24. September 2019

SInd wir wenige? Kann ich aus diesem Irrsinn noch aussteigen? Ein Gedankensplitter.

Normalerweise versuche ich (ehrlich!) die Welt positiv zu sehen: Die Regierung Merkel wird bald enden, der EZB geht das deutsche Geld so langsam aus und die SPD beendet ihre klagvolle Existenz unter Jubelschreien der eigenen Mitglieder. Es sind kleine Zeichen der Hoffnung, aber sie sind doch da. Der Irrsinn der vergangenen Jahre fällt so allmählich ihren Protagonisten auf die Füße und eine Gegenbewegung formiert sich, zwar langsam, aber doch kontinuierlich. Zumindest wäre das so meine irgendwie zusammengebaute Hoffnung.

Letzte Woche hat diese Haltung einen ordentlichen Dämpfer erhalten, denn nicht zuletzt die Berichterstattung über den vergangenen Freitag zeigt doch sehr deutlich wie stark der Moloch ist, der inzwischen große Teile der westlichen Gesellschaft, vor allem aber auch und gerade dieses Land in seinem Würgegriff hält. Es mögen in Relation zu 80 Millionen Deutschen nur ein paar (wenige) hunderttausend gewesen sein (real so zwischen 250.000 und 400.000), aber es war doch eine Menge Volk da, um in völliger Ignoranz von Realität den gesellschaftlichen Selbstmord zu verlangen. Zumindest den Selbstmord einer Gesellschaftsordnung die als einzige in der kompletten Menschheitsgeschichte in der Lage gewesen ist, nie dagewesenen Wohlstand, Frieden und Freiheit mit sich zu bringen. Stattdessen verlangten(!) ein paar hunderttausende "Jugendliche" und einige Mitstreiter eine neue, man kann es nicht anders sagen, Diktatur auf deutschem Boden (Herbert Grönemeyer war ja dumm (oder je nachdem ehrlich) genug, dass in seinem letzten Konzert auch ganz deutlich (und unter frenetischem Beifall!) zu sagen). Und was wurden sie flankiert: Kein größeres Medium, dass das auch nur in Frage stellen würde, nicht ein Politiker, der nicht ganz begeistert dem geisterhaften Treiben zustimmen würde. 

Zumindest mir wird angst und bange, wenn ich sehe wie schnell und wie weit es diese "Bewegung" inzwischen in so kurzer Zeit gebracht hat und wie radikal und fanatisch sie sich ausbreiten kann, ohne dass irgendwelche nennenswerte Gegenkräfte sie stabilisieren oder erden konnten. Es erscheint als haben zumindest Teile der deutschen Gesellschaft geradezu sehnsüchtig auf eine Idee oder ein Ideal gewartet, dem sie nun hinterherlaufen können. Und sie tun das. Fanatisch.
(Kleine Anmerkung am Rande: Es ist bezeichnend, wie unterschiedlich die Deutschen auf die heilige Greta reagieren und wie anders die Amerikaner das beispielsweise tun (wo Greta mehr so ein Kuriosum am Rande ist, für das sich eher linke Intellektuelle und Milliardäre interessieren).)

Es ist kein rein deutsches Phänomen, aber das gerade die deutsche Gesellschaft, die so stolz auf ihre Aufarbeitung des Faschismus war und ist, so wenig Abwehrkräfte gegen eine alternative, totalitäre Idee aufbringt, ist sowohl erstaunlich wie auch tieftraurig. Es muss nur einer mit einem vermeintlichen Ideal vorangehen und die Menschen vergessen zu Millionen, dass der letzte Heilsbringer auch nicht verkündet hat der größte Massenmörder der Neuzeit werden zu wollen (die letzten Dutzend Heilsbringer übrigens auch nicht). 

