ich das aber erst einmal nicht mehr gerne so eindimensional. Sondern ich frage mich eher, was eigentlich vom pädagogischen „Erfolg“ eines Lehrers zu halten ist, dessen Schüler sich am Ende aufhängt? Weil er zwar in eine bestimmte Richtung geführt wurde – aber ohne ein realistisches Selbstbild gelassen wurde, wie das funktionieren kann.
Nicht für die Schule lernen wir – sondern vor allem für das Leben außerhalb des Ponyhofs.
Wenn ein Lehrer meinen Sohn so weit aus der Bahn gebracht hätte, daß der anschließend Selbstmord begeht – dann hätte der froh sein können, wenn die Schule ihn rausschmeißt bevor ich ihn in die Finger kriege …
Mich irritiert schon, welche Wirkung der Film offenbar auf viele Menschen hatte.
Da steigt also eine Tagesschau-Redakteurin in der Sendung auf den Tisch, um den verstorbenen Schauspieler zu ehren. Weil das im Film die zentrale rebellische Geste gegen das Schul-Establishment war. Solche Symbolhandlungen machen mich mißtrauisch.
Nachrichtenvorlesetante bei der Tagesschau zu sein – viel mehr Konformismus mit dem Establishment geht hierzulande eigentlich gar nicht. Täglich eine rundgeschliffene Weltsicht vorstellen, die stärker Mainstream gar nicht sein kann. Da sind rebellische Gesten doch ziemlich lächerlich. Sie demonstrieren nur eine Weltsicht, nach der symbolisch auf den Tisch zu steigen (und grün zu wählen) schon ausreicht, um die korrekte Gesinnung zu beweisen und damit genug für die Weltrettung getan zu haben.
Das wird noch unterstrichen durch die Meinung vieler Kommentatoren, dieser Gag der Redakteurin wäre eine „mutige“ Sache gewesen. Welche Vorstellung von Mut haben diese Leute eigentlich?
Ich vermute auch, daß der Film die entscheidende Szene nicht zeigt. Denn die entscheidende Szene ist nicht, daß die Jungs auf den Tisch zeigen und ihren Rektor kurz mit dem Vortrag eines Gedichts provozieren.
Die entscheidende Szene ist, wenn sie hinterher wieder brav vom Tisch runtersteigen und regelkonform weiter ihren Unterricht besuchen. Ob das zu sehen ist?
Ich weiß noch nicht, ob ich mir den „Club der toten Dichter“ anschauen werde. Lieber mal „Good Morning, Vietnam“. Denn Robin Williams ist wohl wirklich ein sehr guter Schauspieler gewesen.
Aber offenbar hat insbesondere sein „Club der toten Dichter“ ganze Generationen deutscher Teenager schwer beeindruckt.
Wenn man sich die Beschreibungen auf Wikipedia so durchliest, wird das verständlich. Erst einmal ist es ein Schulfilm mit einem originellen Lehrer. Das geht in der entsprechenden Altersgruppe Kinogänger immer – von der „Feuerzangenbowle“ bis „Fuck ju Göthe“. Es geht um pubertäre Konflikte mit den Eltern, und um die Begeisterung für Literatur.
Und gerade der Literaturaspekt könnte mich interessieren. Ich war immer ein Büchernarr, habe von Klassik bis Krimi Bücher verschlungen, wie sie mir in die Hände fielen. Und habe mir oft inspirierenderen Deutschunterricht gewünscht als meist eben üblich.
Aber ein Club mit nächtlichen Treffen in einer Höhle? Rituelle Lesungen ausgerechnet aus einer Esoterik-Schwarte wie „Walden“? Bewußtseinserweiterung durch gemeinsames Exerzieren oder gemeinsames Auf-den-Tisch-Klettern?
Ist so ein Verhalten wirklich Förderung von Selbstbewußtsein und Non-Konformität – oder ersetzt es nur die Schulregeln durch Gruppendruck und Guru-artiges Auftreten eines charismatischen Führers?
Was ist von einem Lehrer zu halten, der sich gerne mit „My Captain“ anreden läßt, in direkter Anlehnung an die Verehrung des US-Nationalhelden?
Und dann natürlich der Konflikt zwischen dem Schüler Perry und seinem Vater. Schon klar, dieser Vater ist als der Bösewicht des Films konstruiert – er unterdrückt seinen Sohn und der Lehrer will diesem helfen.
Mit meinen eigenen Erfahrungen als Vater sehe ich das aber erst einmal nicht mehr gerne so eindimensional. Sondern ich frage mich eher, was eigentlich vom pädagogischen „Erfolg“ eines Lehrers zu halten ist, dessen Schüler sich am Ende aufhängt? Weil er zwar in eine bestimmte Richtung geführt wurde – aber ohne ein realistisches Selbstbild gelassen wurde, wie das funktionieren kann.
Nicht für die Schule lernen wir – sondern vor allem für das Leben außerhalb des Ponyhofs.
Wenn ein Lehrer meinen Sohn so weit aus der Bahn gebracht hätte, daß der anschließend Selbstmord begeht – dann hätte der froh sein können, wenn die Schule ihn rausschmeißt bevor ich ihn in die Finger kriege …
Mich irritiert schon, welche Wirkung der Film offenbar auf viele Menschen hatte.
Da steigt also eine Tagesschau-Redakteurin in der Sendung auf den Tisch, um den verstorbenen Schauspieler zu ehren. Weil das im Film die zentrale rebellische Geste gegen das Schul-Establishment war. Solche Symbolhandlungen machen mich mißtrauisch.
Nachrichtenvorlesetante bei der Tagesschau zu sein – viel mehr Konformismus mit dem Establishment geht hierzulande eigentlich gar nicht. Täglich eine rundgeschliffene Weltsicht vorstellen, die stärker Mainstream gar nicht sein kann. Da sind rebellische Gesten doch ziemlich lächerlich. Sie demonstrieren nur eine Weltsicht, nach der symbolisch auf den Tisch zu steigen (und grün zu wählen) schon ausreicht, um die korrekte Gesinnung zu beweisen und damit genug für die Weltrettung getan zu haben.
Das wird noch unterstrichen durch die Meinung vieler Kommentatoren, dieser Gag der Redakteurin wäre eine „mutige“ Sache gewesen. Welche Vorstellung von Mut haben diese Leute eigentlich?
Ich vermute auch, daß der Film die entscheidende Szene nicht zeigt. Denn die entscheidende Szene ist nicht, daß die Jungs auf den Tisch zeigen und ihren Rektor kurz mit dem Vortrag eines Gedichts provozieren.
Die entscheidende Szene ist, wenn sie hinterher wieder brav vom Tisch runtersteigen und regelkonform weiter ihren Unterricht besuchen. Ob das zu sehen ist?
Ich weiß noch nicht, ob ich mir den „Club der toten Dichter“ anschauen werde. Lieber mal „Good Morning, Vietnam“. Denn Robin Williams ist wohl wirklich ein sehr guter Schauspieler gewesen.
R.A.
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