18. November 2018

Thwip. Zum Tode von Stan Lee.

­
Der Ruhm kam vergleichsweise spät. 1961, also vor mehr als 50 Jahren schuf Stan Lee, zusammen mit Jack Kirby, den ersten großen Marvel Comic, die fantastischen Vier. Es folgten die bekannten Figuren vom Hulk bis zu seiner wohl erfolgreichsten Figur: Spider Man. Es mögen manche die Aussage in Zweifel ziehen, aber man könnte auch sagen, Stan Lee ist der eigentliche Schöpfer des Marvel Comic Universums, wie wir es heute kennen.


Dieses Universum führte lange Zeit ein Nebendasein. Während Comics für Kinder schon seit mehr als einem Jahrhundert als akzeptiert galten (schönen Gruss von Disney), so galten Comics für Jugendliche oder gar Erwachsene sehr lange Zeit als eher moderne Version von Drei-Groschen-Romanen und waren vergleichsweise unbeachtet. Man kannte zwar Supermann oder Spiderman, aber so richtig erwachsen war diese Unterhaltung nicht. So kann gerade der Verlag Marvel Comics eine recht turbulente Geschichte vorweisen, die durchaus auch schon einmal kurz am Bankrott vorbeiführte.

Das änderte sich erst vor knapp 20 Jahren mit den ersten großen Verfilmungen des Marvel Universums. 2002 kam Spiderman und spätestens mit Iron Man im Jahr 2009 war klar, das Marvel Verfilmungen sich mehr und mehr zu Kassenmagneten entwickelten, die hunderte von Millionen Dollar in die Kassen des Verlags spülten (Marvel wurde 2009 von Disney gekauft).

Mit dem Aufstieg von Marvel an den Kinokassen stieg auch Lees Stern, wenn auch spät. Nicht nur konnte er sich einen guten Teil der Gewinne sichern (nachdem er erfolgreich seinen alten Verlag verklagte), auch lies er es sich nicht nehmen in jedem der modernen Filme einen kleinen Cameo Auftritt zu absolvieren. War Lee in den siebziger und achtziger Jahren nur den Fans ein Begriff, so ist er heute nahezu jedem Kinogänger vertraut. 2011 erhielt er folglich dann auch (endlich) seinen Stern am Walk of Fame. Zu diesem Zeitpunkt war er schon Ende achtzig.

Nun war Lee sicher nicht Held meiner Jugend. Aber er war der Schöpfer vieler Helden meiner Jugend. Er schuf Figuren mit menschlichen Makel: Gegen den immer perfekten Supermann aus dem DC Comic Universum, wirkte der unsichere Peter Parker wie ein kleiner Schuljunge. Und war damit einer deutlich besser Identifikationsfigur als eben jener Migrant vom Planeten Krypton. Die Helden von Lee hatten private Probleme, standen aber für Ideale (heute würde man schön sagen "Sekundärtugenden") ein, wenn nötig bis zum Äußersten. Lees Schöpfungen hatten besondere Fähigkeiten, waren aber keinesfalls damit davor gefeiht in ihrem privaten Leben einen Schiffbruch nach dem anderen zu erleiden. Das machte sie menschlich. Und sympathisch. Und vor allem holte es sie von ihrem Podest.

Und auch wenn sein Werk in Kunst und Reflektion nicht vergleichbar sein mag mit den Werken großer Schriftsteller, so hat Lee nicht wenige Menschen in seinem Leben Freude und Unterhaltung geschenkt und vielleicht eine Orientierung sich für bestimmte Werte einzusetzen. Meine Jugend wäre ohne ihn ein kleines bischen langweiliger verlaufen. 

Danke. Er möge in Frieden ruhen.
Llarian

© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.