Natürlich werden die Protagonisten in vollster Empörung solche Vergleiche zurückweisen. Den historischen Nazis hätte die Unterstellung, dass sie brutale, primitive Unmenschen wären, mit Sicherheit auch nicht gefallen (aber durchaus gepasst). Aber deswegen wird es nicht falsch. Man sehe sich mal die Gemeinsamkeiten zwischen der Bewegung (ich vermeide es die Bewegung total mit FFF gleichzusetzen, weil die "Massenmigrationsbewegung" zumindest in der Führung nahezu identisch mit der FFF-Bewegung ist) und dem historischen Faschismus an: 
Es gibt ein ausgeprägtes Freund-Feind-Schema, ein deutliches Feindbild, dem jedwede Legitimation rundheraus abgesprochen wird, eine totalitäre und geschlossene Weltanschauung, die das große Ganze über die Bedürfnisse des Einzelnen stellt und diese Sicht durch ihr eigenes Ideal legitimiert. Der vermeintliche Anspruch an sich selbst wird zu einem Anspruch an die ganze Gesellschaft mit der absoluten Forderung nach Konformität, um das große Ideal nicht zu gefährden. Die Weltsicht ist absolut und duldet keinerlei Widerspruch, wer sich nicht fügt, ist ein Feind und wer das Doktrin auch nur am Rande in Frage stellt ein Häretiker, der auf den Scheiterhaufen gehört.

Die Nazis glaubten ebenso, dass der Zweck grundsätzlich die Mittel heilige. Die Nazis gingen auch davon aus, dass ihre Idealvorstellung grundsätzlich richtig und zum Wohl der ganzen Menschheit notwendig sei (erstaunlicherweise realisieren so wenig Menschen, dass die Nazis sich ganz und gar nicht als "böse" wahrnahmen). Die Nazis waren sich ebenso sicher, dass diejenigen, die anderer Meinung waren, grundsätzlich böse und zum Schweigen gebracht werden müssten. Am Rande bemerkt: Ihre geschichtlichen Nachfolger wie Vorgänger ebenso: In den Zeiten des französischen großen Terrors genügte es durchaus ebenso auch nur die Idee der Revolution in Frage zu stellen, um einen sicheren Platz auf dem Schafott zu gewinnen, in Maos China, Stalins Russland, respektive im roten Kambodscha war schon der Verdacht alleine tödlich.

Jetzt würde man -zurecht- einwerfen, dass die, nennen wir sie mal die "grüne" Bewegung,  weit davon entfernt ist Menschen in Lager zu sperren oder zu ermorden. Das stimmt. Nicht zuletzt deswegen, weil ihnen die Mittel dazu fehlen und weil die Gefahr, dass das (noch) rückwärts losgeht, recht gewaltig sein dürfte. Nur: Das muss nicht so bleiben. Die roten Khmer, eine irre Gruppe von Massenmördern, die auf dem Gipfel ihres "Erfolges" fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung Kambodschas ermordeten, begannen auch als kleine, politische Partei mit einem vermeintlichen Ideal (das übrigens dem Ideal der "Bewegung" nicht weit entfernt steht).
Zur Beurteilung eine politischen Bewegung ist es eben nicht ausreichend ihr gegenwärtiges Verhalten zu untersuchen, sondern vor allem das totalitäre und fanatische Gedankengut zu betrachten, dass ihr möglicherweise inne wohnt. Implizit ist das vielen auch einseitig bewusst, wenn sie beispielsweise über die NPD reflektieren. Die Tatsache, dass das ein ziemlich lächerlicher Haufen ist, kann und sollte nicht darüber hinweg täuschen, welche Sorgen man sich -ebenso zurecht- machen würde, wenn morgen ein paar hunderttausend NPDler durch München marschierten. Sieht man sich die Psychologie des dritten Reiches an, so wird man ebenso feststellen, dass es in Deutschland nicht mehrere Millionen Henker gegeben hat, wohl aber einige hunderttausend, die fanatisch genug waren die anderen Millionen für ihre Zwecke einzusetzen.

Doch zurück zur grünen Bewegung: Ich finde das, was da vor ein paar Tagen ablief nicht nur gespenstisch sondern auch rundheraus erschreckend. Eine Bewegung ohne jedwede Legitimation bar ihrer eigenen Masse tritt an und erhebt Forderungen, die das Schicksal von Millionen, im Extremfall Milliarden Menschen massiv verändern, die Politik kann sich gar nicht schnell genug fügen und die Medien klatschen Beifall und geben der "Bewegung" noch jede Menge positives Feedback.. Deutschland wird der Vorreiter in Richtung einer armen, sozialistischen, multikulturellen, aber dafür CO2 freien Zukunft. Ob "Deutschland" das will ist dabei erst einmal völlig unklar. Und ob man deswegen "die Deutschen" dazu zwingen darf, erst recht. Ich will nicht nur nicht in der  Grönemeyerschen Diktatur leben, ich bin sogar der rotzfrechen Meinung, dass diese kaum mit dem kompatibel ist, was im Grundgesetz niedergelegt ist. Das bedeutet ganz konkret, dass selbst wenn die "Wir sind mehr" Schreihälse recht hätten (ich bin da unsicher, da ich keine Empirie dafür oder dagegen habe), würde das immer noch keine solche Diktatur rechtfertigen.

