„Das Traurige ist für mich, dass es weder eine linke
Gesellschaftsströmung von irgendeiner Relevanz gibt, die mit einem
aufklärerischen Impuls Massen begeistert, noch eine konservative
Strömung, die die westlichen Werte populär verteidigen kann. Links hat
sich als esoterisch-evangelisches Beamtentum etabliert, rechts als
besserverdienendes Ignorantentum.“
Ein Leser an Michael Miersch, zitiert nach "Na dann ohne mich", erschienen auf der Achse des Guten am 20.01.2015, Michael Mirschs Abschiedsartikel von der Achse des Guten
Kommentar: Besser kann man es eigentlich kaum Treffen. Es ist traurig, aber wahr. Es ist eingetreten, was ich immer befürchtet habe: Das Pendel wird von Links nach Rechts ausschlagen oder zwei große, verfeindete Lager, die sich gegenseitig mit illiberalen (aber zum Glück nicht gleich totalitären) Mitteln bekämpfen wollen, stehen einander gegenüber.
Doch was mich an dem Zitat wirklich fasziniert, ist die prägnante Formulierung, mit der das heutige linke Establishment und Salon-Linke auf der einen Seite und die konservative Gegenströmung auf der anderen Seite charakterisiert werden.
Zur treffenden Bezeichnung des grünen Milieus als esoterisch-evangelisches Beamtentum ließe sich noch viel sagen. Es sagt viel über den kulturellen Ursprung der Entwicklung des grünen Zeitgeistes aus und warum er dem Liberalismus das Potential geraubt hat. Der Liberalismus hat ja auch seinen Ursprung und seine ersten Erfolge nicht zufällig in protestantischen Gebieten gefeiert, er speist sich quasi aus dem gleichen kulturellen Kern, was nicht heißt, dass Grün und Liberal nicht zwei vollkommen unterschiedliche Strömungen wären oder die einen leicht zum anderen wechseln würden (natürlich gibt es auch hier Schnittmengen).
Die Charakterisierung macht aber auch eines deutlich: Wir haben es auch bei Pegida nicht mit Dummköpfen zu tun. Die AfD ist mindestens so intellektuell wie das grüne, post-moderne Milieu. Die wird durch das adjektiv "besserverdienend" deutlich, was sich hier vermutlich auch noch eher auf den Teil der Besserverdiener bezieht, welche ihr Einkommen in der Privatwirtschaft oder als Freiberufler verdienen. Es sind auch nicht Aufsichtsräte in großen Aktienunternehmen gemeint, die ihre hoch dotierten Aufsichtsratsposten durch Beziehungen, eventuell in der Politik geknüpfte Beziehungen erhalten haben. Und auch war nicht vom Adjektiv "reich" die rede, es geht also auch nicht um ererbten Wohlstand. Eigentlich wäre es gemäß grünem Klischee das typische FDP-Klientel. Ist es aber größtenteils nicht, die Schnittmenge zwischen klassischen FDP-Wählern und AfD-Wählern ist gering und diejenigen, die sich in dieser Schnittmenge befinden, werden in der AfD immer weiter an der Rand gedrängt - und zwar von denjenigen rechten Konservativen, um die es hier eigentlich geht. Natürlich stammen auch viele (frühere) FDP-Wähler aus einem Milieu, welches mit Besserverdiener aus der Privatwirtschaft und den freien Berufen umschrieben werden kann. Aber es ist ein politisch ganz anders eingestellter, von anderen Idealen geprägte und mit anderem Weltbild ausgestatteter Menschenschlag. Aber bei beiden liegt die Mutmaßung nahe, dass es sich um überdurchschnittlich gebildete Menschen handelt, einfach weil dies mit höherem Einkommen statistisch korreliert (und auch in eine Richtung kausal zusammen hängt, die gerade von Grünen gerne bestritten oder verleugnet wird) und, da nicht durch politisch motiviert geschaffene Arbeitsplätze erworben, vermutlich auch mit einer handfesten, produktiven und Mehrwert schaffenden Bildung.
Das unterscheidet die AfD sowohl von den Piraten als auch von Rechtsradikalen, NPD, und ihren Vereinigungen. Diese haben keine Chance (oder wie die Piraten verspielt, in dem man gescheiterte Grüne und Feministinnen und allerlei andere komische Gestalten die Partei hat übernehmen lassen), weil ihnen der Intellekt fehlt.
Und deshalb wird die AfD aller Voraussicht nach eine bleibende Kraft in der Bundesrepublik werden und sich etablieren. Zuerst mag das ein erfrischendes Aufbrechen des grünen Mehltaus sein, aber irgendwann wird es zu einer ermüdenden Dauermehlschlacht werden, mit zwei wahrgenommenen Fraktionen in Dauerkonfrontation. Auf der einen Seite grüner, auf der anderen Seite nationalkonservativer Mehltau.
Techniknörgler
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