31. Juli 2014

Über freie Assoziation, reale Taten und die deutsche Geschichte. Ein Gastbeitrag als Meckerecke von nachdenken_schmerzt_nicht.

Der wieder aufflammenden Nahost Konflikt ist in diesen Tagen ein zentrales Thema. Man redet sich die Köpfe heiß in einer Melange aus Emotionen, welche vorwiegend Israel als Täter und die Palästinenser als Opfer sieht. 
Vor diesem Hintergrund streitet man mitunter sehr heftig darüber, wo freie Meinungsäußerung endet und Antisemitismus beginnt. Immer wieder liest man davon, was (gerade) wir als Deutsche „dürfen“, „sollten“ und „müßten“ und von unserer besonderen Verantwortung, erwachsen aus der Geschichte. 
Zu der in anderem Zusammenhang schon oft gestellten Frage unseres Zeitgeistes, ob "wir denn als Deutsche" nichts aus unserer Geschichte gelernt hätten, erschließt sich mir dabei, vor diesem Hintergrund, überraschend klar eine Antwort:
Vor wenigen Wochen schrieb der geschätzte Calimero einen ausgezeichneten Artikel über die schier inquisitorische Unnachgiebigkeit, mit der man auch heute noch häufig dem entgegen tritt, was man mit dem Nationalsozialismus in Verbindung bringen könnte (und seien diese Verbindungen auch noch so abwegig). 
So gibt es zum Beispiel Überlegungen dazu, ob die Zahlenkombination 88 auf KFZ Kennzeichen hierzulande erlaubt sein sollte und ein Unternehmen welches die Zahl 88 in seiner Produktwerbung eingesetzt hatte, sieht sich tatsächlich zu einer öffentlichen Distanzierung von nationalsozialistischem Gedankengut gezwungen. Immerhin stellte das Oberlandesgericht Brandenburg im letzten Absatz eines Urteils vom 12.09.2005 fest:
Derzeit ist allerdings davon auszugehen, dass [der Gegenstand des verhandelnden Falls] - ähnlich auch der Assoziation der Zahl "88" mit dem Gruß "Heil Hitler!" – […] nicht dem Gesetzeswortlaut des § 86 a Abs. 2 StGB unterfällt.
Andererseits konnte man vor kurzem auf der Internetseite des rbb lesen:
Künftig sei die mehrfach skandierte Parole "Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf' allein" verboten, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. […] Ein Behördensprecher sagte jetzt, bisher habe die Polizei nicht handeln können, weil diese Parole nach einer vorläufigen Einschätzung der Staatsanwaltschaft keine Volksverhetzung darstelle. Die Prüfung laufe aber noch.
Man darf gespannt sein, was die Prüfung ergeben wird.

Was also haben "wir als Deutsche" aus der Geschichte gelernt? Wenn wir während des Sinnierens über die Gefährlichkeit der Symbolik einer einfachen Zahl nicht mehr die Eindeutigkeit der Tat zu erkennen imstande sind, erscheint mir die Antwort recht klar zu sein:

Nichts. 

nachdenken_schmerzt_nicht


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