Wobei das natürlich nicht die Realität beschreibt, natürlich kann eine Mehrheit per Gewalt nahezu alles durchsetzen, was sie am Ende will. Wer versucht Recht und Gesetz in Berlin durchzusetzen, wird auch sehr schnell merken, wie weit er damit kommt. Aber deswegen wird es nicht legitim. Herbert kann seine totalitären Ideen ausleben, aber es ist eben am Ende genau das: Das Ausleben von Totalitarismus durch Gewalt. 

Mich beschleicht jedenfalls in solchen Momenten ein Gefühl der Sinnlosigkeit noch dagegen ankämpfen zu wollen. Ich frage mich dann tatsächlich: Sind die mehr? Ist das Land bereits verloren und bin ich nur zu dumm, das wahr haben zu wollen? Ich komme mir ein bischen vor wie im Jahr 1930, man sieht den Sturm kommen, aber ist unfähig etwas dagegen zu unternehmen. Und ich frage mich wie viel Zeit uns noch bleibt, bis die "Ökodiktatur des Guten" sich nicht mehr nur nach der Macht streckt, wie sie das bisher getan hat, sondern wirklich in die Position kommt, die Grundrechte, für die so viele Menschen gestorben und gelitten haben, in die Tonne zu treten. Wir haben bereits erklärte Linksextremisten in der Regierung, wir erleben "staatlich geprüfte" (zumindest legitimierte) Klimademos bei denen die Antifa vorne weg marschiert, wir haben einen vorgeblichen Rechtsstaat, der Gesetze nicht mehr durchsetzt, wenn sie nicht dem gängigen Zeitgeist entsprechen, wir haben zunehmend ein Meinungsklima das Widerspruch nicht mehr nur nicht duldet, sondern sich aktiv anschickt diejenigen, die widersprechen entweder per Methode Antifa ins Krankenhaus zu prügeln oder schlicht staatlicherseits einzusperren. Im jüngsten Beispiel dieser Woche reicht schon das Foto(!) mit einem verfemten Parteiführer, um eine langjährige Karriere zu beenden.

Ich erlaube mir ein bischen im Kreis zu laufen: Bestrebungen, die Demokratie dieses Landes in eine sozialistische, weiche Diktatur umzumodeln, gibt es schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, praktisch eigentlich schon immer seit Bestehen der BRD. Mit Oskar Lafontaine hatten diese Bestrebungen zeitweise sogar einen Vertreter, der es bis zum Kanzlerkandidaten seiner Partei brachte. Aber zu jedem Zeitpunkt waren diese Bestrebungen immer aus dem einen oder anderen Grunde nivelliert oder zumindest eine eher nebenläufige Geschichte.  Mit Angela Merkel zog zwar jemand ins Kanzleramt ein, dessen demokratische Fundierung nicht nur ein bissel zweifelhaft war, aber trotz allem Schaden, den die Frau anrichtete, war sie nie stark genug den demokratisch verfassten Rechtsstaat aus seinen Angeln zu heben. Merkel war und ist verheerend, aber sie wird bald Geschichte sein.

Das, was wir derzeit sehen hat ein ganz anderes Kaliber. Der Spin und die Geschwindigkeit der Bewegung hat deutlich mehr Potential. Und wenn die letzte Woche eins deutlich(!) gezeigt hat, ist die Schwäche der deutschen Gesellschaft, sich gegen eine durch und durch totalitäre Ideologie zu stellen, bzw. diese (wie man so neudeutsch sagt) einzufangen.

Vielleicht haben wir Glück. Vielleicht verläuft das alles gemütlich im Sande (ich höre einen Kollegen schon deutlich betonen, dass die dicke Lady schon nicht singen wird). Kann sein. Ich bin kein Prophet. Aber genauso wie ich Angst vor einer Windhose habe, der auf mich zufegt, obschon diese sich  durchaus von einer Sekunde auf die andere auflösen kann, so macht mir Sorgen welche Dynamik diesem Prozess in der letzten Woche zugekommen ist.

Ich würde gerne aus diesem Irrsinn aussteigen.


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Llarian

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